Rabbit Hole Blu-ray Review
Wann immer eine Familie ein geliebtes Mitglied aus
ihren Reihen verliert, ist die Trennung meist schmerzbehaftet und
je nach Umstand nicht nur tragisch, sondern auch traumatisch.
Stirbt sogar das eigene Kind, ist das eine Bewährungsprobe für die
Beziehung der Eltern, was mitunter nicht selten in der Trennung
endet. Diese Thematik wird von Regisseur John Cameron Mitchell in
seinem neusten Film
Rabbit Hole aufgegriffen.
Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von David
Lindsay-Abaire, der die Geschichte auch für das Film-Drehbuch
adaptierte, war es vor allem für Nicole Kidman ein großes Anliegen,
dass das Stück realisiert wird, das sie sich schließlich auch an
der Produktion beteiligte.
Story
Grossansicht
Als das Ehepaar Becca und Howie Corbett ihren Sohn bei einem
tragischen Verkehrsunfall verliert, hat das einst glückliche Leben
ein Ende. Der Alltag fällt beiden eher schlecht als recht und auch
in der Selbsthilfegruppe scheinen sie keinen richtigen Trost zu
erfahren. Erschwerend kommt hinzu, das dass Ehepaar seine Trauer
unterschiedlich verarbeitet. Als sich Becca dann eines Tages mit
dem Fahrer des Autos, dass ihren Sohn überfahren hat trifft,
scheint sich alles zu wenden.
Während John Cameron Mitchell mit seinen beiden vorigen Filmen
Hedwig and the Angry Inch und Shortbus deutlich polarisierte,
bewegt er sich nun mit
Rabbit Hole auf allgemein
tauglichem Boden. Dennoch geht die Geschichte dem Zuschauer
gewaltig unter die Haut. In diesem Drama steht eines klar im
Mittelpunkt: Emotionen - und das ausschließlich. Ausgeklügelte
Spannungsbögen oder tiefgründige Weisheiten darf man hier nicht
erwarten, im Gegenteil. Wenn sich die beiden Protagonisten mal
nicht korrekt in einer Situation verhalten, weil Becca z.B. aus
Versehen ein Video gelöscht hat, dann ist dies menschlich und
absolut nachvollziehbar. Welcher Mensch würde da mit Bedacht
argumentieren, anstelle sich den Wogen an Gefühlen hinzugeben, die
einen aufzufressen drohen? Nichts, was hier dargestellt wird, ist
falsch oder richtig, alles liegt im Ermessen des Betrachters. Dem
Regisseur gelingt es durch Szenenwechsel und dem Einsatz von
kleinen Rahmenschauplätzen (Selbsthilfegruppe, Bibliothek, Park),
dass der Film zu keinem Zeitpunkt wirklich langweilig wird. Kein
einfaches Unterfangen, denn schließlich wird außer der
Trauerverarbeitung des Ehepaars Corbett nichts anderes
geboten.
