Die Ritter der Kokosnuss Blu-ray
ReviewUnd nun zu etwas völlig anderem. Die Älteren unter uns werden sich
vielleicht noch dunkel an eine Zeit erinnern, als Humor noch als
eine Kunstform galt. Das war die Zeit, bevor so genannte
„Comedians“ abgedroschene Beziehungsplattitüden mit Fäkalhumor
mischten und damit ganze Fußballstadien füllten. Vor allem der
Humor britischer Prägung gilt als einer der schwärzesten und
unkonventionellsten. Maßgeblichen Anteil an diesem Ruf hat die
Komikertruppe Monty Python, die die Komik angelsächsischer Prägung
nachhaltig prägte. Mit ihrer TV-Serie
Monty Python’s Flying
Circus sorgte sie zwischen 1969 und 1974 für ungebremste
Anarchie im englischen Fernsehen. Und es kam, wie es kommen musste.
Bereits 1971 suchten sie zum ersten Mal auch das Kino heim. Auf Die
wunderbare Welt der Schwerkraft folgte drei Jahre später der zweite
abendfüllende Spielfilm:
Die Ritter der Kokosnuss
(
im Original: Monty Python and The Holy Grail). Hier
knöpfen sich die Pythons die urbritische Artussage vor.
Story:
Im Jahr 932 anno Domini zieht König Artus, der den Sachsen das
Angeln beigebracht hat, durch „sein“ Land, immer auf der Suche nach
getreuen Edelleuten, die ihm auf sein Schloss Camelot folgen
möchten. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Nicht nur scheint
das halbe Land von scharfzüngigen Franzosen besetzt zu sein, die
den König (nicht nur) mit Hohn und Spott überschütten. Auch das
gemeine Volk zeigt sich von Ihrer Majestät wenig beeindruckt.
Letztlich schart sich aber doch eine kleine Gruppe edler Ritter um
den König, die auf der Suche nach einer Aufgabe alsbald fündig
werden. Gott höchstpersönlich schickt Artus und die Ritter der
Tafelrunde auf eine heilige Mission: die Suche nach dem Heiligen
Gral! Getrennt voneinander begeben sich Lancelot (J. Cleese), Robin
(E. Idle), Galahad (M. Palin), Bedevere (T. Jones) und Artus (G.
Chapman) auf eine abenteuerliche Suche nach dem göttlichen
Artefakt.
Was sich in der Beschreibung der Story so „normal“ anhört, wäre
kein Monty Python Film, wenn daraus nicht das denkbar größte Chaos
und Durcheinander entstehen würde. So dient die Geschichte nur als
roter Faden, um den herum sich eine beispiellose Aneinanderreihung
hemmungslosen Nonsens entfaltet, die in der Filmgeschichte
ihresgleichen sucht. Weder vorher noch nachher wurde die ehrwürdige
Artussage dermaßen durch den Kakao gezogen. Die Handlung besteht
zum größten Teil aus einer Abfolge einzelner Sketche, die die edlen
Ritter von einer Verlegenheit in die nächste stolpern lassen. Sei
es nun Artus Kampf mit dem Schwarzen Ritter, Galahads schlüpfriges
Abenteuer auf Schloss Dosenschreck, die denkwürdige Konfrontation
mit den Rittern des Ni oder die (natürlich erfolglose) Belagerung
einer französischen Burg.
Jedem Fan der Pythons schießen unvermittelt die Tränen in die
Augen, wenn man an den kolossalen Blödsinn denkt, den die Truppe in
ihrem vielleicht anarchischsten Film verzapft. Natürlich muss man
diese Art von Humor mögen, um darüber lachen zu können.
Gleichzeitig erreicht Die Ritter der Kokosnuss auch noch nicht die
inhaltliche Geschlossenheit wie bei dem noch höher einzuschätzenden
Nachfolgefilm Das Leben des Brian. Wie bei ihren Filmen üblich,
verkörpert jeder Python wieder viele verschiedene Charaktere, was
bei den Dreharbeiten teilweise zu echten Problemen führte, da die
Schauspieler teilweise in einer Szene zwei unterschiedliche Rollen
spielten. Auch erreicht die Ausstattung natürlich nicht das Niveau
eines Hollywood Films. Doch all diese Unzulänglichkeiten tragen nur
noch mehr zum Vergnügen bei. Nicht ganz zu Unrecht sagen die
Pythons selbst von ihrem Film, dass dagegen Ben Hur wie ein Epos
wirkt. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,66:1,
Auflösung 1080p Bereits nach den ersten Filmminuten wird deutlich,
dass man seine Erwartungshaltung deutlich nach unten korrigieren
muss. Eine besondere Aufarbeitung des Filmmaterials hat
offensichtlich nicht stattgefunden. Das Bild ist über die gesamte
Laufzeit auffallend weich und für Blu-ray Verhältnisse schlicht zu
unscharf. Hinzu kommt in Totalen großflächiges Flackern. Gut zu
sehen in der Einstellung, in der John Cleese immer wieder auf die
Burg mit der Hochzeitsfeier zustürmt. Ebenfalls ist ein konstantes
Rauschen wahrnehmbar, welches weit über normales Filmkorn
hinausgeht. All das liegt natürlich auch an dem damals verwendeten
Filmmaterial, das dem geringen Budget des Films Rechnung trägt.
