Geschrieben: 04 Juli 2011 16:54
Manche mögen's heiss
Nobody's perfect - mit
diesem Zitat endet einer der besten und lustigsten Filme aller
Zeiten – Billy Wilders Manche mögen's heiß. Egal,
welche Bestenliste man heranzieht, der Evergreen mit Jake Lemmon,
Tony Curtis und Marilyn Monroe findet sich überall auf den vorderen
Plätzen wieder. Lange hat es gedauert, nun ist es endlich soweit:
Das Blu-ray Debüt eines der ganz großen Klassiker steht bevor und
muss beweisen, ob er auch eine neue Generation von Filmfans
begeistern kann. Noch schwieriger ist die Aufgabe, auch jüngere
Filmfans davon zu überzeugen, das man den in Schwarz/Weiß gedrehten
Film (1959) unbedingt in HD haben muß; hält der Humor auch heute
noch Stand, oder hat sich die Komik überholt?
Story 10P
Chicago zur Zeit der Prohibition: Die guten
Freunde und Jazz Musiker Joe (T.Curtis) und Jerry (J.Lemmon) werden
unfreiwillig Zeuge des St. Valentines Massakers, bei dem sich der
Mafiosi Spats Columbo seiner Rivalen entledigt. Da die beiden
Musiker nun von der Mafia gejagt werden, entschließen sie sich, die
Stadt zu verlassen. Jerry hat eine geniale Idee: Die Freunde
verkleiden sich als Frauen und schließen sich einer reinen
Frauen-Jazz-Band an, die gerade zu einer Florida Tournee aufbricht.
Solange die beiden ihre Verkleidung aufrecht erhalten, sind sie vor
ihren Verfolgern sicher, aber Joe verliebt sich bald in die
Sängerin Sugar, die sich der Band angeschlossen hat, um sich in
Florida einen Millionär zu angeln, während Jerry sich bald kaum
noch vor männlichen Verehrern retten kann. Zusätzlich
verkompliziert sich ihre Lage dadurch, dass es ein Treffen der
Mafiafamilien in dem Hotel gibt, in dem die beiden mit ihrer
Frauenkapelle untergebracht sind...
Billy Wilders Regie ist abwechslungsreich, teilweise innovativ und
bringt die Pointen mit exaktem Timing auf den Punkt. Dabei wird er
von Darstellern in erstklassiger Spiellaune unterstützt. Tony
Curtis und Jack Lemmon spielen die Rolle als Frau glaubhaft und mit
offensichtlichem Spaß, der sich jederzeit vermittelt. Die
Schwierigkeiten beim Dreh mit Marilyn Monroe sind Legende (u.a. 47
Takes für den Satz „It's me, Sugar“; ständige 2-3stündige
Verspätungen und vieles mehr), dennoch gelingt es Wilder, sie auf
der Leinwand als echten Star erstrahlen zu lassen. Dabei ist sie
nicht nur sexy, sondern zeigt auch komisches Talent, etwas das ihr
die wenigsten zugetraut hätten. Zusätzlich singt und tanzt sie,
dass es eine Freude ist - „I wanna be loved by you“, „I'm through
with love“ sind zu Klassikern geworden; sie hatte definitiv das
besondere Extra, diese undefinierbare Qualität und Leinwandpräsenz,
über die nur die größten Stars verfügen.
Das erstklassige Drehbuch lebt von
einer komischen und spannenden Geschichte, die Krimi und Komödie
vereint. Um die damaligen Zensurregeln zu umgehen, welche die
Moralvorstellungen bewahren sollten, durften vor allem erotische
Themen und Motive nicht direkt thematisiert werden. Billy Wilder,
der bei den größten des Fachs gelernt hatte (Murnau, Lubitsch),
gelingt die Unterlaufung der Zensurvorgaben, wie auch bei
Das Apartment durchweg. Fantastische, intelligente
Dialoge voller doppelbödiger, sexueller Anspielungen (unbedingt im
Original schauen) und ideal besetzte Darsteller machen den Film zu
einem zeitlosen Vergnügen.
Das Überraschende ist aber, dass die Komödie
heute noch ebenso lustig ist, wie zu ihrer Entstehungszeit. Das
geschmackvoll behandelte Cross-Dressing Thema war in den 50er
Jahren ein kleiner Skandal, wird aber nie für billige oder plumpe
Witze benutzt. Selbst homoerotische und lesbische Anspielungen
weist der Film auf, es ist schon ein kleines Wunder, dass dies an
den Zensurbehörden vorbei gegangen ist. Der irrwitzig komische
Joe.E. Brown als hartnäckiger Verehrer Osgood Fielding III und
George Raft als beinharter Mafiosi „Spats“ zeigen die Sorgfalt, mit
der Some like it hot bis in die kleinste
Nebenrolle hinein besetzt ist. Was gibt es zu bemängeln? Nun,
einige der Witze und Sprüche über Frauen sind heute natürlich nicht
mehr politisch korrekt (dennoch aber lustig) und der
Entstehungszeit geschuldet; das war es eigentlich
schon.
Bildqualität
9P
Technik: Codec
MPEG4-AVC, Ansichtsverhältnis 1,66:1, Full HD
-
sorgfältige Restaurierung, nur
wenige Bildfehler
-
sehr gute Schärfe sowohl im Nah-,
wie Fernbereich
-
kein Einsatz von digitalen
Rauschfiltern, sehr klares, sauberes Bild
-
Kontraste und Graustufen sehr fein
abgestuft, exzellenter Schwarzwert
-
kaum
Graining
-
gute Texturierung und
Tiefenschärfe
Die Bildqualität ist eine Freude. Ein bester
Schwarz/Weiß Transfer, der den Klassiker im neuen Glanz erstrahlen
lässt. Erst jetzt sieht man wirklich, was für eine „scharfe Braut“
Marilyn Monroe wirklich war.
Tonqualität
7P
Deutsch DTS 5.1 Mono, Englisch DTS
HD-MA 5.1 Mono,
-
klarer, sauber restaurierter
Originalton
-
kein Artefakte oder sonstige
Fehler
-
keine Räumlichkeit
(Mono)
-
gelungene Abmischung und gute
Dynamik
-
hervorragende
Synchronisation
Der Audiotransfer ist so nah beim Original wie
möglich und stellt eine klare Verbesserung zu früheren DVD
Veröffentlichungen dar. Der englisch True HD Track bietet keinerlei
Vorteile zur deutschen Audiospur.
Ausstattung
7P
-
sehr informativer und unterhaltender
Kommentar mit vielen Beteiligten
-
Making of mit interessanten
Hintergrundinformationen (ca. 20 min)
-
hervorragendes Feature zur
Rezeptionsgeschichte, u.a. mit Statements von B.Wilder, Hugh
Hefner, Curtis Hanson, Jack Lemmon, Tony Curtis u.v.m. (ca.20
min)
-
die Sweet Sues erinnern
sich
-
Trailer
-
virtuelle
Erinnerungsgalerie
Das gesamte Material liegt leider
nur in Standard Definition vor und dürfte auch etwas unfangreicher
sein. Dennoch, die vorhandenen Beiträge sind fast ausnahmslos sehr
unterhaltsam, informativ und sehenswert. Insbesondere der
Audiokommentar und das Feature zur Rezeptionsgeschichte gehören zu
den Highlights. Sie stellen nicht nur den Film selbst in den
Mittelpunkt, sondern zeigen auch ein differenziertes, intimes Bild
des tragischen Lebens von M.Monroe. Leider hat man auf deutsche
Untertitel bei dem Zusatzmaterial verzichtet.Fazit
Ein Festtag für Filmfans, denn
dieser Klassiker erstrahlt in neuem Glanz. Das Bild ist scharf,
weist keine wirklichen Schwächen auf und ist ein weiterer Beweis
dafür, dass Blu-ray gerade im Bereich von sorgfältig restaurierten
Klassikern ein Riesenfortschritt ist. Der Ton ist Mono, natürlich
ohne räumliche Effekte, aber sauber und ohne Artefakte. Die Extras
sind sehenswert, allerdings nur in SD und insgesamt etwas zu knapp
ausgefallen.
Perfekt. So und nicht anders muss das Urteil
lauten. Die Komödie hat auch nach mehr als 50 Jahren nach ihrer
Entstehung nichts von ihrem Tempo, Charme und Humor verloren.
Selbst wer sich Schwarz / Weiß Filmen ablehnt oder Ohrenschmerzen
bei Swing-Jazz Musik bekommt, sollte sich diesem Klassiker nicht
verweigern. Dieser Film macht erst richtig klar, was eine
intelligente, erstklassige Komödie ausmacht – und wie selten diese
heutzutage geworden sind. Das steigert die Sehnsucht nach
Veröffentlichungen von Leoparden küsst man nicht
und Ninotschka; mit dieser Art Humor und Klasse
halten moderne Komödien nur in den seltensten Fällen mit – kurzum:
ein Pflichtkauf.(fb)
Story 10P
Bild 9P
Audio 7P
Extras 7P
Gesamtbewertung:
8P
Kaufempfehlung
9/10
Equipment:
Full- HD Beamer: Epson TW 4400 LPE (kalibriert),
Celexon Leinwand 2,70*1,58m
Player: Panasonic BD-80
AV-Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 04 Juli 2011 17:20
Steeljunkie Extreme
Blu-ray Guru
Aktivität:
Den Film werde ich mir auf alle Fälle holen ,ich liebe solche alten
US Komödien .Und habe auch mit großer Begeisterung den Artikel im
BluLIfe Magazin gelesen.Was mich allerdingst etwas verwirrt ,ich
hab den Film farbig in Erinnerung und nicht schw/weiß .Aber da werd
ich mich wohl irren.
Gruß Lindy
The First Lady of Steel
Geschrieben: 04 Juli 2011 17:39
@ catgirl Der Film ist in Schwarz / Weiß, das furchtbare Cover der
Blu-ray ist allerdings in Farbe. Ob es von Manche mögen's heiss
auch eine künstlich (nach-)kolorierte Version gibt, weiß ich nicht,
ist aber möglich.
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 04 Juli 2011 17:41
Gast
Tolles Review, freue mich schon auf den Film :thumb::thumb:
Wegen der Farbe:
"Wilder entschied, dass
Manche mögen’s heiß trotz der
Errungenschaft des
Farbfilmes in
schwarz-weiß gedreht wurde.
Der Grund hierfür war, dass in Farbe das Frauen-
Make-up von Curtis und
Lemmon neben dem Make-up von Monroe zu maskenhaft gewirkt hätte."
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Manche_m%C3%B6gen%E2%80%99s_hei%C3%9F
Geschrieben: 04 Juli 2011 17:45
Steeljunkie Extreme
Blu-ray Guru
Aktivität:
Wobei das Nachkolorieren ja nicht besser sein muß,alte Filme sollen
mal lieber auf s/w bleiben.
Stell mir gerade die Edgar Wallace Filme in Farbe vor,furchtbar .
Gruß Lindy
The First Lady of Steel
Geschrieben: 04 Juli 2011 19:32
Blu-ray Starter
Aktivität:
Sehr gelungenes Review, Frank!
Als das Review vor einiger Zeit online gegangen ist, habe ich mir
nach der positiven Kritik umgehend die Blu-ray zugelegt.
:):thumb:
Update: Das Cover finde ich übrigens auch komplett misslungen.
Dieses "auf-teufel-komm-raus-pseudo-modernisierung-des-covers" ist
neben dem nervigen FSK Logo leider großer Mist. Und wenn man das
Case öffnet, erwartet einen kein Booklet, sondern "Wichtige
Informationen zur Abspielbarkeit Ihrer Blu-ray Disc und möglichen
Firmware- oder Software-Updates." Super! :p
Geschrieben: 04 Juli 2011 19:49
Serientäter
Blu-ray Profi
Aktivität:
Ein echter Klassiker ... und deinem tollen review ist nichts hinzu
zu fügen. :D
Geschrieben: 05 Juli 2011 07:32
Kommentar Mod
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Bedankte sich 27967 mal.
Erhielt 33289 Danke für 14304 Beiträge
Sawasdee1983 ist im Urlaub
Tolles Review. Hab mir die BD darauf direkt mal geholt, bin schon
gespannt drauf wie der ist, zu meiner Schande gestehen, dass ich
den Film noch nie gesehen hab, aber irgendwie freue ich mich drauf
das nun nachzuholen.
MfG Pierre
Sawasdee1983
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Geschrieben: 05 Juli 2011 09:45
@ Sawasdee1983 Da bin ich ja mal gespannt auf deine Meinung. Wenn
Du halbwegs Englisch kannst solltest Du ihn im Original sehen, ist
noch mal deutlich lustiger als in der (gut) synchronisierten
deutschen Version
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 05 Juli 2011 09:48
Kommentar Mod
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Zitat:
Zitat von Breiti
@ Sawasdee1983 Da bin ich ja mal gespannt auf deine Meinung. Wenn
Du halbwegs Englisch kannst solltest Du ihn im Original sehen, ist
noch mal deutlich lustiger als in der (gut) synchronisierten
deutschen Version
Sprech die Sprache fließend und bin zwanghafter O-Ton Guter, hätte
mir den also sowieso im O-Ton reingezogen ;)
Denke mal spätenstens morgen zieh mir den rein. Hab den schon nach
ganz oben auf meinem "Noch zu gucken" Haufen gelegt :thumb:
MfG Pierre
Sawasdee1983
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