Ein kleiner Indie Film mit großartigen Darstellern und noch
besserer Musik (T.Bone Burnett) - der auf alle Fälle ein größeres
Publikum verdient.
Crazy Heart Review
Jeff Bridges Name wird wohl für immer mit seiner Rolle als „Dude"
in Coen Brothers Film
The Big Lebowski verbunden
bleiben. Kein Wunder, ist doch seine Darstellung des kiffenden
Althippies und Bowlingfans derart phänomenal, dass der Dude (und
damit Bridges) zum Synonym für Coolness geworden ist. Mit
Crazy Heart setzt er seine Vorliebe fort, auch in
kleineren Low-Budget Produktionen, die eine interessante Story
haben, mitzuwirken.
Bei der Geschichte um den alternden Country Sänger Bad Blake
bestand Jeff Bridges darauf, alle Songs selbst zu singen und
überredet seinen Freund T. Bone Burnett, zusammen mit Ryan Bingham,
die Musik zu schreiben. Das sollte sich auszahlen, denn Crazy Heart
gewann immerhin zwei Oscars (3fach nominiert), darunter die längst
überfällige Auszeichnung für Bridges als bester Hauptdarsteller und
den Award für den besten Filmsong.
Story
Bad Blake (J. Bridges) ist ein alternder, alkoholsüchtiger
Countrysänger, dessen bessere Zeiten schon lange vorbei sind. Der
Ruhm vergangener Tage ist längst verblasst, er lebt davon, durchs
Land zu reisen und teilnahmslos seine alten Songs immer wieder
feilzubieten, sei es in einer Bowlinghalle oder in kleinen Bars und
Kaschemmen. Doch als er die junge Journalistin und Mutter Jean
Craddock (M. Gyllenhaal) kennen und lieben lernt, erwacht neuer
Lebensmut in dem abgehalfterten Countrybarden. Die Beiden werden
ein Paar und Bads Leben scheint sich trotz seiner kaum gebremsten
Alkoholsucht zum Besseren zu wenden. Doch dann werden Jeans
schlimmste Befürchtungen war, als er sich um ihren Sohn kümmert,
sich betrinkt und ihn in einer Shopping Mall aus den Augen
verliert...
Dieser Indiefilm ist ein Schauspiel und Musikfest, nicht mehr, aber
auch nicht weniger. Die Präsenz und Glaubwürdigkeit von Jeff
Bridges ankert und zentriert den Film. Seine Charakterstudie des
alternden Liedermachers und Countrysängers, der schon längst nicht
mehr glaubt, seinem Leben einem Sinn geben zu können, und doch
verzweifelt genau darum kämpft, ist eindringlich gespielt und zu
Recht mit Preisen bedacht worden. Zuweilen erinnert Bad Blakes
Coolness und Lakonie sogar an den berühmten Dude. Doch nicht nur
Bridges macht den Film sehenswert. Neben M. Gyllenhaal und dem
immer überzeugenden Robert Duvall, ist es vor allem Colin Farrell
der für positive Überraschung sorgt. Der Ire, bislang nicht als
Sänger aufgefallen, singt genauso wie Bridges alle Songs selbst und
ist als texanischer Country Star eine Wucht; das hätte ihm wohl
kaum jemand zugetraut.
Der Indiefilm selbst lässt oft Musik sprechen, um die Charaktere
und ihre Motivation zu erläutern. Jedem, der Country Musik, bzw.
deren moderne Varianten für Stampf-Musik für Hinterwäldler und
geistig Minderbemittelte hält, wird nicht nur klar, worin die
Unterschiede zwischen Bad Blakes Liedern und kommerzialisierter
Musik Massenware besteht. Nein, man korrigiert evtl. Vorurteile
spätestens dann, wenn Bridges den oscarprämierten Song „The Weary
Kind" inbrünstig vorträgt: Dann gibt es keinen Zweifel mehr; näher
können Weiße dem Blues kaum kommen. Ein gelungenes Drama um
verpasste Chancen, das vom Mut und der Kraft erzählt, die es kostet
hat, sein Leben zu leben. Dabei finden der Film und Bad Blake ihr
ganz eigenes Happy End. Ungewöhnlich, realistisch und absolut
passend, denn die Welt ist nun mal kein Heftchenroman und für Bad
Blake schon gar nicht.
Bildqualität
Codec MPEG4/AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Auflösung
1920x1080
- realistischnatürlicher Indie Look
- Gute Schärfe und Durchzeichnung
- Hohe Detaillierung bei Nahaufnahmen
- Mittelmäßiger plastischer Eindruck bei Panoramaaufnahmen
- Breites Kontrastspektrum, teilweise absichtlich steil
- teilweise etwas zu matte, natürliche Farben
- mittelmäßiger Schwarzwert
- keine Transferfehler oder Artefakte
Tonqualität
- Deutsch DTS 5.1 , Englisch: DTS HD MA 5.1
- Sehr gute Dialogverständlichkeit
- Dialoge räumlich verortbar
- Kein deutscher HDSound
- Toller Surroundsound bei der Musikwiedergabe
- Klasse Dynamik
- sehr gelungene Abmischung
Ausstattung
- Interview und Deleted/ Extended Scenes
- Karge Ausstattung, nur Promotion Material (Interview,
1080i)
- Deleted / Extended Scenes, sehenswert aber in teilweiser
schlechter SD Auflösung
Fazit
Die technischen Qualitäten der
Crazy Heart Blu-ray
sind zwar nicht überragend, sorgen aber dennoch für ein gutes HD
Erlebnis. Die Bildqualität ist ordentlich, die Tonqualität noch mal
eine Ecke besser und bringt den von Dialogen und Musik bestimmten
Film auch ohne HD Tonspur toll ins heimische Wohnzimmer. Die karge
Ausstattung ist einem 2fach oscarprämierten Film allerdings nicht
würdig. Das wenige Zusatzmaterial, was von Interesse sein könnte,
ist zudem in schlechter Bild- und
Tonqualität enthalten – ein Ärgernis. Der Film ist dafür eine
Freude. Jeff Bridges holt aus der Rolle von Bad Blake heraus, was
herauszuholen ist und wird dabei von einem klasse Cast unterstützt.
Der ruhige, unprätentiöse Film funktioniert sowohl als
Charakterstudie, wie auch als Einblick in ein Musikerleben.
Inszenatorisch greift der Regisseur nicht in die Trickkiste,
sondern bleibt immer bei seinen Darstellern und deren glaubwürdig
geschilderten Welt, in der sie leben.
Die Musik ist neben Bridges der eigentliche Hauptdarsteller;
schlicht ein Genuss und schon deshalb den Kauf wert. Selbst
technotaube Ohren sollten einen Blick bzw. Ohr wagen; so hört sich
echte Musik an. (fb)
Wertung:* 6P
Story - 9P
Bild - 7P
Audio - 8
Extras - 4P
*Storynote fließt nicht
in die Gesamtwertung ein
Equipment:
TV: Sharp Aquos 46" LCD, 100 Hz, 24p
AVReceiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde