The Long Riders - Review
Long Riders ist bei weitem nicht der erste Film, der die legendären
Raubzüge der James-Younger-Gang oder dessen Mitglieder
thematisiert. Von 1941 bis 2007 sind dazu bereits insgesamt neun
Verfilmungen erschienen. In jüngster Vergangenheit sind da American
Outlaws (2001) und
Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling
Robert Ford (2007) zu nennen. Während Ersterer wenig überzeugen
konnte, hat Regisseur und Drehbuchautor Andrew Dominik mit seinem
Western-Drama die Aufmerksamkeit der Zuschauer erfolgreich auf die
Schlüsselfigur Jesse James gerichtet. Bei Long Riders liegt der
Schwerpunkt hingegen auf dem Leben der gesamten Bande und
beleuchtet neben den Überfällen auch dessen private
Verhältnisse.
Story
Kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) erzählt
der Film die Geschichte rund um das Leben der legendären
James-Younger-Gang, die u.a. aus den Mitgliedern Jesse (J. Keach)
und Frank James (S. Keach) sowie Jim (K. Carradine), Bob (R.
Carradine) und Cole Younger (D. Carradine) besteht. Bei einem
Überfall auf eine Bank in Missouri kommt es innerhalb der
Bandenmitgliedern zu Auseinandersetzungen, als Ed Miller (D. Quaid)
auf die Herausgabe des Safes besteht, der Bankangestellte jedoch
entgegnet, es sei keiner vorhanden. Daraufhin macht Ed kurzen
Prozess und es kommt zu einer wilden Schießerei, bei der Jesse
verletzt wird. Als Konsequenz erhält Ed daraufhin seinen Anteil und
wird von der Gang ausgeschlossen. Im weiteren Verlauf richtet sich
das Augenmerk verstärkt auf das private Leben der Mitglieder. Die
Beziehungen, insbesondere die Hochzeiten von Jesse und Frank James
sowie das heitere Gesellschaftsleben in den Saloons zeigt die
andere Seite der James-Younger-Gang. Doch der Frieden währt nicht
lange, als der unschuldige Vetter Jim Youngers erschossen
wird…
Das Drehbuch zu Long Riders basiert im Wesentlichen auf den wahren
historischen Begebenheiten der James-Younger-Brüder, wobei
Regisseur Walter Hill bereits beim Beginn der Raubzüge einsetzt und
nicht auf die Entstehungsgeschichte eingeht. Das lässt sich schnell
verschmerzen, denn Long Riders zeichnet sich nicht ausschließlich
durch schießwütige Action aus, sondern schafft darüber hinaus
ausreichend Raum, sich mit den Charakteren zu identifizieren. Jesse
James wird zum Glück nicht als Robin Hood verklärt, doch durch die
ausgiebigen persönlichen Szenen gewinnen die Gesetzlosen beim
Zuschauer ungemein an Menschlichkeit. Dazu trägt auch das
klassische Rache-Schema als häufiger Bestandteil in Western
bei.
Die Mitglieder der James-Younger-Gang werden nicht als plumpe
Kriminelle dargestellt, sondern schon fast als zu modern denkende
Menschen, die klassische Werte, wie Ehre, Stolz, aber auch Rache
vertreten. Das wird besonders deutlich, als bei Ermittlungen der
Pinkertons (Detektei, die 1850 gegründet wurde) Unschuldige sterben
und nicht zuletzt aus diesem Grund die Gewalt zunimmt. Diese äußert
sich in zahllosen explizit inszenierten Schießereien. Die häufig in
Slow Motion inszenierten Szenen hinterlassen eindeutig die
Handschrift eines Action-Regisseurs, dessen spektakuläre Special
Effects eine wesentliche Rolle spielen. Viele Schießereien
entfalten somit eine ganz neue Wirkung. Insbesondere bei
Schusswechseln steigert sich die Dramatik enorm und verschont den
Zuschauer auch nicht vor blutigen Treffern.
Hierbei wird deutlich, dass Long Riders ein Spätwestern ist, denn
die Protagonisten werden nicht als Helden idealisiert, die aus
jedem Gefecht nahezu unverletzt hervorgehen, sondern ihren Feinden
gegenüber ebenbürtig sind. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass
die Story überwiegend glaubwürdig vorgetragen wird und nicht
unnötig heroisch getrimmt ist. Stattdessen gelingt es Regisseur
Walter Hill eine abwechslungsreiche Kombination aus – für
Western-Verhältnisse – reißerische Action und ruhigem Ausgleich.
