Hier meiin Review zu The Town, Ben Afflecks 2. Film als Regisseur
ist wieder ein Heimatfilm (spielt erneut in seiner Heimatstadt
Boston) und eine echte Entdeckung.
The Town
Schon mit seinem Regie Erstling Gone baby Gone gelang dem
Schauspieler, Drehbuchautor und Produzenten Ben Affleck ein
Einstand nach Maß. Die Verfilmung des Romans von Dennis Lehane,
glänzt mit einer spannenden Story, einem emotional berührenden
Dilemma, grandiosen Darstellerleistungen und der realistischen
Inszenierung von Afflecks Heimatstadt Boston.
Gemäss dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ inszeniert der
Ehemann von „Alias“ Aktrice Jennifer Garner auch seinen zweiten
Film in vertrauten Gefilden. Wieder spielen Boston und seine
Bewohner eine zentrale Rolle in dem Thriller um eine Gruppe
kaltblütiger professioneller Bankräuber, deren Überfälle immer
gewagter und brutaler werden, während ihnen das FBI hart auf den
Fersen ist. Gelingt es Affleck, der diesmal auch selbst eine der
Hauptrollen übernahm, auch mit seinem zweiten, nun deutlich
actionlastigeren Werk zu überzeugen und Action und Anspruch zu
verbinden?
Story
Der Bostoner Vorort Charlestown ist für die Vielzahl an Bank- und
Raubüberfällen berüchtigt. Dieses Arme-Leute-Viertel wird vom
irischen Mob beherrscht, für diesen sind auch Doug MacRay und seine
Freunde als professionelle Räuber tätig. Schon ihre Väter waren
professionelle Kriminelle und die Söhne führen dieses Leben weiter.
Doug ist der Kopf der Bande und plant ihre Überfälle so minutiös,
dass die eigentliche Durchführung schon fast zur Routine
gerät.
Doch beim letzten Überfall nehmen sie die Bankangestellte Claire
als Geisel und lassen sie nach ihrer Flucht wieder frei.
Ausgerechnet Doug verliebt sich in Claire, was seine Kollegen
misstrauisch macht, denn auch das FBI ist inzwischen auf Ihrer
Fährte und vielleicht kann Claire ja doch einen der Gangster
identifizieren. Gleichzeitig bereitet Doug schon den nächsten Coup
vor und gerät zwischen alle Fronten.
Wie schon in Gone Baby Gone liefert Affleck wieder einen klasse
Film ab. Nicht ohne Grund sehen viele in ihm bereits den Nachfolger
von Clint Eastwood. Denn wie auch beim Altmeister stehen in
Afflecks Filmen die Story und nicht Action im Vordergrund, obwohl
The Town auch in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat. The Town
begeistert vielmehr damit, dass die Stadt Boston als natürlicher
Hauptdarsteller mitspielt - hier ist nichts gekünstelt oder dient
als attraktive Kulissentapete zur Präsentation von hübschen
Nachwuchsstars. Nein, dieser Schauplatz ist echt, lebendig,
natürlich und macht gerade dadurch auch die Charaktere glaubhafter,
realer und deren Motivationen nachvollziehbar.
Dazu gesellt sich eine erstklassige Darstellerriege aus der John
Hamm (Mad Men) und Jeremy Renner (The Hurt Locker) herausstechen.
Insbesondere Renner ist eine Wucht, es gelingt ihm mit einem
Gesichtsausdruck mehr zu sagen, als anderen mit 20 Seiten Text.
Sein Charakter geht den bewusst eingeschlagenen Weg mit bitterer
Konsequenz und kalter Entschlossenheit, bis zu seinem Ende voller
dunkler, fast poetischer Schönheit - einfach atemberaubend gut.
John Hamm als fast ebenso skrupelloser FBI Agent steht dem kaum
nach, aber auch die die übrigen Darsteller sind, abgesehen
vielleicht von Blake Lively, ideal besetzt (Titus Welliver, Pete
Posthlewait, Roxanne Hall).
Das Schöne: Der Regisseur gibt seinen Darstellern Raum zur
Entfaltung und Ausgestaltung ihrer Charaktere, was die
Heimatverbundenheit und Echtheit der Protagonisten erhöht. Schnitt
und Kameraführung halten sich mit besonderen "Spielchen" zurück und
sind fast als konventionell zu bezeichnen. Sie ordnen sich ganz der
Erzählung unter und der realistisch-natürliche Look trägt ebenfalls
zum Lokalkolorit bei. Die Story ist dicht und packend; die Spannung
baut sich langsam, aber stetig auf und liefert Actionfans ein
grandioses Finale in bester Heat Manier. Aber auch sentimentale
Romantiker kommen nicht zu kurz, denn der Film gönnt seinem
Hauptdarsteller ein Happy End, das zwar nicht den typischen
Hollywood Standards entspricht, ihn aber zufrieden in den Abspann
entlässt. Ein klasse Gangster Drama mit sehr guter Story und
emotionalen Tiefgang.
