Metallica - Quebec Magnetic Blu-ray
ReviewNachdem Metallica mit „St. Anger“ das mit Abstand schlechteste
Album der Bandgeschichte veröffentlichten, rehabilitierten sie sich
im Jahr 2008 mit dem erfreulich harten und vor allem ausgereiften
„Death Magnetic“. Mit deftigem Riffing und ausgeklügelten
Songstrukturen bietet die Scheibe alles, was man von einer
Institution des Heavy Metal erwarten darf. Und natürlich ließen es
sich die vier Kalifornier nicht nehmen, ihr neues Werk auch live
ausgiebig zu präsentieren. Die Tournee führte sie einmal mehr um
den gesamten Erdball. Unter anderem auch nach Kanada. Genauer
gesagt in den französisch geprägten Osten des Landes, nach Quebec
City. Am 31. Oktober und 1. November 2009 kamen jeweils 16.000 Fans
in das Collisée Pepsi für ein Halloween der besonderen Art.
Story:
Zwei aufeinanderfolgende Auftritte am gleichen Ort werden von
Musikern gerne dazu genutzt, Livematerial mitzuschneiden oder zu
filmen. So können die Fehler des einen Auftritts relativ
unauffällig durch den anderen Auftritt korrigiert werden. Metallica
gehen in dieser Hinsicht einen anderen Weg. Im Vorfeld der
Veröffentlichung der Live Blu-ray ließen sie die Fans auf ihrer
Internetseite darüber abstimmen, welcher Abend komplett auf der
blauen Scheibe landet. Das macht Sinn, da die Band ihre Setlist von
Konzert zu Konzert teilweise stark variiert. Die Wahl fiel auf den
Auftritt am Halloweenabend. Der Schwerpunkt bei dieser Tour liegt
auf dem Material von „Death Magnetic“. Gleich sechs Lieder des
Albums werden an diesem Tag gespielt. Mit „That was just your life“
und „The end of the line“ startet das Konzert.
Während des ersten Songs wird die Bühne lediglich von einem
Stakkato aus Laserstrahlen erleuchtet. Ein optisch beeindruckender
und stimmungsvoller Einstieg. Mit dem fast 30 Jahre alten „The Four
Horsemen“ verbindet man die Gegenwart mit den legendären
Anfangstagen der Bandgeschichte. Eine positive Überraschung stellt
das darauf folgende Groovemonster „The shortest straw“ dar, das
leider viel zu selten live gespielt wird. Mit dem Anti-Kriegsepos
„One“ folgt ein erster Standard relativ früh im Set. Bei Open Air
Shows nutzt die Band den Song gerne für ausschweifende Pyroeffekte.
Bei der vorliegenden Hallenshow ist das in dieser Form nicht
möglich. Wie bei Metallica seit Anfang der Neunziger Jahre üblich,
befindet sich die Bühne in der Mitte der Arena. Dadurch gibt es in
der Halle keine „schlechten“ Plätze und die einzelnen
Bandmitglieder verfügen über eine große Bewegungsfreiheit, die auch
ausgiebig genutzt wird.
Über der Bühne hängen bewegliche Nachbildungen des vom Plattencover
bekannten Sargs, die ebenfalls mit Scheinwerfern bestückt sind. Das
garantiert eine aufwändige und abwechslungsreiche Lichtshow, die
einer Megaband gerecht wird. „Sad but true“ und das immer wieder
mitreißende „Welcome Home (Sanitarium)“ dürften Fans der mittleren
Jahre zufrieden stellen. Natürlich darf auch „Master of Puppets“
nicht fehlen. Ohne Zweifel der genialste Song, den sich das Duo
Hetfield/Ulrich jemals aus den Rippen geschnitzt hat. Die folgende
Abrissbirne „Battery“ steht im krassen Gegensatz zur
unvermeidlichen Feuerzeug-Ballade „Nothing else Matters“. „Enter
Sandman“ beschließt das reguläre Set. Natürlich sind es vor allem
die beiden letzten Songs, auf dem der Status von Metallica als
internationale Megaseller bis heute beruht. Die einen murmeln seit
20 Jahren verächtlich „Mainstream“. Fakt ist aber, dass das
Schwarze Album nicht nur Metallica, sondern den gesamten Heavy
Metal im breiten Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert hat.
Harte Musik ist nicht mehr nur das Ding einiger langhaariger
„Verrückter“, sondern hat seinen festen Platz in der Musikindustrie
inne und treue Fans quer durch alle gesellschaftliche
Schichten.
Dieser Querschnitt spiegelt sich im Publikum einer Metallica Show
wider. Auffällig ist der hohe Anteil junger (und älterer) Frauen,
die man eher in der örtlichen Disco oder Cocktailbar erwarten
würde. An diesem Abend mutieren sie alle zu Headbangern. Mit dem
Sweet Savage Cover „Killing Time“, dem Uraltkracher „Whiplash“ und
dem üblichen Rausschmeißer „Seek & Destroy“ endet ein
abwechslungsreiches und mit gewohnter Spielfreude dargebotenes
Metallica-Konzert.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung
1080/60i
-
unglaublich scharfes Bild
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Detail- und Tiefenschärfe auf Referenzniveau
-
messerscharfe Kontrastwerte
-
kräftige Farben
-
sattes Schwarz
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kein Rauschen oder Banding in dunklen Passagen
-
keine Bildfehler erkennbar
Der vorliegende Bildtransfer ist in jeder Hinsicht rattenscharf.
Nahezu jedes Gesicht ist im Publikum einwandfrei zu identifizieren.
Nahaufnahmen offenbaren jede Schweißperle und Bartstoppel. Der
Transfer bewegt sich ohne Einschränkung auf Referenzniveau.
Tonqualität:
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DTS-HD Master Audio 5.1, DTS-HD Master Audio 2.0, PCM 2.0
uncompressed
-
klar verständlicher Gesang, mit leichtem Hang zur
Dominanz
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klar differenzierte Stereoseparation (wie immer: Hetfields
Rhythmusgitarre links, Hammet rechts)
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Ulrichs Drumming in der Mitte, legt sich teilweise auch auf die
rückwärtigen Kanäle
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Bassdrum fehlt ein wenig der Punch
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Trujillos Bassgitarre könnte dominanter sein, geht etwas
unter
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das Publikum sorgt auf den Surrounds für Konzertatmosphäre
Wer auf hohem Niveau kritteln möchte, bemerkt einen leicht
unausgewogenen Sound. „Francais pour une nuit“ und das
Mexico-Konzert werden nicht ganz erreicht. Dennoch liegt hier
natürlich eine HD-Tonspur vor, die einem Metal-Konzert vollauf
gerecht wird.
Ausstattung:
Bei den acht Bonus Tracks handelt es sich um die „übrig“ geblieben
Songs des zweiten Abends. In Bild und Ton sind sie identisch zum
Hauptkonzert. Hier sind vor allem „Turn the page“, „Damage Inc.“
und „Phantom Lord“ bemerkenswert.
Fazit:
Die technische Umsetzung wird einer der größten Bands des Planeten
vollauf gerecht. Das Bild erreicht ohne Mühe Referenzstatus. Der
Ton bewegt sich ebenfalls auf hohem Niveau, klingt aber
stellenweise etwas unausgewogen. Die acht zusätzlichen Tracks sollt
man sich nicht entgehen lassen. Insgesamt bekommt man immerhin rund
drei Stunden Metallica live on stage geboten.
Man kann wahrlich nicht behaupten, Metallica würden die Fans nicht
ausreichend mit Live Blu-rays versorgen. Nach „Francais pour une
nuit“, „Orgullo, pasión, y gloria“ und dem Big Four Konzert ist
„Quebec Magnetic“ immerhin schon die vierte Veröffentlichung binnen
knapp drei Jahren. Aber solange die Qualität stimmt, kann man nur
sagen „Mehr davon!“. Metallica gehören nach wie vor zu den besten
Liveacts der Branche. Wer sich davon ein Bild machen möchte, darf
bei „Quebec Magnetic“ bedenkenlos zugreifen. Für Fans ist diese
Veröffentlichung natürlich sowieso Pflicht.
Kurzbewertungen:
Story: 10/10
Bild: 10/10
Ton: 8/10
Extras: 7/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 9/10
Die Kaufempfehlung der Metallica -
Quebec Magnetic Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und
unter Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)