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Wasser für die Elefanten

Gestartet: 24 Okt 2011 13:13 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
30.09.2011
Laufzeit:
120 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 24 Okt 2011 13:13

Breiti

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Mit etwas Verspätung hier mein Review aus dem letzten Magazin.


Wasser für die Elefanten Blu-ray Review

Die Romanverfilmung ist glänzend besetzt und hält mit Reese Witherspoon, Hal Holbrook, Robert Pattinson, der Elefantendame Rosie sowie Christopher Waltz gleich mehrere Casting Attraktionen bereit. Dass der Film an den Kinokassen floppte, ist noch kein abwertendes Urteil; schließlich ziehen langsam erzählte Liebesdramen und Erzählfilme das Publikum nur selten massenhaft in die Kinos. Andererseits gibt es natürlich auch furchtbar schlechte, langweilige Romanverfilmungen, so dass sich die Frage stellt: Ist Water for Elephants zu Recht an den Kinokassen gescheitert, oder findet er sein Publikum zu Recht noch bei der Zweitverwertung auf Blu*-ray?

Story - 7P

Die Zeit der wirtschaftlichen Depression, USA 1931: Seine Abschlussprüfung zum Doktor der Tiermedizin wird jäh unterbrochen, als Jakob die Nachricht erhält, dass seine Eltern Opfer eines tödlich verlaufenen Autounfalls geworden sind. Nachdem auch das Haus seiner Eltern zwangsversteigert wird, ist Jakob mittellos und ohne Heim. Er begibt sich ziellos auf Wanderschaft, heuert jedoch schon bald als Helfer bei einem durchreisenden Zirkus an. Dort befördert ihn schon bald der Direktor August (C. Waltz) vom einfachen Helfer zum Tierbetreuer. Die wunderschöne introvertierte Marlena (R. Witherspoon) ist der Star des Zirkus und die Ehefrau des oft irrationalen und nicht vorhersagbaren handelnden August. Jakob und Marlena kommen sich näher und verlieben sich ineinander. August, der dies längst geahnt hat, zeigt sein wahres Wesen und Jakob ist fortan seines Lebens nicht mehr sicher...


Water for Elephants ist ein eleganter, ruhiger Film, der sich und seinen Figuren genügend Zeit gibt, um ihre Geschichte zu erzählen. Die Welt des Zirkus ist bunt, witzig und fantasiereich – und dennoch grausam, böse und voller Illusionen. Das macht sie sowohl für den Protagonisten Jakob als auch die Besucher umso verführerischer, weil sie im starken Kontrast zur allumfassenden wirtschaftlichen Not und Armut der 30er Jahre steht. Die Zirkuswelt bietet eine Ausflucht und willkommene Kunstwelt, in die man für ein paar Stunden fliehen kann. Bleibt man jedoch wie Jakob länger und wirft einen Blick hinter die Fassade, bröckelt diese und zeigt ihr wahres Gesicht. Der charismatische Zirkusdirektor August wird von C.Waltz gespielt und ist die eigentliche Sensation des Filmes. Denn Waltz gelingt die Gratwanderung, nicht einfach einen Bösewicht und Psychopathen zu spielen, sondern seine Figur trägt die Maske der Zivilität und des um die Zirkusfamilie besorgten „Familienvaters“.

Dabei sind seine Abgründe im* mehr zu erahnen und pulsieren unter der Oberfläche seines öffentlich zur Schau gestellten Selbstbildes: Wenn dieses dann explodiert und die Unsicherheit und Schwäche Augusts sich in despotischer, tyrannischer Bosheit und Grausamkeit entlädt, ist dies umso wirkungsvoller. Eine grandios gespielte, differenzierte und fein nuancierte Charakterdarstellung, die ihresgleichen sucht. Sowohl Witherspoon und Pattinson * obwohl beide nicht schlecht – können da nicht mithalten und bleiben blass. Das schwächt auch ihre Liebesgeschichte und damit eines der wichtigsten Storyelemente. Eine weitere Schwäche des Filmes ist es, dass er einige seiner zentralen Themen nicht eindrucksvoll genug vermittelt. So wird die Depression der beginnenden 30er Jahre mehr erwähnt, als dass sie gezeigt und damit greifbar wird. Grausamkeiten werden ebenso mehr angedeutet als gezeigt, das nimmt der Story einiges an Wirkung. Insgesamt ist Water for Elephants zu brav und konventionell erzählt. Die Liebesgeschichte schlägt den Zuschauer nicht wirklich in ihren Bann und so bleibt alleine dem grandios spielenden Waltz überlassen, das Liebesdrama aus den Klauen der Mittelmäßigkeit zu befreien.


