Die Menge an produzierten Kriegsfilmen ist schier unüberschaubar.
Gerade Produktionen aus Hollywood sind oftmals getränkt von
überschwänglichem Patriotismus – zwei Negativbeispiele wären unter
anderem
Pearl Harbor sowie
U-571. Doch es gibt sie; die Art von Werken, die
nicht nur unter die Haut gehen, sondern tiefe Einblicke in die
Psyche der damals kämpfenden Soldaten geben. Werke, die vor allem
durch ihre exzellente Charakterausarbeitung glänzen – weniger durch
Spezialeffekte und Schlachtgetümmel. Einer dieser grandiosen
Produktionen ist
Twelve O'Clock High (deutscher
Titel
Der Kommandeur) aus dem Jahre 1949. Neben
dem Hollywood-All-Time-Star Gregory Peck (
To Kill a Mockingbird) sind
außerdem Hugh Marlowe (
The Day the Earth Stood Still
(1951)) und Gary Merril (
A Blueprint for Murder).
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Beirne Lay Jr. Und
Sy Bartlett – beides ehemalige Soldaten.
Story
1942 ist der Zweite Weltkrieg voll im Gange. Großbritannien ist das
einzige Land, welches dem Dritten Reich in Europa fortwährend die
Stirn bietet. Täglich fliegen hunderte Bomber Richtung Deutschland
und deren besetzte Gebiete. U-Boot - Bunker an der Kanal- und
Atlantikküste dienen dabei ebenso als Ziel wie Industrieanlagen und
Verkehrsknotenpunkte. Auch die USA beteiligen sich am Krieg in
Europa und stellen eigene Bomberverbände auf, die bei Tage den
Feind bombardieren. Besonders verlustreich ist der Kampf für den
918. Bomberverband, welchem augenscheinlich das gesamte Pech der
Luftflotte anheftet. Um den Grund für die Misere zu finden, wird
der aktuelle Kommandeur Keith Davenport beurlaubt und versetzt. An
seine Stelle tritt der strenge Brigadegeneral Savage, der mit Härte
und Eifer die Besatzungen zum Erfolg peitschen will.
Twelve O'Clock High wurde eine besondere Ehre zu
teil. Der Film gilt bei den Veteranen als einer der
wenigen/einzigen Werke, die den Kriegsalltag, die Gefühle und das
damalige entbehrungsreiche Leben werden detailliert und korrekt
wiedergeben. Selbst das U.S. Airforce-Magazin schreibt in einem
ihrer Artikel:
„….der beste Film, der jemals über die Air Force
gedreht wurde…“ sowie
„…eine Authentizität mit
Seltenheitswert im Filmgeschäft“. Regisseur Henry King („The
Song of Bernadette“) sowie der Produzent Darryl Zanuck lieferten
mit
Der Kommandeur eine hervorragende Arbeit ab.
Viele Figuren besitzen reale Vorbilder, so zum Beispiel die
Charaktere des Brig. General Savage, Major General Pritchard oder
Colonel Keith Davenport. Unterstützt wurde das gesamte Filmprojekt
von der Air Force, welche nicht nur Flugzeuge zur Verfügung
stellte, sondern auch Originalaufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg
(inklusive Aufnahmen der Deutschen Luftwaffe). Diese wurden
exzellent in den Film integriert und vermitteln eine perfekte
Authentizität. Zum Glück wurden auf typische propagandistische
Ausschweifungen verzichtet, anders als zum Beispiel in
Black Hawk Down. Gedreht wurde
Twelve O’Clock High zwischen April und Juli 1949
unter anderem auf der Eglin Air Force Base (USA) sowie auf der RAF
Barford Air Base in Großbritannien.
Doch so gut die realen Vorgaben sind, letzten Endes zählen die
Darsteller – und die leisten während des rund 130-minütigen Dramas
großartige Arbeit. Im Mittelpunkt steht natürlich Gregory Peck,
bzw. die von ihm verkörperte Figur des strengen Kommandeurs. Mit
Härte und Disziplin versucht er zu Beginn, das sinkende Schiff vor
dem Untergang zu bewahren; seine Art und Haltung gegenüber der
Mannschaft ist genau gegensätzlich zu deren früheren Führer
Davenport. Dieser hatte immer eine schützende Hand über „seine
Jungs“ gehalten, um alles Unheil soweit wie möglich von ihnen
abzuwenden. Doch Savages Strenge soll nicht von Dauer sein. Je
länger er zusammen mit seiner Truppe kämpft, schwitzt und Siege
feiert, umso enger und persönlicher wird die Bindung, die Beziehung
zueinander. Diese psychologische Wendung wird derartig gut
vermittelt, dass an Pecks Motiven zu keiner Zeit Zweifel aufkommen.
Insofern wird er immer mehr zu genau jenem Mann, den er selbst
ersetzen musste. Nicht umsonst wurde
Twelve O’Clock
High über Jahrzehnte in der US Air Force als einer der
Lehrfilme für Truppenführung während Schulungen gezeigt.
Bildqualität
-
MPEG4/AVC, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,33:1 –
16:9
-
feines Korn, abschnittsweise (vor allem in Szenen, in denen der
Himmel gezeigt wird) mittelstark
-
meist sehr guter Schwarzwert
-
Kontrast schwankend; während Außenaufnahmen deutlich besser,
Innenaufnahmen wirken immer wieder ausgewaschen beziehungsweise
überbelichtet
-
guter Schärfegrad (besonders Close-Ups), der Transfer ist jedoch
generell weich gehalten
-
ganz vereinzelt winzige Beschädigungen sichtbar
-
Durchzeichnung ebenso wechselnd (manche Nahaufnahmen offenbaren
jede Haarsträhne, wenige Minuten später wirken Texturen leicht
matschig)
Vergessen darf man bei der Bildbewertung nicht, dass der Film
inzwischen 63!! Jahre alt ist und sicherlich einer der ältesten
Vertreter auf Blu-ray ist. Trotzdem ist der Transfer erstaunlich
gut geworden – obgleich der oben angeführten Mängel. Von den
originalen Kampfaufnahmen sollte man natürlich qualitativ nicht zu
viel erwarten. Insgesamt eine deutliche Steigerung zur DVD.
Tonqualität
-
Deutsch dts 5.1, Englisch dts-HD MA 5.1
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deutscher Ton stellenweise deutlich dumpfer als O-Ton
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extrem breite Bühne mit vielen Stereo-Effekten (zum Beispiel
Flugzeugüberflüge)
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vereinzelt direktionale Effekte
-
begrenzte Räumlichkeit, hintere Lautsprecher nur selten ins
Geschehen eingebunden
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gute Dynamik
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gute Dialogverständlichkeit – teilweise leicht
dröhnend
-
vereinzelt leichtes Hintergrundrauschen
-
tolle Filmmusik
Die englische Spur ist doch ein Stück klarer als die
Synchronisation – dies betrifft auch die wenigen nicht
synchronisierten Abschnitte, in denen der O-Ton zu hören ist.
Switched man an diesen Szenen zum HD-Track, fällt der Unterschied
doch deutlich auf. Davon abgesehen leistet sich auch der deutsche
Ton keine besonderen Fehler, altersbedingtes Knacken ist nicht
vorhanden – lediglich ein leichtes Rauschen fällt manchmal
auf.
Ausstattung
-
Audiokommentar
-
Erinnerungen an „Der Kommandeur“
-
Der Zweite Weltkrieg und die amerikanische Heimatfront
-
Historische Vorlage General Armstrong
-
Piloten der 8. Luftflotte
Die Extras können sich wirklich sehen lassen. Zwar nicht an der
Anzahl, aber an deren Qualität. Endlich einmal hat man es seitens
eines Filmstudios geschafft, den historischen Kontext mit
einzubeziehen, weshalb sich Fans des Themas an den drei zuletzt
genannten Punkten in der Aufzählung erfreuen dürfen. Ebenso der
Audiokommentar ist äußerst interessant und sollte nicht ausgelassen
werden. Alle Extras verfügen über deutsche Untertitel.
Fazit
Aus technischer Sicht ist zwar nicht alles eitel Sonnenschein,
aufgrund des Alters jedoch ist wohl kaum ein besseres Ergebnis
möglich. Gegenüber der DVD Version ist die qualitative Verbesserung
wirklich deutlich. Auch die Extras überzeugen und warten mit vielen
Hintergrundinformationen über den Film und den historischen Kontext
auf. Großes Lob an dieser Stelle an das Label. Für Fans des Genres
ist dieser Film ein absoluter Pflichtkauf (zum Beispiel bei
Amazon.es – der spanische Titel lautet
Almas en la
Hoguera). Der Fokus wird ganz klar auf die
Charakterentwicklung gelegt – ein Umstand, der sich voll bezahlt
macht. Story, Bild, Ton und Extras – die Veröffentlichung ist
wirklich gelungen. Unten angeführt ist für alle Interessierten
außerdem der Link zum AirForce-Magazin-Artikel. (maw)
http://www.airforce-magazine.com/MagazineArchive/Pages/2011/January%202011/0111high.aspx
Story 10/10
Bild 7/10
Ton 7/10
Extras 9/10
Overall 9/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC