Snow White and the Huntsman - Extended
Cut Blu-ray Review„Kinder- und Hausmärchen“ nennt sich die weltberühmte Anthologie
der Brüder Jacob Ludwig Carl und Wilhelm Carl Grimm, in der sie
über 200 meist mündlich überlieferte Märchen und Volkssagen
zusammentragen. Die 1. Auflage dieser Märchensammlung erschien im
Jahr 1812. Auch im weit entfernten Hollywood scheint man sich zum
Anlass des 200jährigen Jubiläums des Werks verstärkt für das
deutsche Kulturgut zu interessieren. Gleich zwei Produktionen
widmen sich im Jahr 2012 einem der berühmtesten Märchen der
Gebrüder Grimm: Schneewittchen. Der heiteren Variante „Spieglein
Spieglein“ mit Julia Roberts in der Hauptrolle, steht eine
ambitionierte Neuinterpretation der klassischen Geschichte
gegenüber. In „Snow White and the Huntsman“ führt uns Rupert
Sanders in seinem ersten Kinofilm in ein Land voller fantastischer
Orte und schicksalhafter Begegnungen.
Story:
Snow White (R. Cassidy) verlebt am Hofe ihrer Eltern eine
unbeschwerte und von Zuneigung geprägte Kindheit. Das Königreich
steht in voller Blüte und die Menschen verehren ihren gütigen
Monarchen. Doch eines Tages stirbt Snow Whites Mutter und der König
fällt in tiefe Trauer. Erst als er die wunderschöne Ravenna (C.
Theron) aus der Gefangenschaft einer mysteriösen Geisterarmee
befreit, die sein Königreich bedroht, verliebt er sich aufs Neue.
Doch Ravenna verfolgt ihre eigenen dunklen Ziele. Bereits in der
Hochzeitsnacht ermordet sie ihren Gemahl. Mit Hilfe einer Armee
unter der Führung ihres Bruders Finn (katastrophale Frisur: S.
Spruell) übernimmt sie die alleinige Herrschaft über das Reich.
Ihre Stieftochter wird im Kerker eingesperrt. Doch nach langen
Jahren der Gefangenschaft gelingt der zu einer schönen jungen Frau
gereiften Snow White (K. Stewart) die Flucht. Außer sich vor Zorn
setzt die Böse Königin den Huntsman (C. Hemsworth) auf sie an,
einen Trinker und Raufbold. Denn Snow White ist für Ravenna von
entscheidender Bedeutung.
Die Geschichte von Schneewittchen ist wie viele andere Märchen der
Gebrüder Grimm nicht nur ein deutsches, sondern ein weltweites
Kulturgut. Jedes Kind kennt die Handlung zumindest in ihren
Grundzügen. Die bis heute bekannteste Verfilmung dürfte die Walt
Disney Produktion „Schneewittchen und die Sieben Zwerge“ aus dem
Jahr 1937 sein. „Snow White and the Huntsman“ erhebt den Anspruch,
das Märchen einer jungen Generation näher zu bringen. Das zeigt
sich schon in der Wahl des Titels. Der „Jägersmann“, der im
Original der Brüder Grimm nur eine Nebenrolle einnimmt, steht
Schneewittchen nun gleichberechtigt zur Seite. Dadurch ergeben sich
im Laufe der Geschichte völlig neue Möglichkeiten, die nicht nur
aktuellen Sehgewohnheiten gerecht werden, sondern auch zu einigen
überraschenden Abweichungen vom Original führen. Chris Hemsworth
darf in dieser Rolle beweisen, dass er nicht nur strahlende Helden
wie in „Thor“, sondern auch gebrochene Charaktere mit Ecken und
Kanten verkörpern kann.
Charlize Theron ist schlicht und einfach die perfekte Besetzung für
die eiskalte Böse Königin. Sie liefert die volle schauspielerische
Bandbreite einer archetypischen Schurkin. Die kurze Beleuchtung von
Ravennas Vergangenheit sorgt für eine gelungene Vertiefung ihrer
Persönlichkeit. Für den Zuschauer wird ihre Handlungsweise dadurch
nachvollziehbar. Generell fällt auf, dass nahezu jeder Charakter
des Films ein schweres Päckchen zu tragen hat. Niemand ist frei von
vergangenen Übeln, die ihm oder ihr widerfahren sind. Selbst
Schneewittchens kleinste Helfer (zweifellos die eigentlichen Stars
des Films!) sind nicht immer vergnügt und froh. Dadurch ist „Snow
White“ auch kein heiterer Film. Er nimmt seine Vorlage ernst.
Klassische Märchen sind meist düster und brutal.
