Nach der Wahl zum Reichskanzler und damit einhergehend der
Machtergreifung Hitlers über Deutschland im Jahr 1933 begann
langsam aber stetig die Ausgrenzung, Enteignung und Demütigung der
deutschen Juden. Die fabrikmäßige Ermordung von Juden, Behinderten,
politischen Gegnern sowie anderer nicht erwünschter Volksgruppen
kostete Millionen Menschen bis zum Kriegsende 1945 das Leben.
Diesem ernsten Thema widmet ausgerechnet Regisseur Uwe Boll einen
Film zwecks „geschichtlicher Aufarbeitung“: „Ich will zeigen, wie
es wirklich war“. Der knapp 78minütige Film wurde in Kroatien
gedreht, die Kulissen stammen praktischerweise von seinem kurz
zuvor gedrehten Trash-Film
Bloodrayne – einem
Zombie-Nazistreifen.
Story
Eine Schar von Juden wird vom KZ-Wachpersonal in ein
Vernichtungslager eskortiert. Gleich beim Eingang wird nach Alter
und Geschlecht sortiert. Einige von ihnen werden in Umkleideräume
weitergetrieben, in welchen sie ihre gesamte Kleidung und alle
Schmuckstücke ablegen müssen – alles unter dem Vorwand hygienischer
Bestimmungen. Anschließend betreten sie große Duschräume, die Türen
werden hinter ihnen hermetisch abgeschlossen und das Gas
eingeleitet.
Wer hätte gedacht, dass ein Regisseur, welcher sich vornehmlich mit
unterirdisch schlechten Videospiel-Verfilmungen seinen
Lebensunterhalt verdient (zum Beispiel FarCry, Postal, Alone in the
Dark), an die Produktion eines Holocaust-Dramas herantraut? Uwe
Boll gilt als die deutsche Antwort auf den legendären Ed Wood und
als einer der schlechtesten Regisseure der aktuellen Zeit. Mit
Auschwitz wollte er nun nichts anderes als einen
Film gegen das Vergessen abliefern – so seine eigenen Worte im
Vorspann. Zuerst zeigt er die Missstände des aktuellen Schulsystems
auf, indem er die dümmsten Hauptschüler Deutschlands rekrutiert und
mit Fragen über Hitler bombardiert. Seit Pisa ist hinlänglich
bekannt, dass das Lesen, Schreiben und Rechnen nicht jedermanns
Sache ist.
Unfair ist es jedoch, Kinder zu befragen, deren Muttersprache nicht
Deutsch ist und diese daher die Fragestellung kaum verstehen.
Nachdem sich nach geschlagenen 12 Minuten hohler und unsinniger
Erkundigungen Boll als Sieger im Wissenstest profilieren darf,
beginnt der „filmische“ Part. Historiker benötigte der
Starregisseur im Übrigen nicht, schließlich habe er eine
Dokumentation zu dem Thema auf DVD gesehen und wusste somit
verständlicherweise über alle Eventualitäten Bescheid. Zu den
gezeigten Szenen im Lager selbst (Boll erklärte, dass der Film kein
bestimmtes Lager zeige – somit ist der Filmtitel wohl ein großer
Hilferuf nach Aufmerksamkeit beziehungsweise ein reiner Eyecatcher)
muss gesagt werden, dass diese als bodenlose Frechheit betitelt
werden müssen. Keine Spur von beengten und total überfüllten
Viehwagons – ganz im Gegenteil. Die Todgeweihten spazieren
anschließend gemütlich ins Lager, ziehen sich genügsam um und gehen
ohne Murren bereitwillig in die Todeskammern.
Selbstverständlich ist Herr Boll höchstpersönlich in die Rolle
eines der SS Wachmänner geschlüpft und zeigt dem Filminhalt
widerspiegelnd ein dümmliches Gesicht. Die Darstellung der
Lagerzustände - der Hunger, die Schwerstarbeit, die beengten
Baracken, die ständige Todesangst, die Experimente und der Hunger –
dies alles bleibt unerwähnt. Dafür allerdings darf man zwei
Aufseher beim banalen Smalltalk belauschen. Auch die Kulissen
wirken absolut beschämend und dilettantisch. Um zumindest ein paar
Arbeiter in den typischen gestreiften Overalls zu zeigen, buddeln
ein paar KZ-Insassen völlig unsinnig neben der Straße ein paar
kleine Löcher. Um die Zuseher in Entsetzen zu versetzen, lässt er
neben den minutenlangen Erstickungsszenen noch drei Kleinkinder
erschießen.
