Für Finnland begann der Zweite Weltkrieg am 30. November 1939 – der
Start des Winterkrieges. Für die Führer der Sowjetunion war schnell
klar, dass Finnland seit der Unabhängigkeit 1917 zwar kein
gefährlicher Gegner war, jedoch als Aufmarschgebiet anderer Mächte
herhalten konnte (zum Beispiel des Deutschen Reiches). Zwar
kämpften die Finnen tapfer, konnten den übermächtigen Gegner im
Endeffekt nicht besiegen. Am 13. März 1940 wurde der
Friedensvertrag unterzeichnet und gleichzeitig Gebietsabtretungen
an die Sowjetunion vereinbart. Mit dem Beginn des deutschen
Unternehmens Barbarossa 1941 sahen die Finnen ihre Chance, die
damals verlorenen Regionen wieder zurückzugewinnen. Diesem Thema
widmet sich der 2004 gedrehte
Beyond the Frontline
von Regisseur Åke Lindman.
Story
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Im Juli 1941 begann der Angriff der finnischen Armee auf den
übermächtigen Nachbarn. Ziel des Unternehmens – des
Fortsetzungskrieges – war unter anderem die Wiedererlangung der im
Winterkrieg verlorengegangenen Gebiete. Eingenommen wurde auch mit
Hilfe der Wehrmacht im Norden Petsamo (Gegend bei Murmansk) sowie
Salla, im Süden durch finnische Truppe Karelien (Gebiet bei St.
Petersburg, zwischen dem Ladoga und Onega-See). Dort sind Harry
Järv und seine Männer als Mitglieder des Infanterieregiments 61
stationiert und werden stets an vorderster Front eingesetzt. Ihr
Spezialgebiet ist das Auskundschaften feindlicher Stellungen sowie
deren Bekämpfung in kleinen Stoßtrupps. Zwischen 1942 und 1944
herrscht überwiegend Stille an der Front - ein Stellungskrieg. Im
Laufe dieser Zeit wächst die Truppe eng zusammen. Als jedoch Harry
verwundet wird und kurze Zeit später die Russen ihre Großoffensive
starten, beginnt für jeden nicht nur der Kampf um das eigene
Überleben, sondern auch um das Fortbestehen der Heimat.
Mit
Beyond the Frontline greifen die Macher ein
Thema auf, welches in unserer Geschichte eine eher untergeordnete
Rolle spielt, schließlich war der Kampf in Finnland ebenso wie zum
Beispiel Rommels Afrika-Korps „nur“ ein Nebenschauplatz. Umso
interessanter ist die Tatsache, dass der Film auf den
Aufzeichnungen ehemaliger Veteranen des Infanterieregiments beruht.
In den Extras wird dies ausführlicher erklärt, bzw. beschrieben;
während des Drehs waren diese vor Ort dabei und klärten das
Produktionsteam sowie die Darsteller auch über kleine Details auf.
Der Film selbst zeigt die Vorkommnisse der Truppe rund um Harry
Järv in den Jahren 1942 bis 1944. Dabei erfolgt die Erzählung nicht
durchgehend, sondern ist immer wieder von Interviews der Veteranen
unterbrochen, ebenso springt die Geschichte teilweise um Monate
vorwärts zum nächsten Stoßtrupp-Einsatz.
Der Fokus wird jedoch nicht auf die Gefecht-Szenen gelegt, sondern
viel mehr auf die Vorbereitung und Planung der Einsätze sowie auf
die Errichtung von Sicherungsstellungen wie Unterstände und Gräben.
Des Weiteren werden viele Soldaten auch von privater Seite
beleuchtet, welche Ausbildung sie genossen haben,
Familienverhältnisse und ebenso ihre Berufswünsche und Hoffnungen
für die Zeit nach dem Krieg. Die Darsteller agieren weitestgehend
authentisch, stellenweise muss man jedoch über die ein oder andere
tollpatschige oder künstliche Einlage schmunzeln.
Grossansicht
Obwohl der Film im eigentlichen Sinne nur das Frontgeschehen der
einfachen Soldaten zeigt, so ist doch die Selbstdarstellung der
Finnen bezüglich ihrer Beziehung zum Deutschen Reich interessant.
Es wird doch recht eindeutig dafür Stellung bezogen, dass Finnland
in keiner wirklichen Allianz mit Deutschland steckte, sondern viel
mehr gleichzeitig mit ihnen gegen einen gemeinsamen Feind kämpfte.
Dass die Verknüpfung beider Staaten jedoch deutlich inniger war als
zumeist behauptet wird, ist nach neuesten Aktenfunden kein
Geheimnis mehr. So war das Reich nicht nur ein Waffenlieferant, es
gab ebenso sowjetische Kriegsgefangenendeportationen von Finnland
nach Deutschland und die Staatspolizei arbeitete bei der Suche nach
Kommunisten und Juden eng mit der GESTAPO zusammen. Insofern fehlt
es doch ein wenig an einer kritischen Beleuchtung der damaligen
Ereignisse. Dieses kleine Manko sei jedoch nur nebenbei erwähnt,
schließlich stehen Harry Jäv und seine kleine Truppe im Fokus des
Geschehens, und nicht die politischen Verknüpfungen der
Kriegsparteien.
Bildqualität
-
MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,78:1 –
16:9
-
extrem kühle und triste Farbgebung, so gut wie ausschließliche
Verwendung erdiger Farbtöne
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Schärfegrad sowie Durchzeichnung während Close-Ups sehr gut,
Panoramashots doch deutlich weicher inklusive teils leicht
schwammigen Texturen
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feines bis mittelstarkes Korn, vereinzelt Rauschen
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guter Kontrast bei Außenaufnahmen, Innenaufnahmen wirklich
abschnittsweise wie durch einen leichten Grauschleier
aufgenommen
Grossansicht
Die Qualität schwankt doch leider immer wieder deutlich. Gerade
Großaufnahmen von Gesichtern weisen eine wirklich gute
Durchzeichnung auf (einzelne Haare sowie Hautporen gut sichtbar),
auf der anderen Seite wiederrum sind viele Panoramaeinstellungen
sichtbar schlechter und lassen viele kleinere Details (einzelne
Blätter, etc….) aus. Die eingestreuten Originalaufnahmen aus dem
Zweiten Weltkrieg sind qualitativ selbstredend in einer gänzlich
anderen Liga wiederzufinden. Alles in allem jedoch trotzdem ein
guter Transfer.
Tonqualität
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Deutsch und Finnisch dts-HD MA 5.1
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einwandfreie Dialogverständlichkeit
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sehr gute Präzision, einwandfreie Ortbarkeit auch kleiner
Geräusche (Knacken von Ästen)
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Räumlichkeit während Schusswechsel wunderbar gelungen inklusive
vieler direktionaler Effekte, abseits davon hätten gerade während
der vielen Aufnahmen in den Wäldern die Hintergrundgeräusche wie
Vogelgezwitscher lauter ausfallen müssen
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schlechte Dynamik
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kaum Subwoofereinsätze
Wenn bei einem Kriegsfilm die Explosion einer Granate ähnlich laut
ist wie das gesprochene Wort, dann geht dies ganz klar auf Kosten
der Atmosphäre. Auch der Subwoofer kommt während der Gefechte zu
selten zum Einsatz. Diese Mankos relativieren sich zumindest etwas
aufgrund der Dialoglastigkeit des Films. Große Unterschiede zum
finnischen Track sind nicht auszumachen.
Ausstattung
Neben dem Making Of (die üblichen Hintergrundinfos sowie Aufnahmen
während des Drehs) ist vor allem das Interview mit dem Veteranen
Harry Jäv sehenswert. Darin erfährt man nicht nur mehr über das
Leben des finnischen Helden, sondern auch einige Details über die
damaligen Kriegsgeschehen.
Fazit
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Technisch gesehen geht die finnische Produktion in Ordnung. Das
Bild leidet etwas unter der schwachen Durchzeichnung während
Panorama-Shots, dem Ton fehlt es an Dynamik, davon abgesehen ist
alles im grünen Bereich. Die Extras fallen zwar spärlich aus, sind
dafür richtig interessant, vor allem auch aufgrund der vielen
geschichtsbezogenen Informationen.
Beyond the
Frontline ist sicherlich kein Film für jedermann. Die
Erzählweise ist doch deutlich ruhiger als die vieler amerikanischer
Pendants, man nimmt sich viel Zeit für die Ausarbeitung des
Hauptcharakters sowie seines Trupps. Wer Blut und Gemetzel
erwartet, wird mit diesem Werk sicher nicht unterhalten.
Story 7/10
Bild 7/10
Ton 7/10
Extras 5/10
Overall 7/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC