Die Chroniken von Erdsee
Story 7
Bild 9
Ton 7
Ausstattung 8
Gesamt 8
Studio Ghibli aus Japan ist quasi für das Anime-Genre das, was
Pixar für computeranimierte Filme ist. Immer wieder aufs Neue
überzeugt das Studio nicht nur mit bombastischen Zeichnungen,
sondern auch mit tiefgründigen Geschichten. Ihre Produktion
Die Chroniken von Erdsee, auf Basis der Romane
Ursula K. Le Guins, lief bereits 2006 im Kino und schafft nun den
verspäteten Sprung ins HD-Heimkino.
Story
Der Erzmagier Ged entdeckt, dass die Drachen plötzlich das Land
heimsuchen und sich sogar gegenseitig attackieren – ein Omen,
welches signalisiert, dass die Welt im Ungleichgewicht liegt. Im
Ungleichgewicht befindet sich auch die Seele des Prinzen Arren, der
von dem Bösen in seinem Inneren gequält wird. Dunkle Schatten
drohen von Arren Besitz zu ergreifen und verleiten ihn sogar dazu,
seinen Vater, den König, zu töten. Gemeinsam mit Ged versucht Arren
nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das der Welt in die
richtigen Bahnen zu lenken.
Die Chroniken von Erdsee ist das Regie-Debüt von
Goro Miyazaki, Sohn der Ghibli-Ikone Hayao Miyazaki. Miyazaki Jr.
reicht leider nicht an die Qualitäten seines Vaters heran und
liefert mit der Verfilmung der Romane der Autorin Ursula K. Le Guin
einen für Ghibli-Verhältnisse schwachen Film ab. Allerdings
bedeutet „schwach“ für das renommierte Studio immer noch
überdurchschnittlich. So verzaubert auch
Die Chroniken von
Erdsee mit einer aufwändigen Präsentation und einem
aufwändigen Orchester-Soundtrack. Für Deutschland wurde außerdem
eine tolle Synchronisation erstellt, die Universums Herz für
Anime-Fans zeigt. Woran es aber beim Film hapert, sind
Charakterzeichnung und Spannungsbogen. Beispielsweise beginnt der
Film gemächlich und erzählt eine bedeutungsschwangere
Vorgeschichte, deren Rolle im Gesamtfilm nicht den ausschweifenden
Anfang rechtfertigt. Zudem mixt
Die Chroniken von
Erdsee mehrere Romane durcheinander, was die Handlung zum
Teil abgehackt wirken lässt. Zwar basiert der Film in erster Linie
auf dem dritten Band der Erdsee-Reihe (Das ferne Ufer), enthält
aber auch Elemente aus den drei nachfolgenden Büchern. Dadurch
entsteht Episodenhaftigkeit und man hat oft das Gefühl, als würde
hinter dem Gesehenen wesentlich mehr stecken. Dadurch fällt es den
Chroniken von Erdsee schwer, als in sich stimmiger Film zu
überzeugen.
Trotzdem kann der Anime mit seiner düster-magischen Atmosphäre
punkten und weist die für Studio Ghibli typische, hochwertige
Machart auf. Angesichts des Mangels guter Animes auf dem deutschen
Markt, sollte man als Japan-Fan also auch
Die Chroniken von
Erdsee eine Chance geben. Anmerkung: Seltsamerweise hat
die FSK
Die Chroniken von Erdsee eine
Altersfreigabe „Ab 6 Jahren“ erteilt. Für kleinere Kinder ist der
Film allerdings absolut nicht zu empfehlen, da er einige sehr
düstere Szenen enthält. Vermutlich hat die Freiwillige
Selbstkontrolle hier in der Kaffeepause eine Art „Cartoon-Bonus“
gegeben.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
sehr ausgewogene Farbgebung, passt zum
Wasserfarben-Stil
-
stabile Kontrast- und Schwarzwerte unterstützen die
detailverliebten Animationen
-
hervorragende Schärfe erzeugt zu jederzeit HD-Feeling
-
bei einigen Computeranimationen minimale Treppchenbildung
Die Chroniken von Erdsee macht in High Definition
eine exzellente Figur. Studio Ghiblis prägnanter und liebevoller
Zeichenstil eignet sich aufgrund der vielen kleinen Details
ausgezeichnet für eine HD-Auswertung. Als einziges, kleines Manko
sind in wenigen Szenen, in denen man auf Computeranimationen
zurückgegriffen hat, Treppchenbildungen zu erkennen. Dieser Effekt
wird aber nur auf großen Bilddiagonalen auffallen und tritt nur
selten auf. Im Ergebnis ist der Bildeindruck wirklich
hervorragend.
Tonqualität
-
Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1), Japanisch (DTS-HD Master
Audio 5.1)
-
hochprofessionelle deutsche Synchronisation
-
klare Dialoge stehen im Klangbild im Zentrum
-
extrem atmosphärischer Orchester-Soundtrack
-
nur dezente Surround-Aktivität
Trotz des Surround-Mixes stehen bei
Die Chroniken von
Erdsee Dialoge und der tolle Orchester-Soundtrack im
Zentrum. Vor allem Letzterer profitiert von der verlustfreien
5.1-Abmischung und darf sich über alle Lautsprecher ausbreiten. In
einzelnen Szenen gibt es allerdings auch ein paar Effekte aus den
Rears, speziell wenn sich die Drachen zeigen. Die Bässe bleiben
dagegen eher dezent und ordnen sich dem restlichen Klangbild
unter.
Ausstattung
Universum stattet
Die Chroniken von Erdsee mit
reichhaltigen und hochwertigen Boni aus. So lässt sich
beispielsweise der komplette Film auch als Storyboard-Version
ansehen (HD, ca. 2 Std.). In HD wartet ebenfalls ein NTV-Special
zum Film (hiermit ist nicht der dt. Nachrichtensender gemeint,
sondern die japanische Fernsehgesellschaft Nippon Television) mit
ca. 43 Min. Spielzeit. Das Special liegt auf Japanisch mit
deutschen Untertiteln vor. Auch Hinter dem Mikrofon, ein Extra über
die japanischen Synchronsprecher, wartet mit japanischem Ton und
dt. Untertiteln auf (HD, ca. 47 Min.). In SD gibt es zwei weitere
lange Dokumentationen zum Orchester-Soundtrack (ca. 1 Std.) sowie
speziell zur Entstehung des Liedes „Therru's Song” (ca. 30 Min.) -
beide abermals in japanischer Sprache mit dt. Untertiteln. Das
gesamte Material ist nicht nur überaus umfangreich, sondern auch
sehr informativ und liebevoll zusammengestellt. Für Fans sind die
Extras extrem sehenswert.
Fazit
Die Chroniken von Erdsee punktet optisch mit
seinem liebevollen Animationsstil, der auf Blu-ray tadellos
umgesetzt wurde. Auch die deutsche und japanische Tonspur gefallen,
selbst wenn akustisch nicht ganz das Qualitätsniveau des Bildes
erreicht wird. Auch das quantitativ und qualitativ überzeugende
Bonuspaket lässt die Herzen aller Anime-Fans höher schlagen. Hier
hat Universum keinerlei Aufwand gescheut.
Die Chroniken von Erdsee gehört definitiv zu den
schwächeren Filmen aus dem Hause Studio Ghibli. Vielleicht ist dies
der relativ kurzen Produktionszeit von gerade einmal einem
dreiviertel Jahr geschuldet. Die Geschichte wirkt teilweise
zerfahren und erzeugt keinen konstanten Spannungsaufbau. Dass der
Film trotzdem gefällt, verdankt er seiner fantasievollen
Erzählweise und den liebevollen Animationen. Auch der
Orchester-Soundtrack, der bei jedem Final-Fantasy-Fan eine
Gänsehaut erzeugen wird, trägt einiges zum Reiz des Films bei.
Letztlich ein immer noch überdurchschnittlicher Film, den sich
deutsche Anime-Fans trotz seiner Mankos zu Gemüte führen sollten.
(anw)
Kaufempfehlung8 von 10
Die Kaufempfehlung der Die Chroniken von Erdsee Blu-ray wird anhand
der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
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