Stop Making Sense - Talking Heads (UK
Import ohne dt. Ton) Blu-ray Review
Es ist nicht unüblich, dass ehemalige Videoclip Regisseure das
Genre wechseln und fortan Kinofilme drehen, wie z.B. McG, Michael
Bay oder Gore Verbinski. Dass aber ein Filmemacher hingeht und im
Jahr 1984 beschließt eine Konzertaufnahme zu drehen, ist
ungewöhnlich und auch heutzutage nach wie vor eine Seltenheit. Bei
der Band handelt es sich um die amerikanische New Wave Band Talking
Heads um Frontmann David Byrne, die sich zu der damaligen Zeit sich
gerade auf dem Höhepunkt ihrer Karriere befanden.
Story
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Die Talking Heads wurden 1975 von den Kunststudenten David Byrne,
Chris Frantz und dessen Freundin Tina Weymouth gegründet, die sich
allesamt in der Rhode Island School of Design kennenlernten.
Allerdings konnte man erste Erfolge 1983 mit dem Album „Speaking in
Tongues“ den internationalen Durchbruch feiern, was man mit diesem
Konzertfilm festgehalten hat. Benannt nach einer Textzeile aus dem
Song „Girlfriend is better“ beschritt Jonathan Demme (Das Schweigen
der Lämmer, Philadelphia) mit Stop Making Sense komplett neue Wege,
denn er hat nicht nur als Filmregisseur das Konzert einer Band auf
Zelluloid eingefangen, sondern darüber hinaus noch etliche neue
Ideen mit eingebracht. Gefilmt wurden drei aufeinander folgende
Konzerte im Dezember 1983 im Pantages Theater in Hollywood, Los
Angeles.
Bereits zu Beginn des Auftrittes steht fest, dass der Zuschauer
Ungewöhnliches geboten bekommt, denn David Byrne betritt zunächst
alleine die Bühne. Lediglich mit einer Akustikgitarre und einem
Ghettoblaster intoniert er den Song „Psycho Killer“. Beim nächsten
Stück „Heaven“ gesellt sich Bassistin Tina Weymouth mit dazu.
Während den nächsten folgenden Tracks, folgen immer mehr weitere
Musiker wie Schlagzeuger Chris Frantz, Gitarrist Jerry Harrison
oder Keyboarder, bis dann letztendlich bei „Burning Down The House“
die komplette Band inklusive Backgroundsängerinnen zusammen spielt.
Was man der Show zu keinem Zeitpunkt ansieht: Jede Performance,
jede Aktion, die Beleuchtung, die Choreografie, sogar Gestiken und
Mimiken wurden akribisch einstudiert. Sogar Fehler wurden bewusst
eingesetzt (z.B. der Stolpertanz von Byrne bei „Psycho Killer“).
Und die Rechnung der Band geht auf, denn so ein Konzert gab es –
egal welchen Aspekt man berücksichtigt – nie wie* der. Stop Making
Sense ist aus diesem Grund mehr als nur eine simple
Konzertaufnahme, das ist Kunst, und zwar auf sehr hohem
Niveau.
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Dies honorierte die National Society of Film Critics im Jahr 1985
mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm. Um dies zu erreichen,
waren etliche Anstrengungen notwendig. Sämtliche Requisiten wurden
schwarz angestrichen, um Reflexionen zu vermeiden. Wasserflaschen
waren komplett verboten. Auf farbige Lichter wurde verzichtet,
stattdessen experimentiert man mit Stehlampen (z.B. bei dem Song
„This Must Be The Place (Naïve Melody)“), Projektionen oder
Beleuchtung nur von unten. Sensationell ist der Vorspann von Pablo
Ferro, der bewusst an seine Arbeiten bei Dr. Seltsam oder: Wie ich
lernte, die Bombe zu lieben erinnert. Ebenfalls außergewöhnlich:
Während des ganzen Auftrittes ist das Publikum nur rudimentär zu
sehen. Erst beim letzten Song „Crosseyed And Painless“, ist es
komplett zu sehen. Auch wenn man die Talking Heads bisher nicht
kannte, sollte man einen Blick riskieren, denn Stop Making Sense
ist keine Konzertaufnahme im gewöhnlichen Sinne, sondern sowohl ein
Zeugnis über den Zenit einer einzigartigen New Wave Band der 80er
Jahre als auch eine einzigartige Show, die es in diesem Umfang kein
zweites Mal mehr gab.
