Der Illusionist
Story 8
Bild 9
Ton 8
Ausstattung 4
Gesamt 7
Der Illusionist von Regisseur Sylvain Chomet erhielt 2010
den Europäischen Filmpreis als bester Animationsfilm und war 2011
in der gleichen Kategorie für den Oscar nominiert. Fast völlig ohne
Dialoge erzählt der Film die melancholische Geschichte eines
alternden Zauberkünstlers. StudioCanal setzt den Film für
Deutschland in HD um und bietet unter dem Arthaus-Label ein
Filmerlebnis der ungewöhnlichen Art.
Story
Grossansicht
Der alte und heruntergekommene Zauberkünstler Tatischeff reist von
Stadt zu Stadt, um gerade genügend Klimpergeld für die nächste
Mahlzeit in der Tasche zu haben. Größere Hallen oder Clubs füllt er
schon lange nicht mehr. Nur in einem abgelegenen Dorf in Schottland
begeistert er die Kneipenbesucher noch mit seinen Tricks. Dort
begegnet er der jungen Frau Alice. Der desillusionierte Tatischeff
freundet sich rasch mit dem hoffnungsvollen Mädchen an und
gemeinsam reisen die Freunde nach Edinburgh, um mit Ach und Krach
in einer Künstlerherberge über die Runden zu kommen. Winkt
wenigstens einem von beiden doch noch das Glück?
Der Illusionist basiert auf einem Drehbuch der
französischen Regie-Legende Jacques Tati, der sich auch als
Schauspieler und Autor einen Namen gemacht hat, aber leider 1982
verstarb. Fast 20 Jahre später nahm sich Sylvain Chomet seiner
Geschichte um einen heruntergekommenen Zauberkünstler an.
Ursprünglich sollte der Film in den 1980ern als Realfilm mit Tati
selbst in der Rolle umgesetzt werden. Ohne Tati entschied sich
Chomet der französischen Ikone mit einem Animationsfilm zu
huldigen. So kommt
Der Illusionist beinahe
vollständig ohne Dialog aus. Nur vereinzelt fallen Worte in
Englisch oder Französisch. Vielmehr erzählt der Illusionist seine
Geschichte, in der Tradition der Zauberkunst, über die visuelle
Ebene. Dabei erinnern die Animationen an Point-and-Click-Adventures
aus den 1990ern. So gibt es im gesamten Film nur drei
Kamerafahrten. Der Rest der Aufnahmen besteht quasi aus fast
statischen “Gemälden” in denen sich die Charaktere bewegen. Zwar
nimmt dieser Stil das Tempo aus dem Film, passt aber zur
melancholischen, bisweilen düsteren Stimmung. Zumal die Zeichnungen
trotz ihrer Statik einen hohen Detailgrad aufweisen.
Grossansicht
Trotzdem gelingt diese Erzählweise nicht immer. Einige Szenen
berühren zwar ungemein, so etwa der schleichende Abstieg
Tatischeffs, der schließlich gar in Schaufenstern von Geschäften
auftreten muss. Andere Abschnitte, etwa manche Aufnahmen in der
Wohnung von Tatischeff und Alice, sind langatmig und erzeugen eine
schläfrige Atmosphäre.
Der Illusionist ist
generell eine Art “Film in D-Moll” und streut gar nahezu
nihilistische Momente ein. Etwa wenn Tatischeffs Agent das Geld
einstreicht und Tatischeff nur einen Hungerlohn abtritt, ein
Obdachloser von Kindern verprügelt wird oder sich ein Clown in der
Künstlerherberge erhängen will. Auf Grund dieser vorherrschenden
Sentimentalität erzeugt der Film größtenteils eine traurige
Stimmung.