Grossansicht
Übrigens ist es schön zu sehen, dass solche renommierten Darsteller
wie Nicole Kidman oder Aaron Eckhart (eine seiner besten
Darbietungen überhaupt) sich neben großen Hollywood Produktionen
immer noch die Zeit nehmen, um in solchen Independent Movies ihr
kompletten schauspielerisches Können auszuleben. Dagegen wirkt der
restliche Cast wie Dianne Wiest (
Edward mit den Scherenhänden,
Ich bin Sam) oder Sandra Oh (
Grey’s Anatomy,
Sideways), der sich dennoch
sichtlich Mühe gibt, fast schon blass. John Cameron Mitchell ist
mit
Rabbit Hole ein emotionsgeladener Film ohne
aufgesetzten Pathos gelungen, der nicht umsonst bei zahlreichen
Filmfestivals mit Nominierungen überschüttet wurde, letztendlich an
den Kinokassen das schmale Budget von 5 Millionen US Dollar aber
nicht einspielen konnte. Da wäre ein etwas größerer Erfolg im
Heimkinomarkt wünschenswert.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1
Nahezu der komplette Film wurde, bis auf die letzte Szene, mit
digitalen Kameras aufgenommen. Aus diesem Grund ist, bis auf die
erwähnte Ausnahme, kein Filmkorn zu erkennen. Das Bild ist
wunderbar scharf mit einer hervorragenden Detailzeichnung. Die
Farben werden natürlich wiedergegeben, lediglich ein leichter
Rotfilter erzeugt einen leicht matten Ton zur Unterstreichung der
bedrückenden Stimmung, was sehr gut zur Handlung passt. Beim
Kontrast gibt es nichts zu bemängeln. Der Schwarzwert ist sehr gut
mit entsprechender Durchzeichnung. Bei der Verwendung der
klassischen 35mm Kamera ist eine leichte qualitative Veränderung
erkennbar. Abgesehen vom Filmkorn erreicht die Schärfe nicht ganz
die bisher gewohnte Qualität. Die Unterschiede sind allerdings
nicht auffallend schlechter, weswegen man mit dem vorliegenden
Ergebnis sehr gut leben kann.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Der Ton liegt sowohl in der deutschen Synchronisation als auch im
englischen Original in DTS-HD MA 5.1 vor. Die Abmischung erweist
sich als sehr ausgewogen mit einer authentischen Atmosphäre und
guter Dynamik. Auch die Surroundkanäle werden ausreichend
ausgelastet, auch wenn der englische Originalsound hier noch ein
wenig natürlicher klingt und mehr Hintergrundgeräusche liefert.
Dagegen zeigt sich der Subwoofer relativ unauffällig, was aber
genrebedingt nicht weiter verwundert. Dennoch sind einige gute und
klare Bässe deutlich wahrzunehmen. Die Dialoge sind jederzeit gut
verständlich und werden über den Center deutlich wiedergegeben. Die
Musik von Anton Sanko, der bisher nur durch Scores für
TV-Produktionen auffiel, passt sich sehr gut den emotionalen Szenen
an und betont diese hervorragend.
Ausstattung
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Trailer
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Hinter den Kulissen
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Deleted Scenes
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Interviews
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Audiokommentar
Das komplette Bonusmaterial liegt im HD Format vor. Der
Audiokommentar mit Regisseur John Cameron Mitchell, Drehbuchautor
David Lindsay-Abaire sowie Kameramann Frank De Marco bietet einen
Einblick in die Produktion. Die Deleted Scenes sind relativ kurz
ausgefallen, enthalten jedoch einige alternativen Szenen, welche
die Geschichte im anderen Licht erscheinen lassen. In den
Interviews sprechen Cast & Crew über die Erlebnisse vom Dreh
und verraten dabei auch das ein oder andere informative Detail.
Trailer zum Film (in englisch und deutsch) sowie zu anderen
Produktionen runden das ansonsten knappe Angebot ab. Ein Wendecover
ist darüber hinaus ebenso enthalten.
Fazit
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Die Blu-ray befindet sich auf aktuell gutem Niveau. Das sehr
scharfe Bild liefert natürliche Farben mit gutem Kontrast. Der
verlustfreie Ton erweist sich als sehr authentisch mit guter
räumlicher Atmosphäre. Bonusmaterial Fans dürfen sich auf Extras
komplett in HD freuen, die zwar einige interessante Informationen
zum Film bieten, aber leider nicht sehr zahlreich ausgefallen sind.
Eines kann man mit Sicherheit behaupten:
Rabbit
Hole wird traurigerweise nicht die Aufmerksamkeit
erhalten, die der Film eigentlich verdient. Regisseur John Cameron
Mitchell ist es hervorragend gelungen, ein Theaterstück für die
Leinwand zu adaptieren. Vor allem das phänomenale Schauspiel lässt
eine enorm dichte, wenngleich bedrückende Atmosphäre entstehen. Wer
sich neben großem Action Spektakel auch mal die Zeit für etwas
anspruchsvolle Kost nehmen will, liegt hier goldrichtig.
(sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung: 8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1602
Lautsprecher: Magnat