Die Farben des Herbstes Blu-ray
ReviewDas wahre Leben schreibt oft die schönsten Geschichten. Muss sich
ein Drehbuchautor oft den Kopf zermartern, um ein halbwegs
anständiges Drehbuch zu verfassen, liegt das Gute oft näher als man
denkt. So lagen die Vorlagen zu Filmen wie
Blind Side - Die große Chance,
A Beautiful Mind,
Sie
nannten ihn Radio oder
The Fighter nicht in den genialen
Hirnwindungen eines Schreibers, sondern im Schicksal des Lebens
einzelner Menschen. Bei
Die Farben des Herbstes
schaut es nicht anderes aus, hat hiermit Regisseur und
Drehbuchautor George Gallo sein eigenes Leben in Szene gesetzt und
mit Trevor Morgan und Armin Müller Stahl in den Hauptrollen einen
liebevollen und rührenden Film abgeliefert.
Story
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Der Teenager John Talia möchte, sehr zum Verdruss seiner Eltern,
ein großer Maler werden. Dabei lernt er den berühmten, russischen
Maler Nicolai Seroff kennen, der sich allerdings zunächst dem
Jungen verschließt. Er hat mit seinem Leben und somit auch der
Malerei abgeschlossen und sich dem Alkohol zugewandt. Mit der Zeit
gelingt es John allerdings Zugang zu dem zurückgezogenen Künstler
zu bekommen und vom großen Meister zu lernen. Letztendlich
entdecken aber beide, dass ihre Freundschaft sie gegenseitig
beflügelt.
George Gallo ist dem breiten Kinopublikum bisher relativ unbekannt.
Die einzig nennenswerten Arbeiten belaufen sich neben einigen
kleineren Regiearbeiten darin, dass er die Drehbücher zu Midnight
Run (mit Robert de Niro) und Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst
recht! (mit Bruce Willis) verfasste und die Storyvorlage zu Bad
Boys lieferte. Seine Meisterleistung legt der anerkannte Künstler
allerdings mit seinem autobiographischen Film
Die Farben
des Herbstes hin. Die Figuren John Talia und Nicolai
Seroff basieren hierbei auf den realen Personen von George Gallo
selbst und den russischen Exil-Künstler George Cherepov, der den
Drehbuchautor und Regisseur damals in Kunst unterrichtete und als
dessen Mentor fungierte.
Die künstlerische Ader merkt man Gallo während des kompletten
Filmes an. Keine Szene wurde ohne Bedacht gedreht. Jedes Bild sitzt
und könnte als Fotografie oder Zeichnung jede Zimmerwand schmücken.
Auch wenn er auf dem Regiestuhl bisher keine bemerkenswerten
Leistungen hervorbrachte, bei "seinem" Film gibt es zu keinem
Zeitpunkt Mängel zu erkennen. Handlungstechnisch bewegt sich der
Film zwar hauptsächlich auf den Gefilden des klassischen Dramas,
nimmt sich aber auch die Zeit in Form von humorvollen Szenen (das
letzte Essen zusammen mit dem Kunstkritiker ist weltklasse,
obgleich vorhersehbar) die Unbeschwertheit ein wenig mehr zur
Geltung zu bringen. Im Mittelpunkt steht zweifelsohne die enge,
wenn auch schwierige Freundschaft und Verbundenheit der beiden
Protagonisten.
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Die Farben des Herbstes lebt zudem auch sehr von
der schauspielerischen Leistung von dem jungen, vielversprechenden
Nachwuchsdarsteller Trevor Morgan (
Der Patriot,
Jurassic Park III) und dem gewohnt
herausragend agierenden Armin Mueller-Stahl (
Momo,
Tödliche Versprechen – Eastern
Promises,
Illuminati). Auch Ray Liotta ist
als Vater von John Talia eine sehr gute Wahl. Lediglich Ron Perlman
als Kunstkritiker Curtis Sunday ist eine komplette Fehlbesetzung
und passt überhaupt nicht in das ansonsten stimmige Bild. Regisseur
Gallo ließ es sich übrigens nicht nehmen, dem Film sämtliche
Ölgemälde aus seinem eigenen Fundus zur Verfügung zu stellen. Die
Bilder, die John Talia am Anfang der Geschichte dem noch
skeptischen Seroff zeigt, waren übrigen exakt die gleichen, die
Gallo damals Cherepov vorgestellt hat. Herauskommt ein emotionaler
und herzergreifender Film, der nicht nur eine wunderbare
Freundschaft zweier sich nicht unähnlicher Künstler behandelt,
sondern auch aufzeigt, dass auch dramatische Lebensabschnitte zu
meistern sind.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
Das Bild gibt den künstlerischen Anspruch des Filmes sehr gut
wieder. Die Schärfe ist sehr gut, hat aber in einigen wenigen
Momenten leichte Schwächen. So z.B. in einer Szene in Seroffs
Landhaus, als der Künstler an der Tür steht und ca. einen Meter von
ihm entfernt unerklärlicherweise die Wand leicht verschwommen
dargestellt wird. Vor allem die Farben werden sehr natürlich und
kraftvoll wiedergegeben, was ein wahrer Gewinn bei einem Film
dieses Themas ist. Der Schwarzwert ist gut, wobei in sehr dunklen
Szenen (die nur selten vorkommen) die Detailzeichnung ein wenig
schwächelt. Der Kontrast ist nichtsdestotrotz ausgezeichnet. Film-
oder Kompressionsfehler sind zu keinem Zeitpunkt zu erkennen.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Der Ton liegt sowohl im deutschen als auch im englischen
verlustfrei in DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Generell erweist sich
die Abmischung als sehr frontlastig, was aber bei einem Film dieses
Genres nichts Ungewöhnliches darstellt. Einige Surroundeffekte sind
auch auf den hinteren Lautsprechern gelegentlich zu vernehmen wie
z.B. Regen oder Vogelzwitschern. Der Mix erweist sich als sehr
dynamisch und natürlich, was sich vor allem bei den häufigeren
Streitgesprächen bemerkbar macht. Die Bässe sind zwar nicht sehr
dominant, doch der Subwoofer liefert dennoch hier und da gut
platzierte Tiefen. Die musikalische Begleitung von Chris Boardman
(
Der City Hai,
Payback - Zahltag), der sich
ansonsten um die Orchestrierung zu Scores von Filmen wie
Robin Hood - König der Diebe,
Stirb langsam 2 oder
Lethal Weapon kümmerte, passt sehr
gut zu den malerischen Landschaften und Panoramen.
Ausstattung
Als Extras haben es leider nur einige Trailer zum Film selbst sowie
weiteren Produktionen auf die Blu-ray geschafft. Schade eigentlich,
denn die amerikanische DVD enthielt bereits ein Making of,
Interviews mit Armin Mueller-Stahl, Trevor Morgan und Samantha
Mathis sowie einen Einblick in das Malstudio von George Gallo.
Weswegen es diese Featurettes nicht auf die deutsche
Veröffentlichung geschafft haben ist fraglich, zumal gerade ein
Film mit diesem Thema nach mehr Hintergrundinformationen schreit.
Immerhin ist noch ein Wendecover vorhanden, was aber nicht über das
mangelnde Bonusmaterial hinwegtäuschen kann.
Fazit
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In technischer Hinsicht hat man sich Mühe gegeben. Sowohl Bild und
Ton geben kaum Grund zur Klage. Die optische Darstellung bietet
eine gute Schärfe und vor allem zweckdienlich sehr gute, natürliche
Farben. Die Abmischung erweist sich ebenfalls als sehr authentisch
mit hervorragender Dynamik. Leider ist das auf der amerikanischen
DVD vorhandene Bonusmaterial (Making of, Interviews) auf der
deutschen Blu-ray unverständlicherweise nicht enthalten, sondern
lediglich diverse Trailer. Finanziell war
Die Farben des
Herbstes an den Kinokassen ein Desaster. In Deutschland
erscheint dieses filmische Kleinod sogar direkt auf DVD bzw.
Blu-ray. George Gallo hat nichtsdestotrotz einen anspruchsvollen
und emotional tiefgreifenden Film gedreht, der allein schon von der
Bildgewalt her beeindruckt. Der Zuschauer wird obendrauf jedoch mit
einer ebenfalls herzergreifenden Geschichte belohnt, die es sich
lohnt anzuschauen. (sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 1/10
Gesamt: 6/10
Kaufempfehlung:
7/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver:
Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat