Johnny English - Jetzt erst Recht! -
ReviewGanze acht Jahre mussten sich Fans gedulden, bis die Fortsetzung
der erfolgreichen Agentenkomödie
Johnny English Anfang Oktober 2011
schließlich in den deutschen Kinos startete. Mit einem weltweiten
Einspielergebnis von knapp $160 Mio. erreicht Johnny English -
Jetzt erst recht! (im Original: Johnny English Reborn) das gleiche
Niveau wie sein Vorgänger. Vertraut sind auch die beiden
Drehbuchautoren Hamish McColl (
Mr. Bean macht Ferien) sowie William Davies,
der bereits am ersten English-Film beteiligt war. Somit liegt es
nicht fern Atkinsons aktuellem Film alt hergebrachte
Bean-Strickmuster zu unterstellen, doch spätestens mit Einsetzen
des Abspanns ist klar, dass sich die Macher zum Glück anders
entschieden haben.
Story
MI7 Agent Johnny English (R. Atkinson) hat wieder mal versagt.
Anstatt auf einer Mission den mosambikanischen Präsidenten zu
schützen, fällt dieser einem Attentat zum Opfer. English zieht sich
daraufhin in ein tibetisches Kloster zurück, bei dem er
Kampfkunstfähigkeiten erlernt und seine Selbstbeherrschung
trainiert. Auf dessen Praxiseinsatz braucht der ehemalige Top-Agent
nicht lange zu warten, denn als der britische Geheimdienst von
einem geplanten Anschlag auf den chinesischen Premierminister Ping
erfährt, wird English zurück nach London beordert. MI7 Chefin
Pamela Thornton “Pegasus” (G. Anderson) stellt English
Junior-Agenten “Tucker” (D. Kaluuya) vor, der ihm als Partner zur
Seite steht. Ausgestattet mit obligatorischen Gadgets geht die
Reise nach Hong Kong, wo ihn die Spur zu ex-CIA Agent Fisher führt.
Als Mitglied der Geheimorganisation “Vortex” ist Fisher nicht der
einzige, denn wie English herausfindet, gehören auch Mitglieder des
KGB und des MI7 zu den Drahtziehern des geplanten Anschlags.
Die Suche nach dem Maulwurf kann beginnen… Bereits der Beginn steht
unmissverständlich im Zeichen einer Neuausrichtung gegenüber dem
ersten Film. Nach traditioneller James Bond-Manier stellt der
britische Geheimdienst die Frage nach dem Aufenthaltsort ihres
Top-Agenten, worauf unmittelbar auf English im entlegenen Kloster
geschnitten wird. Selbstironisch inszeniert, sieht sich
Großbritanniens kampferprobte Hoffnung siegessicher, die neue
Mission anzutreten, wohingegen sein Meister mit einem schlichten
“No” die euphorische Selbstüberschätzung herrlich sarkastisch
zerstreut. Auch im weiteren Verlauf erreichen Sprüche und
Situationskomik deutlich höhere Trefferquoten, als noch beim
Vorgängerfilm. Grund dafür ist das erheblich besser ausgearbeitete
Drehbuch und Regisseur Oliver Parker, der English ernsthafter
darstellt. Parker taktet die Frequenz der Slapstick-Einlagen
merklich niedriger, um eher dem klassischen Agentenvorbild gerecht
zu werden und distanziert sich, ganz im Sinne von Rowan Atkinson,
merklich von der ewigen Überfigur “Bean”. Sparsamer eingesetzte
Situationskomik zündet dafür umso wirkungsvoller, so dass English
Probleme zwar weiterhin auf seine unkonventionelle, aberwitzige
Weise angeht, sich dabei aber nicht mehr den Stempel eines
Totalversagers aufdrücken lässt.
“Let’s kick some bottom” heißt stattdessen das Gebot der
Stunde, nach dem English entschlossener denn je im Dienste ihrer
Majestät gegen das Böse kämpft. Atkinson überzeugt wie gewohnt mit
perfektionistischer Gestik und Mimik auf ganzer Linie. Kaum jemand
anderes beherrscht so gezielte Kontrolle über seine
Gesichtsmuskeln, bei denen bereits minimale Veränderungen genügen,
um einen Ausdruck ins Komische zu verändern. Highlight der
omnipräsenten Running Gags, ist eine als Reinigungskraft getarnte
Killerin (“The Killer Cleaner”), die English mit bemerkenswerter
Kontinuität jedes Mal verwechselt und dabei selbst vor Pamela
Thorntons Mutter nicht Halt macht. Für unzählige Angriffe auf die
Lachmuskeln ist auf jeden Fall gesorgt, doch zum Glück verliert
Regisseur Oliver Parker den zügigen Fortgang der Handlung nicht aus
den Augen. Komplexere Zusammenhänge, eine stimmige Besetzung (u.a.
großartige Leistung von Rosamund Pike) und mehr 007-Feeling heben
Johnny English Reborn klar von seinem Vorgänger ab, der noch mit
langatmigen Szenen zu kämpfen hatte. Das gehört im neuen Film der
Vergangenheit an, denn um “Vortex” auszuschalten, reist English
quer durch Welt und liefert sich temporeiche Duelle, egal ob im
Highspeed-Rollstuhl in England, mit einer Yacht in Hong Kong oder
per Gondel in der Schweiz.
Bild
Universal Pictures Home Entertainment stattet den Blu-ray Transfer
mit einem VC-1 kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und
einem Seitenverhältnis von 2.40:1 aus. Gedreht auf 35 mm
präsentiert der digitale HD-Transfer ein suboptimales Ergebnis.
Anlass zur Kritik bietet mangelnde Durchzeichnung und Schärfe, auf
mittlerer und weiter Distanz, was unweigerlich zu Verlust von
Brillanz führt. Close-ups hingegen geben bis auf wenige
Ungenauigkeiten bei der Fokussierung ein solides Bild ab. Dem
Zuschauer entgehen somit keine Details der einzigartigen
Mimik-Bandbreite Atkinsons.
Optisch hat Cinematographer Danny Cohen großartige Arbeit
geleistet. Perfekt angepasst an die jeweilige Stimmung, zeichnet
sich der Transfer durch eine breite Farbpalette aus, die
überwiegend warme Töne betont. Aus diesem Grund entsteht ein
natürlicher Gesamteindruck, für den ebenfalls dezentes Filmkorn
spricht. Erfreulicherweise ist auf nachträgliche Rauschreduktion
und künstliche Nachschärfung weitestgehend verzichtet worden.
Positiv macht sich auch der exzellente Schwarzwert bemerkbar. In
Kombination mit einem ausgewogenen Kontrastverhältnis, verfügen
insbesondere Nachtaufnahmen und schwach ausgeleuchtete Innenräume
für ausreichend Bildtiefe. Selbst bei dunklen Textilien oder
schwarzen Möbeln sind stets feine Konturen erkennbar, so dass zu
keinem Zeitpunkt Gefahr von absaufenden Bildbereichen
besteht.
Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD 5.1 vor, während die
deutsche Synchronisation auf DTS 5.1 beschränkt ist. Akustisch
äußert sich das in weniger lebendig klingenden Dialogen, die im
Vergleich zum Original an Dynamik einbüßen. Dafür ist nach Vorbild
der englischen Tonspur bei der Abmischung auf ein korrektes
Pegelverhältnis zwischen Dialogen, Effekten und Soundtrack geachtet
worden, so dass niemals das Gefühl von Audiokommentar aufkommt.
Besonders hervorzuheben ist der sehr gelungene Score von Ilan
Eshkeri, in dem jeder Lautsprecher seine eindeutige Rolle
zugesprochen bekommt und somit für hervorragende Räumlichkeit
gesorgt ist. In Folge von zahlreichen Explosionen und
Verfolgungsjagden fehlt es nicht an satten Bässen, die den
heimischen Subwoofer gut beschäftigen.
Ausstattung
• Deleted/Extended Scenes with Intros by Director Oliver Parker
(39:26 min, 1080p)
• Gag Reel (2:29 min, 1080p)
• The English Files: The Making of Johnny English Reborn (25:04
min, 1080p)
• Working with Rowan (3:55 min, 1080p)
• Gadgets (3:16 min, 1080p)
• English in Hong Kong (5:03 min, 1080p)
• The Wheelchair Chase (5:26 min, 1080p)
• Wendecover
Wer genügend Zeit mitbringt, dem seien unbedingt die entfallenden
Szenen, kommentiert von Oliver Parker, empfohlen. Anschaulich und
aufschlussreich erläutert Parker in wenigen Sätzen, aus welchen
Gründen sich die Crew gegen rückblickend schmückendes Beiwerk
entschieden hat. Interessanterweise sind nicht wenige Ausschnitte
aus dem Trailer schlussendlich doch der Schere zum Opfer gefallen.
Lohnenswert ist außerdem das knapp halbstündige Making of, in dem
die Macher genauer auf Charaktere und Story eingehen sowie
Einblicke in die Arbeit am Set gewähren.
Fazit
Technisch macht der HD-Transfer einen soliden Eindruck. Zwar lässt
die Bildschärfe auf mittlerer und weiter Distanz noch Luft nach
oben, dafür punkten hingegen klare, kräftige Farben sowie gute
Kontraste. Bei der Tonqualität ist Räumlichkeit die große Stärke,
nur die Dialoge der Synchronisation klingen etwas matt. Extras sind
reichlich vorhanden und liefern aus erster Hand nützliche
Hintergrundinformationen.
Johnny English Reborn setzt neue Akzente, die sich deutlich vom
ersten Teil abheben. Situationskomik und Handlung arbeiten nicht
mehr gegeneinander, sondern harmonieren nun erstaunlich
treffsicher. Stärker orientiert an klassischen Agenten-Vorbildern,
kommt der zweite Johnny English Film dank durchweg überzeugenden
Charakteren und abwechslungsreichen Drehorten gut in Fahrt. Wer mal
wieder in den Genuss einer mitreißenden Actionkomödie kommen
möchte, macht mit Johnny English Reborn genau das Richtige.
(cj)
Story: 8/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 8/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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