Bildqualität
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MPEG*-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,78:1
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remasterte Originalaufnahmen
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gute und authentische Farbdarstellung
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ordentliche Bildschärfe, jedoch ohne herausragende
HD*-Momente
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deutlich erkennbares Filmkorn
-
guter Schwarzwert mit verbesserungs*fähiger
Durchzeichnung
-
Bildqualität passt zum Gesamtkonzept
-
einige Schmutzpartikel
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Die Bildarstellung lässt Nostalgiegefühle aufkommen. Das deutlich
erkennbare Filmkorn macht keinen Hehl um das Alter der Aufnahmen.
HD*-Puristen werden eine herausragende Bildschärfe vermissen. Aber
gerade der leicht schmutzige Look macht die besondere Atmosphäre
bei Stop Making Sense aus. Mitunter kann dieses Manko sogar als
gewolltes Stilmittel bezeichnet werden.
Tonqualität
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Englisch DTS-*HD Master Audio 5.1 Studio Mix, Englisch DTS-*HD
Master Audio 5.1 Feature Film Mix, Englisch PCM 2.0
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zwei unterschiedliche DTS*-HD Master Audio 5.1
Abmischungen
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generell (bewusst) wenig Publikumsgeräusche
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sehr guter, präsenter Bass
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klare und dynamische Abmischung
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sehr authentische Atmosphäre
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Gesang immer klar verständlich
-
jedes Instrument deutlich erkennbar
Der Feature Film Mix entspricht der Studio Abmischung, welche noch
mal digital remastered und neu abgemischt wurde. Während die
Originalaufnahme mehr nach Studio klingt und wenig Live Atmosphäre
aufkommen lässt, erscheint die neu konzipierte Tonspur hingegen
deutlich lebendiger und vermittelt auch mehr das Gefühl, bei einem
Konzert anwesend zu sein. Während des Songs "Thank You For Sending
Me An Angel" sind Bild und Ton kurzfristig asynchron, was aber wohl
mit den verschiedenen Aufnahmen zusammenhängen dürfte.
Ausstattung
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Audiokommentar von Regisseur Jonathan Demme und der
Band
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1999 Press Conference aus dem Jahr 1999
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David Byrne Interviews…David Byrne
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Trailer
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drei Bonussongs ("Cities" und "Big Business / I
Zimbra")
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Storyboardvergleiche
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Big Suit
Das komplette Bonusmaterial liegt überwiegend in 1080i vor. Neben
dem sehr informativen Audiokommentar mit Regisseur Jonathan Demme
und der kompletten Band fällt vor allem die über einstündige
Pressekonferenz auf, die ausschließlich exklusiv auf dieser
Blu*-ray enthalten ist. Die übrigen Extras bieten gute Ergänzungen
zur Konzertaufnahme, wobei vor allem das Interview (David Byrne
befragt sich selbst) sehr viel Unterhaltung bietet. Drei Songs, die
es nicht in das Gesamtset geschafft haben, sind wenigs*tens
gesondert mit auf die Disc gepackt worden.
Fazit
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Technisch gibt es bei dieser Blu*-ray wenig Grund zur Klage.
Alters*, vermutlich aber auch stilmittelbedingt, bietet das Bild
zwar keine herausragend scharfen Aufnahmen, kann aber in sämtlichen
anderen Aspekten überzeugen. Der Ton besticht hingegen mit nahezu
perfekter Qualität. Die dynamische und klare Abmischung, die
authentische Atmosphäre und vor allem zwei unterschiedliche DTS-*HD
MA Spuren lassen kaum Grund zur Klage. Die Talking Heads waren
schon immer eine außergewöhnliche Band, deswegen ist es nicht
weiter verwunderlich, dass ihre einzige Konzertaufnahme Stop Making
Sense ebenfalls äußerst eigenwillig ist. Das ist es aber, was das
Besondere ausmacht: Die Show, die dem Zuschauer vorgesetzt wird,
ist nicht nur einzigartig, sondern durchweg sehr unterhaltsam. Den
Titel sollten sich auch Nichtfans der amerikanischen Truppe mal ins
Visier nehmen. (sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 8/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic DMP
BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat