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Soylent Green

Gestartet: 12 Apr 2011 19:11 - 8 Antworten


Veröffentlichung:
08.04.2011
Laufzeit:
97 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 12 Apr 2011 19:11

Kuro77

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Soylent Green Blu-ray Review


Der Untergang der Menschheit wird vom modernen Kino immer wieder gerne zelebriert. In fast jedem Kinojahr lassen die großen Filmstudios einen hoch budgetierten Blockbuster auf das Publikum los, in der die Apokalypse in zumeist monumentalen Materialschlachten über die Zivilisation hereinbricht. Das gelingt mal durchaus anspruchsvoll, wie im Will Smith Vehikel I am Legend (2007) oder in Children of Men (2006). Oder liefert lediglich den Anlass für zügellose Zerstörungsorgien, wie in Roland Emmerichs Independence Day (1996) oder im aktuellsten Beitrag World Invasion: Battle Los Angeles.

Je nachdem, wie es der Drehbuchautor will, sind entweder aggressive Außerirdische für die Katastrophe verantwortlich oder aber die Menschheit schaufelt sich ihr eigenes Grab. Meistens liefern letztere Beiträge die intellektuell anspruchsvolleren Zukunftsvisionen, die im besten Fall unserer Gegenwart einen düsteren Spiegel vorhalten. So auch in dem Science-Fiction-Klassiker Soylent Green aus dem Jahr 1973, hierzulande besser bekannt unter dem deutschen Titel „Jahr 2022…die überleben wollen“ mit Hollywoodlegende Charlton Heston in der Hauptrolle.


Story:

Im Jahr 2022 steht die Menschheit am Abgrund. Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelknappheit und Arbeitslosigkeit bestimmen den Alltag. Die Einwohnerzahl New York Citys beläuft sich mittlerweile auf unvorstellbare 40 Millionen Menschen, über der Stadt hängt permanent eine giftgrüne Dunstwolke. Eine eigene Wohnung ist purer Luxus, die Obdachlosen stapeln sich auf den Straßen und den Treppenhäusern der verfallenen Gebäude. Unter diesen katastrophalen Bedingungen ermittelt der Polizist Robert Thorne (Heston) in einem Mordfall an einem Industriellen. Der Tatort ist eines der wenigen verbliebenen Luxusappartements, in denen die Oberen Zehntausend abgeschottet vom Rest der Welt in Wohlstand leben. Bei seinen Ermittlungen stößt Thorne bald auf Widerstände innerhalb der eigenen Behörde. Der Fall soll möglichst schnell als einfacher Raubmord zu den Akten gelegt werden. Doch der Detective vermutet ein weiter reichendes Motiv für den Mord. Er ermittelt auf eigene Faust, was sich schnell als lebensgefährliches Unterfangen entpuppt.

Soylent Green gilt als einer der ersten Öko-Science-Fiction Filme überhaupt. Nicht Außerirdische, Mutanten oder Krankheitserreger setzen der Menschheit zu. In nahezu visionärer Hellsichtigkeit werden die Folgen unserer westlichen Überflussgesellschaft bis zum bitteren Ende gedacht. Der Film entwirft dabei eine erschreckend realistische Zukunftsvision, deren Vorboten wir schon heute wahrnehmen. Dadurch hat der Film auch 40 Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Relevanz verloren und liefert das, was von anspruchsvoller Science-Fiction zu erwarten ist: sie reflektiert die Gegenwart und hält dieser den Spiegel vor.

Dabei profitiert der Film ohne Zweifel von Charlton Hestons beeindruckender Leinwandpräsenz. Hauptsächlich bekannt durch die Monumentalepen der 1950er Jahre, wie Die Zehn Gebote (1956) oder Ben Hur (1959), trägt Heston auch Soylent Green im Alleingang. Schauspieler, die eine derartig überlebensgroße Aura auf der Leinwand versprühen, sind mit dem fast vollständigen Aussterben der letzten Actionhelden in unserer heutigen Zeit schlicht und einfach nicht mehr zu finden. Mit welcher Selbstverständlichkeit sich Thorne im Film zu dem „Inventarmädchen“ Shirl (L. Taylor-Young) ins Bett legt, das er nur wenige Stunden vorher kennengelernt hat, zeigt auch, wie sehr sich das Kino im Allgemeinen in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Machotypen sind einfach nicht mehr in Mode.

