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Rain Man

Gestartet: 29 Juni 2011 13:34 - 6 Antworten


Veröffentlichung:
12.08.2011
Laufzeit:
134 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 29 Juni 2011 13:34

Globox

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Rain Man (CineProject) - Review

Zwar ist der wahre Rain Man bereits im Alter von nur 58 Jahren Ende 2009 gestorben, doch seine Figur im gleichnamigen, vierfach oscarprämierten Film bleibt unsterblich. Die Rede ist von US-Amerikaner Kim Peek, der zu den berühmtesten Savants der Welt zählte. Peek gehörte zu den wenigen Menschen, die neben ihrer angeborenen geistigen Behinderung, zu außergewöhnlichen Leistungen im Stande sind. In seinem Fall äußerte sich die Begabung in Form von herausragendem Erinnerungsvermögen und ausgeprägter Merkfähigkeit. 1984 traf ihn Drehbuchautor Barry Morrow, der von Peek so nachhaltig fasziniert war, dass er seine Geschichte verfilmt und über die Figur Raymond Babbitt den Rain Man weltberühmt gemacht hat. Im gleichen Atemzug hat die Thematik rund um Autismus/Savants seitdem deutlich an Popularität gewonnen, so dass durch die unerwartete Aufmerksamkeit Kim Peeks Sozialverhalten verbessert werden konnte. Sich gegenüber anderen Menschen zu öffnen und ihnen von sich zu erzählen fiel ihm zunehmend leichter. Dabei hat ihm erneut Barry Morrow geholfen, indem er seinen gewonnen Oscar an Kim gab, um sein Selbstbewusstsein zu steigern.


Story
Beim Importieren von italienischen Luxuskarossen bekommt der selbstverliebte Yuppie Charlie Babbitt (T. Cruise) Schwierigkeiten mit der Umweltbehörde, da zahlreiche Auflagen bei den frisch eingetroffenen Lamborghinis nicht erfüllt worden sind. Um kein Geld zu verlieren, täuscht er die Käufer der Wagen und macht sich anschließend mit seiner Freundin Susanna (V. Golino) auf den Weg ins gemeinsame Wochenende. Doch aus dem Trip nach Palm Springs wird nichts, denn Charlie erfährt, dass sein Vater gestorben ist. Frei nach dem Motto “Ein Unglück kommt selten allein”, fällt zudem die Verteilung des Erbes zu seinem Nachteil aus. Während 3 Millionen USD einer psychiatrischen Klinik zu Gute kommen, bedachte sein Vater ihn mit seiner Rosenhecke sowie einem 49er Buick Roadmaster.

Als Charlie die Klinik besucht, trifft er auf seinen Bruder Raymond Babbitt (D. Hoffman), von dessen Existenz er zuvor noch nicht einmal wusste. Raymond ist Autist und kann seinen Alltag nicht ohne fremde Hilfe bestreiten. Im Umgang mit seinem Bruder ist Charlie sichtlich überfordert und benutzt ihn als Druckmittel, um an die Hälfte des Millionenerbes zu gelangen. Erst im späteren Verlauf beginnt Charlie zu realisieren, dass sein Bruder über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und alles andere ist als nur ein geistig verwirrter Mann…

Für seine Rolle als Rain Man soll Dustin Hoffman sich über ein Jahr vorbereitet haben. Dazu hat er Kim Peek und andere Savants besucht, um ihre Gesten, Gewohnheiten und Besonderheiten genau zu studieren. Anders wäre es nur schwer vorstellbar, wie es Hoffman gelungen ist, sich mit derartiger Hingabe und Präzision in Raymond Babbitt hineinzuversetzen. Jede Bewegung, jeder Gesichtsausdruck und jeder verbale Kommunikation sind so überwältigend authentisch gespielt, dass die häufige Verständnislosigkeit und Verstörtheit, auf die Raymond bei seinen Mitmenschen stößt zu keiner Minute überzeichnet dargestellt wird. Tom Cruise gelingt es, den schmalen Pfad aus Intoleranz und Nachsichtigkeit sicher zu bestreiten, ohne aufgesetzt oder überzeichnet zu wirken. Insbesondere wenn Ray unaufhörlich an seinen Gewohnheiten, wie bevorzugte Kleidung, stets die gleiche Sendung im Fernsehen oder dass der Ahornsirup immer vor dem Eierkuchen auf dem Tisch stehen muss, festhält und nur mit viel Überzeugungsarbeit zu beeinflussen ist, verlangt ein hohes Maß an schauspielerischer Leistung diesen Konflikt glaubhaft darzustellen.

Neben den grandiosen Leistungen der Schauspieler, macht das erstklassige Drehbuch von Barry Morrow Rain Man zu einem Meisterwerk. Morrow und Regisseur Barry Levinson nehmen sich zunächst Zeit, Charlie dem Zuschauer vorzustellen, um die wesentlichsten Charakterzüge näher zu bringen und die Grundlagen der Geschichte zu liefern. Die Integration von Raymond ins Geschehen ist geschickt gewählt, denn beim Besuch der psychiatrischen Klinik befindet sich der Zuschauer auf dem gleichen Wissensstand wie Charlie und realisiert erst zeitgleich, wer der Rain Man ist und dass er überhaupt existiert.

Charakteristisch für die Inszenierung des Films ist die Besinnung auf die Protagonisten. Die gesamte Laufzeit hindurch besteht eine unglaubliche Nähe zu den Charakteren, so dass Mitgefühl und Anteilnahme stark ausgeprägt sind. Diese emotionale Bindung mit dem Zuschauer bleibt bis zum Schluss bestehen und wird nicht durch schmückendes Beiwerk oder Nebenhandlungen beeinträchtigt. Des Weiteren besteht zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, dass der Film einen kitschigen Beigeschmack bekommt oder die Handlung zu dick aufgetragen wirkt. Die Herausforderung des Genres, ein Drama mit schicksalhaftem Hintergrund glaubwürdig und realistisch zu verkaufen, ist eine sehr große und beispielsweise moderne Produktionen wie The Blind Side zeigen, dass eine bewegende Botschaft unter einer kitschigen Inszenierung schnell leiden kann. Für viel Diskussionsstoff sorgen häufig auch erzwungene Happy Endings, die zwar für ein wohlwollendes Gefühl sorgen sollen, leider aber genau das Gegenteil bewirken, indem sich der Abstand zwischen Film und Zuschauer schlagartig vergrößert. Rain Man hat mit all den genannten Problemen nicht zu kämpfen, sondern erzählt stattdessen die ergreifende Geschichte aus dem Leben eines Autisten.


Bild
MGM stattet den Blu-ray Transfer mit einem MPEG-4/AVC kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis von 1.85:1 aus. Der Vorspann lässt Schlimmes befürchten, denn den Zuschauer erwartet ein unscharfes, detailarmes Bild, das sich auf Niveau eines DVD Upscale bewegt. Erfreulicherweise steigert sich die Qualität bereits nach wenigen Minuten deutlich, auch wenn das nicht über die Tatsache hinwegtäuscht, dass der Blu-ray Transfer auf Basis eines alten Masters erstellt worden ist, worauf zahlreiche Indizien hindeuten. Zum einen fällt die enttäuschende Schärfe und Durchzeichnung auf, die mit unübersehbaren Scharfzeichnern nachträglich versucht wurde, zu verschlimmbessern. In Kombination mit starken Anti-Rauschfiltern (DNR) ist dieser Versuch leider von wenig Erfolg gekrönt, denn auf Kosten von vermindertem Filmkorn verliert das Bild an Plastizität.
Im Gegensatz dazu überzeugt zumindest der Schwarzwert. Ein gutes Kontrastverhältnis verleiht dem Transfer ausreichend Tiefe, ohne dabei zu viele Bereiche in die ewige Nacht zu schicken. Weniger positiv sieht es am Ende der Farbpalette aus. Weiße Bereiche und Lichter sind überwiegend überbelichtet (ausgefressen) und sorgen dementsprechend für einen eingeschränkten Dynamikumfang. Die farbliche Abstimmung ist zu Gunsten einer hohen Sättigung ausgefallen, die jedoch bei Abendsonne oder künstlicher Beleuchtung die Grenze der Natürlichkeit überschreitet. Daher sollte man sich nicht wundern, wenn es manchmal so aussieht, als wenn Tom Cruise zu lange unter der Sonne gelegen hat. Hierfür ist außerdem ein zu starker rot/magenta Anteil im Bild verantwortlich, der die gesamte Laufzeit hindurch präsent ist.
Insgesamt ist Rain Man auf Blu-ray eindeutig bisherigen DVD Veröffentlichungen überlegen, jedoch ist der visuelle Eindruck nur im Mittelfeld anzuordnen und liegt meilenweit hinter den Möglichkeiten einer hochwertigen Restauration zurück. Aus diesem Grund reicht es nur für knappe 7 Punkte.


Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD MA 5.1 bei der üblichen Datenrate von 1536 kbps vor, währenddessen sich die deutsche Tonspur auf DTS 5.1 bei halbierter Datenrate beschränkt. Beim Hören der deutschen Synchronisation fragt man sich bereits nach wenigen Minuten, ob man versehentlich einen Audiokommentar angewählt hat. Im Vergleich zum Originalton sind Stimmen viel zu höhenlastig und laut ausgesteuert, so dass es sich mehr nach Erzählern aus dem off anhört als nach Synchronstimmen. Zudem sind nahezu alle Dialoge auf einen gleich hohen Pegel abgemischt worden, was sehr häufig zu einem undifferenzierten Durcheinander führt und es schwer fällt, sich auf einzelne Protagonisten zu konzentrieren. Selbst bei der Lippensynchronität hapert es vielfach und lässt die Distanz zwischen Schauspieler und Zuschauer noch größer werden.

Erheblich besser hört sich dagegen der äußerst gelungene Soundtrack von Hans Zimmer an, mit dem ihm übrigens sein großer Durchbruch in Hollywood gelungen ist. Räumlich gut angeordnet, kommt auch der Subwoofer des Öfteren zum Einsatz und schafft einen erholsamen Ausgleich zum nervigen Sound der Synchronisation. Wer der englischen Sprache mächtig ist, dem sei daher unbedingt empfohlen, Rain Man im Originalton zu schauen und die in jeder Hinsicht schwache deutsche Umsetzung zu meiden.


Ausstattung
• The Journey of Rain Man (22 min, SD)

• Lifting the Fog: A Look Into the Mysteries of Autism (20 min, SD)

• Original Trailer (2 min, SD)

• Entfallene Szene (2 min, SD)


Das Bonusmaterial besteht im Wesentlichen aus zwei Features. “The Journey of Rain Man” widmet sich in erster Linie den Fragen zur Entstehung des Films sowie zur Figur Raymond. Hierzu kommt u.a. Regisseur Barry Levinson zu Wort, der bei der Umsetzung der Story großen Wert darauf gelegt hat, dass der Fokus vor allem auf Hoffman und Cruise liegt, so dass sich der Zuschauer ideal mit den Protagonisten identifizieren kann.

“Lifting the Fog” überschreitet die Grenzen des Films und beleuchtet die Welt des Autismus im Detail. Um das Verhalten des Rain Man noch besser verstehen zu können, sind diese 20 Minuten definitiv gut investiert. Insgesamt runden beide Bonus Features das Gesamtbild solide ab, auch wenn diese leider nicht in HD vorliegen.


Fazit
Auf technischer Seite fällt das Ergebnis nur mittelprächtig aus. Da für den HD Transfer auf ein altes Master zurückgegriffen wurde, bewegen sich Schärfe und Detailzeichnung lediglich auf durchschnittlichem Niveau, wozu auch deutlich präsente Antirauschfilter beitragen. Farben erscheinen zwar kräftig, neigen jedoch teilweise zur Übersättigung, wodurch insbesondere Hauttöne unnatürlich aussehen. Kontrast und Schwarzwert machen dagegen einen überraschend guten Eindruck. Insgesamt ist die Bildqualität nicht mit einem hochwertigen Scan vom originalen Filmmaterial zu vergleichen, lässt aber dennoch die DVD ein gutes Stück hinter sich.

Auch der Ton ist alles andere als optimal. Das liegt in erster Linie daran, dass der Mix viel zu höhenlastig ausgesteuert wurde und es an Differenzierung bei der Lautstärke fehlt. Hier wäre ein neues Mastering dringend nötig gewesen. Rain Man ist keine leichte Kost, aber dafür eine mit viel Tiefgang. Selten wurde so ein komplexer Stoff wie Autismus, derart eindrücklich und mit so viel Feingefühl auf die Leinwand gebracht. Regisseur Barry Levinson lenkt die volle Aufmerksamkeit auf die Protagonisten, die durch das Stargebot von Dustin Hoffman und Tom Cruise die anspruchsvolle Handlung zum Leben erwecken. Dabei wird das Augenmerk nicht nur auf Raymond selbst gelegt, sondern auch die Wirkung auf seinen Bruder Charlie.

Der noch zu Beginn selbstverliebte Autohändler beginnt die menschliche Seite in sich zu entdecken und seinen Bruder zu verstehen. Wer Rain Man bisher nur auf DVD sein Eigen nennt, kann bei einem guten Preis auf die blaue Scheibe upgraden, auch wenn zu hoffen bleibt, dass dem Meisterwerk eines Tages nochmal eine angemessene Restaurierung spendiert wird.


Story: 10/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 6/10

Kaufempfehlung: 8/10


Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704


Screenshots (Um zur vollen Auflösung zu gelangen, einfach auf die Vorschau klicken)

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#2
Geschrieben: 29 Juni 2011 13:58

MrBlaschke

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Danke für die Mühen!
MB

Nimm ein wenig mehr Abstand zum Bild - dann siehst Du mehr!



#3
Geschrieben: 29 Juni 2011 14:12

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Etwas schade um den Film. Danke für das Review. :thumb:
impius
#4
Geschrieben: 29 Juni 2011 15:53

Breiti

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Einfühlsames und kenntnisreiches, gut recherchiertes Review zu einem klasse Film. macht Lust sich den nochmals anzuschauen
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#5
Geschrieben: 29 Juni 2011 16:22

Kuro77

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Sehr gut und sehr ausführlich geschriebens Review. Man merkt, dass Dir der Film am Herzen liegt. :thumb:
#6
Geschrieben: 29 Juni 2011 16:42

macfestus

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Danke,für die tolle Review.
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#7
Geschrieben: 30 Juni 2011 07:14

Sawasdee1983

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Wirklich toll geschriebene Review, kam richtig gut beim lesen auch wenn der Film für mich selbst nicht so ist, da es einfach nicht mein Genre ist, aber trotzdem wirklich super Review.
MfG Pierre

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