Hamburger Hill Blu-ray
ReviewIn der langen Liste sinnloser Kriege belegt der Vietnamkrieg ohne
Zweifel einen der vorderen Plätze. Im Streben nach Macht und
Einfluss in Südostasien verzettelten sich die Vereinigten Staaten
in einen verlustreichen und letztlich aussichtslosen
Stellvertreterkrieg gegen einen auf den ersten Blick hoffnungslos
unterlegenen Gegner. Doch im dichten Dschungel des ehemaligen
Indochinas konnte die US-Armee ihre technische Überlegenheit nicht
ausspielen, so dass der Krieg hauptsächlich mit Bodentruppen
geführt werden musste. Dabei zeigte sich schnell, dass die Soldaten
der nordvietnamesischen Armee in der Grünen Hölle ihren Heimvorteil
erfolgreich zu nutzen verstanden, was die amerikanische Regierung
im Jahr 1973 dazu veranlasste, ihre Truppen unverrichteter Dinge
wieder abzuziehen. Von dem Trauma eines verlorenen Krieges erholte
sich die Supermacht über eine lange Zeit nicht. Einige Jahre nach
Beendigung der Kampfhandlungen leistete auch Hollywood auf seine
Art einen Teil der Vergangenheitsbewältigung. Filmische
Meisterwerke wie
Apocalypse Now (1979),
Platoon (1986) und
Full Metal Jacket (1987) zeigen die
ganze Grausamkeit des Krieges. Auch John Irvins Beitrag
Hamburger Hill aus dem Jahr 1987 thematisiert die
Sinnlosigkeit dieser Auseinandersetzung.
Story:
Im Mai 1969 ist der Vietnamkrieg in vollem Gang. Die Bravo-Kompanie
der 101. Luftlandedivision, die sich selbst die „Screaming Eagles“
nennt, ist in schwere Kampfhandlungen im Ashau Valley verwickelt.
Der Befehl lautet, alle feindlichen Truppen im Tal zu vernichten.
Hohe Verluste und der schwer zugängliche Dschungel zehren an der
Moral der Truppe. Wären das nicht schon genug Probleme, werden der
Einheit von Sgt. Frantz (D. McDermott) auch noch einige Neulinge
zugeteilt, die zum ersten Mal einen Kampfeinsatz erleben. In einem
Crashkurs müssen ihnen schnell die grundlegenden Verhaltensregeln
für einen Frontsoldaten eingebläut werden. Das ist auch bitter
nötig, denn der nächste Einsatz wartet schon: die Erstürmung von
Hügel 937, der während der zehn Tage andauernden Schlacht von den
Soldaten mit gutem Grund
Hamburger Hill getauft
wird.
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Die Schlacht um die
strategisch bedeutungslose Höhe 937 ist ein Paradebeispiel für die
Sinnlosigkeit und Absurdität des Krieges. Hier kam auf Seiten der
Amerikaner alles zusammen, was auch nur im Ansatz schief gehen
konnte: schlechte Aufklärung, schlechtes Wetter und letztlich
werden die Soldaten auch noch von den eigenen Leuten beschossen. Am
Ende schlägt die sinnlose Operation mit 70 Toten GIs und knapp 400
Verletzten zu Buche. Der Spitzname des Hügels macht also Sinn. Hier
wurden die Soldaten sprichwörtlich zu Hackfleisch verarbeitet. John
Irvins Inszenierung, die hauptsächlich auf den Philippinen
realisiert wurde, stellt die Soldaten der Bravokompanie in den
Mittelpunkt.
Dabei nimmt sich der Film zu Beginn viel Zeit. Bevor die
Kriegsaction voll ausbricht, werden die einzelnen Protagonisten
recht ausführlich vorgestellt. Schützengräben ausheben,
Bordellbesuche und kleinere Rangeleien unter den Soldaten sind hier
an der Tagesordnung. Dadurch erhält der Zuschauer einen guten
Einblick in den banalen und auf seine Weise zermürbenden
Tagesablauf abseits der Schlachtfelder. Eine wirklich nahe
Beziehung entsteht dabei allerdings nur zu einigen wenigen
Charakteren. Mit dem Marschbefehl in Richtung Hügel 937 nimmt der
Film an Fahrt auf. Die Kämpfe werden schonungslos brutal
inszeniert. Auch vor unnötig plakativen Effekten schreckt der Film
nicht zurück.
Trotz aller guten Absichten erreicht
Hamburger
Hill zu keiner Zeit auch nur annähernd die Klasse der in
der Einleitung genannten Vietnamfilme. Dazu ist John Irvins
Interpretation in jeder Hinsicht zu schlicht gestrickt und bleibt
letztlich zu eindimensional. Die Tatsache, dass Kriege zumeist
sinnlos sind und die kleinen Soldaten die Fehler der
Verantwortlichen ausbaden müssen, ist hinlänglich bekannt. Eine
tiefergehende Aussage vermittelt der Film darüber hinaus
nicht.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
offensichtliche Verwendung von Rauschfiltern und Scharfzeichnern
mit den üblichen negativen Auswirkungen
-
Schärfe und Detailzeichnung auf knapp durchschnittlichem
Niveau
-
matschige Konturendarstellung
-
beständiges Grießeln sichtbar
-
schwache Kontraste
-
blasse Farben
-
keine Plastizität
-
der schwache Schwarzwert verschluckt in Nachtszenen Details,
wird aber nur selten gefordert
-
keine groben Bildfehler wie Verschmutzungen oder Kratzer
erkennbar
Allzu große Energie wurde auf eine gewissenhafte Aufarbeitung des
Filmmaterials nicht verwendet. Die Verwendung von Filtern fällt
sofort ins Auge, wodurch der Transfer nur knapp über DVD-Niveau
rangiert.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
gutes Stereopanorama
-
Dialoge treten dominant in den Vordergrund
-
die Akustik beschränkt sich hauptsächlich auf die
Frontkanäle
-
Surroundkanäle werden kaum angesprochen
-
differenzierte räumliche Effekte sind nicht zu
vernehmen
-
flache Dynamik
-
Subwoofer wird nur sporadisch angesprochen
Wenn man ihr Alter in Betracht zieht, zeigt sich die Tonspur
zufriedenstellend. Hier wurde sicherlich das bestmögliche Ergebnis
erzielt. Aktuelle Produktionen sollte man zum Vergleich allerdings
nicht heranziehen.
Ausstattung:
-
Deutscher Kinotrailer (SD)
-
US-Kinotrailer (SD)
-
zusätzliche Szene: Kampf im Wald (synchronisiert, knapp 2
Minuten, SD)
Das Zusatzmaterial ist kaum der Rede wert. Warum die entfernte
Szene nicht im Film geblieben ist, ist nicht ganz nachvollziehbar.
Ob es sich hierbei gar um die ominöse geschnittene Szene handelt,
die in einigen Internetforen diskutiert wird, kann an dieser Stelle
nicht geklärt werden.
Fazit:
Wenn es jemals eine Blu-ray gegeben hat, die unteren technischen
Durchschnitt repräsentiert, dann ist es sicherlich diese. Sowohl
Bild, als auch Ton erfüllen keine höheren Ansprüche an das
hochauflösende Medium. Das Zusatzmaterial enttäuscht sowohl
qualitativ, als auch quantitativ und liefert keine Einblicke in die
Entstehung des Films.
Den Vergleich zu thematisch ähnlich gelagerten Filmen wie
Apocalypse Now oder
Platoon verliert
Hamburger
Hill auf der ganzen Linie. Inhaltlich verbietet sich
geradezu eine unmittelbare Gegenüberstellung. John Irvins
Interpretation des amerikanischen Vietnam-Traumas beschränkt sich
vollständig auf eine recht oberflächliche Herangehensweise. Die
kämpfenden Soldaten werden in erster Linie als von der
militärischen Führung und der Zivilgesellschaft verratene Opfer
dargestellt. Dennoch zeigt sich im Kampf um den strategisch
unwichtigen Hügel 937 das volle Ausmaß der Sinnlosigkeit eines
Krieges, der niemals hätte stattfinden dürfen. Diese Aussage
vermittelt der Film immerhin sehr eindringlich.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild: 6/10
Ton: 6/10
Extras: 2/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Hamburger Hill
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)