Um die 1850er Jahre war das Habsburgerreich in fortwährender
Unruhe. Dies stand im Zusammenhang mit der Februar-Revolution von
1848 in Frankreich, welche sich bald wie ein Lauffeuer auch in
Österreich verbreitete. In den Kronländern wie Ungarn oder
Oberitalien fand ebenso ein Umbruch statt und das Volk rebellierte
gegen die Krone. Kaiser Ferdinand I. dankte darauf hin ab und Franz
Joseph übernahm das Amt des Oberhauptes der
Österreich-Ungarn-Monarchie. 1853 lernte er seine zukünftige Frau
Elisabeth in Ischl kennen. Zirka 100 Jahre später erfolgte unter
der Regie von Ernst Marischka die Verfilmung von Elisabeths und
Franz Josephs Hochzeit sowie deren späteres Leben. 1956
beziehungsweise 1957 folgten mit
Sissi – Die junge
Kaiserin sowie
Sissi – Schicksalsjahre einer
Kaiserin zwei Sequels. Hauptdarsteller waren die beiden im
deutschsprachigen Raum berühmten Schauspieler Karlheinz Böhm sowie
Romy Schneider.
Story
Sissi
Grossansicht
Sissi wächst relativ unbeschwert in einem adeligen Haus in Bayern
auf. Ihr Vater, Herzog Max in Bayern erlaubt seinen Kindern eine
Erziehung ohne den Zwang eines Hofzeremoniells. Als sie eines Tages
mit ihrer Mutter Ludovika und Schwester Helene Bad Ischl besucht,
ahnt die 16jährige nicht, dass dies ihre Zukunft eklatant verändern
wird. Durch Zufall lernt sie den Kaiser von Österreich, Franz
Joseph, kennen und die beiden verlieben sich prompt ineinander. Die
Mütter der beiden haben allerdings andere Pläne und würden am
liebsten Helene, Sissis ältere Schwester an der Seite des
Oberhauptes sehen.
Sissi – Die junge Kaiserin
Kaiser Franz Joseph und Sissi genießen ihre gemeinsame Zeit nach
der Hochzeit. Beide sind überglücklich, den richtigen Partner fürs
Leben gefunden zu haben und einer Zwangsheirat ihrer Mütter
entgangen zu sein. Getrübt wird die Situation allerdings durch
ständige innen- und außenpolitische Querelen. Nicht nur in Ungarn
herrscht eine ständig angespannte Lage und eine generelle
Verachtung für Österreich, auch mit Russland werden die Differenzen
immer offensichtlicher und damit ein Krieg immer wahrscheinlicher.
Aufgrund Sissis Bitte, erlässt Franz Joseph eine Generalamnestie
für alle aus politischen Gründen inhaftierte Ungarn. Nachdem die
Kaiserin bei einem Empfang plötzlich einen Schwächeanfall erleidet,
stellt der Hofarzt fest, dass sie ein Kind erwarte.
Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin
Aufgrund ihrer Abneigung gegenüber den strengen Sitten in Wien
verweilt Sissi in Ungarn und verbringt viel Zeit mit Graf Andrássy
– Franz Joseph hat sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Als
ersterer, Kaiserin Sissi seine Liebe gesteht, reist sie am nächsten
Tag zum Wohle aller Beteiligten wieder ab nach Wien, da sie seine
Gefühle nicht erwidert. Am Weg trifft sie zufällig Franz Joseph,
worauf sich beide versprechen, von nun an mehr Zeit miteinander zu
verbringen. Spontan verreisen beide und nehmen sich von allen
Verpflichtungen eine Auszeit. Allerdings wird Sissi von Schmerzen
geplagt, welche zunehmend schlimmer werden. Eiligst begeben sie
sich zurück nach Wien, wo die Hofärzte eine Lungenerkrankung
feststellen – die Überlebenschancen der Kaiserin stehen
schlecht.
Die
Sissi-Trilogie zählt auch 50 Jahre später mit
zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Produktionen der
Filmgeschichte. Zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
war das hiesige Filmgeschäft ganz auf Heimatfilme eingestimmt, in
welcher eine wunderbare heile Welt ohne große Probleme präsentiert
wurde. Und so verwundert es wenig, dass auch
Sissi 1,2 und
3 ganz auf dieser Welle mitschwimmen durften. Millionen
Menschen strömten damals in die Kinos, nur um Karlheinz Böhm und
Romy Schneider auf der Leinwand zu erblicken.
Trotz des gezeigten historischen Rahmens (Hochzeit von Franz Joseph
und Elisabeth, Differenzen zwischen Österreich und Ungarn,
politische Spannungen mit Russland) haben die Filme relativ wenig
mit der damaligen Realität zu tun – vor allem die Charaktere kommen
meist deutlich zu gut weg. So war die Beziehung zwischen Franz
Joseph und Sissi keineswegs derartig romantisch und körperbetont
(umarmen, küssen, etc…). Auch lag der Kaiserin das Land
beziehungsweise das Reich praktisch nicht am Herzen und sie war
kaum am Hof anzutreffen. Die meiste Zeit verbrachte sie mit Reisen
im Mittelmeerraum.
Grossansicht
Die in den Filmen präsentierte Liebe zu ihrem Nachwuchs wird ebenso
übertrieben dargestellt – an ihren zweiten und dritten Kindern
hatte sie praktisch kaum mehr ein Interesse und überließ die
Erziehung komplett anderen. Franz Joseph zeigte sich bei seinem
einzigen Sohn – Rudolf – anders als in den Filmen gezeigt als durch
und durch harter und eiserner Mensch, indem er ihn bereits als
sechsjähriger stundenlang exerzieren lies, teilweise bei jedem Wind
und Wetter. Auch die Beziehung Sissis Eltern Ludovika und Max war
keineswegs von Liebe geprägt, da beide in jungen Jahren mehr oder
weniger gegen ihren Willen miteinander zwangsverheiratet wurden. So
gesehen sind Sissi und die Sequels extrem geschönte
„Historienfilme“, welche nicht für vollgenommen werden
sollten.
Abgesehen von der geschichtlichen Wertung haben Sissi und Franz vor
allem eine Aufgabe – nämlich zu unterhalten. Wer ein gewisses
Faible für schmalzige Romantik in bester Heimatfilmmanier hat, der
wird rundum bestens bedient. In Österreich wurde seit jeher dem
Adel gehuldigt, weshalb bis heute eine gewisse Faszination
bezüglich der oberen 10.000 herrscht – so darf gesagt werden, dass
im Grunde jeder Einwohner ein kleines Stück der Habsburger in sich
trägt. Und genau dieser „Hype“ wurde und wird durch die Trilogie
bedient. Zwar wurde durchaus auch problematische Ereignisse, wie
die Erkrankung der Kaiserin, die herrische Sophie und die ständige
Abwesenheit Sissis vom kaiserlichen Hof erwähnt, allerdings
geschieht die Einbettung in eine augenscheinlich heile Welt derart
perfekt, sodass der Zuschauer sich beinahe in diese Zeit
zurückversetzt wünscht.
Genretypisch gezeigt werden wunderschöne Panoramaaufnahmen von
Bayern, Österreich und auch Ungarn – im dritten Teil Madeira und
Griechenland. Auch wenn die gemeinsamen Szenen von Böhm und
Schneider sicherlich weniger als 50 Prozent der Laufzeit ausmachen,
so ist ganz deutlich die praktisch perfekte Harmonie der zwei
Darsteller spürbar. Generell erscheint der gesamte Cast derart
locker, lieblich und anmutig, dass man die geschichtlichen
Inkorrektheiten doch des Öfteren verdrängt und beiseite lässt.
Nicht umsonst spielten sich Frrrraaaaannnnzzzzz und
Ssssiiiiiissssssiiii in die Herzen der Bevölkerung und gelten seit
damals als ideales Filmpaar.
Bildqualität
Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis
1,33:1 – 16:9 Jeder Film liegt auf der Blu-ray sowohl im originalen
4:3 Format vor, auf Knopfdruck kann allerdings auch auf eine
formatfüllende 16:9 Darstellung gewechselt werden. Hierbei sei
jedoch erwähnt, dass es sich lediglich um einen aufgezoomten Stream
handelt, weshalb durch die Streckung Bildinformationen auf der
Ober- und Unterseite verloren gehen. Oftmals wirkt dadurch das Bild
unnatürlich beziehungsweise schlecht zentriert, Gesichter immer
wieder zu weit oben angesiedelt sowie Landschaftsaufnahmen
durchgehend beschnitten. Vorzuziehen ist in jedem Fall das
originale 4:3 - Bildformat.
Grossansicht
Die Qualität der gesamten Trilogie ist hervorragend. Die Farbgebung
ist extrem satt, klar und kräftig, Verschmutzungen finden sich nur
ganz vereinzelt und sind an einer Hand abzählbar. Der Kontrast ist
ebenfalls sehr gut, die Schwarzdarstellung wunderbar. In Sachen
Korn unterscheidet sich der erste Teil etwas von seinen
Nachfolgern. Im Erstlingswerk ist durchgehend leichtes Filmkorn zu
bemerken, welches dem gesamten Transfer eine gelungene Plastizität
und Detailzeichnung verleiht. Teil 2 und 3 weisen überhaupt keine
Kornstruktur auf, Gesichter wirken oftmals etwas wachsartig und
konturenlos und die Dreidimensionalität ist durchgehend schlechter.
Die Schärfe ist aber generell wunderbar gelungen, selbst die
Aufnahmen von Wäldern mit dem Blattwerk wirken herrlich gut
durchzeichnet – matschige Texturen treten nur ganz vereinzelt in
weicheren Shots auf. In vereinzelten kurzen Sequenzen ist ein
Hintergrundrauschen bemerkbar. Alles in allem eine wirklich
hervorragende Restauration, die nur kleine Schönheitsfehler
aufweist.
Tonqualität
Technik: Deutsch DTS-HD MA 5.1 sowie 2.0
Der deutsche Ton überzeugt vor allem durch das komplette Fehlen von
störendem Hintergrundrauschen oder den typischen Knacksern. Gleich
vorweg – die Umgebungsgeräusche der 5.1 Spur sind absolut minimal.
Teilweise sind leises Vogelgezwitscher oder Windgeräusche hörbar,
umhüllend sind diese aber in keinster Art und Weise. Der größte
Unterschied liegt in der Wiedergabe der Dialoge. Während der 2.0
Track selbstredend auf den Einsatz des Centerlautsprecher
verzichtet und somit alle Klänge von dem linken und rechten
Frontlautsprecher wiedergegeben werden, beschränkt sich beinahe das
ganze Geschehen in der Neuabmischung auf den Centerlautsprecher.
Daher wirkt die Bühne bei Letzterem relativ schmal, dünn und auch
etwas unnatürlich – auch wenn hier ganz vereinzelt der Subwoofer
mitspielen darf und dadurch dem Geschehen etwas mehr Volumen
verliehen wird.
Die Dialoge sind in beiden Tonspuren gut verständlich und klar,
klingen allerdings während diversen lauteren Unterhaltungen etwas
schrill und blechern. Etwas problematisch ist allerdings die
Lippensynchronisation. Leider ist ab und an zu bemerken, dass der
Ton mit den Mundbewegungen der Darsteller nicht völlig
übereinstimmt. Dies tritt jedoch wie schon angemerkt nur vereinzelt
auf.
Ausstattung
Das Bonusmaterial fällt durchwegs üppig aus. Vorhanden sind neben
diversen Trailern zu den
Sissi-Filmen ein
Making-Of zum zweiten Teil, zwei Dokumentationen über Romy
Schneider sowie ein Interview mit Karlheinz Böhm. Als besondere
Beigabe ist auch der im Jahr 1931 gedrehte Film Elisabeth von
Österreich enthalten. In diesem spielen Lil Dagover sowie Paul Otto
die beiden Hauptrollen. Schmerzlich vermisst wird jedoch eine
Reportage über die wahren Begebenheiten der damaligen Zeit
beziehungsweise auch eine Auflistung, wer mit wem verwandt und
verschwägert war.
Fazit
Grossansicht
Technisch gesehen hat man das Beste aus dem vorhandenen Material
herausgeholt. Das Bild leistet sich trotz des Alters praktisch kaum
Schwächen, die vorhandenen Tonspuren kämpfen natürlich mit der für
heutige Verhältnisse relativ bescheidenen Vorlage. Trotzdem wurden
die Spuren des Alters auf ein Minimum reduziert. Die Extras sind
durchaus sehenswert, eine Dokumentation über die Habsburger fehlt
leider. Steht man mit kitschigen Heimatschnulzen auf Kriegsfuß,
wird man an den
Sissi-Filmen wohl keinen Gefallen
finden. Ebenso sollte man sämtliches geschichtliches Vorwissen
möglichst ausblenden und das Gegebene so nehmen, wie es kommt und
gezeigt wird. Für Fans der Trilogie ergeht eine eindeutige
Kaufempfehlung.
Quelle © Cinetext Bildarchiv
Story 8/10
Bild 9/10
Ton 6/10
Extras 6/10
Overall 8/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer SC-LX75
Boxen: 8.2 System - Braun M15 (L,R) + RM5 (Center) + Teufel M550
(Front Height) / Teufel Dipol M550 (Surround) / Teufel M620 FCR
(Back Surround) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
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