The Misfits - Review
The Misfits war in zweierlei Hinsicht eine Art Abschiedsfilm, denn
nicht nur für Marilyn Monroe war es der letzte Film, auch für Clark
Gable blieb es der letzte Streifen, da er kurz nach den
Dreharbeiten im Alter von nur 59 Jahren verstarb. Nur zwei Jahre
später, am 5. August 1962 ereignete sich der tragische Tod der
vielleicht berühmtesten Hollywood-Diva aller Zeiten. Bis heute
ranken sich darum zahlreiche Verschwörungstheorien, die nicht von
Selbstmord als Grund ihrer Medikamentenvergiftung ausgehen, sondern
u.a. John F. Kennedy verantwortlich machen, der sie angeblich durch
die CIA hat ermorden lassen. Doch wie so oft bei diesen Theorien,
gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür. Feststeht hingegen, dass
die bewegenden Umstände The Misfits zu einem geschichtsträchtigen
Film machen, der Marilyn Monroe von einer neuen Seite zeigt.
Story
Sie alle verbindet der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit. Von
der Gesellschaft fühlen sie sich isoliert und statt sich zu
integrieren, kehren sie ihrem Alltag den Rücken. Alles beginnt mit
Tänzerin Roslyn (M. Monroe), die sich von ihrem Ehemann scheiden
lässt. Am Tag der Gerichtsverhandlung trifft sie mit Freundin
Isabelle (T. Ritter) auf den Teilzeitmechaniker Guido (E. Wallach).
Auch er ist im Begriff seinen bisherigen Lebensabschnitt hinter
sich zu lassen, denn als er Roslyn seinen Freund Gay Langland (C.
Gable) vorstellt, der ein Leben als Cowboy führt, beschließen sie,
zusammen ihrem Traum ein Stück näher zu kommen. Noch am gleichen
Tag fahren sie in den Weiten Nevadas zu Guidos Haus, das nach dem
unerwarteten Tod seiner Frau nur halbfertig geworden ist. Bei
ausgelassener Stimmung versuchen Guido und Gay Roslyns Herz zu
erobern, doch obwohl die Harmonie auf den ersten Blick zu stimmen
scheint, kommen die Eigenschaften der Charaktere erst im späteren
Verlauf zum Ausdruck. Ein Rodeo-Festival ist da erst der
Anfang…
Schon die ersten Minuten geben Aufschluss über die zentralen
Leitmotive des Films. Während Monroe in vielen ihrer bisherigen
Rollen dem Geschehen eher gefolgt ist, tritt sie als Roslyn in The
Misfits bestimmender und selbstbewusster auf. Damit ist
Drehbuchautor und Schriftsteller Arthur Miller dem Wunsch Monroes
nach einer ernsteren Rolle nachgekommen, der zugleich auch ihr
Ehemann von 1956 bis zum Abschluss der Dreharbeiten war. Naive
Denkmuster geraten in den Hintergrund und werden von tiefsinnigen
Fragen und Auseinandersetzungen mit dem Sinn des Lebens verdrängt.
Dennoch ist The Misfits kein ausschließliches Drama, denn Miller
hat eine exzellente Balance aus Komödie und Melancholie
gefunden.
In der ersten Hälfte des Films lernen sich die Charaktere kennen
und sind vereint vom uramerikanischen Bestreben nach Freiheit und
Unabhängigkeit. Als Aussteiger zieht es Roslyn, Isabelle, Guido und
Gay aus der Stadt zum einsamen Haus von Guido. Die vielen heiteren
Stunden bei Whisky und ausgelassenen Tänzen erwecken zunächst den
Eindruck einer romantischen Liebeskomödie, in der sich eine
wunderschöne Frau zwischen zwei charmanten Männern entscheidet.
Doch der Anschein trügt, denn neben vielen Gemeinsamkeiten, ergeben
sich auch Diskrepanzen, die der Handlung Tiefgang verleihen. Und
das im wahrsten Sinne des Wortes, als es darum geht, dass Kaninchen
im Gemüsekarten ihr Unwesen treiben und Gay die unerwünschten
Besucher erschießen will. Roslyn versucht sein Vorhaben zu
verhindern, doch als Gay bei seiner Meinung bleibt, ist Roslyn über
seine Rücksichtslosigkeit verärgert. An dieser Stelle verstärkt
sich der bereits vom Zuschauer gewonnene Eindruck zur sensiblen
Persönlichkeit Roslyns, die von Monroe bemerkenswert differenziert
verkörpert wird.
Im späteren Verlauf besuchen sie zusammen mit Guido und Isabelle
ein Rodeo-Festival, das die Dramatik des Films enorm steigen lässt.
Das zunächst auf Roslyn harmonisch wirkende Cowboy-Leben zeigt sich
hier von einer anderen Seite. Während es für die Beteiligten eine
körperliche Herausforderung darstellt, kann Roslyn für die
lebensmüden Reiter kaum Verständnis aufbringen. Seinen Klimax
erreicht The Misfits jedoch erst im letzten Drittel des Films, als
Guido und Gay ihre Tradition fortsetzen wilde Mustangs einfangen,
um sie später an Händler zu verkaufen. Regisseur John Huston
gelingt es hierbei durch perfekte Inszenierung und effektvolle
Schnitte, die nahezu unbändige Kraft der Tiere in Szene zu
setzen.
Bild
MGM stattet den Blu-ray Transfer mit einem MPEG-4/AVC kodierten
Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis
von 1.66:1 aus. Hinsichtlich der recht wechselhaften Qualität bei
MGM Katalogtiteln, ist The Misfits eine äußerst positive
Überraschung. Von Beginn an liegen Durchzeichnung, Detailtreue und
Schwarzwert auf konstant hohem Niveau. Kurzweilige Unschärfen oder
Weichzeichnung sind ausschließlich auf Ausgangsmaterial und
ungenaue Fokussierung zurückzuführen, denn es besteht kein Zweifel,
dass der High Definition Transfer die vermutlich bestmögliche
Qualität aus den originalen Negativen herausholt. Für einen 35mm
Film sind selbst kleine Details erstaunlich gut erkennbar und
liegen damit weit über DVD Niveau. Nur vereinzelt sind
Belichtungsschwankungen sowie kleine Beschädigungen am Material
erkennbar. Einzige Kritikpunkte sind lediglich die des Öfteren
sichtbare Überstrahlung von hellen Flächen sowie das Auftreten von
Doppelkonturen, die vornehmlich am Anfang zu sehen sind.
Zum Glück hat man bei der Restaurierung auf den Einsatz von starker
Rauschreduktion und künstlicher Nachschärfung verzichtet. Somit
bleibt die Struktur des Filmkorns bestens erhalten, denn der Grad
des Bildrauschens fällt zu keinem Zeitpunkt störend aus. Auch die
für einen Schwarzweiß Film sehr wichtigen Abstufungen bei den
Grautönen sind bestens intakt, wodurch sich eine fein skalierte
Palette von Tiefschwarz bis gleißendem Weiß erstreckt.
Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD MA 2.0 bei der üblichen
Datenrate von 1536 kbps vor, währenddessen sich die deutsche
Tonspur auf DTS 2.0 bei 256 kbps beschränkt. Neben der technischen
Unterlegenheit, ist auch die Akustik, speziell die
Sprachverständlichkeit problematisch. Höhen sind stark reduziert,
so dass vor allem Dialoge am Anfang dumpf und schlecht zu verstehen
sind. Um dem entgegen zu wirken, erhöht man reflexartig den Pegel,
was jedoch nur bedingt Abhilfe schafft. Erfreulicherweise bessert
es sich im zweiten Drittel, auch wenn es zu keinem Zeitpunkt mit
der Klarheit der englischen Tonspur mithalten kann. Wenn es die
eigenen Sprachkenntnisse ermöglichen, sei daher unbedingt der
Originalton empfohlen.
Ausstattung
• Original Trailer (3:41 min, 1080p)
Außer dem originalen Trailer, der immerhin in 1080p vorliegt,
befindet sich kein weiteres Bonusmaterial auf der Blu-ray
Disc.
Fazit
Für das Alter des Films sieht The Misfits auf Blu-ray erstklassig
aus. Bis auf leichte Unschärfen verfügt der HD Transfer über eine
sehr gute Durchzeichnung sowie bemerkenswert ausgewogene Kontraste,
die differenzierte Graustufen ermöglichen. Dieser hohe Standard
setzt sich bei der Tonqualität leider nicht fort. Mangels Höhen
leidet die Sprachverständlichkeit bei der deutschen
Synchronisation, insbesondere am Anfang des Films. Der Originalton
hingegen überzeugt im Rahmen von 2.0 voll und ganz. Vielleicht war
The Misfits seiner Zeit voraus. Die ungewohnt ernste Rolle für
Marilyn Monroe und die anspruchsvollen Dialoge von Aussteigern, die
sich nicht dem Establishment anpassen wollen, blieben an den
damaligen Kinokassen ein kommerzieller Misserfolg. Aus heutiger
Sicht völlig zu Unrecht, denn dank der hervorragenden
Zusammenarbeit zwischen Arthur Miller und John Huston, bietet The
Misfits großes Charakterkino mit Tiefgang. Diese Blu-ray Disc ist
ein absolutes must-have!
Story: 9/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 2/10
Gesamt: 6/10
Kaufempfehlung: 7/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
Screenshots (Um zur vollen Auflösung zu gelangen,
einfach auf die Vorschau klicken)