Da ich Porno-Pete kürzlich mal mein Unverständnis via
Film-Kommentar mitgeteilt habe, warum man sich extreme
Folter-Pornos reinzieht und diese auch noch ausführlich und positiv
rezensiert, mache ich nun hier im Forum (am richtigen Ort!) den
entsprechenden Eintrag.
Ich war früher selber ein grosser Horror-Fan und bin mit Romeros
Zombie-Trilogie, Clive Barkers Hellraiser-Filmen, Peter Jacksons
extreme Splatter-Fun-Movies (Bad Taste, Braindead) und ähnlichem
aufgewachsen. Ich habe auch heute noch Freude an gelungenen
Horror-Filmen, bringe es aber inzwischen als 45-jähriger
Familienvater nicht mehr fertig, dem bereits länger anhaltenden
Trend in der Horror-Filmwelt, Qualen von Menschen stets länger und
detaillierter zu zeigen, etwas abzugewinnen.
Früher musste ich mir auch den Vorwurf gefallen lassen, warum ich
mir sowas wie Hellraiser anschauen kann. Heute stehe ich nun am
Punkt, wo ich andere frage, weshalb man sich so etwas anschaut.
Hostel fand ich schrecklich, Hills have eyes ebenfalls. Vermutlich
weil Terror-Kino nicht mein Ding ist. Angst und Grauen sind okay,
aber die Exzesse steigern sich ins Uferlose und Folter ist - im
Gegensatz zu irgendwelchen Dämonen oder Zombies - etwas Reales und
Verabscheuungswürdiges, das für mich keinen Unterhaltungswert mehr
besitzt.
Ich habe mich oft gefragt, warum ich Grusel- und Horrorfilme mag.
Eine klare Antwort habe ich nicht gefunden, eher mehrere
Möglichkeiten. Eine davon ist die klassische Katharsis-Theorie, die
auch Stephen King des öfteren ins Feld geführt hat.
Ich frage mich aber, warum man sich selbstzweckhafte Folter- und
Verstümmelungsexzesse anschaut. Ich meine jetzt nicht ein oder zwei
Mal, sondern wiederholt. Und wenn etwas Neues auftaucht, das noch
drastischer ist, muss man es erst recht angucken.
Die Frage beschäftigt mich deshalb so sehr, weil das reale Leid auf
der Welt durch Folter, Sadismus und Terror so unermesslich gross
ist, dass ich es fast schon als Beleidigung für die Opfer
betrachte, so etwas fiktiv darzustellen und zu konsumieren. Es gibt
Menschen, die erleben diesen Schrecken tatsächlich und sind fürs
Leben gezeichnet, wenn sie es überhaupt überleben. Und wir hocken
bei Chips und Bier auf dem Sofa und staunen mit offenem Mund, wie
Leute zu Tode gefoltert oder verstümmelt und gedemütigt
werden.
Ich will mich nicht als besserer Mensch darstellen, aber irgendwie
konnte ich früher mein Interesse an Horror-Filmen den kritischen
Fragestellern auf halbwegs akzeptable Weise erklären. Wie erklärt
man aber die "Lust" an solchen Folter-Pornos?
Dieser Thread soll nicht dazu dienen, irgend jemanden anzuprangern.
Ich erhoffe mir lediglich einen regen Austausch und vielleicht kann
ich ja noch was dazu lernen, was dieses Thema anbelangt...
Bean forever!