Geschrieben: 01 Juni 2011 11:06
Einer der Filme bei denen ich vor lauter Langeweile wirklich
gelitten habe...und dabei bin ich mit den meisten Austen Büchern
sogar vertraut, da ich sie im Original gelesen habe. Der Film ist
aber eine Qual, lest selbst warum.
Der Jane Austen Club Blu-ray
Review
Einleitung
Mit diesem Titel hat es jeder Film schwer: Zum
Einen können die meisten Unter-20jährigen nichts mit dem Namen
Austen anfangen, und für alle anderen klingt der Titel auch nicht
gerade nach Spannung, Emotion oder Extase. Ist dies also eine
Blu-ray für die strickstrumpftragende Bibliothekarinnenfraktion; zu
genießen bei einer Tasse herzhaften Holundertee, das Strickzeug
griffbereit, das Rückenkissen vorgewärmt und die Katzen bereits
gefüttert?
Story
Mehrere Freundinnen zwischen Anfang 20 und Mitte
60 schließen sich zu einem Jane Austen Buch Klub zusammen. Alle
lesen die ausgewählten Bücher, eines wird immer von einem Mitglied
des Kreises vorgestellt und besprochen. Der eigentliche Grund für
die Gründung des Buch Klubs ist allerdings nicht literarisches
Interesse oder der Zwang auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur
nachzuholen, nein: Eine der Freundin leidet an Liebeskummer, da ihr
Mann sie verlassen hat und die Gründung des Klubs erscheint den
Freundinnen als ideale Ablenkung für die leidenden BFF. Aus Gründen
der Ausgeglichenheit (eigentlich: erotischem Appetit) darf auch ein
weichgespülter Schönling in der Damenrunde mitmachen ... und schon
kommt das Liebeskarussel wieder auf Touren.
Tja, es ist eine Romantische Komödie, die allerdings weder sehr
romantisch, noch in irgendeiner Form lustig ist. Zwar versuchen die
wirklich guten Darstellerinnen ihr Bestes (Maria Bello!, Maggie
Grace!), aber sowohl ihre Rollen als auch die Dialoge sind zu
einfach gestrickt als dass irgendeine Art von Tiefe oder
Ernsthaftigkeit entstehen kann – schlechte Voraussetzungen für
einen Film dessen Heroinen allesamt Reinkarnationen Austenscher
Heldinnen sind: Diese Offenbarung kommt denn auch mit dem Zaunpfahl
daher, aber am traurigsten ist es, das ein Film, der von der Liebe
zu Büchern, dem Rausch der Phantasie, der Schönheit von Sprache und
vom fesselnden Leseerlebnis handelt, so banal bleibt, dass er vor
allem Eines schafft: Dem Zuschauer die Lust auf Bücher und ganz
besonders Jane Austen (Emma, Sinn und Sinnlichkeit, Stolz und
Vorurteil) austreiben – und das geschieht erfolgreicher als in
einem germanistischen Proseminar.
Grundproblem des Filmes ist, das die ach so clevere Idee mit den
Hauptfiguren, die als moderne Versionen von Austenschen Charakteren
erscheinen, nicht zündet: das liegt vor allem daran, dass der
Großteil des Publikums weder mit Jane Austen noch Ihren Figuren
bekannt ist – insbesondere im deutschsprachigen Raum, wo die
Bekanntschaft mit Austen in der Regel auf eine der vielen
Verfilmungen beruht. So verpufft also das ganze Konzept in
Bedeutungslosigkeit, da sich auch der Liebesreigen relativ
vorhersehbar entwickelt, bleibt nur die unauffällige Inszenierung
im Gedächtnis.
Bild
Das Bild ist gut, aber nicht sehr gut. Es
präsentiert sich im AVC Codec, dem bildschirmfüllenden
Ansichtsverhältnis 1,78:1 und selbstverständlich in 1080p. Das Bild
weist weder Körnung, noch elektronisches Rauschen aus und überzeugt
mit fein abgestuftem Schwarzwert. Kompressionsmängel oder gar
Artefakte sind nicht festzustellen.
Generell erscheint die Farbsättigung allerdings zu hoch, so dass in
den Nahaufnahmen Details verschluckt werden und ein insgesamt
warmer, softer Bildeindruck entsteht, der dazu führt, dass auch die
Hautfarben und die Gesichtstöne einen zu starken Einschlag ins
rötlich-braune Farbspektrum haben. Hier kann eventuell über den
Griff zur Farbtemperaturtaste Abhilfe geschaffen werden,
ausprobieren!
Die Schärfe, vor allem die Kantenschärfe ist auch nicht perfekt und
produziert immer wieder Halo Effekte (Doppelkonturen) an Kleidung
oder Köpfen - das geht besser. Insgesamt ein leicht enttäuschender
Transfer, das Bild lässt einfach den plastischen Eindruck
vermissen, den Spitzenproduktionen aufweisen, deshalb liegt hier
nur eine guter, kein außergewöhnlicher Transfer vor. Das ist
besonders in einem Dialogfilm enttäuschend, bei dem man gewöhnlich
immer wieder neue Details im Schauspiel oder an der Ausstattung
feststellt, beim Jane Austen Klub fällt dies schwer. Zwar weist
diese Blu-ray keine eigentlichen groben Schwächen auf, doch glänzt
sie allerdings auch nicht mit besonders positiven Eigenschaften,
daher liegt ein
Transfer vor den man insgesamt als gehobenen
Durchschnitt bewerten muss.
Tonqualität
Unauffällig. Dialogorientiert mit ein oder zwei
Pop-Lese- Musikpassagen die sich auf „MTV für Rentner“ Niveau
bewegen. Das Ganze wird zwar in Dolby TrueHD präsentiert und bietet
gelegentlich ganz gute räumliche Effekte und exakte Positionierung
von Geräuschen, z.B. in Restaurantszenen, weist aber sonst keine
weiteren Besonderheiten auf.
Extras
Wenn schon der Film nicht viel zu bieten hat,
dann vielleicht die Extras? Richtig gedacht, die Ausstattung lässt
nicht viele Wünsche offen - außer das sie in SD gehalten ist. Das
Menü gefällt mit Übersichtlichkeit und elegantem Look.
Der interessanteste Beitrag ist eine 20minütige
Austendokumentation, die tatsächlich sehenswert ist und
überraschenderweise auch in die Tiefe geht. Diese weckt mehr
Interesse an der Autorin und ihrem Werk, als der vorliegende Film –
in gewisser Hinsicht also ein Eigentor.
Daneben finden sich Deleted Scenes, Audiokommentare, Szenen von der
Premiere und weitere Beiträge, deren Unterhaltungs- und/oder
Informationswert ebenfalls gegen Null tendiert und die Disc weiter
im Sumpf der Mittelmäßigkeit versinken lässt.
Fazit
Weder die inhaltlichen, noch die technischen
Qualitäten dieser Blu-ray wissen zu begeistern. Wer auf
vorhersehbare, dahinplätschernde Unterhaltung steht und auf
Überraschungen und intelligente Dialoge verzichten kann, wird hier
fündig; genau das Richtige für den Häkelabend unter
Freundinnen.
Immerhin bemühen sich einige der talentiertesten Hollywoodaktricen
um gutes Schauspiel, und das sorgt teilweise für Interesse. Ein
Frauenversteherfilm (Filme, die man mit weiblicher Begleitung
schaut, bzw. schauen muss) der schlimmsten Sorte, nämlich einer,
der den Herren nichts und auch den Damen wenig zu bieten hat.
Selbst fürs gemeinsame Filmschauen an regnerischen
Sonntagnachmittagen ist der Film nicht wirklich geeignet, da zu
brav, vorhersehbar und langweilig – da greift man lieber zum Buch.
(fb)
Gesamtwertung:
6
Story
5P
Bild
7P
Audio
6P
Extras
6P
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 01 Juni 2011 11:13
Serientäter
Blu-ray Profi
Aktivität:
Mein Mitleid ob der Filmbesichtigung sei dir gewiß! ;)