Hesher - Der Rebell Blu-ray
Review
Auch wenn
Hesher beim Sundance Film Festival große
Erfolge feierte, avancierte das Regiedebut des Australiers Spencer
Susser zu einem finanziellen Flop. Trotz des geringen Budgets von
sieben Millionen US-Dollar, spielte der Film an den Abendkassen
nicht einmal 400.000 US-Dollar wieder ein. Nun erscheint der Film
im deutschsprachigen Raum über Koch Media direkt auf Blu-ray.
Story
Hesher (J. Gordon-Levitt) ist Mitte 20 und ein typischer Loser, der
nichts auf die Reihe bekommt. Das wichtigste für ihn im Leben sind
Pornos, Heavy Metal und seine Pyromanie. Als er auf den 13jährigen
T.J. trifft, der von seinen Freunden immer wieder schikaniert wird,
nimmt er sich zusammen mit der liebevollen Supermarktangestellten
Nicole (N. Portman) seiner an. Die beiden helfen dem Jungen, nicht
nur das Leben anders zu betrachten. Dabei entwickelt sich Hesher
immer mehr zum Mittelpunkt von T.J.s Familie.
Joseph Gordon-Levitt (
(500) Days of
Summer) ist als Hesher die absolute
Topbesetzung. Immer mehr wird deutlich, was für ein herausragender
Schauspieler in ihm steckt. Die Toprollen Hollywoods werden ihm
wohl nicht länger verwehrt bleiben. Die Rolle des Hesher wurde
übrigens von Cliff Burton inspiriert, dem Bassisten der Band
Metallica, der 1986 im Alter von nur 24 Jahren bei einem tragischen
Busunfall verstarb. Auch Natalie Portman (
V wie
Vendetta), die auch für die Produktion
zuständig war, macht als Nicole eine tolle Figur. Und damit ist
nicht ihr optisches Erscheinen gemeint. Ihre charmante Art stellt
einen guten Kontrast zu der rebellischen Hauptfigur dar. Der bis
dato unbekannte Devin Brochu spielt den unterdrückten Teenager T.
J. Forney sehr glaubwürdig und überzeugend. Und sogar Rainn Wilson
(
Almost Famous –
Fast berühmt) macht als Paul Forney eine gute
Figur. Die ernsthafte Rolle verkörpert er wirklich gut, auch wenn
er noch ein gutes Stück von der ersten Liga Hollywoods entfernt
ist.
Die hervorragende schauspielerische Leistung wird aber durch die
abstrakte und unzureichende Charakterzeichnung der einzelnen
Figuren enorm geschmälert. Wieso wird T.J. immer gemobbt? Warum ist
Hesher so wie er ist? Wieso wird Hesher ohne großes Murren in der
labilen Familie aufgenommen? Und das sind noch längt nicht die
einzigen Fragen, die unbeantwortet bleiben. Auch wenn der Titel
vorgibt, dass Hesher die Hauptfigur ist, wird dies nicht immer
deutlich, da die Figur T.J. mit seinen Problemen ebenso häufig im
Fokus steht. Das ist auch das Problem bei diesem Film.
Schauspielerisch sind sämtliche Protagonisten über jeden Zweifel
erhaben. Aber die Handlung weist einige Passagen auf, die kein
schlüssiges Konzept erkennen lässt. Regisseur Spencer Susser
entscheidet sich oftmals nicht so recht zwischen Fisch oder
Fleisch. Der Genre Mix aus Drama, Komödie und ansatzweise Thriller
ist an sich nicht schlecht, jedoch nicht bis zum Schluss
durchdacht. So sind einige Szenen wirklich hervorragend inszeniert,
wie beispielsweise der ausufernde Streit am Abendtisch. Oder ebenso
der moralische Monolog des Metalheads bei der Beerdigung. In
anderen Momenten fragt man sich aber, in welche Richtung die
Geschichte gehen will. Der Film erscheint aufgrund dessen wie eine
Patchwork-artige Collage aus hervorragend dargestellten und
authentischen Szenen, die durch ein loses Drehbuchgerüst zusammen
gehalten werden.
