Nichts zu verzollen Blu-ray Review
Wenn ein Regisseur mit einem seiner Filme einen
herausragenden Erfolg erfährt, wird dessen Nachfolgearbeit meist
mit großen Erwartungen bedacht. So auch bei dem Franzosen Dany
Boon, der im Jahr 2008 mit
Willkommen bei den Sch´tis einen
der erfolgreichsten europäischen Filme in die Kinos brachte. Es
wäre allerdings vermessen sein neustes Werk
Nichts zu
verzollen, bei dem er u.a. ebenfalls erneut zusätzlich das
Drehbuch verfasste und die Hauptrolle einnimmt, mit der oben
erwähnten Komödie zu vergleichen, da beide thematisch ihre eigenen
Wege gehen.
Story
Im kleinen französisch-belgische Grenzörtchen Courquain geht alles
seinen beschaulichen, aber nicht immer ruhigen Weg. Während der
belgische Grenzbeamte Ruben Vandevoorde mit Argusaugen seinen Job
verrichtet, nimmt es sein französischer Kollege Mathias Ducatel
nicht ganz so genau, was nicht selten zu dem ein oder anderen
Konflikt führt. Als dann die Grenze aufgelöst wird und die beide
fortan zusammen zur mobilen französisch-belgischen Patrouille
abkommandiert werden, vereinfacht dies nicht die Situation. Denn
was Vandevoorde nicht weiß: Ducatel ist heimlich in dessen
Schwester verliebt und will sie heiraten.
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Auch wenn
Nichts zu verzollen in Punkto
Ertragszahlen weit entfernt von
Willkommen bei den Sch´tis ist, hat
Dany Boon wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Geografisch
ebenfalls im Norden Frankreichs angesiedelt bekommt der Zuschauer
zwar einige witzige Sprachakzente geboten, aber die stehen beileibe
nicht im Mittelpunkt der Handlung. Das tun hingehen die beiden
Protagonisten Ruben Vandevoorde und Mathias Ducatel, deren
Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten. Wunderbar
dargestellt von Benoit Poelvoorde und Dany Boon selbst, bedient man
sich etlicher Klischees, was jedoch für ausgezeichnete Unterhaltung
sorgt, vor allem wenn die beiden oder ihre Kollegen und Freunde mal
wieder über die Stränge schlagen.
Bei den Dreharbeiten wurde mit viel Bedacht vorgegangen. So wurde
für die Dreharbeiten aus dem kleinen belgischen Dörfchen
Macquenoise der Grenzort Courquain, wofür man etliche authentische
Kulissen erschaffen hat. Diese Detailverliebtheit setzt sich beim
Szenenbild fort und endet in den Kleidungen der Darsteller. Zu
keinem Zeitpunkt wird der Eindruck erweckt man würde sich nicht im
Jahr 1986, bzw. 1993 befinden. Der Film lebt aber hauptsächlich vom
Aufeinandertreffen der Kulturen sowie den überzeichneten
Hauptdarstellern. Zwar schrappt man nur knapp an den Grenzen zum
Rassismus vorbei (man bezeichnet sich gegenseitig als Camembert und
Fritten und gelegentlich wird auch mal auf den 'Feind' geschossen),
da allerdings der überstrenge Vandevoorde für seine Machtspielchen
stets zur Rechenschaft gezogen wird, kann dies mit einem
Augenzwinkern abgehandelt werden. Stattdessen darf sich der
Zuschauer erneut an herzerwärmendem, originellen Humor (vor allem
die Szenen an der Grenze oder beim Silvesteressen sind einfach nur
herrlich) erfreuen, wie man ihn aus Dany Boons Filmen wie
Willkommen bei den Sch´tis oder
Trautes Heim, Glück allein bereits kennt.
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Doch nicht alles ist eitler Sonnenschein, denn sobald die Romanze
zwischen Mathias und seiner geliebten Louise angesprochen wird,
nimmt der Film auch mal schnell kurzfristig dramatische Züge an
(z.B. bei der Konfrontation mit Vandevoorde), was dem Film
verstärkt Ecken und Kanten verleiht. Die Komödie steht dem
ungeachtet klar im Mittelpunkt und wer nicht mit zuviel Erwartung
(insbesondere im Vergleich zu
Willkommen bei den Sch´tis)
herangeht, wird bei
Nichts zu verzollen
ausgezeichnet unterhalten.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2,35:1
Der Blu-ray wurde ein Transfer nach dem aktuellen Standard
spendiert. Das Bild besticht vor allem durch eine sehr gute Schärfe
und ausgezeichneter Detailzeichnung. Die Farben sind natürlich und
kräftig. Beispiele offerieren sich vor allem bei Szenen in
Courquain, da die Kulissen eine umfangreiche Farbpalette bieten.
Der Schwarzwert liefert ein tiefes Schwarz mit entsprechend guter
Durchzeichnung. Nur selten ist in dunklen Szenen ein stärkeres
Filmkorn zu erkennen, was aber erfreulicherweise die Ausnahme
bleibt. Ansonsten bekommt der Zuschauer ein herausragendes Bild
präsentiert, das niemanden enttäuschen wird.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Französisch DTS-HD Master Audio
5.1 Sowohl die deutsche Synchronisation als auch die französische
Original Spur liegen in DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Die Abmischung
erweist sich als sehr natürlich und dynamisch. Die wenigen Bässe
kommen sehr gut zur Geltung. Zumindest leistet der Subwoofer ganze
Arbeit und gibt die Signale aus dem Tieffrequenzbereich sehr
präzise wieder. Die Räumlichkeit und Direktionalität wird gut
wiedergegeben; hier zeigt sich der Mehrwert der Originalspur, denn
diese erweist sich noch ein wenig authentischer mit mehr
Hintergrundgeräuschen. Dennoch haben bei der deutschen Abmischung
auch die hinteren Lautsprecher ausreichend zu schaffen. Die Dialoge
sind jederzeit klar und deutlich verständlich. Der Soundtrack passt
sich sehr gut den Szenen an und untermalt entsprechend die
jeweilige Stimmung.
Ausstattung
Bei den Extras hat sich Prokino ordentliche Mühe gegeben und einige
exklusive Specials geboten. Diese liegen teils in SD, teils in HD
vor. Speziell für die deutsche Blu-ray wurde "Allo - Ich bin Dany
Boon" (Eine Begrüßung des Regisseurs an seine deutschen Fans),
"Zollkontrolle in München" (mit Impressionen der
Deutschlandpremiere) sowie das 14-minütige sehr witzige Gag Reel
"Belgisch-Französisches Gipfeltreffen" draufgepackt. Beim Making of
werden bei einer Spielzeit von 73 Minuten viele Details und sehr
umfangreiche Informationen geboten. Die entfallenen und erweiterten
Szenen sind durchaus interessant, liefern jedoch keine neuen
Erkenntnisse zur Handlung. Dafür aber das Featurette "Willkommen im
No Man’s Land", das einen Blick hinter die Kulissen wirft und
Einblicke zur Ausstattung und dem Szenenbild liefert. Trailer zum
Film und weiteren Produktionen sowie eine BD-Live Funktion (mit
weiteren Extras zum Film) runden das Angebot ab. Ein Wendecover ist
darüber hinaus ebenfalls vorhanden.
Fazit
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Technisch befindet sich die Blu-ray auf hohem Niveau. Das Bild
überzeugt mit einer herausragenden Schärfe sowie kräftigen und
natürlichen Farben. Beim verlustfreien Ton wird die ausgezeichnete
Qualität fortgesetzt. Die sehr natürliche Abmischung bietet kaum
Grund zur Klage. Des Weiteren werden bei den Extras umfangreiche
Informationen zum Film geboten, die stellenweise sogar Blu-ray oder
Deutschland-exklusiv vorliegen. Dany Boon hat zwar die Handlung
seines neusten Filmes erneut nach Nordfrankreich verlegt, wollte
aber bewusst keinen zweiten Teil zu
Willkommen bei den Sch´tis
abliefern.
Nichts zu verzollen ist ganz klar ein
eigenständiger Film mit toller Geschichte und vor allem viel Humor,
der kein Auge trocken lässt. Im Übrigen soll bereits jetzt schon
ein deutsches Remake (an der Grenze Deutschland zu Österreich)
geplant sein. (sah)
Story: 7/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 9/10
Gesamt: 9/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1602
Lautsprecher: Magnat