Der Illusionist ist ein klassischer Film für einen
einsamen Filmabend mit einem Glas Rotwein in der Hand, gedämpftem
Licht und idealerweise der Einladung zu einem Filmfestival im
Briefkasten. Für diejenigen, die Blockbuster und leichte
Unterhaltung schätzen, ist der Film vermutlich ein abschreckendes
Beispiel für pure Langeweile. Wer allerdings ruhige, visuelle und
bisweilen gesellschaftskritische Filme wie etwa Kubricks 2001 mag,
sollte
Der Illusionist eine Chance geben.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG4-AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
sehr facettenreiche und kontrastreiche Farbgebung
-
sattes Schwarz, das aber die Schattierungen der Zeichnungen
erhält
-
durchweg problemlose Kompression mit sehr hohen Biraten (meist
über 30 mbps)
Grossansicht
Der eigenwillige Zeichenstil von
Der Illusionist
macht in HD eine sehr gute Figur. In einigen Aufnahmen meint man
eine Art stehendes Rauschen wahrzunehmen, das sich in den ersten
Szenen beispielsweise bei den Musikern im Theater oder fahrenden
Autos zeigt. Hier handelt es sich weder um digitale
Verschlimmbesserungen, noch um Kompressionsprobleme, sondern
Eigenheiten des Animationsstiles (der Film entstand für nur 17 Mio.
US-Dollar). Dieser Effekt ist nur auf großen Bilddiagonalen bei
genauem Hinsehen in wenigen Aufnahmen wahrnehmbar. Ansonsten macht
der Illusionist in HD eine wahrlich tolle Figur.
Tonqualität
-
Französisch (DTS-HD Master Audio 5.1)
-
sehr melancholischer, wunderschöner Soundtrack mit viel
Piano
-
vor allem die Musik unterstützt die Atmosphäre des
Films
-
so gut wie kein Dialog, der auch eher in den Hintergrund
gemischt wurde
-
immer wieder sind kleine Surround-Effekte im Hintergrund zu
entdecken
Da
Der Illusionist bis auf wenige Worte ohne
Dialoge auskommt, stehen hier eindeutig die Umgebungsgeräusche und
die Musik im Vordergrund. Es liegt nur eine einzige Tonspur mit
englischer / französischer Sprache und (zum Glück abschaltbaren)
deutschen Untertiteln vor. Der ruhige Film wird von seinem tollen
Soundtrack exzellent unterstützt. Die fragil-melancholischen
Klavierstücke, komponiert von Regisseur Sylvain Chomet selbst,
ergänzen sich mit den eigenwilligen Animationen perfekt.
Ausstattung
Leider ist die Ausstattung so schmal wie der Geldbeutel
Tatischeffs. Lediglich ein Trailer und eine kurze Behind-the-Scenes
Doku (ca. 8 Min., SD) warten auf Liebhaber des Films. Das
Behind-the-Scenes Material geht mit Worten ähnlich sparsam um wie
der Film selbst und zeigt hauptsächlich die Arbeit der Zeichner. So
erhält man beispielsweise Einblick in die Erstellung der
Storyboard-Sequenzen und den Weg zu den fertigen Animationen.
Schade, dass man hier nicht mehr Hintergründe über den Film und
seine aufregende Herkunft, schließlich schrieb Tati das erste
Drehbuch bereits in den 1950ern, erfährt.
Fazit
Grossansicht
Bild und Ton der Blu-ray zu
Der Illusionist werden
dem melancholischen Animationsfilm absolut gerecht. Die Zeichnungen
bestechen mit vielen kleinen Details und je nach Handlungsort
facettenreicher Farbgebung. Dem steht der verlustfreie Ton mit
seinem zauberhaften Piano-Soundtrack in nichts nach. Lediglich bei
der Ausstattung platzt die Illusion, denn ein Trailer und ein
knappes Behind-the-Scenes-Extra hinterlassen zu viel Wissensdurst.
Der Illusionist ist eine kleine Perle, die
anspruchsvollen Cineasten mit Blick für ungewöhnliche Filme lange
im Gedächtnis bleiben wird. Animationen und Soundtrack ergänzen
sich perfekt und erzählen eine oft betrübte, aber am Ende doch
hoffnungsvolle Geschichte, wie sie das Leben schreiben könnte.
Dabei ist
Der Illusionist stolz darauf kein Film
für jedermann zu sein und bedient eine Nische an Filmfans, die bei
StudioCanals Arthaus-Label wissen, worauf sie sich einlassen. Wer
offen für eigenwillige Produktionen mit Herz ist, wird Sylvain
Chomets Film seine Längen verzeihen und
Der
Illusionist gern in seine Sammlung aufnehmen. (anw)
Kaufempfehlung8 von 10
Die Kaufempfehlung der Der Illusionist Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
Panasonic TX-P65VT50E
Onkyo TX SR 606
Heco Victa 5.1 Komplett-Set
Panasonic DMP-BDT310EG