Bildqualität
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MPEG4-AVC Codec, Ansichtsverhältnis 2,35:1, Full HD
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Realistisch-natürlicher Bildeindruck
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warme, starke Farben
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sehr gute Schärfe und sehr hohe Detaillierung bei Nahaufnahmen
und Einstellungen aus mittlerer Distanz
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mangelnde Tiefenschärfe, bzw. plastischer Eindruck bei Fern- und
Panoramaaufnahmen
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bis auf wenige Szenen sehr guter Schwarzwert
-
vereinzelt wird ein dokumentarischer Look erzeugt (viel
natürliches Licht, keine Ausleuchtung), worunter dann auch der
Schwarzwert leidet
Hervorragender Transfer, der ein sehr gutes HD Erlebnis produziert.
Die Schärfe und Durchzeichnung sind bei Nahaufnahmen exzellent,
während die immer mal eingestreuten Panoramaaufnahmen der Stadt
etwa an Plastizität und Tiefenschärfe vermissen lassen.
Tonqualität
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Deutsch DD 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1 u.w.m.
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gute Dialogverständlichkeit
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kein deutscher HD-Sound
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gezielter, z.T. brachialer Einsatz von Surroundeffekten, z.B.
während der Überfälle
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gelungene Abmischung
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gute Räumlichkeit, z.B. Verortung der Sprecher im Raum
möglich
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gelungener Score der die Handlung adäquat unterstützt
Das größte Manko der Audiospur ist nicht die fehlende deutsche
HD-Tonspur, obwohl sich im direkten Vergleich mit dem englischen
Pendant klare Nachteile bzgl. Dynamik und Auflösung feststellen
lassen. Nein, der eigentliche Nachteil ist die Synchronisation. Ihr
gelingt es zu keiner Zeit das Lokalkolorit zu transportieren.
Dadurch verliert der Film in der deutschen Fassung entscheidende
Merkmale, welche in der englischen Fassung ungemein zur
atmosphärischen Dichte beitragen.
Extras
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Extended Cut in englischer Originalsprache (Laufzeit: ca. 154
Minuten)
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Bens Boston
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Darsteller, Regisseur und Drehbuchautor Ben Affleck nimmt Sie
mit zum Filmdreh in seine Heimatstadt
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Die Kathedrale des Baseballs
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Bewaffnete Nonnen: Der Filmdreh im North End
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Wie man den perfekten Coup durchzieht
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The Town – Stadt ohne Gnade
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Audiokommentar mit Ben Affleck
Die Zusatzausstattung ist umfangreich und hat einiges zu bieten.
Der Extended Cut stellt für englischsprachige Zuschauer eine klasse
Ergänzung dar. Denn es handelt sich fast ausschließlich um
erweiterte Szenen, die den Film besser machen, weil sie die
Darstellungen der Charaktere nochmals vertiefen. Da der Film aber
auch im Kino nur in der kürzeren Version lief, sind diese Szenen
leider nicht synchronisiert oder per „seamless branching“
eingearbeitet worden; man hat nur die Wahl zwischen der deutschen
Kinofassung oder dem englischen Extended Cut. Die übrigen Features
liefern Hintergrundinfos zu Boston sowie den gezeigten Verbrechen;
nett und informativ, aber auch nicht mehr.
Fazit
Die Technik stimmt: Der beabsichtigte realistisch-natürliche Look
wird sehr gut vermittelt. Ein Blockbuster, bzw. Referenzbild sollte
man nicht erwarten, dennoch ist das HD-Bild sehr gut und absolut
zufriedenstellend. Beim Ton ist gilt ähnliches, allerdings ist die
englische Tonspur nochmals deutlich besser, weil dynamischer und
feiner aufgelöst. Dafür ist die Sprachverständlichkeit der
deutschen Tonspur immer gegeben.
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten - Ja! Mit The Town
gelingt Ben Affleck nach Gone, Baby Gone gleich zum zweiten Mal die
Quadratur des Kreises: Intelligentes, aufwühlendes Charakter- und
Erzählkino, das ungeheuer spannend und emotional berührend ist.
Dazu gibt’s toll inszenierte, glaubwürdige Action, das ist
Unterhaltungskino vom Feinsten. Absolute Empfehlung, zumal
englischsprachigen Zuschauern mit der Beigabe des Extended Cut ein
echtes Schmankerl serviert wird. (fb)
Gesamtbewertung: 7P
Story - 9
Bild - 8
Ton - 7
Extras - 7
Full- HD Beamer: Epson TW 4400 LPE, Celexon Leinwand
2,70*1,58m
Player: Panasonic BD-80
AV-Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde