Nachtblende (L'homme qui voulait vivre sa
vie)
Ich möche eure Aufmerksamkeit mal auf
Nachtblende
lenken, den ich euch sozusagen als Geheimtipp weiterempfehle
___________________________________________________________________________________________
Das gewohnte Alltagsleben von heute auf morgen einfach so aufgeben.
Alles hinter sich lassen, egal ob gut oder schlecht und irgendwo
noch einmal ganz von vorne anfangen. Ein wagemutiges Abenteuer, das
sich bestimmt schon viele in ihrer Vorstellungen ausmalten, jedoch
von kaum einem verwirklicht. Der amerikanische Schriftsteller
Douglas Kennedy erzählt in seinem Bestseller Roman
Nachtblende eine packende Geschichte, in der ein
Mann keine andere Wahl hat, als genau diesen schweren Weg
einzuschlagen. Auf dem Buch basiert der gleichnamige Film
Nachtblende (Original:
L’Homme qui voulait
vivra sa vie) des französischen Regisseurs Éric
Lartigau.
Story (8/10)
Paul Exben hat ein beneidenswertes Leben. Neben einer kleinen
Familie, einem großen Haus und schickem Auto besitzt er auch noch
einen vielversprechenden Job, bei dem es besser nicht laufen
könnte. Nur das Liebesleben mit seiner Frau Sarah, lässt sehr zu
wünschen übrig. Als Paul herausfindet, dass Sarah eine Affäre mit
einem Fotografen aus dem Freundeskreis hat, will er ihn zur Rede
stellen. Dabei kommt es jedoch zu einem tragischen Unfall, bei dem
der Lover ums Leben kommt. Daraufhin nimmt Paul dessen Identität an
und flüchtet ins Exil, wo er ein ganz neues Leben beginnt. Endlich
kann er seine Träume verwirklichen, die er zuhause aufgrund seiner
Familie aufgeben musste. Doch die Vergangenheit holt Paul schneller
ein, als ihm lieb ist.
Für einen Regisseur ist es wahrlich keine leichte Aufgabe eine
Buchvorlage so auf die Leinwand zu bringen, dass die Adaption
sowohl Leser als auch Cineasten gleichermaßen zufriedenstellt. In
Zusammenarbeit mit Buchautor Douglas Kennedy fand Éric Lartigau
jedoch eine Lösung, die genau diese Problematik bewältigt.
Herausgekommen ist eine Mischung aus Drama, Krimi und Thriller.
Wenn man den französischen Titel allerdings wörtlich übersetzt
heißt dieser nur
„Der Mann, der sein Leben leben wollte“.
Wie diese Übersetzung schon ahnen lässt, ist
Nachtblende daher hauptsächlich ein
Selbstfindungsdrama.
Der Film führt den Zuschauer zunächst in das gewöhnliche
(Familien-) Leben des Hauptdarstellers Paul Exben (R. Duris) und
seiner Ehefrau (M. Fois) ein, deren vorbildliche Fassade langsam zu
bröckeln beginnt. Hat man die relativ unspektakuläre Einleitung
erst einmal überstanden, nimmt der Film schnell an Fahrt auf. Die
Flucht des Hauptprotagonisten ist spannend inszeniert, kommt dabei
sogar fast gänzlich ohne Dialoge aus. Dabei ist die Umsetzung des
Drehbuchs so überzeugend gelungen, dass man von nun an nur noch
wissen will, wie es mit dem „Flüchtling“ weitergeht.
In der Tat dreht sich in
Nachtblende alles um Paul
(R. Duris), dessen Ängste, Hoffnungen, Träume und Entwicklung im
Mittelpunkt stehen. Der in Frankreich berühmte Schauspieler Romain
Duris (Der Auftragslover, So ist Paris) ist für diese Rolle des
einsamen Abenteurers perfekt geeignet, was er in den knapp zwei
Stunden Laufzeit glaubhaft unter Beweis stellt. Er füllt seine
tiefgründige Figur, mit der man gerne mitfühlt, charakteristisch
voll aus und zieht den Zuschauer damit in seinen Bann. Gewürzt ist
diese französische One-Man-Show mit künstlerischen Landschafts-
Aufnahmen, stimmiger Musik und einer bedrückend einsamen
Atmosphäre. Neben dem Hauptdarsteller wartet das prall gefüllte
Drehbuch mit facettenreichen Nebencharakteren auf, die von Marina
Fois, Niels Arestrup, Branka Katic und Catherine Deneuve verkörpert
werden. Da ihre Figuren ebenfalls mit Charaktertiefe punkten,
tragen sie zur Authentizität der Geschichte erheblich bei.
Der Verlauf der Story hält allerlei spannende und faszinierende
Wendungen parat. Es ist einfach fesselnd erzählt, wie Paul versucht
seinem vorherigen Leben zu entkommen, das sich jedoch bei bestem
Willen nicht abschütteln lässt. Umso enttäuschender, aber auch
konsequent, fällt daher das gewählte Ende aus, denn gerade für
Zuschauer, die sich vollkommen auf die Thematik eingelassen haben,
kommt es doch allzu plötzlich.
Bildqualität (8/10)
MPEG-4/AVC, 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2.35:1 Die
Bildeigenschaft der MPEG-4/AVC Videospur ist aufgrund vieler
Farbfilter und Stilmittel insgesamt sehr facettenreich. Von einem
rot-braunen Farbstich, über Gelb bis hin zu einem kalten Blau sind
alle möglichen Farbdarstellungen vertreten. Auch das Filmkorn kommt
bei entsprechenden Szenen unterschiedlich stark zum Einsatz. Wobei
das Bild trotzdem die meiste Zeit über angenehm klar ist. Die
Kontraste sind sehr steil gesetzt, was ohnehin schon dunkle Szenen
noch düsterer erscheinen lässt.
Die Schwarzwerte sind daher dementsprechend intensiv, verschlucken
dafür aber jegliche Details. Auch die Farben erstrahlen
gelegentlich in einem intensiven Glanz, der teilweise etwas
unnatürlich, bzw. nachbearbeitet wirkt. Die allgemeine Schärfe ist
im durchschnittlichen Bereich anzusiedeln. Nahaufnahmen sind
dagegen exzellent eingestellt. Ab und zu fallen leichte Unschärfen
bei der Fokussierung auf, dies ist jedoch nicht Grund genug, es der
Blu-ray vorzuwerfen.
Tonqualität (7/10)
Deutsch DTS-HD MA 5.1, Französisch DTS-HD MA 5.1
Nachtblende ist ein Film, der ohne viel Worte
auskommt, dafür aber umso mehr auf stimmungsvolle Soundunterlegung
setzt. Die Musik wird sowohl in den vorderen, als auch in den
hinteren Kanälen gleichermaßen wiedergegeben, so dass ein
ausgewogenes Klangbild entsteht. Richtiges Surround- Sound Erlebnis
kommt aber nicht auf, da die ohnehin schon wenigen
Umgebungsgeräusche nur zaghaft aus den hinteren Kanälen erklingen.
Trotzdem machen die beiden, im verlustfreien DTS-HD MA 5.1
kodierten Tonspuren (Deutsch und Französisch) einen insgesamt
ordentlichen Eindruck. Die sind nämlich zumindest im vorderen
Bereich des Heimkinos dynamisch auf die einzelnen Kanäle
abgemischt. Überhaupt punktet der Ton mit einem sehr klaren Klang,
der selbst feine Details sauber wiedergibt.
Ausstattung (3/10)
Allzu viel gibt es hier nicht zu entdecken. Interessant sind die
Gespräche mit Regisseur Eric Lartigau, den Schauspielern Romain
Duris, Marina Foïs und dem Buchautor Douglas Kennedy. Die deutsch
untertitelten, in SD-Qualität vorliegenden Interviews, schlagen mit
insgesamt knapp 30 Minuten Laufzeit zu Buche. Bis auf eine BD-Live
Funktion und dem Filmtrailer gibt es allerdings nichts zu
sehen.
Fazit
Nachtblende bietet aus technischer Sicht genau
das, was man erwarten darf: Die Bildqualität der blauen Scheibe ist
etwas besser als der Durchschnitt, was sich vor allem in den
knackig scharfen Nahaufnahmen bemerkbar macht. Durch die vielen
Stilmittel, wie Farbstiche und gelegentlichem Einsatz von
grobkörnigem Filmkorn büßt das Bild allerdings etwas an Qualität
ein. Soundtechnisch weist der Film natürlich keine
Rundumbeschallung der Superlative auf, sondern glänzt vielmehr mit
einer gelungene Abmischung der vorderen Kanäle. Die Stärken liegen
hier in der äußerst stimmigen Musikunterlegung. Auch die Qualität
der verlustfreien Tonspur selbst überzeugt durch angenehme Klarheit
und einer hohen Detaildichte. Bis auf ein paar Interviews gibt es
bei den Extras leider nicht zu sehen, diese sind dafür aber
interessant.
Ohne viele Worte schafft es Regisseur Éric Lartigau, ein
gefühlvolles Selbstfindungsdrama zu inszenieren, das durch Duris'
schauspielerische Leistung zu keiner Zeit langweilig wird. Ganz im
Gegenteil: Das Drehbuch hält eine bewegende Entwicklung des
Hauptprotagonisten bereit, welches durch unvorhersehbare Verläufe
bis zum Schluss fesselt. Wer auch etwas mit einem ruhigeren Film
etwas anfangen kann, der gänzlich ohne Effekte auskommt, dem sei
Nachtblende ans Herz gelegt.
Equipment
TV: Philips 37 PFL
8404 H
Player: Philips BDP
7300
AV-Receiver: Onkyo
TX-SR508
Lautsprecher: Teufel
Concept R2
EllHomer
Filmreview