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Beim Sterben ist jeder der Erste

Gestartet: 06 Aug 2012 06:44 - 3 Antworten


Veröffentlichung:
22.06.2012
Laufzeit:
109 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 06 Aug 2012 06:44

Patrick_Star

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Mit Deliverance hat der US-­Buchautor James Dickey einen wahren Volltreffer gelandet. Die Geschichte rund um vier Städter, die lechzend nach einem Abenteuer in freier Wildbahn den Chattooga-­Fluss (Georgia, USA) per Kanu bezwingen wollen, gilt als eine der einflussreichsten im zwanzigsten Jahrhundert. Regisseur John Boormann nahm sich eben dieser Story an und verfilmte den Backwood­Film im Jahr 1972. Mit an Bord in den Hauptrollen sind John Voight (Coming Home, Mission: Impossible), Burt Reynolds (Ein ausgekochtes Schlitzohr) sowie Ned Beatty (Shooter, Sitcom Roseanne) und Ronny Cox (Die Kadetten von Bunker Hill).

Story

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Lewis, Bobby, Ed und Drew wollen das Stadtleben zumindest für ein paar Tage hinter sich lassen und die Natur richtig spüren – eine Kanufahrt ist geplant. Lange ist dafür nicht mehr Zeit, denn in wenigen Wochen wird das gesamte Tal und somit auch der Fluss einem neuen Staudamm weichen müssen und überflutet, damit in der Großstadt Atlanta auch im Sommer die Klimaanlagen nicht ausgehen. Der Draufgänger und Führer des Quartetts ist Lewis, der die ganze Reise initialisiert hat und es kaum erwarten kann, sich mit dem Fluss und der Natur messen zu können. Doch das friedliche Abenteuer driftet bald in einen Horrortrip ab, als Bobby und Ed durch Zufall während einer Pause am Ufer auf zwei „Einheimische“ treffen. Bobby wird per Waffengewalt gezwungen, sich seiner Kleider zu entledigen, ehe er von einem der Zwei brutal vergewaltigt wird. In letzter Sekunde erscheint Lewis und kann einen der Angreifer per Pfeil erledigen, der andere jedoch flüchtet in den Wald. Die Vier vergraben anschließend die Leiche und setzen ge­schockt ihren Trip fort. Als mitten in den Stromschnellen Drew plötzlich erschossen wird, ist ganz klar, dass der verbliebene Angreifer auf Rache aus ist.

Deliverance – so der Originaltitel ­ ist eines jener Meisterwerke, welches leider viel zu unbekannt ist. Daran ist eventuell auch der eingedeutschte Filmtitel nicht ganz unschuldig, impliziert dieser viel mehr ein trashiges Backwood­Gemetzel, als ein Werk gespickt mit Sozialkritik. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass die Produzenten diese derartig
geschickt in Plot verarbeiteten, dass dem Zuseher dabei die typische hollywood´sche Holzhammermethode zum Glück erspart bleibt. Der Fokus der Geschichte wird dabei nicht auf Blut­ und Hackebeil­-Szenen gelegt, sondern auf die Charakterentwicklung. Die zwei Kanus sind dabei mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten besetzt. Zum einen wäre da Lewis, Draufgänger und Abenteurer, der die Gefahr und die Herausforderung sucht. Nicht umsonst hat er noch nie eine Versicherung abgeschlossen – ohne Nervenkitzel geht bei ihm nichts. Bobby ist ein leicht rundlicher und fauler Stadtmensch, der von Anfang an leicht unmotiviert in dieses Abenteuer geht und für die Landbewohner nur ein müdes Lächeln übrig hat. Zu sehr fehlen ihm die Annehmlichkeiten wie Klimaanlagen und ein weiches Bett. Drew ist ein typischer Städter aus der gehobenen Mittelschicht. Alles
geht streng nach Vorschrift – das Motto lautet, nur nirgends anzuecken. Ed hingegen symbolisiert den Durchschnittstypen – etwas schüchtern, besitzt ein Haus, verheiratet und ein Kind.

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Doch gerade er ist es, der aufgrund einer Beinverletzung bei Lewis alsbald das Kommando übernehmen muss. Exzellent gelungen ist dabei die Gegensätzlichkeit, welche aus der wunderschönen idyllischen Natur auf der einen Seite und der Gewalt sowie dem Überlebenskampf auf der anderen Seite entsteht. Zwar wird im Grunde von Beginn an ein gewisses unterschwelliges Unwohlsein erzeugt (an dieser Stelle trägt die immer wieder leise eingespielte Banjo-­Melodie ihren Teil dazu bei), Boorman jedoch schafft es vortrefflich, das gesamte Natur­ und Abenteuerkonstrukt mit nur einer kurzen Szene ­nämlich Bobbys Vergewaltigung zum Einsturz zu bringen. Es scheint, als würde der bald überflutete Lebensraum in einem letzten Kraftakt gegen die Sorte Mensch zum Gegenschlag ausholen, der für die Zerstörung in erster Linie verantwortlich ist – dem Stadtmenschen und seiner Gier nach Bequemlichkeit. Nebenbei erwähnt wurden alle Stunts von den Darstellern persönlich erledigt – es gab keine Doubles.


Bildqualität
  • VC­-1 Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 – 16:9

  • natürliche Farbgebung, Farben leicht ausgewaschen

  • generell düster gehalten

  • Durchzeichnung und Schärfe gut, vereinzelt fallen einige kurze Abschnitte (Klettertour in der Schlucht sowie der Vorspann) doch deutlich ab

  • Close-­Ups zeigen feine Details wie Schweißperlen und Schmutz, Panoramashots zwar geringfügig weicher, vermatscht wirken die

  • Texturen jedoch nur selten

  • feines Korn

  • abschnittsweise Fokussierungsfehler

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Der Transfer besitzt zwar einige Schwächen, so ist die Schwarzdarstellung nicht besonders, alles in allem ist das Bild jedoch gut. Gerade Aufnahmen von Wäldern mit deren Vielzahl an kleinen Details (einzelne Blätter, Geäst usw.) zeigen sofort jedwede geringfügige Unschärfe. Alles in allem jedoch passt das etwas dunkel gehaltene Bild wunderbar zur bedrohlichen Atmosphäre.


Tonqualität
  • Englisch dts-­HD MA 5.1, Deutsch Dolby Digital 1.0

  • deutsche Spur hörbar dumpf

  • gute Dialogverständlichkeit

  • begrenzte Dynamik

  • Knacken oder Rauschen nicht vorhanden

  • englischer Track haushoch überlegen dies betrifft nicht nur die Klarheit, sondern auch das wiedergegebene Volumen sowie die Präzision einzelner Geräusche (besonders deutlich wird dies gleich zu Beginn während dem Banjo­-Duett)

Die 1.0 Spur ist zwar zweckmäßig, sieht gegen das englische Pendant jedoch kein Land. Dessen Bühne ist nicht nur breit, die Klarheit und die Dynamik stechen den hiesigen Track doch ganz klar aus.

Ausstattung
  • Audiokommentar

  • Making-Of

  • Trailer

Das Making-­Of ist extrem umfangreich und in einzelne Abschnitte unterteilt. Darin kommen nicht nur die Darsteller ausführlich zu Wort, sondern auch über die Besetzung sowie Drehbedingungen wird erzählt. Insgesamt eine Menge Material, welches in jedem Fall gesichtet werden sollte.
Fazit

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Tontechnisch sollte man nicht zu viel erwarten – die Monospur weist zwar kein Knacksen oder Hintergrundrauschen auf, davon abgesehen ist sie dem O-­Ton in jeder Hinsicht unterlegen. Das Bild erfreut das Heimkinoherz schon eher – viele auch feine Details sind nun wunderbar sichtbar. Die Extras fallen erfreulich üppig aus, beinhalten viele Hintergrundinformationen. Beim Sterben ist jeder der Erste ist ein ausgezeichneter Abenteuer-­Thriller, der gekonnt die Spannung aufbaut und die Gruppe vor doch größere Herausforderungen stellt, als lediglich flussabwärts zu paddeln. Wer dem Genre zumindest ein wenig abgewinnen kann, sollte in jedem Fall zugreifen.

Story 9/10
Bild 7/10
Ton 4/10
Extras 6/10
Overall 7/10

Testgeräte
Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
Boxen: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620
FCR (SB), Teufel M5500 SW (Sub)
Mediacenter: HTPC
#2
Geschrieben: 06 Aug 2012 07:56

Ackerschnacker

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Klasse geschrieben. Für mich einer der Top Filme. Hier kann man auch das US Collectors Book empfehlen. Mit DE - Ton.
plattdüütsche Grüße
Andreas

#3
Geschrieben: 06 Aug 2012 10:48

Kuro77

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Sehr gutes Review, Matthes. :thumb:

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Für mich wird allerdings nie ganz klar, ob Drew wirklich erschossen wird, oder sich nicht doch selbst in den Fluß stürzt. Auch kann man nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob der Hinterwäldler auf der Klippe einer der Angreifer ist. Kommt noch hinzu, dass ich es für extrem unwahrscheinlich halte, dass der mit seiner ollen Winchester aus dieser Entfernung ein bewegliches Ziel trifft. ;)

Meiner Meinung nach waren diese Unsicherheiten allerdings durchaus beabsichtigt, was dem Film nochmals eine andere Qualität verleiht.
#4
Geschrieben: 06 Aug 2012 11:16

Jason-X

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Toll geschrieben, wirklich ein klassiker :thumb:


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