Obwohl die Handlung 50 Jahre in der Zukunft spielt, verzichtet der Film auf eine übermäßig futuristische Ausstattung. Ganz im Gegenteil. Scheinbar hat sich die Menschheit in fünf Jahrzehnten kaum weiter entwickelt, sondern lebt komplett auf Abnutzung. Verdreckte Straßen, heruntergekommene Behausungen und Autowracks, die ebenfalls als Unterschlupf dienen, legen davon ein beeindruckendes Zeugnis ab. Dadurch behält der Film auch optisch jederzeit seinen Bezug zur Gegenwart.


Bildqualität:

Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung 1080p

Warners Anstrengung, hier einen HD-würdigen Transfer anzubieten, wird durchgängig deutlich. Die Farben sind kräftig, bleiben allerdings zu jeder Zeit natürlich. Besonders in Nahaufnahmen zeigt sich in vielen Szenen eine hervorragende Durchzeichnung. Schweißperlen und Gesichtsfalten sind differenziert wahrnehmbar. Auch einige Totalen bieten eine gute Tiefenschärfe.

Durchgängig zeigen sich allerdings auch einige unscharfe Aufnahmen, was unter Berücksichtigung des Alters des Filmmaterials nicht verwundert und auch teilweise auf Fokussierungsprobleme beim Dreh zurück zu führen ist. Der Schwarzwert bewegt sich allgemein auf gutem Niveau, in einigen dunklen Szenen gehen trotzdem teilweise Details verloren. Übermäßiges Filmkorn oder gar Rauschen ist nicht wahrnehmbar. Insgesamt liegt hier ein überzeugender Transfer vor.


Tonqualität:

Technik: Deutsch Dolby Digital 1.0, Englisch DTS-HD Master Audio 1.0

Auf technischer Seite ist der Ton ohne Zweifel der große Schwachpunkt dieser Veröffentlichung. Warner mutet dem zahlenden Kunden hier tatsächlich eine Mono Spur zu, die das Alter des Films zu keiner Zeit verbirgt. Zwar ist eine gute Sprachverständlichkeit stets gegeben, die Akustik präsentiert sich jedoch altbacken und dumpf. Hier sollte sich Warner ein Beispiel an anderen Studios, wie zum Beispiel Disney nehmen, die aus einer noch wesentlich älteren Mono Tonspur einen mehr als ansprechenden 7.1 HD-Ton zaubern. So muss man Warner hier leider reine Profitmaximierung attestieren, was für echte Filmfans einmal mehr einen Schlag ins Gesicht bedeutet.


Ausstattung:

Der Audiokommentar mit Regisseur Richard Fleischer und Nebendarstellerin Leigh Taylor-Young bildet das Kernstück der Sonderausstattung. Darüber hinaus wird eine äußerst oberflächliche, 10minütige Making-Of Featurette aus der Entstehungszeit des Films geboten. Ein etwa 5minütiges Feature liefert Impressionen von der Ehrung Edward G. Robinsons seitens des Filmstudios MGM, der mit der Rolle des Sol Roth hier in seinem 101. Film mitspielt. Es sollte sein letzter sein. Der Schauspieler verstarb zwei Wochen nach Beendigung der Dreharbeiten an Krebs. Abgerundet wird das Bonusmaterial durch den US-Kinotrailer. Alle Extras liegen in Standard Definition vor.


Fazit:

Die Bildqualität hält zwar nicht mit aktuellen Kinoproduktionen mit, für einen 40 Jahre alten Film überzeugt der Transfer jedoch fast durchgängig. Die Tonspur stellt dagegen eine herbe Enttäuschung dar. Mit etwas mehr Willen seitens Warner wäre hier wesentlich mehr möglich gewesen. Bis auf den Audiokommentar sind die Extras kaum der Rede wert.

Soylent Green liefert eine der ersten und eindrucksvollsten Dystopien der Filmgeschichte, die auch 40 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Relevanz verloren hat. Eindringlich und schockierend wird vor dem Hintergrund eines rätselhaften Kriminalfalls unserer heutigen Überflussgesellschaft der Spiegel vorgehalten. Charlton Heston wirft einmal mehr seine ganze Leinwandpräsenz in die Waagschale und führt den Zuschauer durch diese trost- und hoffnungslose Zukunft, die noch ein letztes, schockierendes Geheimnis bereithält. Wer also von einem Science-Fiction-Film mehr erwartet, als oberflächliches Radaukino, dem sei dieser zeitlose Klassiker wärmstens empfohlen.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 3/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Soylent Green Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testequipment:

TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)
#2
Geschrieben: 12 Apr 2011 19:18

Patrick_Star

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Ist gekauft - ich danke dir. Monoton...nun ja, hat auch einen gewissen Charme wie ich finde. :)
#3
Geschrieben: 12 Apr 2011 19:18

Gonzo71

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Danke für ein tolles Review, zu einem Klassiker des anspruchsvolleren SciFi Films! :thumb:
So Long, and Thanks For All the Fish.
Michael
 
 
#4
Geschrieben: 12 Apr 2011 21:07

Dagoba

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Ganz ehrlich? Ich hab den noch nicht gesehen :o Werde ich aber schnellstens nachholen.

Danke für das tolle Review :thumb:


Club der Steeljunkies

Is it progression if a cannibal uses a fork?;-)

Viele Grüße
Stefan
#5
Geschrieben: 12 Apr 2011 21:18

darkymarino

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Danke für das Review, Soylent Green ist ein Film den ich vor Jahren gesehen und als sehr beeindruckend empfunden habe.
Ich werde ihn mir definitiv baldmöglichst nochmal ansehen. :thumb:
Requiem1.jpg

┌П┐(►_◄)┌П┐

"Ich bin gottlos! Ich muss mir meinen eigenen Gott machen und das ist der Spielfilm."

Darren Aronofsky


Wenn ihr mich sucht, dann sucht in euren Herzen.
Wenn ihr mich dort findet, dann lebe ich in euch weiter.

#6
Geschrieben: 13 Apr 2011 00:07

Globox

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Dein abwechslungsreicher Schreibstil beeindruckt mich immer wieder aufs Neue! Vor allem die Einleitung und der Storyteil waren ein Genuss zu lesen. :)

Vielen Dank für diese großartige Review – den Film werde ich mir auf jeden Fall zulegen.
#7
Geschrieben: 13 Apr 2011 09:15

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Zitat:
Dein abwechslungsreicher Schreibstil beeindruckt mich immer wieder aufs Neue!

Daher nennen wir ihn auch "Der mit den Buchstaben tanzt" :p:rofl:

Ne, stilistisch ist unser Matthes wirklich ein Wahnsinn. Ich seh ihn schon bei Herr der Ringe....ich sag nur 26 Stunden Bonusmaterial! :rofl::rofl:
#8
Geschrieben: 13 Apr 2011 09:23

Sawasdee1983

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Sawasdee1983 ist im Urlaub

Hab von dem Film noch nie was gehört, aber deine Review liest sich wirklich gut und macht mich tierisch neugierig auf den Streifen. Werde wohl meine Wissenlücke dringend schließen müssen.
MfG Pierre

Sawasdee1983
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#9
Geschrieben: 13 Apr 2011 09:48

Gandalf123

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Ein wirklich toll geschriebenes Review! :thumb: Zum Film selbst muss ich sagen, dass ich zwiegespalten bin. Einerseits ein sehr realistisches Thema mit einem bewegenden "Abgang" von "Herrn Robinson", aber gleichzeitig ist der Film auch auf eine für mich negative Weise sehr altbacken. Da gibt es alte Sci-Fi-Filme die mich mehr gepackt haben wie Planet der Affen, oder die Zeitmaschine oder Logans Run oder.......

Auch zu C. Hestons Leistung als Schauspieler habe ich eine etwas abweichende Meinung. Wenn man sieht, wie er in El Cid spielt und hier, dann muss ich sagen, dass er hier irgendwie blass wirkt und von Robinson komplett an die Wand gespielt wird.

Ich hatte den Film bis vor kurzem auf DVD und werde mir die BD nicht holen. Zu Bild und Ton der BD kann ich logischerweise nichts sagen.


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