Aguirre - Der Zorn Gottes
Story 8
Bild 7
Ton 6
Ausstattung 8
Gesamt 7
Aguirre – Der Zorn Gottes aus dem Jahr 1972 ist die erste
Zusammenarbeit Werner Herzogs mit Klaus Kinski. Studiocanal bringt
den Film nach seiner HD-Premiere als Teil der Klaus Kinski / Werner
Herzog Collection nun auch als Einzelveröffentlichung auf den
Markt. Das Review klärt, ob sich die Anschaffung dieses klassischen
deutschen Films auch 40 Jahre nach seiner Entstehung noch
lohnt.
Story
Grossansicht
Spanische Eroberer wollen im 16. Jahrhundert im Urwald des Amazonas
die legendäre Stadt aus Gold, Eldorado, finden. Don Pedro de Ursuá
(R. Guerra) leitet einen eigenen Trupp, der neue Routen
auskundschaften soll. Sein Stellvertreter ist Don Lope de Aguirre
(K. Kinski). Begleitet werden die beiden unter anderem von Pater
Gaspar de Carvajal (N. Del Negro), der auch eine Chronik über die
Expedition führt. Schnell geraten die beiden Anführer de Ursuá und
de Aguirre aneinander, da Letzterer mit eisernem Willen Eldorado
erreichen möchte. Seine Besessenheit im feindlichen Dschungel
könnte sowohl die Rettung, als auch der Untergang der
Konquistadoren sein.
In
Aquirre – Der Zorn Gottes verschwimmen wie
später in Fitzcarraldo die Grenzen zwischen Fiktion und
Wirklichkeit. Wie der Protagonist des Films, Don Lope de Aguirre,
sah sich Regisseur Werner Herzog von nahezu unmöglichen
Umweltbedingungen geplagt. Dabei tat Herzog dann alles was nötig
war, um seinen Film mit dem viel zu niedrigen Budget von 370.000
US-Dollar fertig zu stellen. Da sich Hauptdarsteller Kinski bereits
ein Drittel des Geldes als Gage gesichert hatte, wurde Herzog
erfinderisch. Seine Kameras klaute er sich zusammen, die im Film
verwendeten Affen bekam er unter der falschen Voraussetzung, ein
Tierarzt zu sein und Hochwasser, welches die Dreharbeiten
eigentlich zum Erliegen gebracht hätte, integrierte er direkt in
die Handlung. Zwischen all diesem Trubel knallte es auch noch
gewaltig zwischen Herzog und seinem Hauptdarsteller Klaus Kinski.
Angeblich soll sich das ungleiche Paar sogar mit Waffen gegenseitig
bedroht haben.
Das Ergebnis all dieser Umstände ist ein Film, der weniger von
seiner manchmal zerstückelten Story als von seiner authentischen
Atmosphäre lebt. Kinski nimmt man wie eh und je den Größenwahn ab,
der den Schauspieler wohl auch privat auszeichnete. Die Auszehrung
der Schauspieler ist aufgrund der mörderischen Dreharbeiten echt,
so dass man die vielen historischen Fehldarstellungen und manche
Längen in der Inszenierung gern verzeiht. Wie kaum ein anderer Film
erlaubt es Aguirre dem Zuschauer, die Strapazen der Filmfiguren und
Schauspieler nachzuerleben, denn das Leid der beiden ist identisch.
Herzog nutzt dabei den Pater als Erzähler, so dass eine nahezu
dokumentarische Atmosphäre entsteht.
Grossansicht
Heutzutage ist schwer vorstellbar, dass eine derartige Produktion
nochmal das Licht der Welt erblicken könnte. Jedes andere Filmteam
hätte den Dreh vermutlich vorzeitig abgebrochen.
