Die Tribute von Panem - The Hunger Games
(Special Edition) Blu-ray Review
Komplette Buchreihen bieten sich für die großen Filmstudios
hervorragend zur Verfilmung an, da bei entsprechendem Erfolg die
Fortsetzungen ein langlebiges Franchise garantieren. Das hat bei
Der Herr der Ringe, der Harry Potter Reihe und auch Die Chroniken
von Narnia bereits hervorragend geklappt. Nun hat sich Lionsgate
der dystopischen Romantrilogie
Die Tribute von
Panem, basierend auf der Vorlage der amerikanischen
Schriftstellerin Suzanne Collins, angenommen und damit einen
Volltreffer gelandet. Alleine am Eröffnungswochenende spielte der
Film in den U.S.A. über 155 Millionen US-Dollar ein - bei einem
Budget von gerade mal 78 Millionen US-Dollar. Weltweit sollten es
schließlich insgesamt über 680 Millionen US-Dollar werden.
Story
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In nicht allzu weit entfernter Zukunft ist Nordamerika nahezu durch
Naturkatastrophen, Kriege und den Einfluss von Menschen zerstört.
Aus den Überresten entstand der diktatorische Staat Panem,
unterteilt in zwölf arme Distrikte und der reichen Hauptstadt
Kapitol. Regiert vom unbarmherzigen Präsidenten Snow (D.
Sutherland) werden einmal jährlich die sogenannten Hungerspiele
abgehalten, um die Macht der Regierung zu präsentieren und das Volk
für die damaligen Aufstände zu bestrafen. Bei diesen modernen
Gladiatorenkämpfen muss jeder Distrikt jeweils einen Jungen und ein
Mädchen - die sogenannten Tribute - zu den Spielen entsenden. Diese
werden dann im Kapitol ausgebildet und müssen dann gegeneinander
kämpfen, bis nur noch ein Tribut übrig bleibt. Als zu den 74.
Hungerspielen die Schwester von Katniss Everdeen (J. Lawrence)
aufgerufen wird, meldet sie sich freiwillig, nichtsahnend, was für
ein Geflecht aus Morden, Intrigen und Lügen auf sie wartet.
Bevor überhaupt die Filmadaption geplant war, musste sich Autorin
Suzanne Collins herber Kritik stellen, da starke Parallelen zu dem
japanischen Horror Roman sowie der gleichnamigen Verfilmung Battle
Royale als auch zu der Kurzgeschichte The Lottery von Shirley
Jackson festgestellt wurden. Das ist gewiss nicht von der Hand zu
weisen, aber essentiell ist letztendlich die Kombination sowie das
dystopische Setting der Handlung.
Mitverantwortlich für das tolle Gelingen dieser Verfilmung ist
Regisseur Gary Ross (
Pleasantville - Zu schön, um wahr zu
sein,
Seabiscuit – Mit dem Willen zum
Erfolg), der unter anderem auch am Drehbuch beteiligt war.
Gerade da seine bisherigen Regie-Arbeiten in eine komplett andere
Richtung gingen, ist er mit unvoreingenommenem Gedanken an
Die Tribute von Panem herangegangen und hat den
Actionteil nicht zu hochgeschraubt, wie es etwa die Buchvorlage
vorgegeben hätte. Abgesehen davon sind noch einige weitere
Abweichungen vorhanden, die aber nur eine geringe Zahl einnehmen
und somit keinen negativen Einfluss haben. Selbstverständlich
spielt dabei auch der Aspekt, ein möglichst junges Publikum zu
erreichen, eine große Rolle, denn bei weitaus härteren Szenen wäre
eine derartig niedrige Altersfreigabe gewiss nicht drin gewesen.
Doch auch so ist der Gewaltgrad sehr hoch ausgefallen und hin und
wieder sind einige Darstellungen relativ brutal.
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Das wirklich einzige Manko des Filmes, ist die äußerst knappe
Vorgeschichte. Einige Texttafeln führen den Zuschauer in das
aktuelle Geschehen ein und hinterlassen gleich zu Beginn einige
Fragen, wie etwa die vermeintlich blinde Gehorsamkeit des
unterdrückten Volkes oder wieso die Distrikte derartig unterteilt
wurden (Aufteilung in Rohstoffe und Industrieprodukte;
Privilegierte und Unterprivilegierte). Ross beginnt zugleich mit
der Charakterzeichnung der Protagonistin Katniss Everdeen. Nur am
Rande erfährt der Zuschauer von der Lebensmittelknappheit und
einigen Begebenheiten mit der Losverteilung. Zwar wird die eine
oder andere Frage während des Filmes geklärt, doch bleiben einige
Ungereimtheiten, wie auch der ein oder andere unlogische Aspekt
offen. Oder ist es seit neustem möglich, dass virtuelle Tiere in
Wirklichkeit zubeißen und klaffende Wunden hinterlassen
können?
Schauspielerisch wird hingegen kein Zweifel offen gelassen, dass
mit Jennifer Lawrence (
Winter’s Bone,
X-Men: Erste Entscheidung) die
Hauptrolle perfekt besetzt wurde. Wohl kaum jemand anderes hätte
die sowohl toughe als auch empathische Everdeen besser darstellen
können. An ihrer Seite agiert Josh Hutcherson (
Die Chaoscamper,
Die Reise zur geheimnisvollen
Insel) sehr gut als schüchterner Peeta, der im
Schatten seiner Freundin steht. Wunderbar ist indes auch Woody
Harrelson (
Freunde mit gewissen Vorzügen,
Zombieland) als verschrobener Trainer Haymitch
Abernathy. Im weiteren Nebencast brillieren Liam Hemsworth
(
Triangle – Die Angst kommt in Wellen,
The Expendables 2), Elizabeth Banks
(
Surrogates – Mein zweites Ich,
Ein riskanter Plan – kaum wieder zu
erkennen), Stanley Tucci (
Lucky Number Slevin,
Captain America – The First
Avenger) und Donald Sutherland (
Virus – Schiff ohne Wiederkehr,
The Mechanic). In einer besonderen
Nebenrolle ist Lenny Kravitz, der üblicherweise als Rock Musiker
seine Brötchen verdient, als Kostümdesigner Cinna zu sehen.
In einer Welt, in der die Menschheit sich daran erquickt, dem
Leiden anderer zuzusehen, ist es eine Kunst, dennoch menschlich und
fürsorglich zu bleiben. Das wird, genau wie die Medienkritik in
Die Tribute von Panem überdeutlich, ohne dabei zu
sehr den moralischen Zeigefinger zu schwingen. Regisseur Gary Ross
ist zu Gute zu halten, dass er sich mit der Leinwand Adaption
relativ stark am Buch orientiert hat, weswegen einige Aspekte und
Begebenheiten für manchen Zuschauer vielleicht nicht ganz
Hollywoodkonform erscheinen mögen. Doch gerade das ist die Stärke
bei diesem Film. Nicht alles läuft nach Schema A ab und auch wenn
aufgrund der zu erwartenden 3 Fortsetzungen (das letzte Buch
Flammender Zorn soll in zwei Teilen verfilmt werden) einige Punkte
vorhersehbar bleiben dürften, sind dennoch genug Überraschungen
enthalten.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,40:1
Das Bild präsentiert sich im Codec MPEG-4/AVC und im Format 2,40:1
mehr als nur ansehnlich. Wie von einem aktuell produzierten Film zu
erwarten gibt es kaum etwas zu beanstanden. Die sehr gute Schärfe
erlaubt sich nur selten Schnitzer und sorgt für eine angenehme
Plastizität. Die wenigen weicheren Darstellungen sind hingegen ohne
weiteres zu verschmerzen. Kritischer wird es aber bei einem
essentiellen Stilelement des Filmes. Regisseur Gary Ross und
Kameramann Tom Stern (Favorit von Clint Eastwood, u.a. Hereafter –
Das Leben danach, Flags of Our Fathers) setzen verstärkt eine
Wackeloptik ein, die sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein
wird. Dadurch wird allerdings eine sehr authentische Atmosphäre
erzeugt, in der sich der Zuschauer inmitten des Geschehens
wähnt.
Ob das einem nun gefällt oder nicht, muss der Zuschauer für sich
selbst entscheiden. Die Farben sind grundsätzlich kräftig und
natürlich mit guter Sättigung. Hin und wieder werden einige
Farbfilter (bevorzugt grün und blau wie etwa in der Arena)
eingesetzt, die sehr gut zur Stimmung der betreffenden Szene
passen. Der Kontrast wurde unterschiedlich stark eingestellt;
zumeist optimal, gelegentlich jedoch auch leicht übersättigt. Der
Schwarzwert ist gut, könnte aber stellenweise gerne noch etwas
kräftiger sein. Zumindest werden keine nennenswerten Details im
Dunkel verschluckt. Nun zum Manko: während in den U.S.A. der Film
auf eine und die Extras auf eine andere Disc gepackt wurden, haben
sich Studiocanal dazu entschieden, alles zusammen auf eine einzige
Blu-ray zu packen. Dementsprechend bleibt weniger Platz für den
Film. So sind hin und wieder deutliche Kompressionsspuren zu
erkennen, die einerseits nur minimal auffallen, andererseits
hingegen den positiven Gesamteindruck schmälern. Zwar knackt das
Bild aufgrund dessen nicht die Referenzmarke schrappt aber nur
knapp daran vorbei.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1,
u.v.a.
Klangpuristen dürfen sich freuen, denn sowohl der deutsche als auch
der englische Original Ton liegen verlustfrei in DTS-HD Master
Audio 5.1 vor. Von Anfang an wird eine äußerst dynamische und
authentische Abmischung dargeboten, die es in sich hat. Eine
realistische, räumliche Klangkulisse ist nahezu zu jedem Zeitpunkt
vorhanden. Sei es von lauterem Effektgepolter wenn ein Flugobjekt
im Himmel vorüber fliegt oder einfach nur die Vögel oder sonstiges
Getier im Wald.
Die hinteren Lautsprecher werden immer mit einbezogen - mal mehr,
mal minder wahrnehmbar, aber konsequent vorhanden. Toll sind in
diesem Zusammenhang auch der Beginn der 74. Hungerspiele in der
Arena und die umherschnellenden Feuerbälle im Wald. Dabei lässt
selbst die Direktionalität keine Wünsche offen. Der Subwoofer
leistet ebenfalls eine ausgezeichnete Arbeit. Wenn gefordert,
fabriziert dieser in den entsprechenden Szenen wuchtige Bässe, ohne
dabei andere Frequenzen in Mitleidenschaft zu ziehen. Selbst die
Dialoge bleiben zu diesem Zeitpunkt stets klar verständlich und
gehen nicht im Action Gewummer unter. Nicht unerwähnt bleiben
sollte die hervorragende Filmmusik von James Newton Howard (I Am
Legend, The Sixth Sense). Der Musiker hat den Spagat geschafft,
einen sowohl stimmungsvollen, atmosphärischen, zum Teil aber auch
folkloristisch angehauchten Score zu komponieren. Dieser untermalt
wunderbar die betreffenden Szenen und betont mitunter bedeutend die
Dramatik. Doch auch das majestätische Stück "Preparing The
Chariots", wenn die Tribute in das Kapitol einfahren, passt wie die
Faust aufs Auge.
Ausstattung
Auch wenn Studiocanal wie bereits vorhin erläutert die Extras nicht
auf eine zweite Disc gepackt hat, sind wenigstens sämtliche Extras
komplett in HD auch für den deutschsprachigen Raum übernommen
worden. Insbesondere das über zweistündige Making of bietet eine
Menge an interessanter Zusatzinformationen und lässt beim
interessierten Zuschauer keine Wünsche offen. Unterteilt in acht
Kapitel begleitet die Kamera sowohl Cast als auch Crew beim
Casting, bei den Dreharbeiten bis hin zur letztendlichen
Vermarktung des Films und lässt somit das Publikum nahezu am
kompletten Entstehungsprozess von
Die Tribute von
Panem teilhaben. Das soll jedoch noch längst nicht alles
gewesen sein, denn darüber hinaus werden noch einige weitere
Featurettes, die zwar einiges an Selbstbeweihräucherung beinhalten,
aber dennoch einige zusätzliche und interessante Informationen
bieten. Besonders "Die Tagebücher der Tribute" stechen
diesbezüglich äußerst positiv hervor. Kleinere Boni, wie etwa eine
Fotogallerie, Biografien von Cast & Crew sowie den Original
Kinotrailern als auch Trailer zu weiteren Filmen runden das
Gesamtangebot hervorragend ab. Die Erstauflage erscheint im
schicken Pappschuber mit abziehbarem FSK-Logo. Ein Wendecover ist
darüber hinaus ebenfalls vorhanden.
Fazit
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Auch trotz der Tatsache, dass technisch eigentlich Besseres möglich
gewesen wäre, wird auf dieser Blu-ray keine schlechte Qualität
geboten; im Gegenteil. Abgesehen von einigen Kompressionsspuren
gibt es absolut keine negativen Aspekte in Bezug auf das Bild.
Schärfe, Farben und Kontrast sind im obersten Bereich angesiedelt.
Dasselbe gilt für den Ton, der mit einer hervorragend natürlichen
Abmischung auffährt und sich mit einem prägnanten Bass und einer
authentischen Klangkulisse bemerkbar macht. Das Bonusmaterial wurde
zwar nicht auf einer zusätzlichen Disc beigefügt, ist aber immerhin
komplett enthalten und liefert unvorstellbar viele
Zusatzinformationen zum Film.
Regisseur Gary Ross war es bei seiner Kinoadaption des Bestseller
Romans
Die Tribute von Panem wichtig, sich eher an
der Vorlage zu orientieren, als mit großem Actionspektakel
aufzuwarten. An dem mangelt es dennoch nicht und trotz der geringen
Altersfreigabe ist ein dennoch ungewöhnlich hoher und brutaler
Gewaltanteil vorhanden. Die Zuschauer bekommen mit dem ersten Teil
einen wunderbaren Einstand abgeliefert und können sich getrost auf
die kommenden 3 Fortsetzungen freuen. Im November 2013 geht es mit
dem ersten Sequel
Die Tribute von Panem – Gefährliche
Liebe weiter. Solange können die Fans mit dieser Blu-ray
vorlieb nehmen. (sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 9/10
Gesamt: 9/10
Kaufempfehlung: 9/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat