Alister MacLean ist einer der berühmtesten Kriegs-Abenteuer und
Spionage Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Der im Jahr 1922
geborene Schotte diente während des Zweiten Weltkrieges selbst bei
der Royal Navy und verarbeitete die dadurch gewonnen
Erfahrungswerte zum Teil in seinen Büchern. 1957 veröffentlichte er
die Geschichte
The Guns of Navarone, welcher unter
gleichem Titel nur vier Jahre später von Regisseur J. Lee Thompson
verfilmt wurde. Das für damalige Verhältnisse extrem üppige Budget
betrug satte sechs Millionen US-Dollar (zum Vergleich – der 1957
veröffentlichte
Die Brücke am
Kwai kostete lediglich drei Millionen
US-Dollar). Gedreht wurde überwiegend auf der Mittelmeerinsel
Rhodos, der Cast ist mit Gregory Peck (MacArthur – Held des
Pazifik, Die Wildnis ruft, Wer die Nachtigall stört), Anthony Quinn
(La Strada – Das Lied der Straße, Alexis Sorbas) und David Niven
(Der rosarote Panther) durch und durch hochkarätig.
Story
Grossansicht
Ende 1943 installieren die Deutschen zwei großkalibrige Kanonen auf
der Ägäis-Insel Navarone. Aufgrund ihrer Reichweite ist kein
alliiertes Kriegsschiff mehr sicher und nachdem auch Luftangriffe
keinen Erfolg brachten, beschließt die Führung der Alliierten die
Entsendung eines Kommandoteams bestehend aus fünf Personen. Zeit
spielt eine bedeutende Rolle, da auf einer Nachbarinsel 2.000
britische Soldaten vom Nachschub abgeschnitten worden sind. Erst
wenn die Kanonen zerstört werden, kann ein Einsatzkommando in Form
von mehreren Zerstörern die Kameraden retten. Schon bald wird klar,
dass der Einsatz ein Selbstmordkommando ist. Navarone wird von den
Deutschen extrem gut bewacht und ist praktisch zu einer Festung
ausgebaut worden.
Nur vier Jahre nach dem Anti-Kriegs-Klassiker
Die Brücke am
Kwai kam
Die Kanonen von
Navarone in die Kinos und begeisterte nicht nur die
Kritiker, sondern auch das Publikum. Die Geschichte selbst basiert
wie in der Einleitung bereits erwähnt auf den gleichnamigen Roman,
der jedoch nicht auf wahren Begebenheiten beruht. Zwar ist der Plot
an die Dodekanes Kampagne – genauer an die Schlacht von Leros (1943
versuchten die Alliierten, die Dodekanes-Inselgruppe einzunehmen –
der Plan scheiterte jedoch und die Wehrmacht besetzte das Gebiet)
angelehnt, davon abgesehen besteht kein historischer Kontext. Einen
Kritikpunkt teilen viele Kriegsfilme: Die deutschen Truppen werden
stets etwas dümmlich und einfältig. Egal ob in „Der Soldat James
Ryan“ oder „U571“, die Soldaten laufen ungeniert ins gegnerische
Feuer und besitzen meist einen guten Schuss Torheit.
Dies ist auch in
Die Kanonen von Navarone nicht
anders – wenn auch in deutlich abgeschwächter Form. Verantwortlich
für die Waffen, Uniformen beziehungsweise die gesamte Organisation
der Deutschen im Film war der ehemalige Adjutant von
Generalfeldmarschall Erwin Rommel - Generalleutnant Fritz
Bayerlein. Das Highlight schlechthin ist jedoch die geniale
darstellerische Leistung des Trios Peck – Quinn – Niven sowie der
durchwegs spannende Plot. Man spürt deutlich, dass die Chemie
zwischen ihnen wunderbar ist und sie sich vor der Kamera
ausgezeichnet ergänzen. Oftmals reichen einfache Blicke
untereinander, die mehr sagen als tausend Wörter. Zwar sind
kleinere unlogische Verhaltensweisen einiger Protagonisten
festzustellen, diese fallen jedoch nicht wirklich negativ ins
Gewicht.
