Phil Collins - Live at Montreux 2004 Blu-ray
Review
Phil Collins ist einer der wenigen Musiker, der sowohl mit einer
Band, als auch als Solokünstler große Erfolge feierte. Als
Schlagzeuger bei den britischen Prog Rockern Genesis begonnen,
entwickelte er sich schnell zu einem weltbekannten Sänger, denn
gerade seine charismatische und einzigartige Stimme ist es die,
neben seinem Händchen für herausragende und prägnante Songs, seine
Zuhörer in Massen begeistert.
Story
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Bereits 1981 erreichte Collins mit seinem ersten Soloalbum „Face
Value“ in Großbritannien, Kanada und weiteren Ländern die
Spitzenposition in den Charts. Spätestens mit seinem 1985er Werk
„No Jacket Required“, das auch in den U.S.A. und Deutschland direkt
bei Veröffentlichung auf Platz 1 einstieg, war seine Solokarriere
nicht mehr zu bremsen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme (wegen
einer Halswirbeloperation kann er nur noch eingeschränkt Schlagzeug
spielen) und aus familiären Gründen hat sich der ehemalige Sänger
und Schlagzeuger dazu entschlossen, fortan nicht mehr live
aufzutreten. Im Rahmen seiner First Final Farewell Tour wurde das
2004er Konzert auf dem Montreux Jazz Festival aufgezeichnet,
welches eine sehr gute Ergänzung zu den DVD Aufnahmen aus Paris
unter dem Titeln Finally… The First Farewell Tour darstellt.
Eröffnet wird mit einem fulminanten Schlagzeugsolo vom Meister
selbst, bevor er mit „Something Happened On The Way To Heaven“
gleich in die Vollen geht. Die Hits reihen sich Stück an Stück:
„Against All Odds“, „You’ll Be In My Heart“ (vom Tarzan
Soundtrack), „True Colours“, „Another Day in Paradise“, “Dance Into
The Light”, “Easy Lover”, “You can´t hurry Love” oder “Sussudio” -
der Exil-Schweizer lässt keine seiner wichtigen Songs aus und
berücksichtigt nahezu jede Veröffentlichung seiner
Schaffensperiode. Dabei ist es verschmerzbar, dass das Album „Both
Sides“ ungeachtet blieb. Sogar etliche Soundtrackbeiträge haben
Einzug in die Setlist gefunden.
Spielerisch ist die Band über jeden Zweifel erhaben. Man merkt zu
jeder Sekunde, dass man es mit Vollblutmusikern zu tun hat. Die
Rhythmus Sektion (allen voran Drummer Chester Thompson, der auch
bei Genesis mitwirkt, ebenso wie Leadgitarrist Daryl Stuermer)
spielt so eng wieder nur möglich zusammen und zaubert saubere sowie
treibende Beats aus ihren Händen. Vor allem Kultbassist Leland
Sklar ist mit seinem langen Vollbart ein herrlicher Anblick. Doch
auch die übrigen Musiker verstehen ihr Handwerk, sowohl die
Saitenfraktion, als auch die Bläser erledigen ihren Job mehr als
nur souverän und geben die Songs mit viel Seele und sehr
gefühlsbetont wieder. Doch auch Phil Collins selbst hat viel Spaß
beim Auftritt, was man dem Briten auch sichtlich anmerkt, da er
zwar wie eh und je viel Emotion in die Songs legt, aber dennoch
häufig ein verschmitztes Grinsen durchblitzen lässt.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080i, Ansichtsverhältnis 1,78:1
Das Bild liegt im 16:9 freundlichen Ansichtsverhältnis 1,78:1 vor,
allerdings lediglich in (bei Konzerten häufig üblichen) 1080i. Doch
keine Sorge, denn die optische Darstellung erreicht dennoch ein
mehr als zufriedenstellendes Niveau. Lediglich gelegentliches
Banding trübt ein wenig die Freude, ansonsten bekommt der Zuschauer
ausgezeichnete Schärfe und natürliche, kräftige Farben geboten. Vor
allem bei Nahaufnahmen sind winzige Details überragend gut zu
erkennen, wie z.B. Schweißtropfen oder Hautporen. Der Schwarzwert
ist gut und auch der Kontrast zeigt kaum Schwächen.
Kompressionsfehler sind nicht zu erkennen. Wieder einmal ein
Beweis, dass Aufnahmen im Zeilensprungverfahren nicht zwangsweise
schlecht sein müssen.
Tonqualität
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Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch PCM 2.0, Englisch Dolby
Digital 5.1 Bei der Tonauswahl stehen sowohl zwei verlustfreie
Spuren (DTS-HD Master Audio 5.1 sowie PCM 2.0) als auch eine
komprimierte Dolby Digital 5.1 Spur zur Auswahl. Die Abmischung
erweist sich als gut, mit einigen kleineren Beeinträchtigungen. Zum
einen ist Phil Collins Stimme stellenweise nicht einwandfrei zu
verstehen (sobald er das Mikrophon vom Mund wegzieht), was wohl an
falschen Noisegate-Einstellungen liegen dürfte. Des Weiteren fehlt
es den Bässen, die an sich nicht schlecht klingen, doch ein wenig
an mehr Wumms, das hat man schon deutlich besser gehört. Davon
abgesehen sind sämtliche Instrumente klar differenzierbar und der
Gesamtklang sehr authentisch mit hervorragender Dynamik. Die DTS-HD
Master Audio 5.1 Spur klingt aufgrund der besseren Räumlichkeit ein
wenig natürlicher als sein PCM 2.0 Pendant, ansonsten sind die
Unterschiede eher marginal. Der Dolby Digital Spur mangelt es
hingegen im Direktvergleich an Druck und Dynamik und ist daher
nicht zu empfehlen.
Ausstattung
Das Bonusmaterial beinhaltet leider nur ein zusätzliches Feature,
das hat es aber in sich. Als Extraschmankerl bekommt der Fan noch
das komplette Konzert (in SD) aus Montreux von 1996 geboten. Das
Besondere daran: Phil Collins tritt in seiner Big Band Besetzung
auf und interpretiert sowohl eigene, Genesis Songs als auch
Fremdkompositionen (wie z.B. „Do Nothing 'Til You Hear From Me“) in
einer alternativen Jazz Variante. Dabei lässt er es sich nicht
nehmen und bedient höchstpersönlich das Schlagzeug. Dadurch
erhalten Songs wie „That´s all“, „In the Air tonight“, „Invisible
Touch“ oder „Against all Odds“ eine interessante neue Note. Ein
Wendecover ist darüber hinaus leider nicht vorhanden.
Fazit
Die Blu-ray zu Phil Collins – Live at Montreux 2004 befindet sich
auf dem aktuellen technischen Standard. Das Bild zeigt lediglich
aufgrund gelegentlichem Bandings und des ein oder anderen
Posterisationseffekts wegen leichte Schwächen; liefert ansonsten
herausragende Schärfe und knackige Farben. Beim Ton hat man die
Wahl zwischen drei verschiedenen Spuren, wobei die beiden
verlustfreien Varianten deutlich vorzuziehen sind. Die Ausstattung
ist zwar mit nur einem zusätzlichen Beitrag sehr überschaubar,
bietet jedoch ein komplettes weiteres Konzert von 1996 oben
drauf.
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Da Phil Collins im März 2011 sein offizielles Ende als Musiker
bekanntgegeben hat, wird die noch ausstehende Anzahl an
Veröffentlichungen nicht mehr viel Neues offerieren. Wenn
allerdings die Qualität ähnlich hervorragend ist wie bei dieser
Veröffentlichung, kann der geneigte Fan der Zukunft bedenkenlos
entgegenschauen. Derweil lohnt sich eine Anschaffung von Phil
Collins – Live at Montreux 2004 definitiv, auch wenn man bereits
die DVD Finally… The First Farewell Tour besitzt, zumal dieser
Aufnahme aus Paris im Vergleich einige Songs weniger enthalten
sind. Alleine das Bonuskonzert in der Big Band Besetzung dürfte für
Fans einen Kauf rechtfertigen. (sah)
Story: 9/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S490
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat