Mit
Deliverance hat der US-Buchautor James Dickey
einen wahren Volltreffer gelandet. Die Geschichte rund um vier
Städter, die lechzend nach einem Abenteuer in freier Wildbahn den
Chattooga-Fluss (Georgia, USA) per Kanu bezwingen wollen, gilt als
eine der einflussreichsten im zwanzigsten Jahrhundert. Regisseur
John Boormann nahm sich eben dieser Story an und verfilmte den
BackwoodFilm im Jahr 1972. Mit an Bord in den Hauptrollen sind
John Voight (
Coming Home,
Mission:
Impossible), Burt Reynolds (
Ein ausgekochtes
Schlitzohr) sowie Ned Beatty (
Shooter, Sitcom
Roseanne) und Ronny Cox (
Die Kadetten von
Bunker Hill).
Story
Grossansicht
Lewis, Bobby, Ed und Drew wollen das Stadtleben zumindest für ein
paar Tage hinter sich lassen und die Natur richtig spüren – eine
Kanufahrt ist geplant. Lange ist dafür nicht mehr Zeit, denn in
wenigen Wochen wird das gesamte Tal und somit auch der Fluss einem
neuen Staudamm weichen müssen und überflutet, damit in der
Großstadt Atlanta auch im Sommer die Klimaanlagen nicht ausgehen.
Der Draufgänger und Führer des Quartetts ist Lewis, der die ganze
Reise initialisiert hat und es kaum erwarten kann, sich mit dem
Fluss und der Natur messen zu können. Doch das friedliche Abenteuer
driftet bald in einen Horrortrip ab, als Bobby und Ed durch Zufall
während einer Pause am Ufer auf zwei „Einheimische“ treffen. Bobby
wird per Waffengewalt gezwungen, sich seiner Kleider zu entledigen,
ehe er von einem der Zwei brutal vergewaltigt wird. In letzter
Sekunde erscheint Lewis und kann einen der Angreifer per Pfeil
erledigen, der andere jedoch flüchtet in den Wald. Die Vier
vergraben anschließend die Leiche und setzen geschockt ihren Trip
fort. Als mitten in den Stromschnellen Drew plötzlich erschossen
wird, ist ganz klar, dass der verbliebene Angreifer auf Rache aus
ist.
Deliverance – so der Originaltitel ist eines
jener Meisterwerke, welches leider viel zu unbekannt ist. Daran ist
eventuell auch der eingedeutschte Filmtitel nicht ganz unschuldig,
impliziert dieser viel mehr ein trashiges BackwoodGemetzel, als
ein Werk gespickt mit Sozialkritik. Positiv hervorzuheben ist die
Tatsache, dass die Produzenten diese derartig
geschickt in Plot verarbeiteten, dass dem Zuseher dabei die
typische hollywood´sche Holzhammermethode zum Glück erspart bleibt.
Der Fokus der Geschichte wird dabei nicht auf Blut und
Hackebeil-Szenen gelegt, sondern auf die Charakterentwicklung. Die
zwei Kanus sind dabei mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten
besetzt. Zum einen wäre da Lewis, Draufgänger und Abenteurer, der
die Gefahr und die Herausforderung sucht. Nicht umsonst hat er noch
nie eine Versicherung abgeschlossen – ohne Nervenkitzel geht bei
ihm nichts. Bobby ist ein leicht rundlicher und fauler Stadtmensch,
der von Anfang an leicht unmotiviert in dieses Abenteuer geht und
für die Landbewohner nur ein müdes Lächeln übrig hat. Zu sehr
fehlen ihm die Annehmlichkeiten wie Klimaanlagen und ein weiches
Bett. Drew ist ein typischer Städter aus der gehobenen
Mittelschicht. Alles
geht streng nach Vorschrift – das Motto lautet, nur nirgends
anzuecken. Ed hingegen symbolisiert den Durchschnittstypen – etwas
schüchtern, besitzt ein Haus, verheiratet und ein Kind.
Grossansicht
Doch gerade er ist es, der aufgrund einer Beinverletzung bei Lewis
alsbald das Kommando übernehmen muss. Exzellent gelungen ist dabei
die Gegensätzlichkeit, welche aus der wunderschönen idyllischen
Natur auf der einen Seite und der Gewalt sowie dem Überlebenskampf
auf der anderen Seite entsteht. Zwar wird im Grunde von Beginn an
ein gewisses unterschwelliges Unwohlsein erzeugt (an dieser Stelle
trägt die immer wieder leise eingespielte Banjo-Melodie ihren Teil
dazu bei), Boorman jedoch schafft es vortrefflich, das gesamte
Natur und Abenteuerkonstrukt mit nur einer kurzen Szene nämlich
Bobbys Vergewaltigung zum Einsturz zu bringen. Es scheint, als
würde der bald überflutete Lebensraum in einem letzten Kraftakt
gegen die Sorte Mensch zum Gegenschlag ausholen, der für die
Zerstörung in erster Linie verantwortlich ist – dem Stadtmenschen
und seiner Gier nach Bequemlichkeit. Nebenbei erwähnt wurden alle
Stunts von den Darstellern persönlich erledigt – es gab keine
Doubles.
Bildqualität
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VC-1 Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 –
16:9
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natürliche Farbgebung, Farben leicht ausgewaschen
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generell düster gehalten
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Durchzeichnung und Schärfe gut, vereinzelt fallen einige kurze
Abschnitte (Klettertour in der Schlucht sowie der Vorspann) doch
deutlich ab
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Close-Ups zeigen feine Details wie Schweißperlen und Schmutz,
Panoramashots zwar geringfügig weicher, vermatscht wirken
die
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Texturen jedoch nur selten
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feines Korn
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abschnittsweise Fokussierungsfehler
Grossansicht
Der Transfer besitzt zwar einige Schwächen, so ist die
Schwarzdarstellung nicht besonders, alles in allem ist das Bild
jedoch gut. Gerade Aufnahmen von Wäldern mit deren Vielzahl an
kleinen Details (einzelne Blätter, Geäst usw.) zeigen sofort
jedwede geringfügige Unschärfe. Alles in allem jedoch passt das
etwas dunkel gehaltene Bild wunderbar zur bedrohlichen
Atmosphäre.
Tonqualität
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Englisch dts-HD MA 5.1, Deutsch Dolby Digital 1.0
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deutsche Spur hörbar dumpf
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gute Dialogverständlichkeit
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begrenzte Dynamik
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Knacken oder Rauschen nicht vorhanden
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englischer Track haushoch überlegen dies betrifft nicht nur die
Klarheit, sondern auch das wiedergegebene Volumen sowie die
Präzision einzelner Geräusche (besonders deutlich wird dies gleich
zu Beginn während dem Banjo-Duett)
Die 1.0 Spur ist zwar zweckmäßig, sieht gegen das englische Pendant
jedoch kein Land. Dessen Bühne ist nicht nur breit, die Klarheit
und die Dynamik stechen den hiesigen Track doch ganz klar
aus.
Ausstattung
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Audiokommentar
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Making-Of
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Trailer
Das Making-Of ist extrem umfangreich und in einzelne Abschnitte
unterteilt. Darin kommen nicht nur die Darsteller ausführlich zu
Wort, sondern auch über die Besetzung sowie Drehbedingungen wird
erzählt. Insgesamt eine Menge Material, welches in jedem Fall
gesichtet werden sollte.
Fazit
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Tontechnisch sollte man nicht zu viel erwarten – die Monospur weist
zwar kein Knacksen oder Hintergrundrauschen auf, davon abgesehen
ist sie dem O-Ton in jeder Hinsicht unterlegen. Das Bild erfreut
das Heimkinoherz schon eher – viele auch feine Details sind nun
wunderbar sichtbar. Die Extras fallen erfreulich üppig aus,
beinhalten viele Hintergrundinformationen.
Beim Sterben ist
jeder der Erste ist ein ausgezeichneter
Abenteuer-Thriller, der gekonnt die Spannung aufbaut und die
Gruppe vor doch größere Herausforderungen stellt, als lediglich
flussabwärts zu paddeln. Wer dem Genre zumindest ein wenig
abgewinnen kann, sollte in jedem Fall zugreifen.
Story 9/10
Bild 7/10
Ton 4/10
Extras 6/10
Overall 7/10
Testgeräte
Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
Boxen: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620
FCR (SB), Teufel M5500 SW (Sub)
Mediacenter: HTPC