Kamele zählen sicherlich nicht zu den beliebtesten Tierarten im
Zoo. Ihr gelangweilter Gesichtsausdruck, das ständige Kauen und das
eher marode wirkende, herabhängende Fell haben gegen plüschige
Eisbären und Koalas nur wenige Chancen. Die mongolische Regisseurin
mit dem für europäische Verhältnisse kryptisch wirkenden Namen
Byambasuren Davaa und ihr italienischer Kollege Luigi Falorni
drehten gemeinsam den Film
Die Geschichte vom weinenden
Kamel, in welchem nicht nur die Tiere selber im
Mittelpunkt stehen, sondern auch das Leben einer typischen
mongolischen Nomadenfamilie. Die Dokumentation erschien im Jahr
2003 und wurde unter anderem für einen Oscar nominiert.
Story
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Das Leben inmitten der mongolischen Steppe ist geprägt vom
Zusammenhalt der Generationen innerhalb der Familien. Kinder,
Eltern, Großeltern und Urgroßeltern bewohnen gemeinsam die typisch
kleinen Behausungen – Juten genannt – und unterstützten einander so
gut wie nur möglich. Bis zum Horizont erstrecken sich die kargen
Landschaften – nackter Fels, Sand, Stein und Geröll sowie
verdorrtes Gras sind die Hauptzutaten dieser auf den ersten Blick
scheinbar lebensfeindlichen Umgebung. Und doch durchstreifen viele
Nomaden mit ihren Schaf- und Ziegenherden die Ebenen. Das Highlight
jeden Jahres ist der tierische Nachwuchs der Herden: Ziegen und
Kamele bringen ihre Kinder im Schutz der Gemeinschaft zur Welt. Das
kleine weiße Kamel jedoch wird von seiner Mutter verstoßen. Trotz
der menschlichen Fürsorge wird das Neugeborene immer schwächer und
schwächer. Der Familienvater schickt seine beiden Söhne in die
nächste Stadt, um einen Pferdekopfgeiger aufzusuchen und
mitzubringen. Dieser soll mit seinem Spiel das Herz der Kamelmutter
erreichen...
Die Geschichte vom weinenden Kamel ist nur bedingt dem
Dokumentationsgenre zurechenbar. Zwar wird der Alltag einer
Nomadenfamilie, deren Lebens- und Überlebensweise gezeigt,
Hintergrundinformationen zur Kultur, Geographie, Flora und Fauna
sind jedoch nicht vorhanden. Dieser Umstand ist jedoch nicht weiter
schlimm, denn trotz der langsamen und unspektakulären Erzählweise
ist der Film hochinteressant und stimmt des Öfteren doch
nachdenklich. Für uns in der westlichen und durch und durch
hochtechnisierten Welt ist es wohl kaum vorstellbar, auf derartig
einfache Art und Weise sein Leben zu verbringen. Unser eins
verwendet selbst zum Schneiden von Brot eine Maschine, mitten in
der mongolischen Einöde sind die Nomadenfamilien fast gänzlich auf
Handarbeit angewiesen. Das Wasser wird per händischer Pumpe aus den
Tiefen geholt, Duschen oder Waschbecken gibt es nicht. Stattdessen
wäscht sich die Familie in einer kleinen Blechwanne, abgespült wird
mittels heißen Wassers aus der Teekanne.
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Doch gerade dieses einfache Leben stärkt den Familienzusammenhalt
ungemein. Vier Generationen arbeiten und leben zusammen mit ihren
Tieren im Einklang mit ihrer Umwelt. Das Bild wandelt sich jedoch,
wenn die Kamera die beiden jungen Söhne der Familie in die nächste
Stadt begleitet. Elektrischer Strom, Satellitenschüssel, TV und
Spielkonsole haben im Laufe der Zeit auch die hinteren Winkel der
Mongolei erobert. Kamele haben als Transportmittel ausgedient und
wurden ersetzt durch Autos und Motorräder. Diese Abkehr von der
ursprünglichen Lebensweise ist auf der einen Seite logisch,
schließlich macht der Fortschritt auch dort nicht halt,
andererseits besteht die Gefahr, dass dadurch alte Bräuche und
Sitten verloren gehen. Am Ende jedoch wird auf eben diese
Überlieferungen wieder zurückgegriffen, als die Kamelmutter ihr
Junges verstößt. Beeindruckend ist, dass in jeder Szene deutlich
spürbar ist, wie viel Liebe und Sorge die Familie ihren Tieren
entgegen bringt. In Zeiten von europäischer und US-amerikanischer
Massentierhaltungen ist uns dieses Bild heutzutage leider beinahe
fremd geworden.
Bildqualität
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MPEG2 Codec, 1080i – 25fps, Ansichtsverhältnis 1,78:1 –
16:9
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feines bis mittelstarke Kornstruktur
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natürliche Farbgebung
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Durchzeichnung sowie Schärfegrad sowohl bei Close-Ups wie auch
bei Panorama-Shots stellenweise schwankend – abschnittsweise sehr
gute Schärfe und Detailauflösung, teilweise jedoch deutlich
weicher
-
in den wenigen dunklen Szenen ist Rauschen erkennbar
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Der Transfer ist insgesamt gut gelungen. Leider sind diverse Shots
doch deutlich weicher und unscharf, weshalb dem Film eine höhere
Wertung verwehrt bleibt.
Tonqualität
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Deutsch und Mongolisch DTS-HD MA 7.1
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exzellente Räumlichkeit – gerade Windgeräusche oder Tierschreie
wurden hervorragend auf alle Lautsprecher verteilt
-
präzise Effekte, einzelne Geräusche stets den einzelnen Kanälen
zuordenbar
-
Dialoge gut verständlich und klar
Die Tonspur ist genretypisch unspektakulär, die Räumlichkeit ist
jedoch wirklich gut gelungen. Teilweise meint man, der Wüstenwind
bläst den Sand direkt ins Wohnzimmer. Leider ist die
Synchronisation nicht besonders glücklich gelungen. Viele Dialoge
weisen einen ziemlich schnappigen und unfreundlichen Unterton
auf.
Ausstattung
Interessant sind vor allem die Interviews mit den Verantwortlichen.
Die Regisseurin erzählt von ihren Motiven und die Gründe für den
Filmdreh, das Gespräch mit dem Produzenten zeigt, wie schwierig und
aufwendig ein Dreh inmitten einer derart abgelegenen Gegen wie der
Mongolei ist. Alle Extras sind in SD gehalten.
Fazit
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Technisch zu bemängeln sind einzig die etwas unscharfen Sequenzen
im Bildtransfer. Insgesamt jedoch ist das Ergebnis gut. Die Tonspur
ist qualitativ eine Ecke besser und besticht mit einer
hervorragenden Räumlichkeit. Die Extras etwas spärlich, eine kleine
Doku über das Land, die Flora und Fauna sowie ein paar
wirtschaftliche Hintergründe wären wünschenswert gewesen. Der
langsame Erzählstil ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Und doch
trägt genau dieser Umstand dazu bei, das beschauliche Leben der
Familie zu erzählen. Atmosphärisch hält die Dokumentation locker
das Niveau deutlich hochkarätigerer Produktionen. Für Fans des
Genres ein Pflichtkauf.
Kaufempfehlung
Story 8/10
Bild 7/10
Ton 9/10
Extras 4/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer SC-LX75
Boxen: 8.2 System - Braun M15 (L,R) + RM5 (Center) + 2x Teufel M500
(Front Height) / Teufel Dipol M550 (Rear) / 2x Teufel M 5500 SW
(Sub)
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