Die Abenteuer von
Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn
3D
Story 5
Bild 9
Bild 3D 9
Ton 9
Ausstattung 7
Gesamt 9
Steven Spielberg und Peter Jackson – ein Traumpaar hinter den
Kulissen verfilmt gemeinsam Tim und Struppi, die Kultfiguren des
belgischen Comiczeichners Hergé. Als Kontrast zu vergangenen
Leinwandabenteuern des Duos setzt man weder auf Realfilm noch
Zeichentrick, sondern hievt
Tim und Struppi mit
CGI und Motion Capture ins neue Jahrtausend.
Story
Grossansicht
Der Journalist Tim, immer begleitet von seinem treuen Hund Struppi,
ersteht auf einem Markt ein Schiffsmodell namens “Einhorn”. Doch
bevor er sich an seinem Kauf erfreuen kann, zeigen sowohl ein
nervöser Amerikaner als auch der abgebrühte Iwan Iwanowitsch
Sakharin, Besitzer des Schloss Mühlenhof, an dem Modell Interesse.
Während der Amerikaner Tim vor den Gefahren warnt, die der Besitz
des Schiffes mit sich bringt, setzt Sakharin seine Schergen auf Tim
an, um ihm das Modell abzujagen. Schnell erkennt Tim, dass ihm weit
mehr in die Hände gefallen ist als nur ein Holzschiff und stürzt
sich Hals über Kopf mit dem ewig saufenden Captain Haddock in das
Abenteuer seines Lebens. Regisseur Steven Spielberg träumte seit
1983 von einer Verfilmung der Hergé*-Comics rund um Tim und
Struppi. Gemeinsam mit Herr*-der*-Ringe-*Macher Peter Jackson fand
er mit Paramount und Sony endlich die nötigen Geldgeber und die
seiner Ansicht nach richtige Technik: Dank Motion*-Capture*
Verfahren wirken die Bewegungen der digitalen Protagonisten in Die
Abenteuer von
Tim und Struppi – Das Geheimnis der
Einhorn erstaunlich lebendig. Leider hilft dies wenig bei
den zum Teil zombie*artigen Gesichtern – ausgerechnet
Hauptdarsteller Tim ähnelt einem hölzernen Pinocchio.
Das Gros der Figuren landet, wie bei
Der Polarexpress, direkt im Uncanny
Valley. Somit wer* den sich Fans der bewusst schlichten aber
stilvollen Optik der Comic-*Vorlage an Spielbergs amerikanisierter
Variante wenig erfreuen. Immerhin sehen die Hintergründe deutlich
besser aus und nehmen teilweise fast fotorealistische Züge an.
Abseits der technischen Mankos krankt auch die Handlung an ihren
sterilen Figuren. Zu Anfang des Films erklärt der Verkäufer des
Schiffsmodells Sakharin auf Nachfrage, wer ihm da die Einhorn
abgejagt habe: „Den kennt doch jeder: Das ist Tim!“. Jenes
Vorwissen setzen die Drehbuchautoren Moffat (
Sherlock), Wright (
Shaun of the Dead) und Cornish
(
Attack the Block) auch bei den
Zuschauern voraus. Denn Tim fehlt im Film so gut wie jegliche
Charakterzeichnung. Vielmehr fungiert er in erster Linie als
Story-*Vehikel, um den Zuschauer an verschiedene Schauplätze zu
geleiten und mutiert ab der zweiten Filmhälfte zum Sidekick des
ewig grölenden Captain Haddock. Leider geht jenem die anarchische
Note der Comics vollständig ab.
Grossansicht
Spielberg setzt primär auf Schenkelklopferhumor, um Haddock in
Szene zu setzen. Dabei driftet der Regisseur mit seinen
Albernheiten stellenweise gar in Richtung Looney Tunes ab, etwa
wenn Haddock zum Antreiben eines Flugzeugs volltrunken in dessen
Tank rülpst oder verheddert in ei*nen Propeller schreiend um
selbigen rotiert. Das Ergebnis ist ein computeranimierter
Abenteuerfilm, der Hergés Comics weder optisch noch storytechnisch
gerecht wird und sein tolles Darsteller*Ensemble mit Daniel Craig
als Sakharin, Andy Serkins als Haddock und Simon Pegg sowie Nick
Frost als Schulze und Schultze in der aufgesetzten
Motion*-Capture*-Ästhetik verheizt. Als simpler Abenteuerfilm
unterhalten Die Abenteuer von
Tim und Struppi – Das
Geheimnis der Einhorn stellenweise durchaus, angesichts
der Vorlage und der Mitwirkenden vor und hinter der Kamera hätte
aber mehr drin sein müssen.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG4*AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
Schärfe, Detailgrad und Schwarzwerte auf
Referenzniveau
-
in einzelnen Szenen sehr leichte Treppchenbildung bei
Hintergrundobjekten
-
keinerlei Rauschen, Filtereinsatz oder
Kompressionsartefakte
-
knallige Farben und sehr schönes Spiel mit Licht und
Schatten
Bild 3D
Grossansicht
-
Videocodec MVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
wenig Pop*-Out-*Effekte
-
extrem gesteigerte Tiefenwirkung
-
3D wertet vor allem die rasanten Action-*Szenen deutlich
auf
-
keinerlei Ghosting
-
helles und kontrastreiches Bild, keinerlei Einbußen bei der
Farbwiedergabe
-
insgesamt referenzverdächtiges 3D-*Bild, das die 2D*-Variante
alt aussehen lässt
Tonqualität
-
Deutsch (DTS*-HD Master Audio 5.1), Englisch (DTS*-HD Master
Audio 7.1)
-
sowohl deutscher als auch englischer Ton sind dynamisch und sehr
voluminös
-
fortwährende Action garantiert etliche Surround*-Effekte und
Subwoofer* Präsenz
-
schön abgesetzter Soundtrack von John Williams
-
Dialoge selbst im größten Chaos stets gut zu verstehen
-
zwei tolle, ebenbürtige Tonspuren, die Tim und Struppi alle Ehre
machen
Ausstattung
Das Bonusmaterial umfasst insgesamt ca. 95 Minuten Spielzeit und
ist komplett in HD gehalten. Unter den zahlreichen Dokumentationen
stechen besonders „In the Volume“ und „Die Animation von Tim und
Struppi“ heraus, die sich beide mit dem aufwändigen Motion* Capture
Verfahren des Films beschäftigen. Interessant sind auch Spielbergs
Bekenntnisse in Entstehung von Tim und Struppi – hier berichtet
Spielberg, wie er erstmals von Tim und Struppi erfahren hat, als er
französische Filmkritiken zum ersten Indiana *Jones* Abenteuer las.
Die restlichen Dokumentationen beschäftigen sich unter anderem mit
der Filmmusik von John Williams, der Auswahl der Hauptdarsteller
und natürlich den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu den
Comics.
Fazit
Grossansicht
Sonys Blu*-ray* Umsetzung von
Die Abenteuer von Tim und
Struppi – Das Geheimnis der Einhorn ist nahezu perfekt:
2D* und 3D* Bild trumpfen mit perfekter Schärfe und hohem
Detailgrad auf. Der sowohl auf Deutsch und Englisch verlustfreie
Ton hält das hohe Niveau des Bildes und macht Spielbergs Film zu
neuem Demomaterial fürs Heimkino. Auch die Extras wissen zu
unterhalten, selbst wenn die Macher ihr eigenes Werk ab und an
etwas zu sehr in den Himmel loben. Denn dies hätte die Umsetzung
der Hergé* Comics nur bedingt verdient. Zum einen ist die
Motion*-Capture*-Technik zwar seit Frühwerken wie
Der Polarexpress gereift, verleiht
den Figuren aber immer noch einen befremdlichen Look. Zum anderen
rast Spielberg so sehr von einem Schauplatz zum nächsten, dass Tim
ein konturloser Hauptdarsteller bleibt und Nebenfiguren, wie
Captain Haddock oder die Agenten Schulze und Schultze zu reinen
Kalauer*Lieferanten verkommen. Vielleicht macht es Peter Jackson,
der für den geplanten zweiten Teil mit Spielberg den Regiestuhl
tauscht, ja besser: Potential blitzt in Tim und Struppis neuestem
Leinwand*-Abenteuer durchaus auf. Schade, dass so viel davon
ungenutzt bleibt. (anw)
Kaufempfehlung7 von 10
Die Kaufempfehlung der Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das
Geheimnis der Einhorn Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung
und unter Berücksichtigung der Story berechnet.
Testgeräte
TV: Panasonic TX*P65VT30E
Player: Onkyo TX SR 606
AVR: Heco Victa 5.1 Komplett*Set
Sound: Panasonic DMP*BDT310EG