Die wenigen moralischen Werte, die durch Hesher vermittelt werden,
sind im Endeffekt zu geringfügig, um das restliche Chaos in eine
geordnete Bahn zu bringen. Zwar sind derartige Erzählweisen nicht
ungewöhnlich, allerdings will der Deckmantel der scheinheiligen
Authentizität nicht so recht über die Handlung passen. Für ein
Erstwerk ganz ok, aber Susser sollte definitiv für seine zweite
Regiearbeit seine Hausaufgaben gewissenhafter erledigen.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
Der Film wurde komplett digital mit Red One Kameras in 4K Auflösung
aufgenommen. Die Darstellung ist einwandfrei und liefert ein sehr
detailreiches Bild, neigt aber, wie gewohnt bei derartigen
Aufnahmen, in dunklen Szenen zu leichtem Bildrauschen. Bei näherer
Betrachtung fallen weitere Unzulänglichkeiten auf, die den
positiven Eindruck trüben. Beispielsweise sind einige weiche
Abschnitte zu erkennen, die auf falschen Fokussierungen basieren.
Ebenso ist die Farbgebung recht matt und entsättigt gehalten, was
zur tristen und trostlosen Atmosphäre der Handlung passt, aber
stellenweise zu übertrieben anmutet. So ist der Kontrast nicht
immer optimal eingestellt. Der Schwarzwert schließt sich dem an.
Stellenweise wird das Schwarz kräftig und satt dargestellt. Doch
gelegentlich tendiert es eher zu einem matten Grau.
Kompressionsspuren sind indes nur schwach zu erkennen.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio
5.1
Der Ton liegt in sämtlichen Sprachen verlustfrei in DTS-HD Master
Audio 5.1 vor. Wie in diesem Genre gewohnt, erweist sich die
dynamische Abmischung recht frontlastig. Dennoch sind ab und zu
Surroundeffekte, beispielsweise Hintergrundgeräusche (wie etwa
Hundegebell oder der aufziehende Sturm) oder sämtliche
Scoreuntermalungen auf den hinteren Lautsprechern zu vernehmen.
Dadurch wird eine angenehme räumliche Atmosphäre erzeugt. Der
Subwoofer leistet gute Arbeit und zaubert angenehme und präzise
Bässe in den Raum. Die Dialoge sind jederzeit deutlich zu
verstehen. Metallica Fans dürfen sich übrigens freuen, denn recht
häufig werden Songs wie "Battery", "Fight Fire with Fire" oder "The
Shortest Straw" eingespielt.
Ausstattung
-
Deleted Scenes (HD; 6:55 min.)
-
Outtakes (HD; 28:33 min)
-
Behind the Scenes (HD; 7:11 min)
-
Air Traffic (HD; 2:07 min.)
-
Fart Reel (HD; 0:57 min.)
-
Teaser & Trailer (HD)
Auch wenn augenscheinlich beim Bonusmaterial nicht gegeizt wurde,
werden nur wenig aussagekräftige Zusatzinformationen zum Film
geboten. Die meisten Featurettes bestehen aus entfernten Szenen,
Aufnahmen von den Dreharbeiten oder Ausschnitten, in denen die Crew
von Flugzeugen oder Furz-Geräuschen gestört wird. Trailer zum Film
und zu weiteren Produktionen vollenden die Ausstattung. Ein
Wendecover ist laut vorliegenden Informationen vorhanden.
Fazit
Die technischen Aspekte liefern eine solide Qualität. Die digitalen
Aufnahmen sorgen für ein detailreiches Bild, das mit einigen
Abstrichen bei Kontrast und Bildrauschen leben muss. Der
verlustfreie und überwiegend frontlastige Ton punktet mit starker
Dynamik und einer authentischen Abmischung. Das Bonusmaterial liegt
zwar komplett in HD vor, beinhaltet jedoch einiges Füllmaterial.
Alleine die beiden Darsteller Joseph Gordon-Levitt und Nathalie
Portman versprechen eine herausragende schauspielerische Leistung.
Diese reicht aber nicht aus, um die Handlung von
Hesher über weite Strecken zu retten. Zum einen
stellt die Geschichte den Zuschauer oft vor unbeantwortete Fragen,
und schafft zum anderen zu selten den Spagat zwischen Drama und
Komödie. Schade, denn Potential ist definitiv vorhanden.
(sah)
Story: 6/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 5/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 6/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic DMP
BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 1 + Vocal /
Rear: Magnat