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Abbitte

Gestartet: 03 Juni 2011 14:01 - 3 Antworten


Veröffentlichung:
27.05.2010
Laufzeit:
123 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 03 Juni 2011 14:01

Breiti

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Schon von Ian McEwans Buchvorlage war ich so begeistert, das ich sie gleich mehrfach gelsen habe. Um so gespannter war ich auf den Film.


Abbitte Blu-ray

Auf nahezu jeder Top Ten Liste der besten englischsprachigen Romane des letzten Jahrhunderts findet sich Ian McEwan Roman „Atonement“ (~Abbitte, Buße) auf einem der vorderen Plätze wieder. Das die Erzählung des Booker Preisträgers zu einem Weltbestseller geworden ist, verdankt das Werk neben seiner – zumindest vordergründigen – Zugänglichkeit und der meisterhaften Anwendung der Sprache, auch seinen universellen Themen: Schuld und Sühne, die Auswüchse und Folgen einer leichtfertig erzählten Lüge und die Kraft der Liebe. Der Blu-ray Release ist wieder mal ein schöner Tag für Literaturfans, Anhänger anspruchsvoller Unterhaltung und Heimkinofans die bereit sind über Genregrenzen hinweg zu schauen.

Story
London, 1935: Die wohlhabende Familie Tallis freut sich auf einen bukolischen Sommer. Die 13-jährige Tochter freut sich auf die Ankunft ihrer Cousins und Cousine um sie in ihr Vorhaben einzuspannen, ein selbstgeschriebenes Theaterstück aufzuführen. Ihre 23 Jahre alte Schwester Cäcilia verbringt die Sommerpause der Universität mit entspanntem Nichtstun und damit, sich über ihr Verhältnis zum Sohn des Gärtners der Familie Ronnie klar zu werden. Briony beobachtet und missversteht eine Reihe von eigentlich unschuldigen Ereignissen zwischn den Beiden, die sie zu der Überzeugung bringen, Ronnie sei ein vulgärer, brutaler Mensch. Cäcilia und Robbie werden ein Liebespaar und Briony überrascht sie in einer intimen Situation. Wiederum sieht Cäcilias jüngere Schwester nur das, was sie sehen will – mit schrecklichen Folgen für alle Beteiligten. Denn kurze Zeit später identifiziert sie Ronnie als Vergewaltiger, ohne einen Unterschied zu machen, zwischen dem was sie glaubt gesehen zu haben und dem was wirklich geschehen ist.

Bei Atonement standen Regisseur und Drehbuchautor vor einer großen Herausforderung. Denn McEwans Buchvorlage besteht zu einem großen Teil aus ausführlichen Charakterstudien und inneren Dialogen, die sich naturgemäß nur schwer in eine filmische Sprache übersetzen lassen. Deshalb konzentrierten sie sich auf den Kern des Werkes und nahmen sich einige Freiheiten mit der Adaption. Teilweise ist dies sehr gut gelungen, z.B. macht der Einsatz von Rückblenden die Diskrepanz der Sichtweise Brionys und den tatsächlichen Ereignissen klar. Es ist ein toller Kunstgriff des Regisseurs, auch den Zuschauer zu Brionys Komplizen zu machen in dem er das Publikum dazu verführt, das Geschehen aus Ihrer Perspektive zu sehen. Leider ist dies nicht durchweg gelungen: Weder wird die Motivation Brionys für ihre Lüge wirklich deutlich, noch schafft es der Film, den apokalyptischen Horror von Ronnies Kriegserlebnissen (für den Dienst als Soldat ist Ronnie aus dem Gefängnis entlassen worden) beim Rückzug der britischen Armee in Dünkirchen adäquat zu schildern.
Dafür darf man sich an erstklassigen Darstellerleistungen erfreuen. Neben Neuentdeckung Saoirse Ronan (Briony, Oscar Nominierung) spielen Keira Knightley, James Macavoy, Roma Garalai und Vanessa Redgrave (sensationell) absolut überzeugend und erwecken die papiernen Vorlagen der Protagonisten zu echtem Leben. Hinzu kommen wunderschöne Kameraarbeit und ein Musikscore welcher die Sogwirkung der Geschichte ideal unterstützt und entscheidend dazu beiträgt, die Atmosphäre dieses verhängnisvollen Sommers zu transportieren.

Bildqualität
Das Bild von Abbitte liegt im 16:9 Vollbildformat 1.85:1 und der Auflösung 1920x1080p vor. Als Kodec setzt Universal den MPEG4-AVC Codec zur Portierung des Filmes ein. Warme Farben mit herabgesetzter Farbpalette erzeugen, in Verbindung mit dem sorgfältig balancierten Kontrast, ein sehr natürliches Bild. Zusätzlich ist die Helligkeit in den Innenaufnahmen etwas herabgesetzt und erzielt einen altmodischen, etwas dämmrigen und patinahaften Look. Das passt sehr gut zur Stimmung des Films und zu der Zeit in der die Geschichte spielt.

