Barbarella Blu-ray ReviewDas Jahr 1968 steht heute allgemein für die tiefgreifenden
gesellschaftlichen Umwälzungen Ende der Sechziger Jahre. Die
Generation der „68er“ hinterfragte eingefahrene Strukturen in
Politik und Gesellschaft. Sie stritten für Bürgerrechte,
Frauenrechte und für einen freiheitlichen und selbstbestimmten
Lebensentwurf für jeden einzelnen. Diese teils dramatischen
sozialen Umwälzungen schlugen sich ebenfalls in der Filmwelt
nieder. Wie schon in den Jahrzehnten davor fungierte der Film als
Spiegel der Realität. Junge Filmemacher beschritten formal und
inhaltlich neue Wege oder nutzten einfach nur die neuen
Möglichkeiten aus. Ein bedeutender Teilaspekt jener Jahre war
sicherlich die sexuelle Revolution. Was sich vor wenigen Jahren
noch hinter verschlossenen Türen abspielte wurde plötzlich in aller
Offenheit thematisiert. Mit dem französisch-italienischen
Science-Fiction-Trash „Barbarella“ breitet sich die neu entdeckte
Freizügigkeit sogar bis in die Tiefen des Weltalls aus.
Story:
In einer fernen Zukunft treibt die junge Spezialagentin Barbarella
(J. Fonda) in ihrem plüschigen Raumschiff ziellos durchs All. Doch
der süße Müßiggang währt nur kurz. Der Präsident der Erde hat
nämlich einen brisanten Auftrag zu vergeben. Der geniale
Wissenschaftler Durand Durand (M. O’Shea) ist während einer
Forschungsmission verschwunden. Brisant daran ist die Tatsache,
dass Durand eine gefährliche Waffe entwickelt hat, die in den
falschen Händen großen Schaden anrichten könnte. Eine Spur führt
Barbarella auf den Planeten Lythion. Bevor sie die Hauptstadt Sogo
erreicht, in der sie Durand vermutet, muss die hübsche Astronautin
jedoch mit vollem Körpereinsatz zahlreiche gefährliche Abenteuer
bestehen.
Als „Barbarella“ im Jahr 1968 in die Kinos kam, war dem Film kein
großer Erfolg beschieden. Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich
die bonbonfarbene Trashgranate zum Kultfilm. Objektiv betrachtet
ist „Barbarella“ natürlich kompletter Stuss. Wenn man die
Handlungsweisen der Heldin kritisch unter die Lupe nimmt, kommt man
unweigerlich zu dem Schluss, dass man es hier mit der schlechtesten
Agentin des Universums zu tun hat. Mit haarsträubender Naivität und
Blauäugigkeit stolpert die fesche Astronautin von einem Fiasko zum
anderen. Neben Barbarellas Garderobe bleibt dabei auch der gesunde
Menschenverstand ein ums andere Mal auf der Strecke. Von Anfang an
ist klar, dass der Film einzig und allein die beachtlichen
optischen Reize der damals 31jährigen Jane Fonda in den Mittelpunkt
stellt. Der anfängliche Striptease in Schwerelosigkeit ging völlig
zu Recht in die Filmgeschichte ein. Darüber hinaus folgt die
Handlung einer episodenhaften Struktur, der es an Geschlossenheit
mangelt. Ein übermäßig ausgefeiltes Drehbuch liegt dem Film also
nicht zu Grunde. Die einzelnen Abenteuer zeichnen sich durch einen
absurden Irrwitz aus, der ob seiner entwaffnenden Dämlichkeit schon
wieder (fast) genial ist. Kinder mit fleischfressenden Puppen, ein
Labyrinth, das seine Gefangenen zunehmend absorbiert, oder die
erstaunliche Lust-Orgel sind nur einige Beispiele dafür, was den
Zuschauer erwartet.
Ein Mangel an Fantasie ist dem Drehbuch sicherlich nicht
vorzuwerfen. Das trashige Setdesign passt zur Handlung wie die
berühmte Faust aufs Auge. Knallig, bunt, abgedreht und dem
Zeitgeist entsprechend psychedelisch verwandelt sich sogar der
Weltraum in eine blubbernde Lavalampe. Der Kreativität der
Setdesigner wird hier nahezu keine Grenze gesetzt. Wenn man diesen
herzerfrischenden Blödsinn etwa mit Stanley Kubricks
kühl-intellektuellem Meilenstein „2001 – Odyssee im Weltraum“
vergleicht, der im selben Jahr entstand, wird deutlich, welche
kreative Spannbreite das Science-Fiction Genre umfasst. Ebenso
erstaunlich ist die Tatsache, dass Jane Fonda in späteren Jahren
noch zweimal den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt. Unter
ihrem reizenden Äußeren verbirgt sich also eine echte
Charakterdarstellerin. Ein Talent, das in „Barbarella“ freilich
noch nicht gefragt war.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1080p
-
durchschnittliche Schärfe und Detailzeichnung
-
leicht verwaschene Kontrastwerte
-
deutlich präsentes Filmkorn
-
kräftige Farben
-
keine plastische Wirkung
-
keine altersbedingten Bildfehler erkennbar
Wenn man das Alter des Films in Betracht zieht, liegt hier ein
sauberer Transfer vor, der allerdings zu keiner Zeit irgendwelche
Bestmarken erreicht. Die Schärfe reicht immerhin aus, um die Drähte
an Barbarellas Raumschiff sichtbar zu machen. In Zeiten digitaler
Perfektion hat das durchaus einen gewissen Charme.
Tonqualität:
-
Deutsch Dolby Digital 2.0 Mono
-
gelegentlich altersbedingte Zischtöne bei S-Lauten
-
keine Dynamik
-
Dialoge nicht immer klar zu verstehen
-
kein altersbedingtes Rauschen
-
im Großen und Ganzen akzeptable Tonspur
Bedingt durch die Codierung beschränkt sich die Akustik auf den
Frontbereich. Mehr gibt es zu dieser Tonspur nicht zu sagen.
Ausstattung:
Es sind keine Extras vorhanden.
Fazit:
Technisch bleibt die vorliegende Blu-ray leider
unterdurchschnittlich. Das Bild ist recht ansehnlich und bringt die
fantasievolle Ausstattung angemessen zur Geltung. Echte HD-Momente
bleiben allerdings aus. Der Ton erfüllt nur rudimentäre Ansprüche.
Auf eine Sonderausstattung wurde leider komplett verzichtet.
„Barbarella“ ist Trash pur. Das gilt sowohl für die absurde
Handlung, als auch für die fantasievolle aber billige Ausstattung
des Films. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist es nicht
verwunderlich, dass sich der Streifen im Laufe der Jahre zu einem
echten Kultfilm entwickelt hat. Jane Fondas ausschweifend in Szene
gesetzten optischen Reize mögen ihr Übriges dazu beigetragen haben.
War der Film zu seiner Zeit noch ein Ausdruck der gerade neu
erworbenen sexuellen Freizügigkeit, beschränkt sich seine Relevanz
in der heutigen Zeit lediglich auf einen ausgeprägten
Nostalgiefaktor. Immerhin darf „Barbarella“ als eine frühe
Comicverfilmung gelten. Der französische Autor Jean-Claude Forest
schuf die Figur bereits im Jahr 1962 und rief damit prompt die
Zensurbehörden seines Landes auf den Plan. Bis zum „Sieg der Liebe“
war es eben ein langer Weg.
Kurzbewertungen:
Story: 6/10
Bild: 6/10
Ton: 4/10
Extras: 0/10
Gesamt*: 3/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 5/10
Die Kaufempfehlung der Barbarella
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)