Dass Filme nicht immer hunderte Millionen US-Dollar an
Produktionskosten verschlingen müssen, um das Publikum zu fesseln,
ist hinreichend bekannt. Independent-Produktionen lassen im
Gegensatz zu Hollywood-Werken immer wieder erstaunt aufhorchen bei
Etats im niedrigen fünfstelligen Bereich.
Clerks,
produziert von Kevin Smith (
Cop
Out,
Dogma), ist einer jener
Streifen, der genau in diese Kategorie fällt. Lediglich USD 27.575
kostete die eineinhalbstündige Komödie – abgedreht in nur drei
Wochen. Die beiden Laiendarstellern Brian O´Halloran sowie Jeff
Anderson feierten mit der Verkörperung der Hauptrollen ihr
Leinwanddebut.
Story
Eigentlich sollte es Dantes freier Tag werden. Lange schlafen und
am Nachmittag ein Hockey-Match – so der Plan. Aufgrund der
Erkrankung seines Arbeitskollegen und der gleichzeitigen
Abwesenheit des Chefs muss er notgedrungen ausrücken. Mit dieser
schlechten Nachricht im Gepäck beginnt für ihn erst ein mit
Problemen durchsetztes Schauspiel, welches die nächsten Stunden
beinahe haarsträubende Ausmaße annimmt. An seiner Seite im
Quick-Stop - Markt sein Freund Randal, der gleich um die Ecke in
einer schäbigen und versifften Videothek arbeitet und Dante
fortwährend besucht. Schon die ersten Kunden am Morgen lassen
keinen Zweifel aufkommen, dass dieser Tag alles andere als gut
wird.
Clerks ist ein Kultfilm. So gut wie jeder Cineast
hat von diesem Indie-Streifen zumindest schon einmal gehört. Kevin
Smith produzierte mit geringen Mitteln ähnlich wie Oren Peli im
Jahr 2007 mit „Paranormal Activity“ ein Werk, dass sich vor allem
finanziell für die Macher rechnete. Immerhin über drei Millionen
US-Dollar spielte
Clerks 1994 in die Kassen und
läutete aufgrund des Erfolgs den Beginn von Smiths Karriere ein.
Doch nicht nur wirtschaftlich war dies der Durchbruch für den
US-Amerikaner; die Kritiker waren fast durchgehend begeistert von
dem doch eigenwilligen Werk.
Der Plot ist so einfach wie genial gestrickt. Alles dreht sich um
die beiden Verlierer Randal und Dante, die aufgrund
unterschiedlicher Intentionen ihr Leben an der Supermarkt-
beziehungsweise Videoverleih-Kasse fristen. Dabei ist Randal
derjenige, der sich mit der trostlosen Situation abgefunden hat und
unverblümt zugibt, dass selbst ein Affe ihn ersetzen könnte
(Monkey-Job). Dementsprechend demotiviert „bedient“ er seine
Kundschaft, ist herablassend, unfreundlich und dreist – ist aber
nicht bereit, durch Arbeit oder Fleiß diesen Zustand abzuändern.
Dante hingegen, der die Schule abgebrochen hat, sieht den
Quick-Stop nur als Zwischenstation vor seinem weiteren Aufstieg.
Seine Freundin versucht ihn zwar zu überreden, den Job zu kündigen
und wieder die College-Bank zu drücken, er ist jedoch durch und
durch unsicher und ängstlich in Bezug auf jegliche
Veränderungen.
Des Weiteren hat er die Trennung von seiner Ex-Freundin Catlin bis
heute nicht verkraftet und ist ständig am Abwägen, seine jetzige
Partnerin zu verlassen und nochmals zu seiner alten Liebe
zurückzukehren. Sein Leben scheint durchzogen mit lauter mühseligen
Entscheidungen, Dante lehnt es jedoch aufgrund seiner Weigerung
erwachsen zu werden ab, die Initiative zu ergreifen und kämpft
stattdessen jeden Tag aufs Neue mit sich selbst, den Kunden und der
Situation. Trotz ihrer menschlichen Schwächen und den teils
ordinären Unterhaltungen sind beide Charaktere wirklich
liebenswert, teils bemitleidenswert. Komische Situationen entstehen
dabei nicht nur aufgrund der absonderlichen Kundschaft, sondern vor
allem aufgrund der Dialoge zwischen Dante und Randal. Zwischen all
den Fäkal- und Schimpfworten sowie anderweitigen Banalitäten
(Stichwort unabhängige Arbeiter auf dem Todesstern) wird doch klar,
dass sich beide viel mehr Gedanken über ihr Leben und Zukunft
machen, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Alles in allem
eine außergewöhnliche, ausgezeichnete und auch einzigartige Komödie
über das Leben und Erwachsenwerden.
Bildqualität
Technik: MPEG4/AVC, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,78:1 –
16:9
Die Bildbewertung bei
Clerks ist keinesfalls
einfach. Zuerst muss bedacht werden, in welchen Verhältnissen der
Film überhaupt gedreht wurde; das Budget, das Equipment und
selbstverständlich auch die fehlende Erfahrung von Kevin Smith
zeigen sich nicht nur auf großen Leinwänden. So ist der
Schwarz-Weiß Transfer recht grobkörnig, dafür aber frei von
Artefakten. Der Schärfegrad schwankt in manchen Einstellungen von
unscharf bis „Ok“, ist jedoch in Bezug auf das Ausgangsmaterial
ebenso in Ordnung wie die Durchzeichnung. Der Schwarzwert ist
mittelmäßig bis sehr gut (schwankend von Szene zu Szene), solide
gelungen ist die Weiß-Darstellung; Flächen oder T-Shirts strahlen
dem Zuschauer entgegen. Kleinere Beschädigungen sind vorhanden,
stören jedoch überhaupt nicht – im Gegenteil, dieser Umstand passt
perfekt zu dem versifften Shop. Insgesamt ein guter Transfer.
Tonqualität
Technik: Englisch dts-HD MA 5.1 Dass die Tonspur kein
Surround-Wunder ist, versteht sich fast von selbst. Zwar werden die
hinteren Lautsprecher vereinzelt ins Geschehen eingebunden, unter
anderem auch während musikalischer Einlagen, davon abgesehen
fokussiert sich das Treiben fast ausschließlich frontal. Die
aufgrund der Dialoglastigkeit wichtigen Gespräche sind stets gut
verständlich, werden jedoch fast zur Gänze nur vom Center
wiedergegeben. Die restliche Front ist mit Nebengeräuschen
beschäftigt, stellenweise fehlt es dem Mix allerdings an Volumen.
Qualitativ ausgezeichnet sind die Musikstücke geworden, welche
völlig klar aus den Boxen rocken, teilweise sogar mit leichter
Subwooferunterstützung. Etwas lästig sind die
Lautstärkeschwankungen – Wohnungsinhaber sollten auf eine
Dynamikreduktion im Receiver setzen.
Ausstattung
Eine Auflistung des gesamten Bonusmaterials ist in der Datenbank
ersichtlich. Zu empfehlen sind neben dem Audiokommentar vor allem
die Themen rund um die Restauration des Films. Auch die
Dokumentation „Snowball Effect“ sollte unbedingt begutachtet
werden; sie befasst sich näher mit dem Leben des Regisseurs und
natürlich auch der Entstehung von
Clerks.
Insgesamt jede Menge Material, die das Indie-Herz höher schlagen
lässt.
Fazit
Technisch ist dem Studio kein Vorwurf zu machen. In Anbetracht des
Ausgangsmaterials wurde das Beste aus der Situation gemacht und auf
Blu-ray gepresst. Man sollte sich allerdings im Klaren sein, dass
diese „Billigproduktion“ aus dem Jahr 1994 nicht mit heutigen
Blockbustern zu vergleichen ist. Auf der Disc sind derartig viele
informative Extras zu finden, dass man damit ganze Nachmittage vor
dem TV-Gerät verbringen kann.
Clerks ist eine
Perle des Indie-Genres, welches inhaltlich rundum überzeugen kann.
Sicherlich sollte der eigene Geschmack auch etwas in die Richtung
des unkonventionellen Contents gehen. Dann allerdings steht einem
vergnüglichen Filmeabend nichts mehr im Wege.
Story 9/10
Bild 7/10
Ton 6/10
Extras 10/10
Overall 8/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC