Geschrieben: 30 Mai 2011 14:21
Da sich ja hier einige Western / John Wayne Fans tummeln und die
Veröffentlichunug der Coen Version der geschichte von Chales
Portiss unmittelbar bevorsteht, macht der Vergleich mit dem
Original besonders Sinn.
True Grit - Der Marshal
(1969)
John Wayne ist eine der unsterblichen Ikonen des
amerikanischen Films. Vor allem mit seinen Western wurde er zum
Synonym des amerikanischen Selbstverständnisses; so wie er den
Helden spielte sah Amerika sich gerne selbst. Doch im Herbst seiner
Karriere polarisierte er durch erzkonservative und reaktionäre
Ansichten das Land wie kein Zweiter. Für Bürgerrechtler und
Kriegsgegner wurde der alternde Star zum Feindbild. Doch mit seinem
selbstironischen Spiel als saufender, fluchender, alternder Rooster
Cogburn in True Grit (~ wahrer Mumm,
Entschlossenheit), gab er eine Parodie seiner selbst und versöhnte
viele Gegner. Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung des
gleichnamigen Remakes der Coen Brüder, hat es nun
auch das Original auf Blu-ray geschafft.
Story
Nachdem ihr Vater ermordet wird, macht sich die
junge Mattie auf, den Mörder zu fassen. Sie engagiert den härtesten
und gemeinsten Marshal – Rooster Cogburn - den sie finden kann und
gemeinsam begeben sie sich ins Indianergebiet, um Tom Chaney, der
in der Bande von Ned Pepper untergekommen ist, zu
fassen.
John Wayne muss man als Rooster
Cogburn erlebt haben, ansonsten lebt man mit einer filmischen
Bildungslücke. Im Spätherbst seiner Karriere zeigte Wayne den Mut
bei der Rollenauswahl, den man ihm schon früher gewünscht hätte.
Denn er hatte es sich doch zu sehr in der Rolle des
schweigsam-starken Helden gemütlich gemacht; Abwechslung war von
ihm, mit wenigen Ausnahmen kaum zu erwarten. Die Story einer
Mörderjagd im Wilden Westen nach dem gleichnamigen, großartigen
Buch von Charles Portis ist weder übermäßig komplex, noch wartet
sie mit einer überraschenden Wendung nach der anderen
auf.
Der Ausgangspunkt ist allerdings
ungewöhnlich: Die junge Mattie ist eine „moderne“ junge Frau, die
sich weder vom Pferdehändler übers Ohr hauen lässt oder vor dem
grantigen Rooster zurückschreckt. Sie will nicht Rache, sondern
Gerechtigkeit. Im Mittelpunkt des Films stehen daher weder Action,
noch Humor - obwohl beides vorhanden ist - sondern die
Charakterzeichnung und –entwicklung der Protagonisten. In gewisser
Weise ist True Grit auch ein Abgesang auf den
alten Westen: Anwälte beherrschen jetzt das Geschehen und Marshalls
wie Rooster Cogburn, die erst schießen und dann fragen, gehören
einer aussterbenden Gattung an – aber noch sind sie eben nicht
bereit abzutreten.
So kommt es dann am Ende des Films zu einem
unvergesslichen Showdown: Rooster und die Bösewichter sitzen sich
auf ihren Pferden auf einer Lichtung gegenüber wie mittelalterliche
Ritter. Nach den üblichen Beschimpfungen übertreibt es Ned Pepper
(„Mutige Worte, für einen einäugigen, fetten alten Mann)“. Das
lässt sich der Duke nicht bieten und nimmt den Zügel in die Mund,
in die rechte Hand sein Gewehr, in die Linke den Colt und reitet
auf Ned Pepper und Konsorten los; der Duke bleibt eben der Duke,
auch wenn er sich als Rooster Cogburn verkleidet…True
Grit eben. Die Performance der anderen Darsteller ergänzt
Waynes Glanzvorstellung, unter den Bösewichtern sind u.a. Robert
Duvall und Dennis Hopper. Über Kim Darbys Performance streiten sich
die Fachleute, es ist aber wohl kein Zufall, dass dies ihr einziger
großer Film war.Bildqualität
-
Technik: MPEG-4/AVC, Aspect Ratio 16: 9 Vollbild
1,78:1 , 1920*1080p
-
gute Schärfe im Nahbereich und Aufnahmen aus
mittlerer Distanz
-
Studio,- bzw. Innenaufnahmen sehen sehr gut
aus
-
Tiefenschärfe nicht optimal, verschwommene
Hintergründe und verwaschene Details bei Szenen im Freien und
Aufnahmen aus größerer Distanz
-
teilweise unruhiger
Bildstand
-
warme, herbstliche und natürliche
Farben
-
Schwarzwert überraschend gut, kaum
Blackcrushing
-
guter, sanft ansteigender
Kontrast
-
Detaillierung und Durchzeichnung auf gutem bis
mittlerem Niveau
-
leichtes elektronisches Rauschen,
wenig Graining
Die Titelsequenz weckt schlimmste Befürchtungen
(Bildfehler, unruhiger Bildstand, schlechte Tiefenschärfe), diese
erfüllen sich zum Glück nicht. Der Film sieht für einen Oldie gut
aus. Die mangelnde Tiefenschärfe ist mehr dem verwendeten Equipment
als dem Transfer anzulasten (hier sieht man gut den Unterschied
etwa zu Vistavision in Der Schwarze Falke). Dennoch ist
dies ein Transfer der Potenzial nach oben hat. Es drängt sich
dennoch der Eindruck auf, dass bei mehr Aufwand und größerer
Sorgfalt deutlich mehr drin gewesen wäre.Tonqualität
-
Deutsch DD 2.0 (Mono), Englisch DTS-HD MA 5.1,
Englisch DD 2.0 (Mono) u.w.m.
-
Mono Ton, daher keine
Räumlichkeit
-
Geräusche sind natürlich, aber teilweise blechern
und kraftlos
-
schöner, stimmiger Score von Altmeister Elmer
Bernstein
-
Originalspur ist kräftiger und besitzt mehr
Dynamik
Die beiden Mono Spuren sind etwa auf gleichem
Niveau, wobei die englische Spur in einer restaurierten Fassung
vorliegt und deutlich frischer klingt. Der DTS-HD MA 5.1 Upmix ist
nicht jedermanns Sache, besitzt zwar mehr Dynamik, wirkt aber nicht
so natürlich wie die Mono Tonspur.Extras
-
Audiokommentar von Jeb Rosebrook, Bob Boze Bell
und J. Stuart Rosebrook
-
Wahres
Schreiben
-
Die Arbeit mit dem
Duke
-
Aspen Gold: Die Locations von
True Grit
-
Das Gesetz und die
Gesetzlosen
-
Kinotrailer (HD)
Bis auf eine Ausnahme haben die Featurettes Promo
Charakter. Der Beitrag "Wahres Schreiben" thematisiert die Adaption
der Buchvorlage durch Marguerite Dumas. Sie war eine der wenigen
weiblichen Drehbuschreiberinnen mit Starstatus, die aber als "linke
Aktivistin" auf der Schwarzen Liste Hollywood stand, keine
Engagements mehr bekam und zeitweise nur unter Pseudonym Arbeit
fand. Doch ausgerechnet der rechte und erzkonservative Wayne
bestand auf ihrer Verpflichtung und setzte sie dem Studio gegenüber
durch.
Die restlichen Beiträge können da
nicht mithalten. Sie verlieren sich entweder in
pseudointellektuellem Geschwafel, unkritischer "Wayne"
Heldenverehrung oder bleiben viel zu oberflächlich. Immerhin ist
für "Extra Freaks" der Audiokommentar interessant, ist er doch
unterhaltsam und leidlich informativ
Fazit
True Grit hat nicht
den Transfer bekommen, den der Klassiker eigentlich verdient hätte,
aber das Ergebnis ist dennoch akzeptabel. Die Bildqualität ist bis
auf Schwächen bei der Tiefenschärfe und Detaillierung gut gelungen
und stellt im Vergleich zur DVD einen deutlichen Schritt nach vorn
dar. Der unspektakuläre Mono Sound ist das, was er ist: So nah am
Original wie möglich, während der englische HD Upmix der Tonspur
auch nicht völlig überzeugend ausgefallen ist. Enttäuschend ist die
Zusatzausstattung, es gibt für Filmfans nichts Neues zu entdecken
und die Beiträge sind wenig informativ.
Obwohl Wayne in Der Schwarze Falke oder Red
River zweifellos größere darstellerische Leistungen
zeigte, gehörten dem bei der Oscarverleihung schon vom Krebs
gezeichneten Westernstar die Sympathien des Publikums für seinen
Mut, sich mit True Grit selbst auf die Schippe zu
nehmen. Das Schöne ist, dass dies eben kein oberflächliches
Heldenepos ist und er im Mädchen Mattie ein starken Widerpart hat,
der er mit Respekt und Zuneigung begegnet: Er akzeptiert, dass sie
der Vorbote neuer Zeiten ist. Die Zeiten für echte Kerle und alte
Machos sind bald vorbei, aber solange Rooster noch auf ein Pferd
steigen, eine Flasche Whiskey heben, Reiskekse mümmeln und einen
Revolver tragen kann, besteht noch Hoffnung. Schlicht ein Muss.
(fb)
Gesamtbewertung:6P
Story 9P
Bild 7P
Ton 6P
Extras 6P
Equipment:
Full- HD Beamer: Epson TW 4400 LPE, Celexon
Leinwand 2,70*1,58m
Player: Panasonic
BD-80
AV-Receiver: Marantz
SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater
80
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde
Geschrieben: 30 Mai 2011 14:28
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Sawasdee1983 ist im Urlaub
Für mich zwar nicht der beste John Wayne Film, aber trotzdem immer
noch ein genialer Streifen. Toll geschriebene Review dem ich in
allen Punkten nur zustimmen kann. Lustig, sonst ist immer der
Partner von Wayne nen Alki, aber kaum spielt er mal einen gibts
gleich nen Oscar. Aber er spielt das auch wirklich klasse.
MfG Pierre
Sawasdee1983
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Serienbereich
Geschrieben: 30 Mai 2011 15:48
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Schönes Review! War besonders von Bildtransfer angetan, den ich
sogar noch etwas besser sehen würde, als Frank. Auf jeden Fall ein
sehenswerter Klassiker. Fand Mattie jetzt auch gar nicht mal sooo
nervig. ;)
Geschrieben: 01 Juni 2011 11:15
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Schönes Review zu einem guten Western. Habe den Film auf DVD und
dabei bleibt es in diesem Fall auch.
Geschrieben: 26 Juni 2011 08:22
Zitat:
John
Wayne muss man als Rooster Cogburn erlebt haben, ansonsten lebt man
mit einer filmischen Bildungslücke.
Ja - da muss ich dir völlig recht geben. Habe nun endlich den Film
auch gesehen und bin ehrlich gesagt begeistert. Der sprühende Witz
und v.a. Waynes Spiel sind einfach genial. Einen kurzweiligeren
Western mit noch mehr komischen Wortgefechten gibts nur mehr bei
Bud Spencer. :rofl: Für mich nach Rio Bravo und The Good, the
bad.... der beste Western. Im Gegensatz dazu bin ich bei "Spiel mir
das Lied vom Tod" fast eingeschlafen.^^
Tolles Review, toller Film! :thumb:
Geschrieben: 26 Juni 2011 13:14
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Zitat:
Zitat von Patrick_Star
Im Gegensatz dazu bin ich bei "Spiel mir das Lied vom Tod" fast
eingeschlafen.^^
Tztztz, Matthes, also wirklich.....:rofl:
Geschrieben: 26 Juni 2011 13:19
Ich hab mich eh die ganze Nacht geschämt! :rofl:
Geschrieben: 26 Juni 2011 13:26
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Na das will ich hoffen. Gegen Spiel mir das Lied vom Tod ist True
Grit Sonntagnachmittagunterhaltung. :rofl:
Außerdem spielt da die schönste Frau aller Zeiten mit. Also bitte.
;)
Geschrieben: 26 Juni 2011 13:35
Zitat:
Na das will ich hoffen. Gegen Spiel mir das Lied
vom Tod ist True Grit Sonntagnachmittagunterhaltung. :rofl:
Naja, die internat. Kritiken waren aber nicht weit auseinander
=>
http://www.rottentomatoes.com/m/true_grit/
True Grit 89%
http://www.rottentomatoes.com/m/once_upon_a_time_in_the_west/
Spiel mir das Lied vom Tod 98%
Also gerade einmal 9% Unterschied. Hätte ich mich doch nicht
schämen müssen. :rofl: Bin halt nicht wirklich ein Bronson-Fan. Da
ist mir Eastwood oder Wayne einfach lieber bzw vermitteln für mich
mehr Atmosphäre.
Zitat:
Außerdem spielt da die schönste Frau aller
Zeiten mit. Also bitte. ;)
Ja na gegen die hab ich eh nix. :rofl:
Geschrieben: 26 Juni 2011 13:45
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Na immerhin 9%. Ich denke, das bildet den Unterschied aber ganz gut
ab. ;)