Nicht erst seit den schweren Protesten in Syrien, Ägypten oder
Tunesien der vergangenen Wochen herrscht im Nahen Osten eine
ständige Unruhe. Oftmals stand in der Vergangenheit Israel im
Zentrum der Kämpfe. Der im Jahre 1948 durch die Teilung Palästinas
entstandene Staat befindet sich seit seiner Entstehung beinahe im
Dauerkriegszustand. Sei es die Suezkrise, der Unabhängigkeitskrieg
und der 1967 stattgefundene Sechstagekrieg gegen Ägypten um die
Halbinsel Sinai. Doch auch danach kam das Land nicht zur Ruhe. Im
Juni 1982 begann der viermonatige, erste Libanonkrieg.
Vorangegangen waren ständige Übergriffe der PLO (Palästinensische
Befreiungsorganisation) auf israelische Zivilisten. Regisseur
Samuel Maoz verarbeitet in
Lebanon seine eigenen
Erfahrungen als Panzerschütze im damaligen Libanonkrieg.
Story
Juni 1982 – der Libanonfeldzug hat soeben begonnen. Nachdem die
israelische Luftwaffe bereits ganze Dörfer und Städte in Schutt und
Asche gelegt hat, rücken die Bodentruppen in die ihnen zugewiesenen
Bereiche vor und sichern das Gelände, mit dabei ein Panzer, deren
Insassen aus den vier jungen und völlig unerfahrenen Soldaten
Shmulik, Assil, Hertzel und Yigal sowie einer Handvoll
Fallschirmspringer bestehen. Viel ist von den Städten nicht übrig
geblieben und ausgebombte Häuser prägen das Bild. Überall liegen
abgetrennte Gliedmaßen und tote Körper, was die von den
Geschehnissen traumatisierten Überlebenden nicht zur Ruhe kommen
lassen. Erst zu spät erkennt die Einheit, dass sie durch diverse
Kämpfe von der eigentlichen Route abgewichen und nun von syrischen
Söldnern umgeben sind.
Hervorragende Filme über den Krieg gibt es zuhauf, sei es
Der Soldat James
Ryan,
City of Life and
Death,
Apocalypse
Now oder
Full Metal
Jacket. Im Gegensatz zu den genannten Titeln,
beschränkt sich die Sicht in
Lebanon lediglich auf
das kleine Sichtfeld des Okulars des Panzerschützen. Außenaufnahmen
gibt es bis auf zwei Einstellungen (zu Beginn beziehungsweise am
Ende) keine. Zusammen mit der Enge, dem Schmutz und der Dunkelheit
im Panzer wird eine teils sehr beklemmende, klaustrophobische
Stimmung geschaffen, die allerdings nicht an jene von
Das
Boot heranreicht. So sicher die vier Soldaten
in dem Stahlkoloss zu sein scheinen, so unübersichtlich gestalten
sich die ständigen Kampfsituationen. Durch das kleine Visier kann
der Kanonier lediglich einen kleinen Bildausschnitt wahrnehmen und
ist vor allem in der Stadt ständig auf die Aufklärung durch die
Fallschirmjäger angewiesen.
Trotz der Größe und Kampfstärke des Panzers, ist man den flinken
und immer die Stellung wechselnden PLO-Anhängern unterlegen. Dieser
Umstand schlägt sich selbstredend auch auf die Stimmung von
Shmulik, Assil, Hertzel und Yigal nieder. Die Anfänger machen von
Beginn an alles falsch und lassen beinahe Zweifel an der Ausbildung
der israelischen Armee aufkommen, die als die schlagkräftigste
Truppe (sowohl ausbildungs- wie waffentechnisch) im Nahen Osten
gilt. Gerade der Kanonier zeigt Nerven, denn bisher waren leblose
Fässer seine einzigen Ziele. Einen Menschen kaltblütig zu töten,
obwohl dieser ein Feind ist, kristallisiert sich für ihn beinahe
als ein Ding der Unmöglichkeit heraus. Doch durch seine
Unschlüssigkeit kommt einer seiner Kameraden ums Leben.
Von diesem Zeitpunkt an hat der Krieg seine Fassade als Abenteuer
verloren und die Grausamkeit rückt in den Vordergrund. Bei allem
Lob sind leider auch einige Kritikpunkte vorhanden. Zum einen nervt
die schrille und dominante elektrische Verstellung der Kanone (und
damit auch des Visiers) auf Dauer. Zum anderen verwehrt der starre
Blick aus dem Panzer dem Zuschauer einen weiträumigeren Blick auf
den damaligen Konflikt und die Vorgehensweise der israelischen
Armee. Hier hätte eine Übersichtskarte beziehungsweise erklärende
Texteinblendungen Abhilfe geschaffen.
Auch die Kritik am Krieg und dem rücksichtslosen Morden fällt zu
schwach aus. Statt einer tiefgründigen Diskussion lässt Regisseur
Samuel Maoz in bester Spendenwerbe-Manier ein Kind, eine Frau und
einen alten Mann sekundenlang in Großaufnahme in die Kamera
starren, um so das Mitleid der Zuseher zu erwecken. Trotz aller
Beanstandungen ein sehr guter Antikriegsfilm, der dem Zuschauer
einen doch gänzlich anderen Blick in die Ereignisse gewehrt als die
meisten Genrekollegen
Bildqualität
-
MPEG4/AVC Codec, 1080p – 24p, Ansichtsverhältnis 1,85:1 –
16:9
-
Leichtes bis mittelstarkes Filmkorn
-
guter Schwarzwert mit gelegentlichem Blackcrushing
-
generell weiches Bild
-
einwandfreier Schärfegrad nur während wenigen Close
Ups
-
Durchzeichnung schwankend von Mittelmaß bis
hervorragend
-
Gelb-/Grünstich des Bildes
Der Transfer ist gelungen, allerdings fehlt es doch immer wieder an
ausreichender Schärfe. Dies stört weniger bei den hektischen
Aufnahmen des Geschehens außerhalb des Panzers durch das kleine
Zielfernrohr, sondern viel mehr bei den vielen Nahaufnahmen. Dass
es auch besser geht, beweisen besonders diverse Shots in der
zweiten Hälfte des Films.
Tonqualität
-
Deutsch DTS-HD MA 5.1
-
exzellente Räumlichkeit mit extrem guten diagonalen
Effekten
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gute Dialogverständlich (abgesehen von den Funksprüchen, welche
immer wieder von Rauschen unterleget sind)
-
Widerhall von Geräuschen im Panzer hervorragend
-
einwandfreie Präzision
-
tiefe, kräftige und trotzdem stets exakte
Subwoofereinsätze
-
spärlich, dafür allerdings umso effektvoller eingesetzte
Musikuntermalung
Die Tonspur darf ohne Übertreibung als Referenzspur betrachtet
werden, die den Vergleich mit aktuellen Hollywoodblockbustern nicht
zu scheuen braucht. Vor allem die vielen diagonalen Effekte
verwandeln das Wohnzimmer in einen Kriegsschauplatz. Auch der
Subwoofer spielt wunderbar kräftig und druckvoll auf.
Ausstattung
Völlig unverständlich ist das absolut magere Bonusmaterial. Von
Dokumentationen über die damaligen Ereignisse bis hin zu
Augenzeugenberichten oder kurzen Erörterung der Schauplätze wäre so
viel möglich gewesen. Das 25-minütige Making Of gibt zwar einige
Einblicke, der Überblick bleibt allerdings oberflächlicher
Natur.
Fazit
Das größte bildtechnische Problem liegt in der inkonsistenten
Bildschärfe und dem gelegentlichen Absaufen von Details. Das Korn
hingegen passt richtig gut zur Atmosphäre und gibt dem Film den
gewissen schmutzigen Touch, den man schon von
Der Soldat James
Ryan kennt. Die Tonspur schlägt richtig ein und
liefert Sound auf Referenzniveau. Es vergeht kaum eine Minute, in
der die hinteren Lautsprecher völlig verstummen. Leider wurde an
den Extras unnötigerweise gespart. Gerade die ständigen Konflikte,
in die Israel nun schon seit Jahrzehnten verwickelt ist, hätte
Material genug für eine tiefgründige Dokumentation
hergegeben.
Lebanon zeigt den Krieg auf eine noch nie
dagewesene Weise, nämlich komplett aus der Sicht einer
Panzerbesatzung, bestehend aus Anfängern. Die Ängste der jungen
Männer wirken nicht nur außerordentlich real, sie sind auch völlig
nachvollziehbar und verständlich. Zwar lässt die Kritik am Krieg zu
wünschen übrig, trotz allem ist Samuel Maoz ein Film gelungen, den
man gesehen haben sollte.
Story 8/10
Bild 7/10
Ton 10/10
Extras 3/10
Overall 7/10
Equipment
Epson TW 4400 LPE / 110“ Leinwand
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC