Assault on Precinct 13 (3 Disc Limited
Collector's Edition) (Blu-ray + DVD) Blu-ray
ReviewJohn Carpenter gilt gemeinhin als „Horrorpapst“. Was natürlich
daran liegt, dass er in seiner langen Laufbahn tatsächlich den
einen oder anderen wegweisenden Horrorfilm abgeliefert hat. Hier
ist natürlich zu allererst
Halloween - Die
Nacht des Grauens aus dem Jahr 1978 zu nennen.
Mit diesem einfachen, aber zu seiner Zeit bahnbrechend effektiven
Slasher gelang Carpenter nichts weniger als ein Meilenstein der
Horrorfilmgeschichte. Bestätigen konnte er sein Gespür für blutigen
Nervenkitzel auch in den Folgejahren. Hier stechen vor allem
The Fog – Nebel des
Grauens (1979) oder
Das Ding aus einer
anderen Welt (1982) heraus. Dabei vergisst man
leicht, dass Carpenter gar nicht mit Horrorfilmen angefangen hat.
Zu Beginn seiner Karriere stand vielmehr mit dem no-budget
Science-Fiction Streifen
Dark
Star eine absurd-komische Parodie auf Stanley
Kubricks
2001 – Odyssee im
Weltraum. Zwei Jahre später folgte mit
Assault on Precinct 13 eine Hommage an den John
Wayne Klassiker
Rio
Bravo.
Story:
In einem verwahrlosten Stadtteil von Los Angeles steht ein
Polizeirevier kurz vor der Schließung. Nur eine Notbesetzung hält
noch die Stellung, um die Verlegung der Station abzuwickeln. Lt.
Bishop (A. Stoker) erhält überraschend den Auftrag, die Arbeiten
für eine Nacht zu beaufsichtigen. Was sich wie ein einfacher und
langweiliger Job anhört, entwickelt sich im Laufe des Abends zu
einem Himmelfahrtskommando. Nicht weit entfernt ermorden
Gangmitglieder kaltblütig ein kleines Mädchen. Dessen Vater stellt
einen der Täter und erschießt ihn. Die übrige Gang nimmt daraufhin
die Verfolgung auf. Mit letzter Kraft rettet sich der verstörte
Vater in die beinahe verlassene Polizeistation. Doch die Verbrecher
geben nicht so schnell auf und rufen Verstärkung. Von nun an wird
das Revier von einer schwer bewaffneten und zu allem entschlossenen
Übermacht belagert.
Dass John Carpenter ein Meister der Hochspannung ist, beweist er
schon mit seinem ersten unter professionellen Bedingungen
verwirklichten Spielfilm. Die Prämisse ist so einfach wie effektiv:
die Guten da drinnen gegen die Bösen da draußen. Wobei „gut“ in
diesem Zusammenhang natürlich differenzierter zu betrachten ist.
Denn auf Grund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit, werden zur
Verteidigung des Reviers auch zwei inhaftierte Schwerverbrecher
rekrutiert. Daraus entsteht innerhalb der Verteidiger eine gewisse
Spannung. Die beiden Sekretärinnen, die eigentlich nur zum Kisten
packen vorgesehen waren, müssen ebenfalls über sich hinaus wachsen.
In diesem Zusammenhang liefert vor allem Laurie Zimmer in der Rolle
der Leigh eine unglaublich coole und beeindruckende Leistung ab.
Das Knistern zwischen ihr und dem verurteilten Mörder Wilson ist
förmlich mit Händen zu greifen. Durch die Begrenzung der Handlung
auf die Polizeistation entsteht eine enorm dichte und
klaustrophobische Atmosphäre, die in ihren intensivsten Momenten an
George A. Romeros
Night of the Living
Dead erinnert.
Teilweise verhalten sich die mit stumpfer Aggression anrennenden
Gangster tatsächlich wie geistlose Zombies auf der Suche nach der
nächsten Mahlzeit. Dies ist sicher ein Kritikpunkt, den sich der
Film gefallen lassen muss. Mit äußerster Raffinesse wird zwar das
Revier von der Außenwelt abgeschnitten und ein äußerer Schein der
Normalität gewahrt, andererseits stürmen die Gangmitglieder aber
völlig planlos durch die Fenster und werden reihenweise von den
Verteidigern abgeschlachtet. Was an dieser Stelle an Logik fehlt,
macht der Film dafür an anderer Stelle mit teils brutaler Action
und Hochspannung wieder wett. Dass
Assault nach
jahrelanger Indizierung nun eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten
hat, erscheint schon recht gewagt. Die gezeigte Gewalt ist
jedenfalls nicht von schlechten Eltern. Erschossene Kinder und
brechende Knochen inbegriffen. Die Actionfans wird es natürlich
freuen, denn Carpenters Frühwerk wirkt auch nach über 35 Jahren in
keiner Weise altbacken oder verstaubt, was hauptsächlich an der
einfachen Prämisse und der geradlinigen Inszenierung liegt.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1080p
-
Bild ist frei von Bildfehler wie Kratzer oder Verschmutzungen
des Bildmasters
-
ruhiger Bildstand
-
hervorragende Schärfe und Detailzeichnung
-
enorme Tiefenschärfe bei hellen Außenaufnahmen
-
ausgewogene Kontraste in hellen Einstellungen
-
in dunklen Szenen zeigt der Schwarzwert kein deckendes Schwarz,
es werden Details verschluckt
-
Filmkorn intakt, ufert aber zu keiner Zeit in Rauschen
aus
-
warme Farbgebung
Capelight Pictures hat hier weder Kosten noch Mühen gescheut, und
dem Bild eine Generalüberholung spendiert, die sich im wahrsten
Sinn sehen lassen kann. Wenn man das Alter des Films
berücksichtigt, ist das Ergebnis fantastisch. Alleine der
Schwarzwert zeigt einige Schwächen.
Tonqualität:
-
Deutsch Originalsynchronisation Linear PCM 2.0 /
Neusynchronisation aus dem Jahr 2005 DTS-HD Master Audio 5.1 (wird
hier bewertet)
-
gut differenzierte Stereobühne
-
klar verständliche Dialoge
-
ansprechende Dynamik
-
gutes Volumen
-
Surroundeffekte beschränken sich auf ein Minimum
-
Subwoofer kommt kaum zum Einsatz
Auch der Ton wurde in extrem aufwändigen Verfahren überarbeitet und
restauriert, so dass hier in jedem Fall das absolute Maximum
geboten wird, das aus dem vorliegenden Material herauszuholen
ist.
Ausstattung:
-
Audiokommentar mit John Carpenter
-
Interview mit John Carpenter und Hauptdarsteller Austin Stoker
aus dem Jahr 2002 (SD, ca. 23 Min.)
-
Kinotrailer (SD)
-
Radio Spots
-
Isolierte Tonspur der Filmmusik
-
Dokumentation „Do you remember Laurie Zimmer?“ (SD, ca. 54
Min.)
Wer tiefergehende Informationen zur Entstehung des Films erhalten
möchte, sollte sich den Audiokommentar und das Interview nicht
entgehen lassen. Einen guten Eindruck von der enormen Leistung der
Filmrestaurierung erhält, wer die Qualität des Kinotrailers mit dem
Hauptfilm vergleicht. Besonders interessant ist die auf einer
separaten DVD beiliegende Dokumentation, die die fast schon
verzweifelte Suche nach der verschollenen Hauptdarstellerin Laurie
Zimmer thematisiert. Absolut sehenswert und geradezu fesselnd! Das
Mediabook enthält im Innenteil u. a. weiterführende Informationen
zur aufwändigen Wiederherstellung des Klassikers.
Fazit:
Der Aufwand, der von Capelight Pictures betrieben wurde, um
Assault on Precinct 13 in der bestmöglichen
technischen Qualität auf Blu-ray zu bannen, ist gar nicht hoch
genug einzuschätzen. Der Bildtransfer ist absolut erstklassig und
stellt selbst wesentlich jüngere Filme in den Schatten. Den
verschiedenen Tonspuren sind durch ihre wechselvolle Vergangenheit
natürliche Grenzen gesetzt. Aber auch hier wurde das Maximum
herausgeholt. So müssen Klassiker aufbereitet werden! Die Extras
sind nicht übermäßig umfangreich, bieten aber einen informativen
Zeitvertreib.
John Carpenters Frühwerk besticht vor allem durch seine geradlinige
und kompromisslose Inszenierung. Die Charakterzeichnung beschränkt
sich dabei auf ein Minimum, im Verlauf identifiziert man sich
jedoch zu einhundert Prozent mit den leidgeprüften Protagonisten,
die alleine durch ihre Handlungsweisen ein individuelles Profil
entwickeln. Carpenters persönliche Einflüsse sind hier gut
erkennbar, doch sein Belagerungsthriller beinhaltet genügend
innovative Ideen, um längst selbst als Klassiker zu gelten. Dabei
hat
Assault on Precinct 13 die vergangenen
Jahrzehnte erstaunlich unbeschadet überstanden, so dass einer
Neuentdeckung nichts mehr im Weg steht.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 8/10
Ton: 6/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Assault on Precinct 13 (3 Disc Limited
Collector's Edition) (Blu-ray + DVD) Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)