ONLY GOD
FORGIVES
Inhalt: Vor zehn Jahren tötete Julian (Ryan
Gosling) einen Mann, nun lebt er in Bangkok im Exil. Vordergründig
betreibt er dort gemeinsam mit seinem Bruder Billy (Tom Burke)
einen Thai-Box-Club, der aber nur die Fassade für ihre wahre
Einnahmequelle aus Drogengeschäften ist, die von ihrer
unbarmherzigen, unnahbaren, schönen und erbarmungslosen Mutter
Crystal (Kristin Scott Thomas) geleitet werden. Als Billy ein
junges Mädchen tötet, wird er von Chang (Vithaya Pansringarm),
einem mysteriösen Racheengel, der auf den Straßen Bangkoks
aufräumen will, umgebracht. Angestachelt von seiner Mutter Crystal,
die aus den USA eingeflogen ist und von ihm verlangt, blutige Rache
an den Mördern ihres Sohnes zu nehmen, macht sich Julian auf die
Suche nach dem gefürchteten "Angel of Vengeance". Doch diese
Konfrontation kann nur einer der beiden Männer überleben…
Kritik: Mit "
Only God Forgives" knüpft
Winding Refn wieder an seine früheren Werke
"
Bronson" und
"
Walhalla
Rising" an, hier sprechen die Bilder für sich
und Refn verzichtet auf eine echte Story. Dafür ist jede
Einstellung ein eigenes Kunstwerk mit betörendem Farbdesign, dabei
zeichnen die Bildkompositionen ein von rot trifend fiebriges
Szenenbild und ebnet den Abstieg in die grausame Unterwelt
Bangkoks, unterlegt mit einem faszinierenden Musik-Score.
"
Only God
Forgives" zeigt eine politisch unkorrekte und
moralisch verkommene Welt und demnach gibt es keine
Sympathieträger, ein typisches Gut gegen Böse gibt es hiermit
nicht. Nach einem ruhigen Anfang inszeniert Refn zunehmend einen
doppelten Rache-Thriller, der einem nihilistischen Höllentripp
gleicht und ist dazu unfassbar brutal, hier werden Körper
aufgeschlitzt, leichen geschändet und Menschen auf grausame Art
gefoltert.
Schauspielerisch gesehen ist Ryan Gosling der schwächste Akteur.
Seine Figur, das "Würstchen" Julian, gelingt ihm nur schwer
rüberzubringen, denn trotz gut gestyltem Äußeren ist vom obercoolen
Driver nichts mehr übrig und eben dieses minimalistische Schauspiel
aus "Drive" bringt die Hilflosigkeit der Figur dem Zuschauer nicht
näher.
Kristin Scott Thomas hingegen legt ein Overacting an den Tag, sie
ist eine wilde Bestie, beängstigend als auch charismatisch.
Der Letzte im Bunde ist Vithaya Pansringarm, der seinen Rachengel
vortrefflich spielt, er ist auf eine besondere Art und Weise
geheimnisvoll und fürchterlich zugleich.
Dennoch bleiben alle drei psychologisch undefiniert, denn eine
Charakterzeichnung im klassischen Sinne gibt es dennoch nicht,
darauf verzichtet Refn und lässt sie ihr Todesballett ihren
unausweichlichen Schicksalen entgegentanzen.
Fazit: "
Only God Forgives" ist ein
ultrabrutales, visuell beeindruckend inszeniertes
Arthouse-Todesdrama und wird das Publikum extrem spalten.
8/10 - Sehr
Gut