Iron Sky - Wir kommen in Frieden Blu-ray
ReviewDank einer geschickten Medienkampagne war die
finnisch-deutsch-australische Koproduktion
Iron
Sky schon lange vor Fertigstellung in aller Munde. Fans
auf der ganzen Welt fieberten der Veröffentlichung entgegen. Eine
engagierte Internetcommunity unterstützte das Projekt des
finnischen Regisseurs Timo Vuorensola nicht nur mit Geld, sondern
sogar mit Ideen und hat somit die Story maßgeblich beeinflusst. Für
Trekkies dürften Regisseur Vuorensola und der Visual Effects
Producer Samuli Torssonen keine Unbekannten sein. Ihre „Star
Wreck“-Fanfilme genießen in den unendlichen Weiten der
Star-Trek-Community mittlerweile Kultstatus.
Iron
Sky ist nun ihre erste professionelle Arbeit.
Story:
Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs hat sich im Angesicht der
Niederlage eine große Zahl Nationalsozialisten auf die von der Erde
abgewandte Seite des Mondes geflüchtet. Unter der Führung ihres,
nun ja, Führers Kortzfleisch (U. Kier) basteln sie seitdem an einer
triumphalen Rückkehr zur Erde. Doch Kortzfleisch leidet nicht nur
unter dem langen Schatten seines immer noch beliebten,
österreichischen Vorgängers. Auch die Fertigstellung der
ultimativen Vernichtungswaffe lässt seit Jahrzehnten auf sich
warten. Im Jahr 2018 stolpern zufällig zwei amerikanische
Astronauten über die stark befestigte Basis der Mondnazis. Was
zuerst als kriegerischer Akt interpretiert wird, entwickelt sich
unverhofft zum Glücksfall. Denn das Smartphone des Astronauten
Washington (C. Kirby) entpuppt sich als das fehlende Bauteil,
welches der ultimativen Waffe noch fehlt. Leider macht ziemlich
schnell der Akku schlapp, so dass sich der Offizier Klaus Adler (G.
Otto) und die Erd-Expertin Renate Richter (J. Dietze) mit ihrer
Reichsflugscheibe auf den Weg zur alten Heimat machen, um Nachschub
zu besorgen. Mit unabsehbaren Folgen für die Weltgeschichte.
Nazis auf dem Mond? Eine amerikanische Präsidentin, die verflixt
nach Sarah Palin aussieht? Albinisierte Afro-Amerikaner?
Weltraumzeppeline? Sowohl der gesunde Menschenverstand, als auch
physikalische Gesetze werden in dieser Farce durchgängig auf eine
harte Probe gestellt. Es wird nie erklärt, wie es die Nazis 1945
auf den Mond geschafft haben. Oder mit welchen Mitteln sie ihre
Basis über Jahrzehnte in Stand halten. Wie erzeugen sie den
Sauerstoff? Warum ist die Gravitation in der Basis normal? Wie
produzieren sie Nahrung und Ausrüstung? Woher kommen die Unmengen
Eisen und Stahl für ihre Raumflotte? Und wie um alles in der Welt
ist es grundsätzlich möglich, all das mit einer völlig antiquierten
Steampunk Technologie ans Laufen zu bringen? Fragen über
Fragen.
Um es kurz zu machen: natürlich ist die Story von
Iron
Sky ausgemachter Blödsinn. Und natürlich schert sich das
Drehbuch keinen Deut um plausible Erklärungen. Wer sich mit dieser
Prämisse nicht abfinden kann, macht am besten einen großen Bogen um
diesen Mumpitz. Es drängt sich ebenso unweigerlich die Frage auf,
ob man die übelsten Verbrecher der Menschheitsgeschichte in dieser
dreisten Form überhaupt in den Mittelpunkt eines reinen
Unterhaltungsfilms stellen sollte. Hier darf relativ schnell
Entwarnung gegeben werden. Es wird nichts verharmlost oder
verherrlicht. Die Nazis sind eindeutig als mordlustige, skrupellose
Schurken zu identifizieren.
Ihr Verhalten und allgemeines Gehabe werden dermaßen überzeichnet
dargestellt und auf die Schippe genommen, dass sie letztlich
durchgängig der Lächerlichkeit Preis gegeben werden. Doch auch die
US-Präsidentin und der heillos zerstrittene UN-Sicherheitsrat
bekommen ihre Portion Häme ab. Und genau hier liegen die Stärken
von
Iron Sky. Einige intelligente und gelungene
Seitenhiebe auf heutige Missstände erfreuen auch den mitdenkenden
Zuschauer. Ebenso werden Filmkenner die eine oder andere Hommage
entdecken. Im Laufe der Handlung offenbaren sich aber auch manche
handwerklichen Schwächen. Teilweise verzettelt sich der Film in
seinen diversen Nebenhandlungen, wirkt zerfahren und zu wenig auf
das Wesentliche fokussiert. Weniger wäre hier mehr gewesen. Die
Special Effects sind für einen vergleichsweise gering budgetierten
Film erstklassig. Wirklich jeden Cent sieht man auf der
Mattscheibe, groß angelegte Weltraumschlachten inklusive. Auch die
Darsteller bewegen sich durchweg auf hohem Niveau. Allen voran Götz
Otto, als ebenso tumber wie ehrgeiziger Paradenazi, und Udo Kier,
der seinem Ruf als „Trashpapst“ einmal mehr alle Ehre macht. Julia
Dietze überzeugt sowohl als Eye Candy, als auch in ihrer Rolle als
naive Mitläuferin, der bald erhebliche Zweifel an den hehren Zielen
ihrer Kameraden kommt.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
exzellente Schärfe und Detailzeichnung, sowohl in Nahaufnahmen,
als auch im Tiefenbereich
-
einige Effect-Shots etwas weicher
-
transparenter Schwarzwert
-
natürliche Farbgebung, in der Mondbasis der Nazis herrscht
monochromes grau-braun vor
-
ausgewogene Kontraste
-
kein Filmkorn erkennbar
-
keine groben Bildfehler
-
Plastizität entwickelt sich nur selten
Der Bildtransfer bedient aktuelle Ansprüche an das hochauflösende
Medium.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
überwiegend frontlastige Abmischung
-
sauber abgemischte Stereobühne
-
nur in Actionsequenzen, wie der finalen Raumschlacht, nehmen
auch die Surroundkanäle Fahrt auf
-
ebenso verhält es sich in Bezug auf den Subwoofer, wuchtig und
prägnant nur in Actionszenen
-
ausgeprägte Dynamik
-
kaum differenzierte, direktionale Effekte
-
Dialoge bleiben immer klar verständlich
Die Tonspur leistet sich keine groben Schnitzer, ein
Surroundfeuerwerk bleibt aber aus.
Ausstattung:
-
Audiokommentar mit Regisseur Timo Vuorensola und Visual Effects
Producer Samuli Torssonen
-
62th Berlinale: Premiere of Iron Sky (ca. 12 Min.)
-
How it all started (ca. 8 Min.)
-
Story and Characters (ca. 15 Min.)
-
Div. Trailer und Teaser
-
Gallery
Das Bonusmaterial zum Film gestaltet sich äußerst übersichtlich.
Echte Einblicke in die Produktion offenbart nur der informative
Audiokommentar. Die restlichen Beiträge kratzen lediglich an der
Oberfläche. Die Extras liegen komplett in HD vor.
Fazit:
Bildtechnisch leistet sich die Blu-ray keine Ausrutscher. Lediglich
einigen Effect Shots sieht man das geringe Budget an. Diese
erscheinen im Vergleich zu den restlichen Bildinhalten etwas
weicher. Der Ton liefert ein dynamisches Ergebnis, könnte die
Surroundkanäle allerdings mehr fordern. In den Extras hätte sich
der Fan substantiellere Informationen zum Entstehungsprozess
gewünscht.
Iron Sky ist ein Film mit Licht und Schatten. Hat
man die haarsträubende Prämisse einmal akzeptiert, erlebt man rund
93 unterhaltsame Minuten. Der Storyverlauf ist zeitweise zerfahren
und wenig konsistent, sorgt aber trotzdem für einige Lacher. Auch
die satirischen Seitenhiebe auf die aktuelle Weltpolitik sind zum
großen Teil gelungen. Science-Fiction Fans kommen Dank
ausgezeichneter Special-Effects und gelungener Weltraumszenen auf
ihre Kosten. Verfechter der politischen Korrektheit haben ebenfalls
wenig Grund zur Sorge. Die Rollen von Gut und Böse sind klar
verteilt. Die Freigabe „ab 12“ und die Unterstützung des Deutschen
Filmförderbunds sprechen für sich. Im Zweifel aber lieber erst
einmal ausleihen.
Kurzbewertungen:
Story: 6/10
Bild: 8/10
Ton: 7/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Iron Sky - Wir
kommen in Frieden Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und
unter Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Boxen: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)