Grossansicht
Trotz der über 2 ½ Std. Laufzeit entsteht aufgrund der extrem gut
erzählten Geschichte sowie der immer neuen Wendungen zu keinem
Zeitpunkt Langeweile. Da die ersten knapp 25 Minuten nur der
Einführung der Darsteller und deren Beziehungen zueinander dienen,
entsteht eine doch recht enge Bindung zwischen dem Schicksal jedes
Einzelnen und dem Zuschauer. Abschließend verdienen die
Spezialeffekte eine lobende Erwähnung. Diese waren zur damaligen
Zeit sensationell gut und können sich auch heute noch durchaus
sehen lassen. Klarerweise ist gerade auf der Blu-ray der
Modellcharakter einiger Abschnitte deutlich zu erkennen, dies ist
allerdings wahrhaftig kein Beinbruch, sondern gibt dem Film ein
tolles Flair.
Bildqualität
-
MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 2,35:1 –
16:9
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mittelstarke Kornstruktur, in einigen wenigen Aufnahmen auch
starke Auswüchse
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natürliche Farbgebung, Farben gut gesättigt
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vereinzelt deftige Unschärfen (zusammengerechnet jedoch nicht
mehr als etwa eine Minute
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von den oben erwähnten Mängeln abgesehen gute bis sehr gute
Schärfe
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immer wieder Shots mit ausgezeichneter Durchzeichnung
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sehr gute Schwarzdarstellung
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keine Doppelkonturen, harte Kanten oder DNR-Filtereinsätze zu
erkennen
-
Verschmutzungen nur ganz vereinzelt erkennbar, Fehler (Filmrisse
oder ähnliches) nicht vorhanden
Grossansicht
Im Vergleich zu
Die Brücke am Kwai schneidet der
Bildtransfer etwas schlechter ab aufgrund der immer wieder
auftretenden deutlichen Unschärfen. Die Kornstruktur fügt sich bis
auf ganz wenige Ausnahmen wunderbar in das Bild ein und ist
keinesfalls störend.
Tonqualität
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Deutsch: Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
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insgesamt frontlastige Spur
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hintere Lautsprecher werden nur ganz vereinzelt eingebunden (zum
Beispiel während Flugzeugüberflügen)
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viele Stereo-Effekte
-
Subwoofer kaum im Gebrauch
-
Dynamik nur Mittelmaß
-
Dialoge gut verständlich, stellenweise jedoch etwas schrill und
dünn
-
Stimmen werden sehr gut auf die gesamte Front verteilt
-
Knacksen nicht, Hintergrundrauschen leicht vorhanden
Der Tonspur merkt man das Alter doch deutlicher an als dem
Bildtransfer. So präsentiert sich der Track sehr frontlastig, der
Subwoofer kommt praktisch überhaupt nicht zum Einsatz. Auch die
Dynamik reißt keine Bäume aus. Zwar hätten die hinteren
Lautsprecher durchaus besser eingebunden werden können, dafür
bestechen jedoch die vielen Stereo-Effekte.
Ausstattung
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Das Widerstandsdossier von Navarone
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Kommentar mit Filmhistoriker Stephen J. Rubin
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Kommentar mit Regisseur J. Lee Thompson
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Dokumentationen
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Featurette
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Prolog
-
Botschaft von Carl Foreman (Drehbuchautor)
Besonders empfehlenswert ist „Das Widerstandsdossier von Navarone“.
Dieses Feature ist in weitere Abschnitte wie Spezialeffekte,
militärische Tatsachen, usw. aufgeteilt und gibt wunderbare
Einblicke hinter die Kamera, aber auch über die echten
geschichtlichen Ereignisse. Die Extras liegen teilweise in HD und
SD Qualität vor.
Fazit
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Technisch hat Sony wieder einmal tolle Arbeit geleistet. Wie schon
bei
Die Brücke am Kwai wurden Bild und Ton gut
restauriert und haben selbst auf Beamer-Leinwänden niemals besser
ausgesehen. Die Extras sind durchaus sehenswert und interessant.
Die Kanonen von Navarone ist ein überaus
kurzweiliger und spannender Abenteuer-Kriegsfilm, welcher
eindrucksvoll inszeniert und noch besser von der damaligen
Darstellerelite gespielt wurde. Für Fans des Genres in jedem Fall
ein absoluter Pflichtkauf.
Story 9/10
Bild 8/10
Ton 6/10
Extras 7/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer SC-LX75
Boxen: 6.2 System - Braun M15 + RM5 (Front) / Teufel Dipol M550
(Rear) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC