Scanners - Ihre Gedanken können töten
(Neuauflage) Blu-ray ReviewRegisseur und Drehbuchautor David Cronenberg darf man sicherlich zu
den außergewöhnlichen Vertretern seiner Zunft zählen. Dabei war
sich der Kanadier zu Beginn seiner Karriere gar nicht sicher, ob er
nun seiner künstlerischen Ader, oder seinen wissenschaftlichen
Interessen folgen sollte. Der Filmwelt wäre einer ihrer
interessantesten Charaktere abhandengekommen, hätte er sich für
eine Stelle als Forscher entschieden. Wie sein persönlicher
Werdegang, wurde auch sein filmisches Werk immer wieder von
Spannungsfeldern bestimmt. Vor allem in seinen früheren Filmen
tritt dies zu Tage. Die Dualität zwischen Körper und Geist etwa ist
ein wiederkehrendes Motiv, ein Konflikt, dem sich seine
Protagonisten stellen müssen. Die Macht der Gedanken oder auch die
Auswirkungen einer wissenschaftlichen Idee zwingen den Körper zu
meist drastischen „Anpassungen“. Ein früher Vertreter dieses
„Körperhorrors“ cronenbergscher Prägung ist
Scanners aus dem Jahr 1981.
Story:
Von der breiten Öffentlichkeit unentdeckt leben einige Hundert
besonders begabte Menschen unter uns: die Scanner. Scanner verfügen
über ausgeprägte telepathische und telekinetische Fähigkeiten. Doch
diese Begabung, mit der sie in den Geist anderer Menschen
eindringen und diesen manipulieren können, ist nicht nur ein Segen.
Der Fluch besteht darin, dass sich die Scanner vor der Gedankenflut
ihrer Mitmenschen nur unzureichend schützen können. Der Weg in den
Wahnsinn ist fast vorprogrammiert. So ergeht es auch Cameron Vale
(S. Lack), der auf Grund seiner Fähigkeit kein geregeltes Leben
führt. Doch eines Tages wird er vom Konzern ConSec aufgespürt und
entführt. Unter der Leitung des Wissenschaftlers Dr. Paul Ruth (P.
McGoohan) erforscht ConSec die Scanner. Doch auch der
größenwahnsinnige Scanner Darryl Revok (M. Ironside) verfolgt seine
finstere Agenda und bringt immer mehr Artgenossen unter seinen
Einfluss. Bald ist Cameron der einzige, der sich Revok in den Weg
stellt.
Scanners ist ein typisches Frühwerk Cronenbergs
und der Grundstein seiner langen, erfolgreichen Karriere. Dabei
entstand der Film unter schwierigen Bedingungen. Die Drehzeit
beschränkte sich auf sechs Wochen im bitterkalten kanadischen
Winter. Immerhin war der Film mit 4 Millionen Dollar finanziell
recht üppig ausgestattet. Die knappe Drehzeit schlägt sich am
deutlichsten nieder. Der Plot zeigt sich oft sprunghaft und wenig
konsistent. Camerons Wandlung vom Obdachlosen zum willigen
Geheimagenten im Dienste des ConSec Konzerns unterliegt keiner
plausiblen Entwicklung. Auch der Werdegang des Schurken Revok vom
schizophrenen Geisteskranken zum kühl kalkulierenden Strippenzieher
hinter den Kulissen ist wenig glaubhaft. Grundsätzlich bleibt die
Charakterzeichnung oberflächlich. Cronenberg war teilweise
gezwungen, noch während des Drehs am Drehbuch zu feilen. Diese
Hektik spiegelt sich in einem relativ zerfahrenen Gesamtbild
wider.
Trotzdem quillt der Film vor cronenbergscher Trademarks nur so
über. In erster Linie sticht der Konflikt zwischen Körper und Geist
besonders ins Auge. Die überragenden geistigen Fähigkeiten der
Scanner haben teilweise verheerende Auswirkungen, sowohl auf den
eigenen, als auch auf die Körper ihrer Mitmenschen. Am
einprägsamsten ist in diesem Zusammenhang sicher die fast schon
ikonische Szene des explodierenden Kopfs zu Beginn. Über die
Gefährlichkeit der Scanner besteht ab diesem Zeitpunkt kein Zweifel
mehr.
Danach hält sich der Film mit Schockmomenten allerdings zurück.
Auch die Bezeichnung „Horrorfilm“ greift zu kurz. Elemente der
Science-Fiction und der Mystery sind mindestens ebenso deutlich
ausgeprägt. Cronenberg bedient sich einer, vielleicht den zur
Drehzeit herrschenden Temperaturen entsprechenden, extrem kalten
und kargen Inszenierung und einer ebensolchen Ausstattung. Die
funktionale Sachlichkeit in den Räumen des ConSec Konzerns mag hier
als Beispiel dienen. Alleine durch dieses Stilmittel stellt sich
nur bedingt „Gruselstimmung“ ein. Vielmehr ist es einmal mehr ein
zwielichtiger Großkonzern, der in der Welt des David Cronenberg die
Rolle des Bösewichts einnimmt. Der in der Künstlerszene von
Montreal beheimatete Hauptdarsteller Stephen Lack bleibt in seiner
Rolle als Cameron durchgehend blass. Dagegen brillieren Michael
Ironside in der Rolle des Schurken und der herrlich subtil
aufspielende Patrick McGoohan als exzentrischer
Wissenschaftler.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
gute Schärfe, wenn auch zu keiner Zeit
referenzverdächtig
-
durchgängig sauberer Transfer
-
vereinzelt Verschmutzungen des Masters sichtbar
-
wenig ausgeprägte Kontraste
-
natürliche Farbgebung
-
kaum plastische Wirkung des Bilds
-
sauberer Schwarzwert
-
natürliches Filmkorn bleibt erhalten, zeitweise leichtes
Rauschen
Für einen über dreißig Jahre alten Low-Budget Film ist der
vorliegende Bildtransfer als durchaus gelungen zu betrachten. An
aktuelle Produktionen reicht das Ergebnis allerdings zu keiner Zeit
heran.
Tonqualität:
-
Deutsch Linear PCM 2.0 Mono
-
der Codierung entsprechend beschränkt sich die Akustik auf die
Frontkanäle
-
gute Dialogverständlichkeit
-
klare und recht laute Abmischung
-
durchschnittliche Dynamik
-
unterschwelliges Rauschen durchgängig hörbar
Die vorliegende Tonspur reißt bei weitem keine Bäume aus,
entwickelt sich aber auch nicht zum Ärgernis. Unspektakulär und
zweckdienlich.
Ausstattung:
-
Tonspur mit isolierter Musik und Effekten (Dolby Digital
1.0)
-
Audiokommentar von Marcus Stiglegger
-
„The Emepherol Diaries“ – Aktuelles Interview mit Stephen Lack
(ca. 15 Min., HD)
-
Bildergalerie
-
Originaltrailer
-
deutscher Trailer
-
TV-Spot
Wer an Hintergründen zum Film und David Cronenberg interessiert
ist, sollte sich Marcus Stigleggers Audiokommentar nicht entgehen
lassen. Stephen Lack erinnert sich in launigen 15 Minuten an die
Entstehung des Films. Die Extras liegen teilweise in HD vor.
Fazit:Technikfreaks werden von vorliegender Blu-ray, trotz Neuabtastung
des Masters, eher enttäuscht sein. Das Bild liefert lediglich
Durchschnitt, während die Tonspur zu keiner Zeit audiophile
Ansprüche erfüllt. Das Bonusmaterial liefert einige interessante
Hintergründe zum Film.
Scanners ist sicherlich nicht David Cronenbergs
beste Arbeit. Dennoch vereint er einige typische Trademarks des
Kanadiers, die auch diesen Film zu einem außergewöhnlichen Beitrag
weitab des Mainstreams machen. Körper und Geist, Wirtschaft und
Wissenschaft, eingebettet in einen Überbau aus Sci-Fi, Mystery und
Horrorelementen, sind Themen, die vor allem das Frühwerk des
Regisseurs prägen. Spätere Werke wie
Die Fliege oder
Naked Lunch zeigen sich aber im
Vergleich filmisch wesentlich ausgereifter. Für Fans ist allerdings
auch Scanners unverzichtbares Pflichtprogramm.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 6/10
Ton: 4/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die
Kaufempfehlung der Scanners - Ihre Gedanken können töten Blu-ray
wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung
der Story berechnet.
Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)