Trotzdem hätte man hier durch eine gewissenhafte Restaurierung noch
einiges an Qualität herausholen können. Schwarzwert und Kontraste
bewegen sich ebenfalls auf unterdurchschnittlichem Niveau.
Tonqualität:
Technik: Deutsch Dolby Digital 5.1 Die deutsche Tonspur sorgt für
die ein oder andere positive Überraschung. Vor allem in
Actionszenen entfaltet sich eine ansprechende Dynamik und
Räumlichkeit. Als Beispiel sollen hier die Explosionen von Tim, dem
Zauberer gelten. Darüber hinaus bleibt die Tonspur aber
frontlastig. Differenzierte Surroundeffekte sind ebenso wenig zu
vernehmen wie ein präziser Tiefbass. Die Dialoge sind zum größten
Teil klar verständlich, nur manchmal gehen Kleinigkeiten in
Genuschel unter. Gegenüber vergangenen Veröffentlichungen zeigt
sich die Tonspur jedoch stark verbessert. Die deutsche
Synchronisation blieb unberührt. Obwohl sie teilweise recht stark
vom englischen Original abweicht (beispielsweise hieße Schloss
Dosenschreck wörtlich übersetzt Schloss Milzbrand, etc.), genießt
sie unter Fans doch bereits einen eigenen Kultcharakter. Daher ist
es ausdrücklich zu begrüßen, dass hier alles unverändert geblieben
ist.
Ausstattung:
Die Anzahl und Qualität der Extras lässt kaum Wünsche offen. Alles,
was auf vergangenen DVD-Veröffentlichungen zu finden war, ist auch
auf der Blu-ray enthalten. Dazu sogar noch einige neue Features. So
findet sich zum Beispiel ein iPad App, das parallel zum Film
abgespielt werden kann und dabei Informationen zu gerade laufenden
Szenen bietet. Ebenso neu sind einige nicht verwendete Animationen
mit einer Einführung von Terry Gilliam und diverse Quttakes und
erweiterte Szenen mit einem Kommentar von Terry Jones. Darüber
hinaus sind die bereits bekannten Audiokommentare mit den beiden
Regisseuren Gilliam und Jones und John Cleese, Eric Idle und
Michael Palin enthalten. Fans freuen sich über die Lego-Version des
Camelot-Songs oder die japanische Synchronisation einiger Szenen.
In einem 47minüten Feature begeben sich Terry Jones und Michael
Palin auf eine launige Suche nach den Drehorten von damals.
Fazit:
Die Bildqualität ist ganz klar eine Enttäuschung und kommt nicht
wesentlich über DVD-Standard hinaus. Der Ton wurde dagegen für
einen Film dieses Alters ansprechend aufbereitet. Die Extras lassen
kaum Wünsche offen und sollten jeden Fan zufrieden stellen.
Heutzutage wird der Begriff „Kult“ bekanntlich mehr als inflationär
verwendet. Alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird
bereits zum Kult erhoben. Im Fall von Die Ritter der Kokosnuss der
Komikertruppe Monty Python ist diese Bezeichnung dagegen vollauf
berechtigt. Ausnahmslos jede Szenen des Films zeichnet sich durch
teilweise unbegreiflich absurden Humor aus, den man nicht so
schnell vergisst. Egal, ob man ihn nun mag oder nicht. Obwohl im
direkten Vergleich Das Leben des Brian als Film noch einen
wesentlich „runderen“ Eindruck hinterlässt, ist Die Ritter der
Kokosnuss doch eine der bemerkenswertesten Parodie der
Filmgeschichte, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 4/10
Ton: 6/10
Extras: 8/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Die Ritter der
Kokosnuss Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)