Mein Stück vom Kuchen Blu-ray
Review
Die Weltwirtschaftskrise hat weltweit nicht wenige Opfer
hervorgebracht, wobei die Ursache hierfür die Mittel- und
Unterschicht noch heute in Rage und Unverständnis versetzt. Viele
haben in dieser Zeit ihre Jobs verloren und hatten und haben ihre
Mühe wieder auf die Beine zu kommen. Regisseur und Drehbuchautor
Cédric Klapisch hat sich dem Thema angenommen und mit
Mein
Stück vom Kuchen ein sozialkritisches Drama mit
humorvollen Anleihen gedreht. Für die Hauptrollen wurden Karin
Viard (
Nichts zu
verzollen) und Gilles Lellourche
(
Kleine wahre
Lügen) mit der Aufgabe verpflichtet, ihren
Charakteren die notwendige Tiefe zu verleihen.
Story
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Knapp 20 Jahre lang arbeitete die 3-fache Mutter France in
Dünkirchen in einer Fabrik, bis diese eines Tages überraschen
geschlossen wird. Da sie keinen Ausweg sieht, geht sie nach Paris,
um dort als Putzfrau zu arbeiten. Schnell findet sie eine
Anstellung bei dem erfolgreichen, aber skrupellosen Börsenmakler
Stephane Delarue. Als dieser mitbekommt, wie rührend France sich um
seinen Sohn Alban kümmert, erweitert er ihr Tätigkeitsfeld und
stellt sie auch als Tagesmutter ein, so dass sie fortan wieder
ausreichend Geld verdient. Ihr Leben könnte nicht besser verlaufen,
als sie plötzlich die Geister der Vergangenheit wieder
einholen.
Sowohl der Trailer als auch das Blu-ray Cover lassen hinter
Mein Stück vom Kuchen eine romantische Komödie
erwarten. In Wirklichkeit entpuppt sich dahinter eher ein
sozialkritisches Drama, bei dem allenfalls vereinzelte Elemente von
Romantik und Humor aufkommen, im nächsten Moment vom ernsten Thema
der Geschichte allerdings wieder in den Hintergrund gedrängt
werden. Stilistisch hat sich Klapisch, wie er auch selbst zugibt,
von den Komödien der 40er und 50er Jahre beeinflussen lassen, wobei
die Zuschauer in der heutigen Zeit damit ihre Probleme haben
werden. Um den wirtschaftlichen Aspekt wird kein Geheimnis gemacht,
gleich im Vorspann wird man mit Aktienindizes und Börsenticker
konfrontiert. Aber auch während des Filmes werden die beiden Seiten
der Weltwirtschaftskrisen-Medaille deutlich illustriert. Auf der
Seite der Gewinner steht der rücksichtslose Börsenmakler Stephane,
von allen nur Steve genannt, emotionslos und kalt. Er ignoriert
seine Umwelt und ist nur auf Erfolg und seinen eigenen Vorteil
bedacht, wird diesem Leben aber langsam überdrüssig.
Auf der anderen Seite befindet sich France als Verliererin, die
nach 20 Jahren ihren Job loswird. Sie steht vor dem Abgrund ihres
Lebens und weiß nicht mehr weiter, kämpft jedoch darum einer
besseren Zukunft entgegen zu sehen. Trotz all der Schicksalsschläge
geht sie dennoch positiv an die Sache heran und wagt sogar den
Schritt, ohne ihre Kinder in der Großstadt ihr Glück zu suchen. Als
diese beiden Welten aufeinandertreffen ist das zunächst sehr
gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit finden die beiden dessen
ungeachtet immer mehr zueinander, müssen aber feststellen, dass
ihre Herkunft und ihre Vergangenheit doch nicht
zusammenpassen.
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Die Erzählweise ist etwas verwirrend. Zwar erfahren beide Figuren
eine tiefe Charakterzeichnung, manche Nebenplots, wie z.B. die
Liebesgeschichte in Venedig machen hingegen nicht viel Sinn und
sind nicht sonderlich zweckdienlich, sondern eher langweilig. An
den Schauspielern liegt es dabei keineswegs, denn sowohl Karin
Viard als auch Gilles Lellourche verkörpern ihre Rollen sehr
überzeugend und verleihen ihnen einen glaubwürdigen Charakter. Vor
allem Letzterem nimmt man den gewieften und herzlosen Börsenhai
sehr gut ab. Gerade die starke schauspielerische Leistung stützt
die eher schwache Geschichte immens. Der Film verschenkt jedoch
eine Menge an Potential, denn gegen ein sozialkritisches Drama gibt
es an sich nichts einzuwenden. Stellenweise ist aber schwer zu
erkennen, in welche Richtung der Film will. Schwerwiegend ist
ebenso die scheinheilige Doppelmoral der Selbstjustiz, die in
diesem Fall deplatziert erscheint und sich vereinzelt sogar
aufdrängt. Wenn man berücksichtigt, in welche Genre-Ecke der Film
gedrängt wird, will dieser Kuchen gar nicht so recht schmecken. So
wird dem Zuschauer weder Fisch noch Fleisch geboten.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
Das Bild hinterlässt einen mehr als ordentlichen Eindruck. Die
Schärfe ist gut, wobei stellenweise eine weiche Darstellung zu
erkennen ist, wobei vereinzelt die Fokuspunkte falsch gesetzt
wurden, wie z.B. im Hotel in Venedig. Absolut herausragende
HD-Momente kommen nur selten vor. Die Farbwiedergabe ist kräftig
und natürlich mit einem leicht matten Unterton, der das triste
Grundthema ausgezeichnet unterstreicht. Passend dazu umfasst der
Kontrast ein umfangreiches Spektrum mit einem schön fließenden
Farbübergang. Der Schwarzwert hinterlässt einen zwiespältigen
Eindruck. Vereinzelt treten leider schwache Augenblicke auf, in
denen das Schwarz kraftlos dargestellt wird.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1 , Französisch DTS-HD Master Audio
5.1 Sowohl die deutsche als auch die französische Originalspur
liegt allen Audiophilen zur Freude in DTS HD Master Audio 5.1 vor.
Die Abmischung klingt sehr natürlich mit einer ausgezeichneten
Dynamik. Lediglich der Subwoofer hält sich mit seinen dezenten
Bässen ein wenig verhalten im Hintergrund. Dafür können die sehr
guten Hintergrundgeräusche mit hervorragender Direktionalität
wieder Boden wettmachen. Die Surroundlautsprecher geben in vielen
Szenen wie beispielsweise im Börsenmaklerbüro oder am Umschlagplatz
im Hafen von Dünkirchen eine sehr authentische Atmosphäre wieder.
Die Hintergrundmusik ist sehr abwechslungsreich und stellenweise
gewöhnungsbedürftig. Generell sind die Dialoge ausgezeichnet
verständlich.
Ausstattung
Die Liste an Extras erscheint nicht wirklich umfangreich.
Sonderlich aussagekräftig ist das knapp 30 minütige Making of (in
SD) auf jeden Fall nicht. Dafür werden eine Menge an geschnittener
Szenen (in SD / ca. 29 Minuten) geboten. Manche davon hätten sogar
sehr gut in den Film gepasst und ihm eine übersichtlichere Struktur
verliehen. Leider sind diese aber nicht einzeln anwählbar.
Lediglich das Interview mit Cédric Klapisch sowie die Trailer
liegen in HD vor. Ein Wendecover ist darüber hinaus ebenfalls
vorhanden.
Fazit
Wie auch beim Film selbst hat auch die technische Seite ihre
Mängel. Das Bild bietet zwar eine ausgezeichnete Farbwiedergabe,
hat allerdings seine Schwächen bei der Schärfe und dem Schwarzwert.
Der Ton präsentiert sich hingegen besser. Vor allem in Bezug auf
Surroundeffekte und Authentizität gibt es keinen Grund zur Klage.
Das Bonusmaterial ist überschaubar ausgefallen und bietet nur
begrenzt weitere Informationen zum Film.
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Mein Stück vom Kuchen erweckt den Eindruck eine
sozialkritische Dramedy (Mischung aus Komödie und Drama) zu sein,
lässt aber deutliche Elemente von Humor schmerzlich missen und auch
die Hauptaufgabe, die Schattenseite der Weltwirtschaftskrise zu
illustrieren, gelingt nur bedingt. Überzeugen können letztendlich
nur die herausragenden Hauptdarsteller, ob dies jedoch für
ausgezeichnete Unterhaltung genügt, muss schließlich der Zuschauer
entscheiden. Auf alle Fälle sollte man nicht den Fehler begehen und
sich vom Trailer oder vom Plakat täuschen zu lassen. (sah)
Story: 6/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 7/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1602
Lautsprecher: Magnat