Der Akt wird selbstredend hollywoodtypisch mittels Zeitlupe
inszeniert und wirkt deplatziert und völlig geschmacklos. Nach nur
knapp 40 Minuten ist ein harter und völlig normaler Arbeitstag im
Lager bestritten, weiter gehen die Interviews in einem Gymnasium.
Hier bekommt Herr Boll schon mehr Wissen um die Ohren geschlagen.
Völlig verängstigt und mit einer derartigen Anhäufung von Bildung
konfrontiert stichelt er so lange weiter, bis sich auch der
gebildetste Schüler in Widersprüche verstrickt und einmal mehr
uralte Vergleiche anstellt: „Auch in anderen Ländern werden
Menschen verfolgt“ oder „Stalin war auch schlimm“. Jetzt darf Boll
sich wieder freuen, denn er hat doch noch triumphiert gegenüber der
Schülermeute. Um die Filmlänge noch etwas zu strecken, werden ein
paar Originalaufnahmen von Leichenbergen eingestreut. Boll konnte
im Übrigen ganz und gar nicht nachvollziehen, warum sein
„Meisterwerk“ nicht auf der Berlinale gezeigt wurde.
Bildqualität
-
Technik: MPEG-2 Codec, 1080i – 25fps, Ansichtsverhältnis
2,35:1
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sehr guter Schärfegrad
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leicht bis mittelstarkes Korn
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Durchzeichnung hervorragend
-
Farben gedämpft, Braun- und Grautöne vorherrschend
-
nervende Wackelkamera
Der Transfer ist sehr gut gelungen, Schärfe und Durchzeichnung
stets auf hohem Niveau. Die Kornstruktur passt gut zur Thematik,
Mängel aufgrund des Interlaced-Formates gibt es keine. Extrem
störend hingegen ist die ständige Verwendung von Handkameras.
Dieser Umstand wäre per se nicht schlecht, die amateurhafte,
andauernd zitternde Kameraführung stört jedoch. Die verwendeten
Archivaufnahmen wurden selbstverständlich nicht restauriert.
Tonqualität
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Technik: Deutsch DTS-HD MA 2.0
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extrem schlechte Dialogverständlichkeit aufgrund von Lispeln, zu
leiser Abmischung und der Verwendung von Dialektsprache
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Musikunterstützung äußerst spärlich
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ganz vereinzelte Stereoeffekte
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Archivaufnahmen weisen extremes Hintergrundrauschen
auf
-
nerviges Kindergeschrei
Eine Stereospur bei einer aktuellen Produktion ist absolut
inakzeptabel. Selbst einfache Dokumentationen besitzen heute schon
eine Surroundspur. Hinzu kommt das ständig sich wiederholende und
deplatziert wirkende Kindergeschrei: „Mama, ich bin hungrig“,
„Mama, ich bin müde“, „Mama, mir ist kalt“. Ebenso sind die Dialoge
stellenweise extrem schwer verständlich.
Ausstattung
Starregisseur Boll hat es sich nehmen lassen, die Blu-ray mit
zahlreichen Extras auszustatten. Vorhanden sind drei Interviews mit
dem ihm höchst persönlich, aber auch eine englischsprachige
Dokumentation über Auschwitz und eine Bildergalerie sind
vorhanden.
Fazit
Bildtechnisch bekommt der Käufer gute Kost serviert, warum der Ton
lediglich im Stereoformat vorliegt, ist schlicht unverständlich und
dürfte wohl eine Kostenfrage gewesen sein. Schließlich kann Boll
seine Filme seit einer Gesetzesänderung leider nicht mehr aus
Medienfonds finanzieren. Die Extras spotten jeder Beschreibung.
Hier präsentiert Boll seine Unwissenheit und Einfältigkeit groß und
breit der Öffentlichkeit. Der Film
Auschwitz ist
im Grunde ein kleiner Skandal. Der gezeigte „normale“ Tag im Lager
hat nichts mit der damaligen Realität zu tun, der Regisseur macht
einmal mehr auf seinen eindimensionalen Charakter aufmerksam und
zeigt, dass auch er in der Hauptschule besser aufpassen hätte
sollen. Denn auch wenn er sich den Schülern als der deutlich
Überlegenere präsentiert, das hier Gezeigte unterschreitet deren
Niveau bei weitem.
Story 1/10
Bild 7/10
Ton 5/10
Extras 0/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Boxen: Braun M15 (Front) + Braun RM5 (Center) / Teufel Dipol M 550
(Rear) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC