Die rote Flut (1984) Blu-ray Review
geschrieben am 06.12.2012
Lange Zeit stand der 80er Jahre Klassiker Die rote Flut in
Deutschland auf dem Index und war somit nur schwer erhältlich. Bei
seiner Kinoveröffentlichung gegen Ende 1984 hatte der Film es sogar
weitaus schwerer, da etliche Kinoanbieter diesen aufgrund Protesten
aus ihrem Programm nahmen. Nach einer Neuprüfung am 18.10.2011
wurde der Film von der FSK neu eingestuft und ab 18 Jahren
freigegeben, so dass nach einer zuerst auf DVD neu veröffentlichten
Fassung nun auch eine Veröffentlichung auf Blu-ray ins Haus
steht.
Story
Nachdem es in der Sowjetunion sowie in Mittelamerika immer mehr zu
Aufständen kommt und die Nato sich letztendlich auflöst, stehen die
Vereinigten Staaten in der Welt plötzlich alleine da. Da kommt es
wenig überraschend, dass eines Tages russische und kubanische
Armeen in den U.S.A. einmarschieren und das Feuer eröffnen. In
Calumet, einer Kleinstadt in Colorado, wird nahezu die komplette
Bevölkerung entweder getötet oder gefangengenommen. Nur eine kleine
Gruppe von Teenagern gelingt es, in die Berge zu fliehen. Von dort
aus gründen sie den Widerstand und setzen sich gegen die Invasoren
zur Wehr.
Regisseur John Milius, der zuvor im Jahr 1982 mit
Conan der
Barbar große Erfolge feierte, hat mit Die rote
Flut ein aus heutiger Sicht äußerst utopisches Szenario geschaffen,
dass zur damaligen Zeit jedoch die Ängste der amerikanischen
Bevölkerung vor dem Kalten Krieg und der Ost-West
Auseinandersetzung aufgreift. So ist es nicht weiter verwunderlich,
dass der Film vor überschäumendem Patriotismus und
überschwänglicher Vaterlandsliebe nur so strotzt und in der
Hinsicht an die beiden ebenfalls zur damaligen Zeit entstandenen
Actionfilme Invasion U.S.A. und
Rambo II – Der
Auftrag erinnert – das betrifft sowohl den
Inhalt als auch die kritisch, polarisierende Reaktion von Volk und
Presse.
Nimmt man aber erst einmal die rot weiß blaue Brille ab hat Die
rote Flut durchaus seine Reize, denn Milius hat bereits mehrfach
bewiesen, dass er es beherrscht, mit wenig Mitteln sehr viel aus
einer Geschichte heraus zu holen. Langeweile gibt es aufgrund der
unterschiedlichen Settings und dem guten Spannungsverlauf nur
selten. Zwar bleiben manche Fragen unbeantwortet (Warum startet das
Freie Amerika keinen konzentrierten Gegenangriff?), aber davon
abgesehen ist der Kern der Geschichte in sich (mehr oder minder)
schlüssig. Der Widerstand der Jugendlichen ist nach anfänglicher
Naivität durchaus glaubwürdig, auch wenn die darstellerische
Leistung der damals noch unbekannten Newcomer nicht durchweg
überzeugt. Dafür bringt die Figur des nicaraguanischen Captains
gespielt von Judd Omen einige interessante Aspekte mit ein. Mit
Patrick Swayze (
Ghost – Nachricht
von Sam), Charlie Sheen (
Wall
Street), Lea Thompson (
Zurück in die
Zukunft), Jennifer Grey (
Dirty
Dancing), Powers Boothe (
U-Turn – Kein
Weg zurück), Harry Dean Stanton (
Marvel’s The
Avengers) und C. Thomas Howell
(
E.T. – Der
Außerirdische) gesellen sich eine Menge an
späteren Schauspielgrößen zur Besetzungsliste und gerade Swayze
zeigt bereits zum damaligen Zeitpunkt, was in ihm steckt. Als
Kollektiv schafft die Truppe insgesamt eine mehr oder weniger
solide Leistung, die nicht sonderlich negativ auffällt.
Bildqualität
-
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
-
gute bis sehr gute Schärfe bei teils erstaunlicher
Detailzeichnung
-
dennoch gelegentlich deutliche weiche Szenen vorhanden
-
kräftige zumeist natürliche Farbgebung bei passabel
eingestelltem Kontrast
-
wechselhafter, aber häufig satter Schwarzwert
-
bei Tagaufnahmen permanent erkennbares Filmkorn, das zumeist
sehr stark ausgefallen ist.
-
konstante, wenn auch nur feine Schmutzpartikel von der
Mastervorlage
-
sehr selten unruhiger Bildstand
-
keinerlei Kompressionsspuren zu erkennen
Das Bild hinterlässt zum Großteil einen überraschend positiven
Eindruck. Zwar sind durchgehend feine Schmutzspuren zu sehen, doch
diese fallen nicht sonderlich negativ auf. Die Schärfe bewegt sich
überwiegend auf einem hohen Niveau. Nur selten, wie z.B. die Szene
im Aparaho National Park sind weicher ausgefallen, bleiben aber in
der Minderheit. Die Gesichter nehmen hier und da einen leichten
Rotstich an. Abgesehen davon ist der Blu-ray Transfer durchaus sehr
gelungen.
Tonqualität
-
Deutsch DTS 2.0, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1,
u.v.a.
-
weiträumig abgemischter Stereoton
-
Abmischung generell sehr klar
-
keinerlei Störgeräusche erkennbar
-
hervorragender Soundtrack von Basil Poledouris (Conan der
Barbar)
-
jederzeit klar verständliche Dialoge
-
vereinzelt asynchrone Passagen
Es ist schön, dass keine künstlich aufgemotzte 5.1 Spur vorliegt,
sondern der Original Stereoton unangetastet auf die Blu-ray gepackt
wurde. Darüber hinaus fallen die weiträumig abgemischte Front und
die klare Widergabe der Stimmen sowie der hervorragenden Filmmusik
sehr positiv auf. Allerdings gibt es auch einige Schwächen und das
sind in diesem Fall eine schwache Dynamik sowie überwiegender
Mangel an Bässen. Unterm Strich überwiegt der positive Eindruck,
wenn auch das Resultat weitaus besser hätte klingen können.
Ausstattung
-
Making-of "Die Rote Flut" (SD; 23:00 min.)
-
Erschaffung der roten Bedrohung (SD; 9:36 min.)
-
Vorbereitung auf den 3. Weltkrieg (SD; 9:49 min.)
-
Eine Kleinstadt wird belagert (SD; 13:26 min.)
-
Original Kinotrailer (SD; 2:16 min.)
Sämtliche Extras liegen in SD und (bis auf den Trailer) im
Ansichtsverhältnis 4:3 vor. Am interessantesten erweist sich das
Making of, das in einem Rückblick die Entstehung des Films Revue
passieren lässt, auch wenn einige Aussagen in den Interviews stark
mit Eigenlob bedacht wurden. Die weiteren Featurettes bieten
ebenfalls eine Menge Zusatzinformationen zum Film. Ein Wendecover
ist hingegen leider nicht vorhanden.
Fazit
Technisch wäre zwar noch ein wenig Raum nach oben gewesen, aber
nichtsdestotrotz ist das Resultat für den minimal betriebenen
Aufwand ganz gut ausgefallen. Das Bild bietet bis auf wenige
Ausnahmen eine durchweg gute Schärfe sowie kräftige Farben. Die
Freude wird jedoch von starkem Filmkorn sowie permanenten
Schmutzpartikeln getrübt. Der Stereoton besitzt eine tolle
Auflösung und guter Durchzeichnung, lässt aber in Punkto Dynamik
und Kraft deutliche Defizite durchblitzen. Wenigstens ist das
Bonusmaterial zahlreich und informativ ausgefallen. Auch wenn Die
rote Flut zur damaligen Zeit auf vehemente Kritik stieß, hat der
Film mit der Zeit eine Menge Anhänger gesammelt. Die Geschichte ist
aus heutiger Sicht etwas hanebüchen, hat aber auch nach 28 Jahren
immer noch seine Reize. Zum nostalgischen Abtauchen in die 80er
Jahre bestens geeignet. (sah)
Story: 6/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 5/10
Gesamt: 6/10
Kaufempfehlung:
6/10
Testgeräte
TV: Toshiba
47Z3030D
Player: Sony
BDP-S790
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor
1 / Back: Magnat