Doch genau bei der Umsetzung dieser Kombination gibt es Anlass zur
Kritik, denn die Übergänge sind zu abrupt geraten. Beispielsweise
der Wechsel von heiteren Tänzen im Saloon zum Überfall der Gang auf
einen Zug fällt zu holprig aus. Unter dem harten Schnitt leidet
nicht nur die Inszenierung, vielmehr teilt sich dabei der Inhalt in
abgetrennte Sequenzen auf. Ein stimmigeres Gesamtbild hätte Long
Riders daher gut getan.
Bild
MGM stattet den Blu-ray Transfer mit einem MPEG-4/AVC kodierten
Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis
von 1.85:1 aus. Von Beginn an macht der Blu-ray Transfer einen nur
mittelmäßigen Eindruck. Zweifelsohne wurde für die Veröffentlichung
auf ein altes Master zurückgegriffen, denn von Anfang bis Ende wird
das Bild von Verunreinigungen wie Staub und Kratzern
beeinträchtigt. Bis auf einzelne Szenen wirkt sich das jedoch
überwiegend nicht störend aus. Ein größeres Problem stellt dagegen
die mangelnde Schärfe und Plastizität dar, denn über weite Strecken
fällt das Erscheinungsbild viel zu weich aus, wodurch in erster
Linie die Durchzeichnung leidet. Dazu trägt sichtbare
Rauschreduktion bei, die Filmkorn merklich unterdrückt, aber zum
Glück nicht so aggressiv vorgeht wie bei
True Grit (1969).
Farblich bestimmt Long Riders ein hoher Sättigungsrad, der die
überwiegend erdige Abstimmung sehr kräftig erscheinen lässt. Nicht
selten geht dabei z.B. in Szenen mit künstlicher Beleuchtung die
Natürlichkeit verloren. Das betrifft auch Kontraste und
Schwarzwert. Oftmals werden große Teile im Dauerschwarz
verschluckt, die bei korrektem Kontrastverhältnis noch sichtbar
gewesen wären. Ebenfalls verloren gehen Bildinformationen bei
weißen Flächen und Glanzlichtern, die leider ständig überstrahlt
sind. Insgesamt ist die Bildqualität eher enttäuschend und lässt
viel Luft nach oben.
Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD MA 2.0 mono bei der
üblichen Datenrate von 1536 kbps vor, währenddessen sich die
deutsche Tonspur auf DTS 2.0 mono bei 256 kbps beschränkt.
Natürlich hätte ein 5.1 Mix den Action Szenen eine viel bessere
Bühne geboten, aber dieser war bei der Entstehung des Films 1979
vermutlich noch zu kostspielig. Ungeachtet dessen, kann sich der
Mono Sound durchaus sehen lassen. Seine Stärken spielt er bei der
Sprachverständlichkeit der vielen Dialoge aus, die sehr gut zu
verstehen sind. Der Originalton ist im Vergleich zur
Synchronisation etwas höhenbetonter ausgesteuert und hebt die
zeitgenössische Musik von Ry Cooder noch deutlicher hervor.
Ausstattung
• Original Trailer (2 min, 1080p)
Die Ausstattung der Blu-ray Disc zu Long Riders fällt leider sehr
knapp aus, denn das Bonusmaterial besteht lediglich aus dem
original Trailer. Dieser liegt dafür immerhin in 1080p vor.
Fazit
Technisch legt Long Riders einen eher schwachen Blu-ray Auftritt
hin. Bei der Bildqualität fehlt es an Schärfe und Details sowie an
Natürlichkeit bei den Farben und Kontrasten. Obwohl einige
close-ups bei Sonnenschein HD-Feeling aufkommen lassen, bleibt der
Blu-ray Transfer nur durchschnittlich. Überzeugender hört sich
dagegen der Ton in Mono an, der im Rahmen seiner Möglichkeiten
besonders bei der Sprachverständlichkeit punktet. Für einen Western
ist Long Riders brutaler inszeniert, als man vom Titel, der
Beschreibung oder des Covers schließen könnte. Action-Regisseur
Walter Hill spart bei den unzähligen Schießereien nicht an
effektvollen Schnitten und dramatischen Schicksalen. Als Ausgleich
erhält der Zuschauer eindrückliche Einblicke in das persönliche
Leben der James-Younger-Bande, die gegenüber ihren Feinden als
erstaunlich ebenbürtig dargestellt wird. Lediglich die etwas
holprige, sequenzartige Erzählweise hätte noch stimmiger ausfallen
können. Nichtsdestotrotz ist Long Riders unbedingt eine Empfehlung
wert!
Story: 7/10
Bildqualität: 6/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 2/10
Gesamt: 5/10
Kaufempfehlung: 6/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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