Nach seinen Erfolgsdramen
21 Gramm und
Babel kehrt der mexikanische
Filmregisseur Alejandro González Iñárritu mit seinem neusten
Streich zurück.
Biutiful begeistert Kritiker und
Filmliebhaber gleichermaßen, weshalb er für sämtliche
Auszeichnungen nominiert wurde. Darunter auch bei der
Oscarverleihung 2011 für den „besten fremdsprachigen Film“ und bei
dem internationalen Filmfestspiel von Cannes 2010 für den „besten
Film“. Schauspieler Javier Bardem erhielt etliche Nominierungen als
„bester Hauptdarsteller“, wovon er in Cannes und bei den British
Academy Film Awards 2011 als solcher ausgezeichnet wurde. So viel
Enthusiasmus macht natürlich neugierig, weshalb ein näherer Blick
angebracht ist.
Story
Uxbal lebt mit seinen zwei Kindern in einem heruntergekommenen
Vorort in Barcelona. Sein Geld verdient der Familienvater, indem er
Kontakt mit Verstorbenen aufnimmt und illegale Straßenverkäufe
organisiert. Die Mutter seiner Kinder ist sowohl schwer depressiv
als auch alkoholabhängig, darum ist ein soziales Familienleben
unmöglich. Als wäre das nicht schon genug, wird bei Uxabel Krebs im
Endstadium diagnostiziert. Während sich der ausgelaugte Vater in
seiner letzten Zeit auf den Tod vorbereitet, versucht er den
Kindern ein so schönes Leben zu bieten, wie es ihm nur möglich ist.
Dabei schreckt er auch vor moralisch unvertretbaren Geschäften
nicht zurück. Denn für ihn zählt nur eins: Seinem Nachwuchs, ein
Vermächtnis hinterlassen zu können.
„Papa, wie schreibt man beautiful?“ Ein Wort, dessen
Bedeutung der kleinen Ana nicht wirklich bewusst ist. „Mit zwei i“,
antwortet der Vater. Ein Wort, das ironischerweise den Titel dieses
hochdramatischen Films ziert. Denn „Schönheit“ gibt es für
Hauptcharakter Uxbal, seiner Familie und dessen Mitmenschen nicht.
Eingeengt in einer zerfallenen Wohnung mit Schimmel an den Wänden
und Dreck in jeder Ecke fristet Uxbal mit seinen Kindern ein
jämmerliches Dasein. Bei
Biutiful wird schnell
klar, dass es sich hierbei um einen sehr intimen Film handelt, der
es in sich hat. Trauer, Unglück, Verzweiflung und
Hoffnungslosigkeit bestimmen die Story so stark, dass es schon fast
deprimierende Züge annimmt. Kein Wunder, denn Regisseur Iñárrit
packt in sein neustes Werk einen ganzen Haufen Leid, wie es
eigentlich kaum jemand ertragen kann. So dreht sich
Biutiful um einen zum Tode geweihten Mann, dessen
geliebte Frau von Süchten und Depressionen geplagt ist, was nicht
spurlos an deren Kindern vorüberzieht.
Nebenbei erhält man Einblicke in die tiefsten sozialen Abgründe, wo
Arbeitssklaven ausgebeutet und verfolgt werden, während sich die
Hintermänner in zwielichten Nachtclubs mit Minderjährigen und
Drogen vergnügen. Reichlich Stoff also, für den sich die Handlung
viel Zeit nimmt, um ihn angemessen zu behandeln. Deshalb fordert
der Film während seiner Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden auch
die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers. Atmosphärisch wird die
Handlung von tristen Aufnahmen und entsprechend bedrückender Musik
unterstützt, die den Zuschauer an der Hoffnungslosigkeit und des
Verlorensein teilhaben lassen.
Einen großen Teil zum Film trägt ohne Frage Javier Bardem bei, der
als Hauptcharakter Uxbal dem ganzen Leid schonungslos ausgesetzt
ist. Als Kleinkrimineller verdient er sein Geld auf Kosten von
Hilfsbedürftigen, was für ihn unerträglich ist. Da er aber seine
gebeutelte Familie ernähren muss, bleibt ihm keine andere Wahl. Es
ist schon erstaunlich, mit welcher Überzeugungskraft er seine Rolle
verkörpert. Selbst die junge Hanaa Bouchaib und Guillermo Estrella,
die seine Kinder spielen, reißen den Zuschauer durch ihr
authentisches Auftreten emotional mit.
Bildqualität
Video*Codec: MPEG*4/AVC, Bildformat: 1920x 1080p,
Ansichtsverhältnisse: 1.85:1 & 2.40:1 Bildtechnisch bewegt sich
das Release auf aktuellem Niveau. Nahaufnahmen sind extrem
detailreich, weshalb jede noch so feine Textur sauber erkennbar
ist. So sind Uxbals noch so kleine Gefühlsausbrüche, die sich in
seiner Mimik widerspiegeln intensiv wahrnehmbar. Einzelne
Bartstoppeln, das vom Schweiß glitzernde Gesicht und die feine
Hautoberfläche kommen dabei ausgezeichnet zur Geltung. Auch die
vielen sichtbaren Details des heruntergekommenen Umfelds tragen
sehr zur bedrückenden Atmosphäre bei. Um dies noch zu verstärken,
greift der Film auf Stilmittel zurück, wie teilweise sehr grobe
Körnung in Verbindung mit einem eisigen Blauton, die den Eindruck
einer versifften, tristen Gegend enorm verstärken. Das Bild ist
insgesamt recht dunkel gehalten. Schwarzwerte sind sowohl kräftig
als auch gut ausbalanciert. Farben werden sauber und gut gesättigt
dargestellt. Auch die Hauttöne besitzen einen natürlichen Teint.
Der Film wurde großteils im fast bildfüllendem 1.85:1 Format
gedreht. Gegen Ende ändert sich dieses allerdings in das 2.40:1
Format mit den typischen schwarzen Balken am oberen und unteren
Bildschirmrand.
Tonqualität
Deutsch DTS*-HD MA 5.1, Spanisch DTS*-HD MA 5.1 Fans der originalen
Sprachausgabe könnten es bei diesem Film etwas schwierig haben. Da
es sich bei Biutiful um eine spanisch* mexikanische Produktion
handelt, ist die Origi*nalsprache nämlich dementsprechend Spanisch.
Eine englischsprachige Synchronisation gibt es nicht. In Sachen
Räumlichkeit können die beiden Tonspuren nur mit Abstrichen
überzeugen. Selbstverständlich darf man von einem ruhigen Drama
kein Effektgewitter erwarten, dennoch wäre eine teilweise mehr
räumliche Abmischung schön gewesen. Während in der einen Szene
Umgebungsgeräusche einer belebten Straße beispielsweise gar nicht
in den hinteren Lautsprechern ankommen, überzeugen andere Takes mit
ähnlicher Situation umso mehr. Geräuschintensive Aufnahmen, wie ein
prasselnder Regenschauer oder ein belebter Nachtclub, sind dagegen
vorbildlich auf die Rundumkanäle verteilt. Nichtsdestotrotz punkten
die hochwertig codierten Tonspuren durch ihre absolute Klarheit und
zumindest im Bereich der vorderen Lautsprecher durch eine
voluminöse Soundkulisse. Dialoge erklingen ebenfalls kräftig aus
dem Center. Auch noch so feine Details dringen dem Zuschauer sauber
verständlich ans Ohr.
Ausstattung
Wirklich viel Bonusmaterial gibt es nicht. Interessant anzusehen
ist zweifelsohne das Videotagebuch von Regisseur Alejandro González
Iñárritu. Mit einer kleinen Kompaktkamera erfasst er die
Aktivitäten hinter den Kulissen. Dabei kommentiert er das ganze
Geschehen bis ins kleinste Detail und lässt den Zuschauer an seinen
Gedanken teilhaben. Die Dauer des Zusammenschnitts im 4:3 Format
beträgt 20 Minuten. Daneben liegen noch kurze Interviews mit den
drei Hauptprotagonisten Javier Bardem, Maricel Álvarez und Eduard
Fernández bereit, in denen sie über ihre Rolle sprechen. Ein
ebenfalls kurzer Clip stellt schließlich noch das Team hinter der
Kamera vor. Das komplette Zusatzmaterial liegt leider nur in
Standard Definiton bereit.
Fazit
Die technische Umsetzung dieses Releases kann sich sehen lassen.
Gerade das Bild punktet durch eine detaillierte Durchzeichnung, die
nichts unentdeckt lässt. Dass hier viele Farbfilter und anderen
Stilmittel Verwendung finden, wird zwar nicht jedem Filmfreund
gefallen, kommt der stimmigen Atmosphäre aber durchaus zugute. Die
Tonspuren klingen kräftig, satt, ausgewogen und detailreich. Nur in
puncto Räumlichkeit hätte es noch etwas besser sein können. Das
spärlich vorhandene Bonusmaterial hält allerdings nichts
Nennenswertes bereit.
Biutiful bündelt harte
Schicksalsschläge zu einem überwältigenden Drama, um dem Zuschauer
dessen emotionale Brutalität direkt unter die Nase zu reiben.
Angesichts so viel Dramatik darf man sich aber zurecht die Frage
stellen, ob hier nicht ein bisschen zu dick aufgetragen wurde. Doch
ganz egal, ob übertrieben oder nicht,
Biutiful ist
bildgewaltig, schockiert, ergreift und bleibt lange im Gedächtnis
haften.
Story: 8/10
Bildquali: 9/10
Tonquali: 8/10
Extras: 4/10
Gesamt 7/10
EllHomer
Filmreview