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Lebanon

Gestartet: 23 Apr 2011 21:07 - 3 Antworten


Veröffentlichung:
13.05.2011
Laufzeit:
93 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 23 Apr 2011 21:07

Patrick_Star

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Nicht erst seit den schweren Protesten in Syrien, Ägypten oder Tunesien der vergangenen Wochen herrscht im Nahen Osten eine ständige Unruhe. Oftmals stand in der Vergangenheit Israel im Zentrum der Kämpfe. Der im Jahre 1948 durch die Teilung Palästinas entstandene Staat befindet sich seit seiner Entstehung beinahe im Dauerkriegszustand. Sei es die Suezkrise, der Unabhängigkeitskrieg und der 1967 stattgefundene Sechstagekrieg gegen Ägypten um die Halbinsel Sinai. Doch auch danach kam das Land nicht zur Ruhe. Im Juni 1982 begann der viermonatige, erste Libanonkrieg. Vorangegangen waren ständige Übergriffe der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) auf israelische Zivilisten. Regisseur Samuel Maoz verarbeitet in Lebanon seine eigenen Erfahrungen als Panzerschütze im damaligen Libanonkrieg.

Story

Juni 1982 – der Libanonfeldzug hat soeben begonnen. Nachdem die israelische Luftwaffe bereits ganze Dörfer und Städte in Schutt und Asche gelegt hat, rücken die Bodentruppen in die ihnen zugewiesenen Bereiche vor und sichern das Gelände, mit dabei ein Panzer, deren Insassen aus den vier jungen und völlig unerfahrenen Soldaten Shmulik, Assil, Hertzel und Yigal sowie einer Handvoll Fallschirmspringer bestehen. Viel ist von den Städten nicht übrig geblieben und ausgebombte Häuser prägen das Bild. Überall liegen abgetrennte Gliedmaßen und tote Körper, was die von den Geschehnissen traumatisierten Überlebenden nicht zur Ruhe kommen lassen. Erst zu spät erkennt die Einheit, dass sie durch diverse Kämpfe von der eigentlichen Route abgewichen und nun von syrischen Söldnern umgeben sind.

Hervorragende Filme über den Krieg gibt es zuhauf, sei es Der Soldat James Ryan, City of Life and Death, Apocalypse Now oder Full Metal Jacket. Im Gegensatz zu den genannten Titeln, beschränkt sich die Sicht in Lebanon lediglich auf das kleine Sichtfeld des Okulars des Panzerschützen. Außenaufnahmen gibt es bis auf zwei Einstellungen (zu Beginn beziehungsweise am Ende) keine. Zusammen mit der Enge, dem Schmutz und der Dunkelheit im Panzer wird eine teils sehr beklemmende, klaustrophobische Stimmung geschaffen, die allerdings nicht an jene von Das Boot heranreicht. So sicher die vier Soldaten in dem Stahlkoloss zu sein scheinen, so unübersichtlich gestalten sich die ständigen Kampfsituationen. Durch das kleine Visier kann der Kanonier lediglich einen kleinen Bildausschnitt wahrnehmen und ist vor allem in der Stadt ständig auf die Aufklärung durch die Fallschirmjäger angewiesen.

Trotz der Größe und Kampfstärke des Panzers, ist man den flinken und immer die Stellung wechselnden PLO-Anhängern unterlegen. Dieser Umstand schlägt sich selbstredend auch auf die Stimmung von Shmulik, Assil, Hertzel und Yigal nieder. Die Anfänger machen von Beginn an alles falsch und lassen beinahe Zweifel an der Ausbildung der israelischen Armee aufkommen, die als die schlagkräftigste Truppe (sowohl ausbildungs- wie waffentechnisch) im Nahen Osten gilt. Gerade der Kanonier zeigt Nerven, denn bisher waren leblose Fässer seine einzigen Ziele. Einen Menschen kaltblütig zu töten, obwohl dieser ein Feind ist, kristallisiert sich für ihn beinahe als ein Ding der Unmöglichkeit heraus. Doch durch seine Unschlüssigkeit kommt einer seiner Kameraden ums Leben.

Von diesem Zeitpunkt an hat der Krieg seine Fassade als Abenteuer verloren und die Grausamkeit rückt in den Vordergrund. Bei allem Lob sind leider auch einige Kritikpunkte vorhanden. Zum einen nervt die schrille und dominante elektrische Verstellung der Kanone (und damit auch des Visiers) auf Dauer. Zum anderen verwehrt der starre Blick aus dem Panzer dem Zuschauer einen weiträumigeren Blick auf den damaligen Konflikt und die Vorgehensweise der israelischen Armee. Hier hätte eine Übersichtskarte beziehungsweise erklärende Texteinblendungen Abhilfe geschaffen.

Auch die Kritik am Krieg und dem rücksichtslosen Morden fällt zu schwach aus. Statt einer tiefgründigen Diskussion lässt Regisseur Samuel Maoz in bester Spendenwerbe-Manier ein Kind, eine Frau und einen alten Mann sekundenlang in Großaufnahme in die Kamera starren, um so das Mitleid der Zuseher zu erwecken. Trotz aller Beanstandungen ein sehr guter Antikriegsfilm, der dem Zuschauer einen doch gänzlich anderen Blick in die Ereignisse gewehrt als die meisten Genrekollegen

Bildqualität
  • MPEG4/AVC Codec, 1080p – 24p, Ansichtsverhältnis 1,85:1 – 16:9

  • Leichtes bis mittelstarkes Filmkorn

  • guter Schwarzwert mit gelegentlichem Blackcrushing

  • generell weiches Bild

  • einwandfreier Schärfegrad nur während wenigen Close Ups

  • Durchzeichnung schwankend von Mittelmaß bis hervorragend

  • Gelb-/Grünstich des Bildes

Der Transfer ist gelungen, allerdings fehlt es doch immer wieder an ausreichender Schärfe. Dies stört weniger bei den hektischen Aufnahmen des Geschehens außerhalb des Panzers durch das kleine Zielfernrohr, sondern viel mehr bei den vielen Nahaufnahmen. Dass es auch besser geht, beweisen besonders diverse Shots in der zweiten Hälfte des Films.


Tonqualität
  • Deutsch DTS-HD MA 5.1

  • exzellente Räumlichkeit mit extrem guten diagonalen Effekten

  • gute Dialogverständlich (abgesehen von den Funksprüchen, welche immer wieder von Rauschen unterleget sind)

  • Widerhall von Geräuschen im Panzer hervorragend

  • einwandfreie Präzision

  • tiefe, kräftige und trotzdem stets exakte Subwoofereinsätze

  • spärlich, dafür allerdings umso effektvoller eingesetzte Musikuntermalung

Die Tonspur darf ohne Übertreibung als Referenzspur betrachtet werden, die den Vergleich mit aktuellen Hollywoodblockbustern nicht zu scheuen braucht. Vor allem die vielen diagonalen Effekte verwandeln das Wohnzimmer in einen Kriegsschauplatz. Auch der Subwoofer spielt wunderbar kräftig und druckvoll auf.


Ausstattung
  • Audiokommentar des Regisseurs

  • Making Of

  • Trailer

Völlig unverständlich ist das absolut magere Bonusmaterial. Von Dokumentationen über die damaligen Ereignisse bis hin zu Augenzeugenberichten oder kurzen Erörterung der Schauplätze wäre so viel möglich gewesen. Das 25-minütige Making Of gibt zwar einige Einblicke, der Überblick bleibt allerdings oberflächlicher Natur.

Fazit

Das größte bildtechnische Problem liegt in der inkonsistenten Bildschärfe und dem gelegentlichen Absaufen von Details. Das Korn hingegen passt richtig gut zur Atmosphäre und gibt dem Film den gewissen schmutzigen Touch, den man schon von Der Soldat James Ryan kennt. Die Tonspur schlägt richtig ein und liefert Sound auf Referenzniveau. Es vergeht kaum eine Minute, in der die hinteren Lautsprecher völlig verstummen. Leider wurde an den Extras unnötigerweise gespart. Gerade die ständigen Konflikte, in die Israel nun schon seit Jahrzehnten verwickelt ist, hätte Material genug für eine tiefgründige Dokumentation hergegeben.

Lebanon zeigt den Krieg auf eine noch nie dagewesene Weise, nämlich komplett aus der Sicht einer Panzerbesatzung, bestehend aus Anfängern. Die Ängste der jungen Männer wirken nicht nur außerordentlich real, sie sind auch völlig nachvollziehbar und verständlich. Zwar lässt die Kritik am Krieg zu wünschen übrig, trotz allem ist Samuel Maoz ein Film gelungen, den man gesehen haben sollte.

Story 8/10
Bild 7/10
Ton 10/10
Extras 3/10
Overall 7/10

Equipment

Epson TW 4400 LPE / 110“ Leinwand
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC
#2
Geschrieben: 07 Mai 2011 07:26

Schoormann

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Gut geschrieben, Matthias. :thumb:

Hatte mich ja auf das Review gefreut, es aber irgendwie erst jetzt entdeckt.
Ich hatte den Film damals im O-Ton gesehen.. und fand ihn auch sehr gut.
#3
Geschrieben: 07 Mai 2011 08:06

Patrick_Star

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Du hast mich auf den Film aufmerksam gemacht - du hast den einem anderen User empfohlen :) :) :pray:

Daher war ich ganz glücklich, dass ich ihn ergattern konnte.
#4
Geschrieben: 07 Mai 2011 10:00

Qidschibo

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Klasse Review. Danke dir für deine, wie immer kompetente, Kritik. Fand den Trailer damals schon sehr ansprechend und werde mir den Film definitiv holen.


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