Bild - 9P
· Codec AVC Ansichtsverhältnis 2,35:1, 1080p


· weiche, sanft einsteigende Kontraste


· warme, starke sommerlich*herbstliche Farben


· sehr gute Schärfe und Durchzeichnung bei Aufnahmen aus mittlerer und weiterer Distanz


· auch bei Nahaufnahmen ist der Schärfeeindruck gut, könnte aber noch einen Tick besser sein, denn Gesichter wirken etwas glatt


· Schwarzwert zeigt gute Abstufungen, produziert aber auch tiefes Schwarz; kein Blackcrushing

Ein Bildtransfer, der einem modernen Film würdig ist und fast keine Schwächen zeigt. Der erzeugte sentimental*nostalgische Look passt hervorragend zur Geschichte. Die glamouröse Welt des Zirkus wird eindrucksvoll farbenfroh eingefangen und unterstützt die Geschichte ideal.


Audio - 8P


  • Deutsch DTS, Englisch DTS-*HD 5.1 u.w.m.

  • stimmungsvolle Soundkulisse mit viel Zeitkolorit

  • gute Surroundeffekte und Räumlichkeit

  • Dialogverständlichkeit

  • sehr gute Abmischung: Musik, Effekte und Dialoge werden sauber getrennt und überlagern sich nicht

  • gute Dynamik, die dramatische Szenen kraftvoll unterstützt

  • Deutscher Ton nur DTS


Eine klasse Audiospur, obwohl die deutsche Fassung im Gegensatz zur englischen Ton* spur wieder mal nur DTS Ton aufweist, absolut unverständlich und daher mit Punktabzug belegt. Der englische Track ist um Nuancen besser und löst die Feinheiten noch besser und räumlicher auf. Besonders lobenswert sind die Filmmusik und der melancholische Score, die der Geschichte erst den angemessenen Rahmen liefern.


Extras - 8P

· Ein Zirkus entsteht
· Die Menagerie
· Die Geschichte des Zirkus in Amerika
· Die Hauptattraktion Rosie
· Vom Buch zum Film
· Ohne Netz und doppelten Boden:
· Die Spezialeffekte
· Audiokommentar
· BD – Live (nicht getestet)
· u.w.m.
Die Extras sind umfangreich und durchweg in HD. Zum Glück sind absolut überflüssige Beiträge mit reinem „Promo*Charakter“ wie
„Reese Witherspoon/Robert Pattinson im Rampenlicht“ die Ausnahme und zudem dankenswert kurz. Wer dagegen Interesse an der Thematik hat, findet detailliertere Infos zur Geschichte des amerikanischen Zirkus und dessen Niedergang zur Zeit der wirtschaftlichen Depression. Auch die übrigen Beiträge, welche die damalige Artistik, die eingesetzten Spezialeffekte oder die Elefantendame Rosie beleuchten machen Spaß und zählen zu den Besseren ihrer Art. Ein kleines Highlight ist der Audiokommentar. Dieser ist unterhaltsam und umfasst sowohl Geschichten vom Set als auch tiefe Einblicke in die Absichten und Intentionen der Filmemacher.

Fazit


Technisch stimmt hier alles. Sowohl die Bild als auch die Tonqualität spielen in der obersten Liga mit und der Transfer ist einem modernen Kinofilm absolut angemessen. Fehlender HD Ton bedeutet ebenso Punktabzug, wie die qualitativ doch arg unterschiedlichen Beiträge bei den Extras.

Wasser für die Elefanten ist ein schöner Film, der allerdings viel Potenzial verschenkt. Die Geschichte selbst wird zwar ruhig und elegant erzählt, es gelingt der Inszenierung aber zu keiner Zeit, eigene Akzente zu setzen; die Story plätschert so vor sich hin. Es werden weder die Notzeiten der 30er Jahre deutlich, noch wird das knallharte Leben der Zirkusmitarbeiter wirklich vermittelt und auch die Liebesgeschichte bleibt etwas blass. So bleibt am Ende ein ruhig erzähltes Liebes* und Charakterdrama zweier sympathischer Protagonisten in einem fantastisch-fantasievollen Setting sowie ein Hauptdarsteller, der das dramatische Gewicht des Films praktisch alleine trägt. Fast eine One*man show, Bravo Christoph Waltz! (fb)

Bewertung:
Story 7P
Bild 9P
Audio 8P
Extras 8P

Beamer: Epson TW 4400 Light Power Edition
Celexon Leinwand 2,70m*1,58m
BD*Player: Panasonic BD 80 (modded, Region Free)
AV*Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 24 Okt 2011 13:36

Jason-X

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Sehr schönes Review... der Film steht bereits auf meiner Leihliste :)


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