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Win Win (CineProject)

Gestartet: 22 Feb 2012 12:19 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
03.02.2012
Laufzeit:
106 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 22 Feb 2012 12:19

Globox

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Win Win (CineProject) - Review


Nicht nur auf musikalischer Ebene bürgen Independent-Produktionen häufig für inspirierenden Input, auch auf dem cineastischen Sektor hinterlassen jedes Jahr zuvor weitestgehend unbekannte Filme einen nachhaltigen Eindruck. Das ist für 2011 u.a. Midnight in Paris, The Tree of Life, Der Biber und Melancholia gelungen. Sie alle haben bekannte Pfade verlassen und sind stattdessen dem Ideenreichtum kreativer Drehbuchautoren und Regisseuren gefolgt. In diese Liga reiht sich nahtlos Win Win ein. Geschrieben von Joe Tiboni und Thomas McCarthy, der zugleich auch Regie führt, konnte Win Win bereits den NBR Award in der Kategorie Top Ten Independent Films 2011 verbuchen. Bleibt nur noch die Frage, wie es der Tragikkomödie gelungen ist, die Gunst der Zuschauer und Kritiker für sich zu gewinnen.


Story
Für Anwalt Mike Flaherty (P. Giamatti) könnte es besser laufen. Die Auftragslage ist schlecht, seine Sorgen um die Existenz der Familie werden immer präsenter und auch sein Nebenjob als Wrestling-Coach an einer High School ist nur von wenig Erfolg gekürt. Doch eines Tages sieht er Licht am Ende des Tunnels, als er die Rolle des Vormunds für Leo Poplar (B. Young), einem älteren Mandanten übernimmt, der an Demenz erkrankt ist. Für dessen häusliche Pflege erhält Mike damit zusätzliche $1.500, die er dringend braucht, um das Loch in der Haushaltskasse zu stopfen.

Da der Tag jedoch nur 24h lang ist, geht er kurzerhand dazu über Leo in ein Luxusheim abzuschieben. Vorübergehend erspart sich Mike auf diese Weise unangenehme Finanzgespräche mit seiner Frau Jackie (A. Ryan), doch als kurz darauf Leos 16-jähriger Enkel Kyle (A. Shaffer) unerwartet auf der Bildfläche erscheint, spitzt sich die Lage zu. Zwar verfügt Kyle über ungeahnte Wrestling-Erfahrung, um damit die High School Mannschaft zu retten, andererseits droht Mikes windiges Geschäft aufzufliegen…

Mike läuft als sportlichen Ausgleich eine Trainingsrunde auf einem Waldweg. Mit großem Vorsprung gegenüber seinen Mitläufern absolviert er Meter für Meter der Strecke. Schließlich lässt seine Ausdauer nach, die Kamera nährt sich von hinten und kurz darauf überholen ihn zwei Verfolger am linken und rechten Bildrand. Der Abstand vergrößert sich, Mike kommt zum Stehen – die Kamera jetzt dicht hinter ihm. Schließlich blickt er schnaufend auf den gegenüberliegenden See – dem Zuschauer offenbart sich sein schwermütiger Gesichtsausdruck. Treffender hätte man Win Win nicht einleiten können. Ohne einen Schnitt nehmen die ersten 60 Sekunden den Ausdruck “Lauf des Lebens” wortwörtlich und verdeutlichen eindrucksvoll, wie es um Mikes Leben bestellt ist. Bislang hat sein guter Job ihm und seiner Familie ein komfortables Leben ermöglicht, doch infolge schlechter Auftragslage und anhaltenden Misserfolgen bei der Wrestling-Mannschaft, muss er derzeit um jeden Dollar kämpfen.

Der Zweck heiligt die Mittel. Es fällt als Zuschauer leicht für Mike Mitgefühl zu entwickeln, zumal es Paul Giamatti hervorragend gelingt, die Vaterfigur zu verkörpern. Bei den unzähligen künstlich inszenierten Familienidyllen, die Hollywood zu gerne präsentiert, ist das authentisch lebensnahe Schauspiel von Giamatti und Ryan (u.a. The Wire) geradezu eine Wohltat. Win Win lebt von facettenreichen Charakteren, bei denen Lebensfreude, Hoffnung, aber auch Sorge und Schmerz dicht beieinander liegen. Bezeichnend für den American Way of Life gilt bei allen Herausforderungen des Lebens allerdings die Devise: Gebe niemals auf – mach’ eine Pause, aber lauf weiter! Als Träger der Botschaft bemüht Regisseur Thomas McCarthy nicht die üblichen Klischees einer reißerischen Underdog-Story, sondern inszeniert das Zusammenleben zwischen Kyle und den Flahertys auf so natürliche und glaubwürdige Weise, dass man sich wie in einem Roman ideal in die Personen hineinversetzen kann. Teamgeist spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle, welche die ruhig erzählte Story auf eindrückliche Weise vermittelt. Obwohl Mike & Jackie als Eltern von zwei Kindern bereits alle Hände voll zu tun haben, scheuen sie sich nicht davor, Kyle vorerst bei sich einzuquartieren, um ihm wieder sozialen Halt zu geben. Indem Kyle seine Wrestling-Talente wiederbelebt und Mikes High School Mannschaft zu neuer Stärke verhilft, entsteht die titelgebende Win Win Situation.


Bild
Twentieth Century Fox Home Entertainment stattet den Blu-ray Transfer mit einem MPEG-4/AVC kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis von 1.85:1 aus. Von der ersten Minute an setzt Win Win hohe Qualitätsstandards bei der visuellen Präsentation. Erstklassige Durchzeichnung liefert ein sehr fein aufgelöstes Bild, das keine Details unterschlägt, sondern in voller Brillanz alle Vorzüge von 1080p ausschöpft.
Passend zur Handlung sind die Farben natürlich gehalten und variieren je nach Umgebung zwischen wärmerer und kälterer Betonung. Kräftige Kontraste sorgen für ausreichend Tiefe und unterstützen ideal das Spiel mit der Tiefenschärfe. In dunklen Innenräumen und bei Nacht punktet der Transfer mit einem exzellenten Schwarzwert sowie differenzierten Grauabstufungen. Vollendet wird der Kino-Look mit dezentem Filmkorn, das erfreulicherweise nicht von Rauschfiltern unterdrückt wird. Ebenso wurde auf nachträgliche Kantenschärfung verzichtet, so dass keine Gefahr von Doppelkonturen und anderen Abbildungsfehlern besteht.


Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD 5.1 vor, während die deutsche Synchronisation auf DTS 5.1 beschränkt ist. Dennoch braucht sich diese nicht zu verstecken, denn getreu dem O-Ton Vorbild sind die Studioaufnahmen leise abgemischt und vermeiden damit Audiokommentar-Flair. Während Stimmen häufig mittig ertönen, baut der gelungene Soundtrack von Lyle Workman eine räumliche Bühne auf, die einen vollständig umschließt. Leises Vogelgezwitscher und vorbeifahrende Autos in der Ferne sind präzise zu orten, wie auch subtile Bässe, die punktuell für Tiefen sorgen. Aufgrund der eher leicht verständlichen Dialoge, fungiert Win Win zudem als Top-Empfehlung für O-Ton Zuschauer.


Ausstattung
• Deleted Scenes (1:36 min, 1080p)
• Tom McCarthy and Joe Tiboni discuss Win Win (6:29 min, 1080p)
• David Thompson at Sundance 2011 (2:27 min, 1080p)
• In conversation with Tom McCarthy and Paul Giamatti at Sundance 2011 (2:25 min, 1080p)
• Family (2:23 min, 1080p)
• "Think You Can Wait" music video by The National (4:33 min, 1080p)
• Theatrical Trailer (2:20 min, 1080p)
• Wendecover

Aufgeteilt in kurzen Clips, verfügt Win Win insgesamt über ca. 25 min Bonusmaterial. Neben einigen lustigen Anekdoten beinhaltet insbesondere das Gespräch mit Tom McCarthy und Joe Tiboni zahlreiche aufschlussreiche Hintergrundinformationen. Unter anderem erfährt man, dass Alex Shaffer auch im wahren Leben ein sehr guter Wrestler ist, da die Sportart als Schauspiel unrealistisch erscheinen würde.


Fazit
Auf technischer Seite befriedigt die Blu-ray zu Win Win selbst hohe Qualitätsansprüche. Feine Detailzeichnung, ein ausgewogenes Kontrastverhältnis und natürliche Farben zeichnen den hochwertigen HD-Transfer aus. Dem steht der Ton in nichts nach, denn insbesondere die klare Sprachwiedergabe und der räumliche Soundtrack punkten. Auch wenn die Ausstattung etwas umfangreicher ausfallen könnte, bieten die Interviews mit Regisseur und Drehbuchautor wissenswerte Zusatzinformationen.
Selten ist es geworden, dass es einem Film gelingt, sich ausschließlich auf seine bewegende Handlung zu beschränken und gleichzeitig auf übertriebene Dramatik, Stereotypen und konstruierte Dialoge zu verzichten. Win Win ist dafür ein leuchtendes Beispiel. Angefangen beim Casting bis hin zum Schnitt überzeugt der Film auf ganzer Linie und sichert sich somit einen festen Platz in der Independent-Landschaft. (cj)


Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 8/10

Kaufempfehlung: 8/10


Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704


Screenshots (Um zur vollen Auflösung zu gelangen, einfach auf die Vorschau klicken)

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#2
Geschrieben: 27 Feb 2012 11:45

Breiti

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Hervorragendes Review zu einem tollen Film mit einigen meiner Lieblingsdarsteller(-innen) wie Paul Giamatti und Amy Ryan (u.a. The Wire). Danke nochmals für den tollen Tipp Globox!
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde


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