Gefährliche Liebschaften (1988)
Story 9
Bild 7
Ton 6
Ausstattung 2
Gesamt 5
Das Historien-Drama
Gefährliche Liebschaften nahm
1988 drei Oscars mit nach Hause und gilt bis heute als Sternstunde
seines Hauptdarstellers John Malkovich. Mit weiblichen
Schmuckstücken wie Glenn Close, Michelle Pfeiffer und einer
ungewohnt freizügigen Uma Thurman an Malkovichs Seite, inszenziert
Regisseur Stepehen Frear ein Wechselbad aus Lust, Verführung und
Rache. Nach einer sehr schwachen DVD-Veröffentlichung soll Warners
HD-Umsetzung dem Film endlich wieder zu dem Glanz verhelfen, den er
zuletzt vor über 20 Jahren im Kino entfaltete.
Story
Im Frankreich des Rokoko genießt der Vicomte Sébastien de Valmont
(J. Malkovich) sein Leben in vollen Zügen. Sein dekadentes Dasein
gewinnt noch an Spannung, als ihm die intrigante Marquise Isabelle
de Merteuil (G. Close) ein Spiel vorschlägt: Gelingt es Valmont,
die unschuldige Cécile de Volanges (U. Thurman), Braut des
ehemaligen Geliebten (K. Reeves) der Marquise und die keusche
Ehefrau Madame de Tourve (M. Pfeiffer) zu verführen, erntet Valmont
eine Liebesnacht mit der Marquise höchstpersönlich. Getrieben von
Wollust lässt sich Valmont auf den Handel ein. Doch schnell stellt
er fest, dass selbst sein Herz aus Marmor für Gefühle empfänglich
ist.
Gefährliche Liebschaften ist eine Verfilmung des
französischen Skandalromans Les Liaisons Dangereuses aus dem Jahr
1782 und des gleichnamigen Theaterstückes von Christopher Hampton.
Letzterer schrieb für die Verfilmung auch das Drehbuch.
Interessanterweise entstand zeitgleich eine zweite Verfilmung von
Milos Forman, die aber fast ein Jahr später in die Kinos kam und
aufgrund der Vergleiche zu
Gefährliche
Liebschaften an den Kinokassen scheiterte. Tatsächlich
muss vermutlich jede weitere Verfilmung des Stoffes an Stephen
Frears Werk gemessen werden, das zu Recht für sieben Oscars
nominiert war.
Die opulente Ausstattung des Filmes, der komplett in Frankreich
gedreht wurde, sieht auch 20 Jahre nach der Entstehung bombastisch
aus. Doch vor allem sind es die Charaktere, alle gefangen in einem
Netz aus Liebe, Sex und Täuschung und ihre Darsteller, die allesamt
begeistern. Malkovich spielt den anfangs skrupellosen Lebemann
Valmont, der im Laufe des Films sein Herz entdeckt, schlichtweg
brillant. Ohne die Handlung vorweg zu nehmen, wird dies vor allem
im tragischen Ende deutlich, dass niemanden unberührt im Sessel
zurücklassen wird. Doch auch Michelle Pfeiffer, die mit de Tourve
quasi das genaue Gegenteil von Valmonts und de Merteuils Dekadenz
verkörpert, gewinnt sofort nicht nur Valmonts Herz, sondern auch
das des Zuschauers. Die damals gerade 18-jährige Uma Thurman
überzeugt als naive Unschuld und selbst Nebendarsteller Keanu
Reeves passt zu seiner Rolle als entehrter Chevalier Raphael
Danceny.
In den 90ern nahm sich die modernisierte Neuverfilmung
Eiskalte Engel abermals erfolgreich
des Stoffes an, doch den Klassiker-Status von
Gefährliche
Liebschaften kann dies nicht schmälern, sondern nur
unterstreichen. Seien es die ausschweifenden Kleider des 18.
Jahrhunderts, der klassische Soundtrack George Fentons mit
Versatzstücken aus Bachs, Händels und Vivaldis Kompositionen oder
Hamptons Drehbuch, das vor zweideutigen Dialogen und subtiler
Ironie nur so strotzt –
Gefährliche Liebschaften
gilt zurecht als einer der besten Historienfilme und zählt zu den
dramatischsten Filmen der 1980er.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,78:1, Auflösung
1080p
-
starkes Filmkorn, das bei Innenaufnahmen und Nachtszenen
manchmal Details überdeckt
-
Master in überraschend gutem Zustand – fast keine Beschädigungen
oder Verschmutzungen
-
Schwarzwerte stabil, lediglich in sehr schwach beleuchteten
Nachtszenen leichte Schwächen
-
Farben wirken bei geringem Sitzabstand leicht verwaschen, sonst
aber gute Plastizität
-
enormer Qualitätssprung im Verhältnis zur miserablen DVD
Gefährliche Liebschaften ist ein Katalogtitel, den
Warner ohne großes Tam-Tam auf den Markt gebracht hat. Zwar kann
das Bild das Alter des Films zu keiner Zeit verhehlen, die
organische Optik mit viel natürlichem Filmkorn gehört aber zur
Machart. Es ist löblich, dass man auf Filtereinsatz verzichtet hat,
auch wenn ein aufwändigeres Remaster sicher noch mehr Möglichkeiten
geboten hätte. Insgesamt macht das Bild dennoch einen guten
Eindruck und ist im Verhältnis zur absolut unterirdischen DVD ein
großer Schritt nach vorne.
Tonqualität
-
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1,
uvm.
-
deutsche Abmischung naturgemäß dialoglastig und frei von
Surround-Feeling
-
Dialogverständlichkeit ist sehr gut, die Tonspur ist aber
verhältnismäßig leise gemischt
-
insgesamt gute Stereo-Abmischung, die der Atmosphäre des Films
aber nicht gerecht wird
-
verlustfreier Original-Ton verfügt über wesentlich mehr Dynamik
und Volumen
-
auch die englische Spur ist sehr dialoglastig, hebt den
Soundtrack aber noch besser hervor
Wo das Bild im Verhältnis zur DVD einen Quantensprung darstellt,
gibt es beim Ton nichts Neues. Die deutsche Stereo-Abmischung ist
für ihr Alter angemessen. Der englische Surround-Mix zeigt dann
aber, was wirklich drin sein könnte und betont besonders den tollen
Klassik-Soundtrack.
Ausstattung
Opulenter Film spärliche Extras – das ist Warners Motto für
Gefährliche Liebschaften. Bis auf den
US-Kinotrailer (SD) und einen Audiokommentar von Regisseur Stepehen
Frears sowie Autor Christopher Hampton fehlt Bonusmaterial auf der
Blu-ray. Immerhin ist der Audiokommentar recht gehaltvoll und
zeichnet sich durch ein unterhaltsames Wechselspiel zwischen
Buchautor und Filmemacher aus. Zudem ist selbst dieses kleine
Extra-Paket ein Fortschritt zur DVD. Auf Letzterer fehlten Extras
bis auf ein paar Produktionsnotizen nämlich komplett.
Anmerkung: Auf der Verpackung des Films prangt ein
hässlicher rosa Sticker „Was Frauen schauen“, der den Film
irreführend bewirbt.
Gefährliche Liebschaften ist
keineswegs der klassische „Frauenfilm“, sondern ein
gleichberechtigtes Intrigenduell, das sowohl XY- als auch
Doppel-X-Chromosomen begeistert.
Fazit
Angesichts des Mangels an Extras und des altbackenen, deutschen
Stereo-Tons wird
Gefährliche Liebschaften sicher
keine neue Referenz im Bereich Katalogtitel. Besser steht es um das
organische Bild, das zwar szenenweise starkes Filmkorn aufweist,
aber im Verhältnis zur DVD für Offenbarungen sorgt. Die emotionale
Story, deren Charaktere bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt
sind, macht Stephen Frears Verfilmung des französischen
Skandalromans auch 2012 zu einem dekadenten Fest.
Gefährliche Liebschaften zählt zu den besten
Dramen, bzw. Historienfilmen der 80er und ist für alle Fans von
Malkovich, Pfeiffer, Thurman und Co. sowieso ein Pflichtkauf. Auch
wer das 1990er-Remake
Eiskalte Engel im Regal stehen hat,
sollte sich unbedingt am Original versuchen und wird sicher
begeistert sein. (anw)
Kaufempfehlung7 von 10
Die Kaufempfehlung der Gefährliche Liebschaften Blu-ray wird anhand
der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
Panasonic TX-P65VT30E
Onkyo TX SR 606
Heco Victa 5.1 Komplett-Set
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