Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Miss Daisy und ihr Chauffeur

Gestartet: 21 März 2012 14:59 - 2 Antworten


Veröffentlichung:
15.03.2012
Laufzeit:
99 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 21 März 2012 14:59

Kuro77

Avatar Kuro77

user-rank
Blu-ray Papst
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Zu Hause
kommentar.png
Forenposts: 4.073
Clubposts: 10.040
seit 04.09.2009
display.png
Panasonic TX-P55VT50E
anzahl.png
Blu-ray Filme:
anzahl.png
Steelbooks:
1
anzahl.png
Mediabooks:
2
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge


Miss Daisy und ihr Chauffeur (Classic Selection) Blu-ray Review


Woher nahmen eigentlich Filmemacher ihre Ideen, bevor es allgemein üblich wurde, Comics oder Computerspiele auf die Kinoleinwand zu bringen? Diese leicht provokante Frage lässt sich natürlich relativ schnell beantworten. Neben Büchern dienten tatsächlich auch Theaterstücke als Inspirationsquelle, wenn es darum ging, ein Drehbuch zu schreiben. Neben grandiosen Adaptionen wie Wer hat Angst vor Virginia Woolfe? mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen, gab es natürlich auch Flops wie Sylvester Stallones Komödienversuch Oscar – Vom Regen in die Traufe. Zur ersten Kategorie gehört sicherlich Miss Daisy und ihr Chauffeur aus dem Jahr 1989. Das äußerst erfolgreiche Off-Broadway Theaterstück von Alfred Uhry erlebte bereits zwei Jahre nach seiner Uraufführung sein Kinodebüt.


Story:

Die reiche jüdische Witwe Daisy Werthan (J. Tandy) lebt Ende der 1940er Jahre ein beschauliches Leben im amerikanischen Süden. Die Textilfabrik ihres Mannes leitet ihr Sohn Boolie (D. Aykroyd), der ein wachsames Auge auf seine Mutter hat. Eines Tages verursacht Miss Daisy einen peinlichen Unfall mit ihrem Wagen, was Boolie dazu veranlasst, ihr einen Chauffeur zu engagieren. Davon ist seine eigensinnige Mutter freilich überhaupt nicht angetan. Sie straft den ebenfalls schon älteren Hoke (M. Freeman) mit Missachtung. Für die selbständige ältere Lady ist die Vorstellung, sich von anderen chauffieren zu lassen, ein Graus. Es bedarf Hokes ganzer Überredungskunst Miss Daisy doch davon zu überzeugen, zu ihm ins Auto zu steigen. Dies ist der Beginn einer ganz besonderen Beziehung, die über 25 Jahre Bestand haben soll.

Heute ist es kaum zu glauben, dass die Produzenten des Films Schwierigkeiten hatten, überhaupt das Budget für ihr Projekt zusammen zu bekommen. Erst als sie auf die Hälfte der ursprünglich geplanten Kosten verzichteten, fand sich mit 20th Century Fox ein Geldgeber. Schon damals galt die Adaption eines Theaterstücks, das lediglich zwei ältere Menschen als „Attraktionen“ zu bieten hat, als riskantes Unterfangen. Die Sorgen entpuppten sich jedoch sehr schnell als unbegründet, denn „Driving Miss Daisy“ wurde nicht nur zu einem überragenden Zuschauererfolg. Bei Produktionskosten von ca. 7,5 Millionen Dollar spielte die Adaption des Pulitzer Preis gekrönten Stücks weltweit über 145 Millionen Dollar ein. Ebenso räumte der Film bei der Oscar Verleihung im Jahr 1990 kräftig ab. Neben der Auszeichnung als bester Film, ging die Trophäe ebenfalls an Jessica Tandy als beste weibliche Hauptdarstellerin. Zwei weitere Oscars erhielten Alfred Uhry, der gleich sein eigenes Theaterstück adaptierte, und an das Make-Up Department, welches den Alterungsprozess der Darsteller glaubwürdig in Szene setzte. Aus der Not des geringen Budgets machte das Filmteam eine Tugend, indem es den kompletten Film „on location“ drehte, also keine teuren Studiozeiten in Anspruch nahmen. Dadurch bezieht der Film einen Großteil seiner Authentizität.

Die Atmosphäre und das Flair der Südstaaten werden hier absolut überzeugend eingefangen. Warme Farben und die ruhige Inszenierung unterstreichen auch den warmherzigen Grundton des Films. Die beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Protagonisten entwickeln im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine innige Freundschaft. Trotz des sozialen Unterschieds zwischen der aristokratischen weißen Lady und ihrem schwarzen Fahrer offenbaren sich auch einige Gemeinsamkeiten. So trifft sie als Jüdin der Rassismus des Südens letztlich ebenso hart wie die schwarze Bevölkerung. Obwohl diese Thematik angeschnitten wird, ist Miss Daisy und ihr Chauffeur kein Sozialdrama. Es ist vielmehr die leise Chronik einer Freundschaft, die in erster Linie vom grandiosen Zusammenspiel ihrer Hauptdarsteller lebt. Aktuelle Sehgewohnheiten bedient der Film mit seiner ruhigen Dramaturgie nur bedingt. Schnelle Schnitte und Effekthascherei wird man hier nicht finden. Dafür aber eine heitere, manchmal auch sentimentale Komödie, die aber nie in Kitsch oder allzu tiefe Melancholie abdriftet.


Bildqualität:
  • Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung 1080p

  • überwiegend gute Schärfe und Detailzeichnung

  • teilweise aber auch unscharfe Einstellungen in Nahaufnahmen

  • dauerhaft präsentes Filmkorn

  • schwache Kontrastwerte

  • durchschnittlicher Schwarzwert, der allerdings kaum gefordert wird

  • warme Farbpallette

  • sauberer Transfer ohne sichtbare Beschädigungen oder Verschmutzungen des Bildmasters

Insgesamt zeigt sich der Transfer durchwachsen. Das Filmkorn bewegt sich nah am Rauschen und die schwachen Kontraste verhindern mit der nicht immer konstanten Bildschärfe einen plastischen Eindruck. Trotzdem korrespondiert der Look ausgezeichnet mit der Grundstimmung des Films.


Tonqualität:
  • Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1

  • frontlastig

  • gutes Stereopanorama

  • jederzeit klar verständliche Dialoge

  • die gute Dynamik zeigt sich bei einsetzender Filmmusik

  • keine altersbedingten Störgeräusche

  • nur vereinzelte, diffuse Surroundeffekte

  • Subwoofer wird nicht gefordert

Der deutsche Ton wurde sauber aufbereitet. Es versteht sich jedoch von selbst, dass hier eher die leisen Töne dominieren. Es wurde (zum Glück) darauf verzichtet, die Tonspur künstlich aufzublasen.


Ausstattung:
  • Featurette: Miss Daisys Reise von der Bühne zum Film (SD, ca. 19 Min.)

  • Featurette: Jessica Tandy – Theaterlegende und Filmstar (SD, ca. 7 Min.)

  • Making-Of (SD, ca. 6 Min.)

  • Deutscher Trailer (SD)

  • US Trailer (SD)

Die erste Featurette ist als eigentliches Making-Of zu werten. Hier erfährt man in knapp 20 Minuten einiges über die Besetzung, die Dreharbeiten oder die Filmmusik des Films. Das kurze Feature über Jessica Tandy beleuchtet kurz den Werdegang der angesehenen Theater- und Filmschauspielerin.


Fazit:

Bild und Ton überzeugen zwar nicht restlos, liefern aber ein rundum stimmiges Gesamtpaket, das dem Film gerecht wird. Mit aktuellen Kinoproduktionen ist die Technik natürlich nicht zu vergleichen. Das Zusatzmaterial liefert einen kurzen aber dennoch informativen Einblick in die Entstehungsphase des Films.

Miss Daisy und ihr Chauffeur erzählt die Geschichte einer auf den ersten Blick ungleichen Freundschaft, die sich über Jahrzehnte entwickelt. Trotz der offensichtlichen Unterschiede zwischen der aristokratisch angehauchten Miss Daisy und ihrem Fahrer zeigen sich im Verlauf auch einige Gemeinsamkeiten. Ebenso wird die Absurdität der Zweiklassengesellschaft offengelegt. Trotz dieses ernsten Hintergrunds überwiegen die heiteren Momente zwischen den zwei kauzigen Protagonisten. Auch Dank der erstklassigen Schauspieler bleibt der Film frei von Kitsch oder übermäßiger Schwermut. „Driving Miss Daisy“ ist ein leiser, aber gerade deshalb sehenswerter Film, der völlig ohne Effekthascherei eine anrührende Geschichte erzählt.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 6/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Miss Daisy und ihr Chauffeur Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)
#2
Geschrieben: 21 März 2012 15:52

Globox

Avatar Globox

user-rank
Blu-ray Starter
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme!
Vielen Dank für dein geniales Review, das man nicht hätte besser schreiben können. ;)

Hier werde ich mir auf jeden Fall ein BD Upgrade gönnen.
#3
Geschrieben: 21 März 2012 16:55

Jason-X

Avatar Jason-X

user-rank
Blu-ray Papst
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Schön geschrieben, schade nur, dass die technische Seite nicht so stark wie der Film ist


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 77 Benutzer und 314 Gäste online.