Fitzcarraldo
Story 9
Bild 4
Ton 6
Ausstattung 7
Gesamt 6
Fitzcarraldo ist unter Filmkennern vor allem wegen seiner beinahe
absurden Entstehungsgeschichte legendär. StudioCanal veröffentlicht
den Film von Regisseur Werner Herzog, der hier zum vorletzten Mal
mit Klaus Kinski gemeinsame Sache macht, jetzt auf Blu-ray. 2012
war Fitzcarraldo zunächst exklusiv als Teil der Klaus Kinski /
Werner Herzog Collection erhältlich.
Story
Grossansicht
Brian Sweeney Fitgerald (K. Kinski) liebt sowohl das Abenteuer als
auch die Oper. Bei den peruanischen Indios ist er besser als
Fitzcarraldo bekannt. Sein Traum ist es, im Dschungel von Peru ein
eigenes Opernhaus zu errichten – so wie das Teatro Amazonas. Doch
Fitzcarraldos Pläne nehmen immer aberwitzigere Formen an, da ihm
die Natur einen Strich durch die Rechnung zu machen scheint. So
kommt er mit seinem Projekt, das er mit dem Geld seiner Geliebten
Molly (C. Cardinale) finanziert hat, nicht weiter. Schließlich
entwickelt er den Plan ein Dampfschiff über einen Berg zu ziehen,
um Kautschuk-Felder zu bewirtschaften, die weiteres Geld für den
Bau des Opernhauses in die Kasse spülen sollen.
In Werner Herzogs Fitzcarraldo fällt es schwer, den Schauspieler
Klaus Kinski noch von seiner Rolle zu unterscheiden. Die Exzentrik
verschmilzt beide Persönlichkeiten. Eigentlich war Kinski jedoch
gar nicht als Hauptrolle vorgesehen, da der Dreh bereits mit Jason
Robards als Fitzcarraldo begonnen hatte. Robards fiel jedoch aus
gesundheitlichen Gründen aus, nachdem bereits der halbe Film
abgedreht war. Nach komplexen Verhandlungen übernahm Kinski die
Hauptrolle und soll mit seinen Wutausbrüchen am Set beinahe das
gesamte Projekt gekippt haben. Das ging so weit, dass die am Film
beteiligten, echten Ureinwohner angeboten haben sollen, Kinski für
Herzog über den Jordan zu schicken. Die authentische Darstellung
der Indios ist dann auch neben Kinskis Wahn das zweite
herausragende Element an Fitzcarraldo. So zeigt Herzogs Film die
Ureinwohner in ihrem natürlichen Alltagsleben ohne die
Hollywood-typischen Verzerrungen. Die Verbindung zwischen dem
größenwahnsinnigen Fitzcarraldo und den Ureinwohnern schafft es im
Verlauf der Handlung, fast das Unmögliche möglich zu machen.
Grossansicht
Fitzcarraldo lebt somit vor allem von den Kontrasten und der
Beziehung des besessenen Protagonisten zu den Indios, die ihm
helfen sollen seine weltfremden Pläne umzusetzen. Betrachtet man
die Entstehungsgeschichte, ist Fitzcarraldo gleichzeitig fast wie
eine Dokumentation. Denn auch Herzog musste mit diesem Film im
stetigen Konflikt mit Studio und seinem Hauptdarsteller das
Unmögliche möglich machen. Dass es Herzog am Ende gelungen ist,
stellt eigentlich ein kleines Wunder dar. Gelohnt hat es sich auf
jeden Fall, denn Fitzcarraldo ist vermutlich der beste Film des
Duos Herzog / Kinski. Auch nach über 30 Jahren hat dieser
eindringliche Film nichts von seinem Reiz verloren.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG4-MVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
leider deutlicher Einsatz von Rauschfiltern
-
Bild wirkt teilweise wie aus Wasserfarben
-
oft starkes digitales Rauschen
-
insgesamt sehr künstlicher Bildeindruck
Grossansicht
Leider hat StudioCanal bei Fitzcarraldo deftig mit Filtern
gearbeitet. So entsteht teilweise eine Art Aquarell-Optik mit
ausgefransten Konturen, digitalem Rauschen und starker
Weichzeichnung. Mit einem natürlichen, organischen Transfer hat das
leider wenig zu tun. Zumal das Bild durch die Filter nur bedingt
ruhiger wird, da das analoge durch digitales Rauschen und Artefakte
ersetzt wurde. Somit ist das Bild für diesen erstklassigen Film
eine Enttäuschung auf der ganzen Linie.
Tonqualität
-
Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1 / 2.0), Englisch (DTS-HD Master
Audio 2.0)
-
kaum Unterschiede zwischen den drei Tonspuren
-
sehr gut verständliche und saubere Dialoge
-
auch in 5.1 so gut wie keine Surround-Aktivität
-
für das Alter angemessene Abmischung
Ob man nun eine der beiden deutschen 5.1- bzw. Sterespuren, oder
aber die englischsprachige 2.0-Abmischung wählt ist unerheblich.
Stets bleibt das Klangeschehen sehr frontlastig. Nur der Soundtrack
verirrt sich auch auf die Rears. Für das Alter des Films (1982)
sind die Tonspuren aber durchaus gelungen.
Ausstattung
Auf der Blu-ray ist eine Dokumentation namens Die Last der Träume
(SD, ca. 90 Min.) enthalten, welche die turbulente Produktion des
Films behandelt. Man bekommt hier sowohl Einblick hinter die
Kulissen, als auch in die ursprünglich geplante erste Filmfassung
mit Jason Robards und Mick Jagger (!). Weitere
Hintergrundinformationen gibt es im sehr hörenswerten
Audiokommentar mit Regisseur Werner Herzog und Laurens Straub.
Zusätzlich sind noch Bildergalerien sowie ein Kinotrailer in HD
enthalten. Insgesamt stellt das Bonusmaterial somit dank der sehr
guten Dokumentation und dem informativen Audiokommentar sehr
zufrieden.
Fazit
Grossansicht
Das Bild der Blu-ray zu Fitzcarraldo wird diesem Herzog/Kinski
Klassiker absolut nicht gerecht. Durch übertriebenen Filtereinsatz
entsteht ein äußerst künstlicher Eindruck, der auf ganzer Linie
enttäuscht. Die deutsche und englische Tonspur sind dagegen
angemessen, auch wenn sie das Alter des Films natürlich nicht
verhehlen können. Das Extrapaket bietet für Fans interessante
Einblicke hinter die Kulissen. Schließlich ist die aberwitzige
Entstehungsgeschichte Fitzcarraldos geradezu legendär. Fitzcarraldo
ist trotz, oder vielleicht gerade wegen, seiner turbulenten
Entstehungsgeschichte der Höhepunkt des gemeinsamen Schaffens
Herzogs und Kinskis. Die Geschichte nimmt durch die Einbindung der
Ureinwohner vieles vorweg, was später auch in Der mit dem Wolf
Tanzt eine Rolle spielt. Kinski brilliert mit seinem Wahnsinn, so
dass schwer zu sagen ist, wo sein Schauspiel anfängt und der
verdrehte Mensch dahinter zutage tritt. Fans erleben das Duo Herzog
und Kinski in Fitzcarraldo jedenfalls auf dem Zenit ihres
gemeinsamen Schaffens. (anw)
Kaufempfehlung7 von 10
Die Kaufempfehlung der Fitzcarraldo Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
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