Aguirre –
Der Zorn Gottes ist somit ein toller Start in das
gemeinsame Schaffen von Werner Herzog und Klaus Kinski und gilt zu
Recht auch 40 Jahre nach seiner Entstehung als einer der besten
deutschen Filme überhaupt.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG4-MVC, Ansichtsverhältnis 1,37:1, Auflösung
1080p
-
leichter Einsatz von Rauschfiltern
-
für das Alter recht kräftige Farben
-
Kompression hält sich angenehm im Hintergrund
-
solide Kontrast- und Schwarzwerte
Grossansicht
Im Gegensatz zu Nosferatu – Phantom der Nacht und Fitzcarraldo hat
StudioCanal bei
Aguirre – Der Zorn Gottes zum
Glück weitaus weniger stark mit Rauschfiltern gearbeitet. So sind
einzelne Aufnahmen zwar immer noch recht weich, insgesamt wirkt das
Bild aber wesentlich organischer. Auch die Farben sind recht
kräftig und die Kontrast- und Schwarzwerte überraschend gut.
Bedenkt man das hohe Alter des Films, kann sich Aguirre auf Blu-ray
also durchaus sehen lassen.
Tonqualität
-
Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1 / 2.0), Englisch (DTS-HD Master
Audio 2.0)
-
kaum Unterschiede zwischen den drei Tonspuren
-
sehr gut verständliche und saubere Dialoge
-
auch in 5.1 so gut wie keine Surround-Aktivität
-
für das Alter angemessene Abmischung
Auch die Tonspuren zu
Aguirre – Der Zorn Gottes
sind gemessen am Alter der Produktion sehr ordentlich. Leider ist
auch die 5.1-Spur extrem frontlastig und weist kaum Unterschiede zu
den beiden Stereo-Abmischungen auf. Fans des Films werden aber
zufrieden sein.
Ausstattung
Zuvor war diese Dokumentation als eigenständige DVD erhältlich, nun
ist sie direkt mit dem Film auf einer Blu-ray enthalten: Mein
liebster Feind (SD, ca. 95 Min.) beschäftigt sich ausgiebig mit der
wahrhaftigen Hassliebe zwischen Werner Herzog und seinem
Weggefährten Klaus Kinski. Herzog erinnert sich an die gemeinsame
Zeit mit dem verstorbenen Schauspieler und plaudert dabei aus dem
Nähkästchen. Ein informativer, bisweilen sogar emotionaler
Rückblick auf die turbulente Zusammenarbeit der beiden Größen des
deutschen Films. Zusätzlich enthält die Blu-ray zu
Aguirre
– Der Zorn Gottes noch einen reichhaltigen Audiokommentar
von Werner Herzog und Laurens Straub, eine Fotogalerie sowie
abschließend den Kinotrailer in HD.
Fazit
Grossansicht
Im Gegensatz zu
Nosferatu und
Fitzcarraldo überzeugt das Bild bei
Aguirre – Der Zorn Gottes größtenteils. Kräftige
Farben, solide Kontrast- und Schwarzwerte sowie zurückhaltende,
digitale Nachbearbeitung sorgen für einen organischen Filmgenuss.
Der frontlastige Ton reißt zwar keine Bäume aus, ist für einen über
40 Jahre alten Film aber mehr als angemessen. Highlight ist das
Bonusmaterial, mit der zuvor einzeln erhältlichen Dokumentation
Mein Liebster Feind über die Beziehung zwischen
Werner Herzog und dem genial-wahnsinnigen Schauspieler Klaus
Kinski.
Aguirre – Der Zorn Gottes ist Werner Herzogs und
Klaus Kinskis erster gemeinsamer Film. Die Geschichte um eine
fiktive Expedition im 16. Jahrhundert verschmilzt ähnlich wie
Fitzcarraldo Fiktion und Wirklichkeit, da auch die
Produktionsbedingungen der verzweifelten Suche nach einem Eldorado
glichen. Das Ergebnis ist ein bedrückend-emotionaler Film, der
Kinski als den besessenen Größenwahnsinnigen zeigt, den er auch in
späteren Werken mit Herzog immer wieder bis zur Perfektion
verkörpert. Leichter Stoff ist das natürlich nicht, doch
Aguirre zählt nicht nur wegen seiner verrückten
Entstehungsgeschichte, sondern auch wegen seiner
Leinwand-Qualitäten noch immer zu den besten deutschen Filmen
überhaupt. Die Anschaffung der Blu-ray ist damit nicht nur für
Herzog- und Kinski-Fans sehr lohnenswert. (anw)
Kaufempfehlung8 von 10
Die Kaufempfehlung der Aguirre - Der Zorn Gottes Blu-ray wird
anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der
Story berechnet.
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