In seinen jugendfreien Grenzen wird die Neuverfilmung diesem
Anspruch gerecht. Für kleinere Kinder ist der Film daher nicht
geeignet. Aber wie steht es nun eigentlich mit der Hauptperson? Der
Name Kirsten Stewart ruft bei einigen mittlerweile reflexartige
Ablehnung hervor. Tatsache ist, dass sie nach wie vor nur einen
Gesichtsausdruck beherrscht und bei weitem nicht die Ausstrahlung
und Präsenz ihrer Oscar gekrönten Gegenspielerin besitzt. Dennoch
entwickelt sich der Twilight-Star niemals zum Ärgernis. An dieser
Stelle muss man allerdings die Aussagen des offensichtlich
geschmacksverirrten Spiegels kritisch hinterfragen. Denn natürlich
wird Kristen Stewart niemals schöner sein als Charlize Theron! Da
helfen auch keine Haut, so weiß wie Schnee und Lippen, so rot wie
Blut. Diese fatale Fehleinschätzung ist allerdings der einzige
grobe Schnitzer, den sich diese Neuinterpretation des grimmschen
Märchens leistet. Neben der durchweg erstklassigen Besetzung und
einigen gelungenen Überraschungen sind es vor allem die exzellenten
Spezialeffekte, die dem Film den letzten Schliff verleihen. Obwohl
die Effekte in diesem Fantasy-Spektakel natürlich allgegenwärtig
sind, drängen sie Figuren und Handlung nie in den Hintergrund. Man
nimmt sie sogar nicht einmal als solche wahr. Sei es der
bedrohliche dunkle Wald oder sein Licht durchflutetes Gegenstück
voller wundersamer Wesen. Rupert Sanders beweist eine sichere Hand
für wunderschöne und spektakuläre Aufnahmen, die Schneewittchens
Märchenwelt glaubwürdig zum Leben erwecken.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1080p
-
Schärfe und Detailzeichnung bewegen sich durchgängig auf hohem
Niveau
-
bis auf die Szenen im Zauberwald entsättigte, nahezu triste
Farbgebung, was als stilistischer Vorsatz zu bewerten ist
-
kaum erkennbares Filmkorn
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leicht erhöhte Kontrastwerte
-
toller Schwarzwert, der keine Details verschluckt
-
teilweise plastischer Bildeindruck
-
keine gravierenden Mängel erkennbar
Der Bildtransfer erfüllt durchweg aktuelle Ansprüche. Die
erstklassigen Special Effects kommen genauso gut zur Geltung, wie
die unglaublich aufwändigen Kostüme.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS 5.1
-
tolle Dynamik
-
der präzise Einsatz tieffrequenter Töne entwickelt teilweise
eine brachiale Gewalt
-
differenzierte direktionale Effekte
-
hervorragende Räumlichkeit
-
Dialoge bleiben auch im größten Getümmel immer verständlich
Der DTS-Track lässt kaum Wünsche offen. Die veraltete Codierung
geht bis an ihre Grenzen und fast darüber hinaus. Nur wenige
HD-Referenztonspuren zeigen sich noch ein wenig feiner
aufgelöst
Ausstattung:
-
Audiokommentar mit Regisseur Rupert Sanders, Cedric-Nicolas
Troya (Visuelle Effekte) und Neil Smith (Co-Cutter)
-
Eine neue Legende entsteht (ca. 21 Min.)
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Neuerfindung des Märchens (ca. 6 Min.)
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Bürger des Königreichs (ca. 25 Min.)
-
Die Magie von „Snow White and the Huntsman“ (ca. 13
Min.)
-
Rings um das Königreich: Eine 360°-Rundumansicht
-
U-Control
Zusammengenommen bildet die Mehrzahl der Extras ein einziges
Making-Of, welches sich mit den verschiedenen Aspekten der
Produktion beschäftigt. Dadurch wird ein ausführlicher Einblick in
die Entstehung des Films vermittelt. „Rings um das Königreich“
bietet von ausgewählten Schauplätzen eine 360°-Ansicht, die das
erstklassige Setdesign offenbart. Zusätzlich sind einige
Interviewschnipsel oder andere Informationen abrufbar. Das
Bonusmaterial liegt komplett in HD vor
Fazit:Die technische Umsetzung von „Snow White and the Huntsman“ auf
Blu-ray könnte kaum besser ausfallen. Bild und Ton bewegen sich im
Gleichschritt auf bemerkenswert hohem Niveau. Im Zusatzmaterial
werden trotz der üblichen Lobhudeleien nahezu alle wichtigen
Hintergründe zum Film enthüllt.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Fantasyfilm im
ganzen Land?“ Zumindest im Jahr 2012 ist es eindeutig
Schneewittchen und der Jägersmann. Die Story ist dicht und
mitreißend, die Schauspieler agieren am oberen Ende ihrer
jeweiligen Möglichkeiten und die Spezialeffekte entwerfen nicht nur
eine Traumwelt. Sie sind ein Traum. Im Zusammenspiel mit Rupert
Sanders visuell beeindruckender Inszenierung wird daraus ein in
mehrfacher Hinsicht „fantastischer“ Film.
Kurzbewertungen:Story: 8/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Extras: 7/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Snow White and
the Huntsman - Extended Cut Blu-ray wird anhand der technischen
Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)