Bei Außenaufnahmen ist der Kontrast viel steiler und die Helligkeit sehr viel höher. Die Sommerhitze ist durch das grelle Licht fast spürbar, zuweilen absichtlich fast blendend grell und ruft einen fast unwirklichen Eindruck hervor. Die Schärfe weist im nahen und mittleren Sichtbereich eine schöne Detaillierung und guten plastischen Eindruck auf. Gesichter und Hauttöne sind sehr realistisch und haben nur einen kleinen Stich ins rötliche. Auch die Detaillierung bei Gesichtern und Nahaufnahmen ist sehr gut, erreicht aber nicht Bestwerte. Das gilt auch für Panoramaaufnahmen, dort mangelt es ein klein wenig an Tiefenschärfe, mehr Schwächen waren aber nicht festzustellen. Denn der Schwarzwert gibt sich keine Blöße; Schwarz ist tatsächlich schwarz und die Abstufungen dahin sehr gut auszumachen.

Tonqualität
Fremdspachenstudenten dürfen sich freuen, während HD-Ton-Puristen sich ärgern: Gleich 6 Tonspuren haben es auf diese Blu-ray geschafft, allerdings gibt es lossless Sound wieder mal nur für diejenigen, die der englischen Sprache mächtig sind. Die Klage soll nicht bedeuten, dass der deutsche Audiotrack (DTS 5.1) schlecht ist, ganz im Gegenteil. Er besticht durch hohe Dynamik und Natürlichkeit. Da nur wenige Effekte zum Einsatz kommen, gibt es von der Surroundfront nur wenig aufregendes zu vermelden. Denn der Film lebt sehr von der musikalischen Begleitung und den Dialogen; diese Wiedergabekriterien sind bei Abbitte entscheidender.
Gerade bei den Dialogen glänzt die deutsche Tonspur, diese sind jederzeit verständlich und auch bei mehreren Personen im Raum ist der Sprecher jederzeit räumlich verortbar. Auch die Musik wird sehr gut wiedergegeben, allerdings gibt es hier einen hörbaren Unterschied zum englischen DTS HD MA 5.1 Track, der das Klavierspiel und die orchestral-symphonische Musik deutlich differenzierter auflöst und die Instrumente besser räumlich verteilt; die Musikwiedergabe ist einfach besser. Ansonsten gibt es keine großen Unterschiede und auch die deutsche Tonspur lässt nicht viele Wünsche offen.

Ausstattung
Die Extras sind dem Film nicht ebenbürtig und ohne große Sorgfalt zusammengestellt – außerdem entsprechen sie den Beigaben der vorherigen DVD Veröffentlichung (alle Beiträge in Standard Auflösung). Es gibt ein 27min. Making of, das aber nicht über die übliche Nutz- und Belanglosigkeit solcher Features herausragt. Die Deleted Scenes enthalten zwar die ein oder andere interessante Szene, einen echten Mehrwert stellen sie aber nicht dar. Der interessanteste Beitrag des Zusatzmaterials hat nur eine Länge von ca. 2:30 min und behandelt die Schwierigkeiten der Adaption eines literarischen Kunstwerkes für die Leinwand. Immerhin tritt dort auch der Autor auf, aber leider ist auch dieses Feature viel zu oberflächlich und wenig informativ. Bleibt noch der Audiokommentar von Regisseur Joe Wright, der immerhin leidlich unterhaltsam ist und zuweilen auch Wissenswertes zum Film beisteuert.

Fazit
Wieder mal eine Blu-ray Veröffentlichung die in den techn. Disziplinen mit sehr gutem Bild und ebenbürtigem Ton glänzt. Die Extras sind zwar keine Bereicherung, doch immerhin vorhanden und sind als wenig gelungene Resteverwertung abzuhandeln.

Joe Wright ist mit Atonement eine Literaturverfilmung gelungen, die zwar nicht ohne kleinere Schwächen ist, deren Qualitäten aber so überzeugend sind, dass man sich diese Blu-ray Premiere nicht entgehen lassen sollte. Unschuld und Bedauern sind keine Entschuldigung; manche Dinge kann man nie wieder gut machen.
Wer nicht denken möchte und Probleme mit dem Zuhören hat, ist hier fehl am Platz. In diesem Film wird viel gesprochen und die Dialoge sind nicht dazu da, die Pause zwischen Explosionen zu verkürzen. Allerdings gilt: Wer wagt gewinnt; wer sich auf diesen Film einlässt, der wird reichlich belohnt. Denn der Film entwickelt eine Sogwirkung der man sich kaum entziehen kann – genau das macht diese Blu-ray zu einer lohnenswerten Anschaffung. (fb)

Gesamtwertung: 7P
Story 9P
Bildqualität 9P
Tonqualität 8P
Extras 7P


Equipment:
Player: Panasonic BD 80
TV: Sharp Aquos 46“ LCD, 100Hz, 24p
Verstärker: Marantz SR 5003
Kopfhörer: Grado: RS -1
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#2
Geschrieben: 03 Juni 2011 16:44

Gandalf123

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Dein Review ist ein sehr schönes Plädoyer für diesen Film. :D

#3
Geschrieben: 03 Juni 2011 17:05

Breiti

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Danke, der Film verdient definitiv ein größeres Publikum. Es ist ein wunderschönes Drama mit überraschendem Ende, das einen noch lange danach beschäftigt.
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#4
Geschrieben: 03 Juni 2011 17:54

Mortimer

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Den Film habe ich gesehen. Jetzt ist das Buch dran.


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